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Die Kunst-Halle — 5.1899/​1900

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Nummer 3
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Die deutsche Kunstabtheilung in Paris 1900
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Gustav, Leopold: Münchener Brief
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Berliner Kunstschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.63303#0051

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Nr. 3

4- Die Nun st-Halle -s-—-

39

Andere Schwierigkeiten für eine rasche und befriedi-
gende Abwickelung der deutschen Kunstabtheilungs-Angelegen-
heiten Seitens des Pauptvorstandes der deutschen Kunst-
genossenschaft liegen noch insofern vor, als zwar sämmtliche
deutsche Pauptkunststätten und Sammelstellen: Berlin,
Dresden, Düsseldorf, Karlsruhe, Stuttgart, Frankfurt a. M.
u. f. w. ihre Anmeldungen bereits Ende Juli prompt er-
ledigt haben, mit Ausnahme der beiden Kunstgenossen-
schaften München l und II (Sezession), welche erklären,
frühestens Mitte November ihre Anmeldelisten einreichen
zu können. Dieser Termin ist, auch nach den Mittheilungen
des perrn Reichskommissars, viel zu spät und es steht zu
befürchten, daß die Münchener Kunstgenossenschaft darunter
leiden muß, weil die umständlichen Verhandlungen über
Transport- und Feuerversicherung, die Entscheidung über
die Zahl der in den Gemäldesälen ausstellbaren kleineren
Skulpturen, die Ausstellung des Katalogs und endlich die
Forderung der französischer: Ausstellungskommission, daß bis
inkl. Dezember ein von jedem einzelnen Künstler-Aussteller
auszusertigendes Formular vorliegen muß, es gebieterisch
erheischen, daß alle diese Arbeiten vor dem (5. November
erledigt werden müssen. Die Münchener Künstlerschast
müßte unter diesen Umständen alle Nachtheile, welche ihr
aus der unmotivirten Verzögerung ihrer Anmeldungen
erwachsen, aus ihr Konto schreiben.
Daß, abgesehen hiervon und trotz der geradezu enormen
Arbeitslast, die ganze Angelegenheit sich in einem so be-
friedigenden Stadium befindet, ist in erster Linie dem von
allen Seiten anerkannten korrekten und überaus thatkrästigen
Vorgehen des Vorsitzenden der Allgemeinen Deutschen Kunst-
genossenschaft, Direktor von Werner, zu danken. —
Auch im „Verein für deutsches Kunstgewerbe" in
Berlin hat sich kürzlich ein Vortrag des während der ganzen
Dauer der Vorbereitungen der Weltausstellung in Paris
domizilirten Professors poffacker mit der Angelegenheit der
deutschen Abtheilung eingehend beschäftigt. Das Kunstge-
werbe wird hier einen recht günstigen Saal mit Emporen
erhalten und es sind die Hoffnungen aus ein ehrenvolles
Gelingen berechtigt. Imposant nimmt sich aus den: Terrain
das vom Baumeister Radtke geschaffene „deutsche paus"
aus. Noch lassen sich, in Mitten rüstiger Bauarbeiten, die
architektonischen pauxtlinien der gejammten Anlage des
Weltunternehmens nicht deutlich erkennen; Trokadero,
Eiffelthurm und das Riesenschaukelrad beherrschen das
Lhaos. Dicht an der Seine zieht sich das malerische „Alt-
Paris" hin.
Von Leopold Gustav.
(^Ba die baulichen Veränderungen dem „Kunstverein"
noch nicht wieder gestatten, in seinem peim Aus-
stellungen zu veranstalten, hat er sich einstweilen im Kunst-
salon peinemann eine Zufluchtsstätte bereitet. Die zahl-
reichen Einsendungen der Künstler enthalten nur solche
Werke, welche für die Verloosungsankäuse geeignet sind
und ist es deshalb um so erfreulicher, daß der Salon recht
viel Gutes enthält. Andersen-Lundby weiß seine Schnee-
landschaften immer wieder interessant zu geben und die
Einförmigkeit zu vermeiden. Köxpel schildert den Strand

