Die Kunst-Halle (5.1899/1900)

Die Au n st-Halle

Nr. 3


Neue venkmäler.
* Berlin. In der Siegesallee sind die Neben-
figuren von vier Statuen: Albrecht I., Gtto I., Gtto II.
und Albrecht II. von Bubenhand verstümmelt worden. Es
ist zu wünschen, daß die Wiederherstellung der mit
künstlerischer Liebe geschaffenen Skulpturen das Schandmal
ihrer Zerstörung bald verwische. — Die Denkmäler der
Ingenieure Siemens und Krupp, von Wandschneider
und Werter geschaffen, wurden am t9- Oktober vor-
mittags bei Gelegenheit der Jahrhundertfeier der Kgl.
Technischen Hochschule unter Entfaltung eines ganz
ungewöhnlichen Glanzes enthüllt. — Die Vorbereitungen
zur Errichtung des kolossalen Bismarck-Denkmals sind
auf dem Terrain vor dem Reichspalast, unter Leitung von
R. Begas, bereits im Gange.
* Rixdorf. Für das projektirte Kaiser-W ilhelms-
Denkmal sind bis jetzt t5H00 Alk. eingelaufen. Es wird
erhofft, daß zu Anfang nächsten Jahres die erforderlichen
Mittel für das Denkmal beisammen sein werden.
* Stralsund. Bildhauer Albert Nlanthe, Berlin, ist
mit der Herstellung eines Denkmals für Ernst Moritz
Arndt beschäftigt. Als Standort ist der pof des Gym-
nasiums gewählt worden.
* Bremerhafen. Die Errichtung eines Kaiser-
Friedrich-Denkmals wird geplant. Für den Denkmal-
fonds wird gesammelt.
* pamburg. Das Lismark-Denkmals-Komits
beschloß einstimmig die Annahme des vom engeren Aus-
schüsse gemachten Vorschlages, als Platz für das Denkmal
dem Senat das Fontenai-Rondell an der Außenalster zu
empfehlen.
* Prenzlau. Am 28. September wurden auf dem
hiesigen Marktplatz die Standbilder von Bismarck und
Moltke feierlichste enthüllt. Sie sind, wie das
Denkmal Kaiser Wilhelms I., zu dessen beiden Seiten sie
stehen, von Professor Johannes Schilling in Dresden aus-
geführt.
* Amanweiler. Jin nächsten Jahre wird in der
Nähe von Amanweiler ein Denkmal zu Ehren der am
t8. August gefalleneil Angehörigen des 2. preußischen
Garderegiments errichtet werden. Das zukünftige Stand-
bild wird sich auf dem Platze erheben, wo bei Beginn des
Kampfes die französische Artillerie stand.
* Zittau. Die Sammlungen für das in Zittau zu
errichtende Bismarck-Denkmal haben bisher reichlich
Z8 000 Mk. ergeben. Ls fehlen also nur noch 2000 Mk.
an der Gesammtsumme.
* Thorn. In Könitz in Westxreußen wurde am
t.8. Oktober ein Standbild Kaiser Wilhelms I., das Bild-
hauer Kühne geschaffen, auf dem wilhelmsplatz enthüllt. —
Auch ili Inowrazlaw erfolgte die feierliche Enthüllung eines
Reiterstandbildes des großen Kaisers.
Oels i. Schl. Einem schon seit Jahren von unserer
Einwohnerschaft gehegten Wunsche hat nun auch die
Stadtverwaltung durch einen Beschluß zugestimmt, indem
sie sich für die Errichtung eines Kaiser-Friedrich-Denk-
mals entschied.
* Krefeld. In den nächsten Tagen wird hier ein
Komitk zusammentreten, um die Errichtung eines Kaiser-
Friedrich-Denkmals herbeizuführen. Gedacht ist dasselbe
als monumentaler, künstlerisch ausgestatteter Brunnen, der
in der Mitte der Stadt aus einem Platz aufgestellt
werden soll.
* Kassel. Das neue Denkmal Philipps des Groß-
müthigen, ein gelungenes Werk des Bildhauers p. Ever-
ding, steht neben der Kirche. Es ist eine prächtige jugend-
liche Gestalt im Kostüm der Zeit, von freier stolzer paltung,
das Schwert in der Linken tragend, auf dem pauxte ein
Barett.
* Pirna. Am 22. Oktober wurde hier das Bismarck-
Denkmal enthüllt.
* Wien. Ein ganz eigenartiges Monument verspricht
das Anzengruber-Denkmal zu werden, welches Bildhauer
Pans Scherpe für das Deutsche Volkstheater ausführt
und soeben im Modell vollendet hat. Ls wird, entsprechend
der Sinnesart des Poeten, ein Stück freier Gottesnatur
darstellen, auf der außer dem Gefeierten ein Mann des

