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Die Kunst-Halle — 5.1899/​1900

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Nummer 3
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Berliner Kunstschau
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Kunstchronik
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Nr. 3

Die Aunst-Halle

^3

Interesse, wenn auch wahrscheinlich recht verschiedener
Werthschätzung, begegnen werden.
Somit scheint es angezeigt, gerade in diesem Augen-
blicke den Besuch des Tassirerschen Salons den vorurtheils-
losen Kunstfreunden dringend zu empfehlen. B M.
AunstehroniK.
* Berlin. Das glanzvolle Fest, der Jahrhundertfeier
der Königlichen Technischen Pochschule hat auch die
Kunstkreise berührt. Als Vertreter der Akademie der Künste
nahmen der Präsident Geheimrath p. Ende und der
Sekretär der Akademie Prof. w. von Dettingen, als
Vertreter der akademischen Pochschule Direktor Prof. A. von
Werner an dem Feste theil; der Letztere vertrat zugleich
mit perrn Maler Max Fritz den Verein Berliner Künstler.
Für die Kgl. Museen erschien deren Generaldirektor Erz.
Dr. Schöne. Akademie und Kunsthochschule ließen zugleich
durch ihre Vertreter ein kunstvolles Geschenk nebst Glück-
wunschadresse bei Gelegenbeit der am vormittag des
20. Gktober im großen Lichthofe der Technischen Poch-
schule stattgefundenen Festsitzung überreichen.
* Berlin. Im Salon Keller 6c Reiner erscheint
zum ersten Male eine Gruppe, genannt „Märkischer
Künstlerbund", bestehend aus den Malern Achtenhagen,
Fritz Geyer, Kayser - Eichberg, F. Krause, L. Lejeune,
p. pigulla, Th. Schinkel, denen sich als Gäste die Bild-
hauer posaeus, Kraumann und Schmarje anschließen.
Außerdem enthält der Salon Kollektionen von Arbeiter!
des Müncheners L. Korinth und des Karlsruher Graphikers
T. R. weiß. — Im Salon Ed. Schulte beginnt dieser Tage
die Ausstellung von Griginalzeichnungen des kürzlich ver-
storbenen Illustrators Ludwig von Nagel. Keiner wie
er verstand mit solch' lustigem und liebenswürdigem pumor
Episoden aus dem Pferdeleben zu schildern. Er war ein
genauer Kenner der Pferde und hat deren Natur und Be-
wegungen mit feiner Beobachtung und unermüdlichem Fleiße
studirt. Die Zeichnungen behandeln hauptsächlich Vor-
kommnisse bei der Kavallerie, dem Pferdehandel, aus den:
Pippodrom und Erlebnisse von Sonntagsreitern, sowie
städtische und ländliche Szenen, in denen das Pferd den
Mittelpunkt der pandlung einnimmt.
* Dresden. Als Beweis der Unechtheit der Raffael-
fchen Madonna Sistina, die der Dresdener Kunstgelehrte
Dr. Ludwig Jelinek als eine Kopie bezeichnet hat, soll
neuerdings ein weiteres Moment hinzugekommen sein. Bei
dem Durchstöbern alter Mönchsschriften ist den: Dr. Jelinek
auch ein altes Legendenbüchlein des Don Felice Passero,
eines Mönches des Klosters in Testi, in die pände gefallen.
In dieser Schrift wird beiläufig erwähnt/daß vor ca.
t? Jahren, im Jahre t576, der Altar mit dem Raffaelschen
Bilde, welches angeblich später für thenres Geld nach
Dresden verkauft wurde, durch einen Mauersturz verschüttet
worden ist. von dein schlecht restaurirten Gemälde ist
dann später eine Kopie mit den auffälligen Restaurations-
fehlern gemacht worden, die als echter Raffael nach Dresden
kam. (Mit Vorsicht aufzunehmen. D. Red.)
* Meißen. Neuerdings hat Sascha Schneider sein
erstes öffentliches Monumentalwerk beendet, ein großes
Fresko „Der Triumph des Kreuzes im Weltgericht" in der
neuerbauten Iohanniskirche zu Kölln bei Meißen. Er hat
mit diel em Bilde ein Werk von bleibender Bedeutung qe-
ichaffen, und den Ruf, den er seinen Kartons verdankte,
auch als Maler fest begründet; man darf auf die Bilder
gespannt sein, mit denen er zur Ausschmückung des Deutschen
Buchgewerbehauses in Leipzig beauftragt ist.
* Leipzig. Der Kunstsalon F. w. Mittentzwey-
windsch eröffnet seine perbstausstellung mit einer Kollektiv-
Ausstellung der Worpsweder, von denen peinr. Vogeler
mit seinen: Gemälde „Dämmerung", Karl Vinnen mit vier
Moorlandschaften, Pans am Lude mit „perbstabend", Fritz
Mverbeck mit zwei Landschaften „Abendsonne" und „Sommer-
tag" und Gtto Modersohn mit drei größeren Abendstimmungen
vertreten. Ferner ist eine Kollektion von sieben größeren
Pastellen, und Gelstudien von pelene Frauendorfer-Mühlthaler