des Meeres mit seinem schönen technischen Können; bei
Leeke, der sich gerne in die Sagenwelt Richard Wagners
vertieft, erscheint uns das Wasser vollendeter, als die etwas
matten Akte der Alberich neckenden Rheintöchter. Aus
Emmy Lischke hatten wir in letzter Zeit mehrfach aufmerk-
sam zu machen Veranlassung. Wohl drängen sich Vorbilder
der Künstlerin noch oft mit solcher Kraft auf, daß sie sich
ihrem Einflüsse nicht zu erwehren vermag. Lin Beispiel
hierfür ist wieder das seintonige Schäserbild, dieses Mal
ganz mit den Augen der Boys os Glasgow gesehen. Mhne
Einschränkung dagegen ist zu loben der Frühlingspark mit
dem den Abhang herunterrieselnden Bächlein und dem
Liebespaare, um welches liebliche beflügelte Putten spielen.
Märchenstimmung, keine Süßlichkeit und ein seines Auge
für die Natur I — Ernst Liebermann bringt einige gut
gesehene Naturstudien, Mar Fritz eine stimmungsreiche
perbstlandschast, Tina Blau zeigt eine hart am User der
Donau ausragende Kirche in Barockstyl architektonisch klar
gegeben, ohne die malerische Wirkung zu vernachlässigen,
p. von payeks famos gezeichnetes Rind zeigt alle Vorzüge
der Zügelschule und hält sich auch glücklich von koloristischer
Uebertreibung fern. Toobys Kühe sind weniger hart in
der Zeichnung, wie seither. August von Lonring gibt das
Interieur eines Weberhauses mit intimem Reize. Faber
du Faur bewährt in seinen Marokkanern seine treffsichere
Zeichnung und vornehme Koloristik. Th. Grätz hält sich
in seinen drolligen Stammtischtypen nicht ganz von der
Karikatur fern. Zum Schluffe sei auch Fischer-Llxons'
sarbensattes Stillleben genannt; die Genremalerei bringt
auch einige bessere Sachen. Von der Plastik erwähnen
wir Bernauers tüchtigen pubertushirsch, Echtelers Silber-
medaille mit dem äußerst minutiös ausgearbeiteten Bilde
des Regenten Luitpold und Eichlers „Adam und Eva",
eine Arbeit von tüchtigem Können und modernem
Empfinden.
X
Mevliye^ l^uyskschau.
1. (Naüonakgakkerie.
ie Nationalgallerie hat altem gutem Gebrauch folgend
eine Ausstellung von Werken des am 9. Mai l.828
zu Frankfurt a. M. geborenen, am 30. Juli d. I. zu Kron-
berg gestorbenen Malers Adolph Schreyer veranstaltet, deren
verzeichniß 8Z Gemälde und 66 Zeichnungen aufführt.
Den Schlüssel zum richtigen Verständniß dieser Sammlung
enthält die leicht übersehene Notiz: „Werke, bei denen der
Ligenthümer nicht genannt ist, stammen aus dem Nachlasse
des Künstlers." Ligenthümer sind aber nur bei acht Ge-
mälden genannt. Da nun Schreyer zu den stark begehrten
Künstlern gehörte, so versteht es sich von selber, daß die in
seinem Nachlasse vorgefundenen Gemälde ausschließlich aus
irgend einem Grunde unvollendet gebliebene Arbeiten sind,
wer wie Referent den Meister seit über dreißig Jahren
aus mehreren Pariser Salons, internationalen und retro-
spektiven Ausstellungen und öffentlichen Sammlungen durch
eine ganze Anzahl seiner vorzüglichsten Werke kennen ge-
lernt hat, erkennt ihn hier in seiner ganzen Größe erst
wieder, wenn er die durch Veräußerung als fertig aner-
kannten Stücke und einige diesen nahe stehende unter den
übrigen zunächst einmal herausgesucht und mit den Studien-
 
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