niederen Volkes, als Sinnbild der Dichtung Anzengrubers,
erscheint.
* Paris. Eben vollendet, nach einer Arbeit von zwei
Jahren, Paul Dubois die Grabstatue des perzogs von
Auma le für die Kapelle zu Dreux.
* Mailand. Eine Subskription für ein Giovanni-
Segantini-Denkmal, das auf dem kleinen Friedhof von
Maloja errichtet werden soll, eröffnet der hiesige Eorrisre
della Sera.
persönlicher.
* Prof. F. von Uhde gewählt zum I. Präsidenten
der Münchener „Sezession", an Stelle des nach Karlsruhe
i. B. scheidenden Prof. L. Dill.
* Orden: Prof. Pans Pet ersen, München, der zweite
Vorsitzende der Künstlergenossenschaft, erhielt das Ritterkreuz
des Mecklenburg - Schwerinschen Greifenordens. — Dem
Vorsteher des Meisterateliers für Bildhauerkunst am
Schlesischen Museum der bildenden Künste in Breslau, Prof.
Ehr. Behrens, ist aus Anlaß seiner Antheilnahme an der
inneren Ausschmückung des Palazzo Caffarelli in Rom der
Rothe Adlerorden Klasse verliehen worden.
* Dem nach Darmstadt übergesiedelten Maler Peter
Behrens wurde das Prädikat eines großherzoglich hessischen
„Professors" —Der Kunsthändler p G. Gute-
kunst in Stuttgart zum Kgl. Komme rzienrath ernannt.
* Professor Aristide Sartorio, der seit etwa drei
Jahren als Lehrer und Nachfolger Brendels an der Weimarer
Kunstschule thätig war, hat seine Stellung aufgegeben und
ist nach Italien verzogen.
* Nekrologe. Einer der namhaftesten dänischen
Bildhauer, Professor Karl Peters, ist am t8. v. M. zu
Kopenhagen gestorben. Seine bekanntesten plastischen Werke
sind ein tanzender Faun mit Doppelflöte, als Gegenstück
dazu eine tanzende Bacchantin und die Statuetten der
Dichter Johannes Ewald und Johann Permann Wessel in
der Vorhalle des Kopenhagener Poftheaters. — In
Zarskoje Sselo bei Petersburg starb am Oktober
Peter Petrowitsch Ssokolow, einer der ältesten russischen
Maler und jüngsten Mitglieder der Petersburger Akademie.
Er wurde t82l dort geboren und trat als Sechzehnjähriger
in die Akademie der Künste ein, nachdem er bereits vorher
bei seinem Onkel Brüllow, dem berühmter: pistorienmaler,
Zeichen- und Malunterricht genoffen hatte. Er widmete
sich der Landschafts- und Genremalerei. t8H5 trat er zum
ersten Male auf einer Ausstellung in Moskau mit zwei
Aquarellen hervor. Für seinen „Jahrmarkt in Lebedjan",
sein bestes Gelgemälde, erhielt er t88y auf der pariser
Weltausstellung die goldene Medaille und das Offizierkreuz
der Ehrenlegion. Auch als Illustrator von Werken Tur-
genjews, Nekraffows und Gogols war Ssokolow thätig.
Ssokolow war ein unvergleichlicher Darsteller ländlichen
Lebens, das er genau kannte. Er war ein leidenschaftlicher
Jäger und seine dem Leben der Jäger, Gutsbesitzer und
Bauern entnommenen Szenen, seine alten verfallenen Land-
häuser, seine Pferde und punde sind vor: einem kernigen,
gesunden Realismus.
Kunst- unü kiinsrierverelne.
* Der Verein Berliner Künstler hielt seine
Generalversammlung am Freitag, 20. Oktober, im Künstler-
hause (Bellevuestraße) ab.
* Berlin. „Freie Vereinigung der Graphiker"
heißt eine neue Vereinsgründung, die von einer im Mai
hier stattgehabten Versammlung von Vertretern der gra-
phischen Künste beschlossen wurde. Der Verein weist z. Zt.
25 Mitglieder auf. Vorsitzender ist Prof. Pans Meyer,
Schriftführer Johannes Plato.
* Dresdner Kunstgewerbeverein. Winterpro-
gramm t«99 bis t900: In Aussicht genommen sind Vor-
träge über: 26. Oktober Musterschutzgesetz rc., Ingenieur
Sack, Leipzig; 9. November „Amerikanisches Kunstgewerbe,"
Architekt Vogel, Pannover; 7. Dezember Besprechung über
„polz und polzarbeiten"; tl- Januar Prof. vr. Gurlittz
Thema unbestimmt; 22. Februar „Die Pariser weitaus-