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Die Kunst-Halle — 5.1899/​1900

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Nummer 15
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Kunstchronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.63303#0270

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23§

DieAunst-^alle

Nr. ^5

KunstchromK.

* Berlin. DasKünstlerhausbeimKaiser-
besuch am 5. Mai. Der Verein Berliner
Künstler hat beschlossen, zu Ehren des Besuchs des
Kaisers Franz Joseph von Gesterreich der Fassade
seines peims in der Bellevuestraße einen festlichen Schmuck zu
geben. Ls werden zur Ausfüllung der beiden Frontflächen
links und rechts von der Pauptaxe vom Maler Pans
Koberstein zwei Gemälde geschaffen, welche auf das
innige Verhältniß des österreichischen Herrscherhauses zur
bildenden Kunst Bezug nehmen sollen. Professor Ludwig
Manzel wird für den Auffahrtsplatz vor der Freitreppe
eine Kolossalbüste des Kaisers Franz Josephs
modelliren; zu ihr, die auf hohem Postamente errichtet
werden soll, wird die Idealgestalt der Kunst
lorbeerspendend emporblicken. Guirlanden, Baum- und
Blumen-Arrangements werden die plastische Gruppe und die
Gemälde einrahmen. — Die in Nr. 14 besprochene p. Eschke-
Ausstellung wird in Folge des großen Interesses, das
sie fortgesetzt findet, noch bis zum 18. Mai verlängert.
* Berlin. Große Kunstausstellung 1900. Die
perren Possmann-Fallersleben und Ernst pausmann
sind von ihren Reiser: ins Ausland zurückgekehrt. Ls ist
ihnen gelungen, eine stattliche Zahl namhafter, besonders
französischer Meister für die Beschickung der diesjährigen
Ausstellung zu interessiren, sodaß dadurch der internationale
Lharakter des demnächst eröffneten Unternehmens ge-
sichert wurde.
* Berlin. Kunstausstellung der „Sezession"
IchOO. Der Erweiterungsbau an der Kantstraße wird schon
in nächster Zeit abgeschlossen sein, während die Teil-
nahme der außen stehenden Kunstkreise günstig bleibt,
bröckelt sie im eigenen Lager ab. Line Pauptversammlung
des Vereins hat sich mit der Angelegenheit des perrn Prof.
Ludwig Dettmann beschäftigt, der seine für Altona be-
stimmten Wandgemälde in der Großen Berliner Kunst-
ausstellung zeigen will. Der Verein erklärte die Betheiligung
seiner Mitglieder an dieser Ausstellung für unvereinbar
mit seinen Statuten, und perr Professor Dettmann, der
bisher dem Vorstande angehörte, hat in Folge dessen seinen
Austritt aus der Berliner Sezession angezeigt.
* Berlin. Aus den Kunstsalons. Der jüngste
wechsel der Ausstellung von Ed. Schulte hat einen wahren
Massensegen zu Tage gefördert. Außer dem „Aussteller-
verband Münchener Künstler", zu dessen Mitgliedern u. A.
F. von Lenbach, Ed. Grützner, Franz von Defregger,
G. Max, A. Fink, w. von Diez, Karl Raupp, A. Andersen-
Lundby gehören, sind noch mehrere fremde und deutsche
Künstler mit Kollektionen erschienen: Der Schwede Glos
Arborelius, ferner P. P. Müller, München, Jos. Rösl,
München, p. Pleuer, Stuttgart, Karl Rettich, Lübeck,
p. Richter-Lefensdorf, Ahrenshoop u. s. w. Im Dberlicht-
saale jenes Ausstellerverbands fällt am meisten auf ein
von A. von Wagner sehr geschickt gemaltes Diorama der
Galata - Brücke in Konstantinopel, der von Menschen
wimmelnde sonnengetränkte weg zwischen Pera und dem
an Kuppeln und Minarets so reichen Stambul; auch
L. Zimmermanns dunkeltöniges Genre „Dorfklatsch" rc.
wirkt nicht übel. Rösls unter Glas gemalte, prächtig
leuchtende Dekorationen, bei denen Pflanzenmotive neben
Fisch, Pfau, Schmetterling rc., durchgehend vorkommen,
repräfentiren für die Ausschmückung gewisser moderner
Wohnräume immerhin ein pikant wirkendes Novum. Die
Wald- und Schneelandschaften von Peter Paul Müller lassen
der: Künstler in schöner Entwickelung seiner immer freier
und malerischer werdenden Schilderung erkennen, p. Pleuer
sucht mit Darstellungen von Lokomotiven, Maschinenhallen,
engen Gassen im nächtlichen Dunkel, auch durch eine
saloppe Technik, den Ausdruck pessimistischer Stimmung.
Richter-Lesensdors vermeidet bei seiner Vorliebe für un-
schöne, verzwickte Naturformen die Klippe des Gesuchten
nicht; und grade er glaubt der Natur srms pkrnse zu Leibe
zu gehen. Die bei weitem interessanteste Erscheinung ist
dieses Mal der Stockholmer Glos Arborelius, ein
moderner pobbema; denn seine Landschaften, gleichgültig
was sie schildern, ob einen Tümpel im Walde, eine Wald-