München und eine in zehn Gemälden bestehende, zumeist paide
und Moorlandschaften darstellende Sonderausstellung von
Franz Schreyer, Dresden-Blasewitz, ausgestellt und Werke
von Prof. Schnars-Alquist, Prof. L. Koerner, Prof. Ehr.
Kröner, I. Schoyerer, F. Lecke, Prof. L. Douzette, Ilse
Ghnesorge-Sebnitz sieben Aquarelle u. A. m.
* Flensburg. Die Pläne für das hier aufzuführende
Kunstgewerbe-Museum sind ihrer Fertigstellung nahe und
es kann in Folge dessen zum kommenden Frühling mit dem
Bau begonnen werden.
* pamburg. Der Kaiser schenkte sein lebensgroßes
Bild in Gardes-du-Korps-Rniform dem Senat. Das von
Ludwig Noster geschaffene Gelgemälde wird am ;8. Gktober
in des Kaisers Beisein im Kaisersaale des Rathhauses ent-
hüllt werden.
* Freiburg i. B. Man schreibt uns: Das Aquarell
besteht einerseits als eine Technik, welche gewissen Be-
grenzungen unterlegen; durch die freie Idealisirung der
Farbeneffekte wirkt das Aquarell reizvoll und vorzugsweise
dekorativ. Anderseits besteht aber wieder das Aquarell als
eine Kunst, die bei Vermeidung der Konventionen sich die
Interpretation der Natur zur Aufgabe stellt, die pinternisse
des Materials nicht zu umgehen, sondern zu überwinden
und dabei die Vorzüge desselben höher auszunutzen sucht.
Als hervorragender Vertreter dieser Kunst gilt hier F. Bentz,
dessen Bilder den Beweis liefern, daß, während gewisse
Vorzüge des Aquarells für die Gelmalerei nicht erreichbar
find, das Aquarell sich die bedeutendsten Vorzüge des Gel-
gemäldes zu eigen machen darf. Bei Bentz ist aber durch-
aus nicht von der Imitation oder Simulirung einer Technik
die Rede — im Gegentheil der Beschauer wird in die
Stimmung, die der Maler in seinen: Bilde verkörpert,
derart versetzt, daß er über die Technik hinwegsieht. Nur
deshalb entsteht der vergleich mit Gelbildern, weil diese
sonst ebenfalls weniger den Schranken der Technik unter-
worfen ist. Daß diesen Bildern eine große Individualität
eigen ist, braucht nicht erst gesagt zu werden. Eine Samm-
lung von über so Gemälden von F. Bentz ist zur Zeit
in: „Kunst-Verein" ausgestellt. M. F.
* Stuttgart. Auf dem Pinterplatz der königl. Bau-
gewerkschule ist mit der Errichtung zweier Flügelanbauten
begonnen worden, die euren Gesammtaufwand von 26^000
Mark erfordern.
* Kaiserswerth. Die alte Kaiserpfalz, die zur Zeit
Friedrich Barbarossas erbaut worden ist, soll jetzt restaurirt
werden, wofür die Staatskasse 800000 Mk. bewilligt hat.
* München. Im alten Nationalmuseum beab-
sichtigt man eine Abtheilung von Gypsabgüssen nach
Werken altchristlicher Zeit einzurichten.
* Frankfurt a. M. Bei Perm es steht die Samin-
lung des belgischen Landschafters Franz Tourtens
(28 Bilder) im Mittelpunkt des Interest es.— Jin Schneider-
schen Kunstsalon ist eine neue Kollektion von Gemälden
Pans Thomas ausgestellt. -— Der Salon Goldschmidt
bietet eine Sammlung von Arbeiten des französischen Malers
Adrien Demont.
* Mecheln. Auch hier will inan, angefeuert durch
den Glanz der Rubens- und van Dyck-Feste, das Genie zu
Ehren bringen, indem man sich als Geburtsort des großen
holländischen Malers Franz Pals aufspielt. Ls steht
zwar fest, daß pals von parlemer Eltern herstammt und
in Antwerpen (um tö8t) das Licht der Welt erblickt hat,
das ficht aber die braven Spießer von Mecheln nicht an,
die nun einmal von dem Nimbus eines großen Lands-
mannes nicht lassen mögen und damit den benachteiligten
parlemern nur jene ältere Farce mit dem Laurenz Koster, dem
Pseudo-Lrfinder der Buchdruckerkunst, nachmachen.
* Wien. Der Kunstsalon L. pirsch ler 6c To. stellt
z. Zt. Arbeiten aus von Gtto Greiner, München, L. Marold (ff),
S. Schneider, Rom, Richard Weir, Wien, außerdem eine
Sammlung von Werken Prager Künstler und Kollektionen von
Gemälden, Farbendrucken und Büchern japanischer Künstler.
* London. Miß pelen Zimmern, die langjährige
Mitarbeiterin der „Kunst-Palle", die sich von Florenz nach
London besuchsweise begab, hält hier im Gktober und
November (Tollingham Road, South Kensington) eine
Reihe von Vorträgen über die altflorentinische Kunst, seit
der Zeit von Limabue und Giotto bis auf Andrea del Sarto.
 
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