lichtung, eine wiese am Dorfe, ein Schneeseld mit Schlitten
und Bauern, wirken wie landschaftliche Idylle, welch eine
Kraft und doch Weichheit des Kolorits, welche parmonie,
Wahrheit und Stimmung fesseln z. B in jenem Schlittenbilde!
Man wird diesen Maler im Auge behalten müssen. —
Bei Keller und Reiner hatte kürzlich ein bis dnhin
Unbekannter, ein Anfänger, der Maler Karl Max Rebel
gleich eine ganze Reihe von Proben seiner neuromantischen
Kunst ausgestellt, wie vor Jahren Franz Stassen bei
Gurlitt durch seine zeichnerischen Kühnheiten, so srappirt
hier, was durch Fleiß und besondere Gabe der Nach-
empfindung koloristisch ermöglicht wurde. Bis jetzt sind es
indeß nur erst die wohlakkreditirten Vorbilder, die aus den
Malereien Rebels zu uns sprechen; sobald er seine eigene
künstlerische Sprache reden kann, wird man sich gern
mit ihm beschäftigen.
* Leipzig. In Del Vecchios Kunstsalon eröffnete
am 8. April der Verein der Künstlerinnen und Kunst-
freundinnen seine diesjährige bis zum 25. April währende
Gemälde-Ausstellung, die ca. 1.00 Nummern umfaßt und
außer einer Anzahl schön durchgeführter Blumen-, Frucht-,
Jagd- und Musikstilleben auch sehr stimmungsvolle Land-
schaften enthält, während verschiedene Künstlerinnen mit
wohl gelungenen Porträts vertreten sind. Neben der
Kollektion des Weimaraner Th. von Stein haben die
Venezianer Volpi, Selvatico, Scattola, Sartorelli und
Mazzetti eine 54 Bilder umfassende, interessante Ausstellung
veranstaltet, deren Motive meist Venedig selbst und seiner
Umgebung entnommen sind. Ferner finden Arbeiten von
Lenbach, Stuck, Pröll, Liebermann, Gabriel Max, Fr. Boden-
müller u. A. lebhafte Beachtung, ebenso die ganz neu aus-
gestellten japanischen Griginal-Buntdrucke.
* Pann over. Aus Anlaß der Depesche, die jüngst der
Kaiser an den Karlsverein in Aachen über die musivische
Ausschmückung des Aachener Domes gerichtet hat, ist
der Name des Pros. Schaper, der die betreffenden Ent-
würfe hergestellt und dem Kaiser vorgelegt hat, mehrfach
genannt worden. Um einer Verwechslung vorzubeugen, sei
nochmals ausdrücklich betont, daß der betreffende Künstler
der hiesige, hervorragend bewährte pistorienmaler Pros.
Permann Schaper ist. Dieser Künstler arbeitet seit
Jahren mit Vorliebe aus dem Gebiete monumentaler
Malerei. Schöpfungen im mittelalterlichen Lharakter ge-
lingen ihm, da er sich mit dem geistigen und formalen
Wesen des Mittelalters innig vertraut gemacht hat, am
besten. Er hat den großen Festsaal des gothischen Rath-
hauses in Pannover mit wand- und Deckengemälden ge-
schmückt und auch den dortigen Rathskeller dekorirt.
Andere Arbeiten seiner pand findet man in der Krypta der
Michaeliskirche in pildesheim, wo der Bischoff Bernward,
der Gründer der 1033 geweihten Kirche, beerdigt ist, ferner
im Saale des 1369 begonnenen, später mehrfach umge-
bauten und erweiterten Rathhauses zu Göttingen, im
Kapitelsaal des Marienburger Pochschlosses und in der
Garnisonkirche zu Pannover. Lin sicheres Stilgefühl
zeichnet alle diese Schöpfungen des Künstlers aus, dessen
Richtung und Neigungen aus das Engste mit den Tendenzen
der hannoverschen Architektur und ihrer Meister pase,
Gppler, pehl u. A. Zusammenhängen.
* München. Der hiesige Kunstgewerbe-Verein hatte
die Presse zu einer Besprechung geladen, in welcher er
einen Plan zur künstlerischen Bebauung der „Kohleninsel"
von Th. Fischer vorlegte. Es gilt vor Allem, massive Aus-
stellungsbauten zu erhalten, welche zuerst die Exposition
zum 50. Jubiläum des Vereins ausnehmen sollte. Die
endgültige Bebauung des für das Städtebild wichtigen
Isareilandes ist ebenso nöthig, wie neue Ausstellungs- und
Versammlungsräume. Man darf deshalb hoffen, daß dieser
plan finanzielle Berücksichtigung findet.
* Speyer. Man plant hier ein historisches Museum
für die Pfalz. Dem Vernehmen nach soll mit dem Bau,
der ungefähr eine halbe Million Kosten verursachen wird,
Professor Gabriel Seidel in München beauftragt werden.
* Karlsruhe. Aus dem Budget des Finanzministers
für 1900—1901 entnehmen wir: Die Kommission beantragt
u. A. Genehmigung von Mk. 219000 als 3. Anforderung
für die Restaurirung des Friedrichsbaues des peidelberger
Schlosses, 227 4:68 Mk. als 4. Rate für Restaurirung des
 
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