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Die Kunst-Halle — 5.1899/​1900

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Nummer 14
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Gold, Alfred: Wiener Kunstbericht
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Meyer, Bruno: Das Urheberrecht der Künstler
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https://doi.org/10.11588/diglit.63303#0248

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Die Aun st-Halle

Nr.

2^

Anregungen — Klinger, Khnopff u. s. w. — zusammen-
gesetzt. Die menschlichen Körper sind halb schülerhaft als
Akte gestellt und gezeichnet, halb karrikirt uud verschnörkelt.
Kein origineller Einfall, keine eigenartige Beobachtung,
nicht die Spur eines Naturmodells blitzt durch. Der Ge-
sammteindruck läßt sich darnach leicht ermessen, was bleibt
dem Beschauer in der Erinnerung? Line Metapher, eine
Phrase in breiter, einfältiger Buchstäblichkeit phantasielos
hingepinselt. Einige Kritiker sprachen von Unklarheit und
Phantastik im symbolischen Ausdruck. Nichts mit größerem
Unrecht. Denn in diesem Bild ist überhaupt kein „sym-
bolischer" Ausdruck, also auch kein unklarer; keine Phan-
tasie, also auch keine Phantastik. Und eben darum ver-
teidigen auch die Vertheidiger so schlecht, wenn sie einen
angeblich selbstständiger: Symbolismus rühmen, der dieses
Bild von der bekannten faden, allegorischen Begriffsmalerei
(Wahrheit, Wissenschaft u. s. w.) unterscheidet. Man
findet diesen „Symbolismus" bei Klimt nicht! Im Gegen-
teil, gerade hier findet man eine trocken-analysirende Be-
griffsmalerei, eine Unterschiebung gekünstelter, abgeleiteter
Sprachbilder, an Stelle eines angeschauten Phantasiebildes.
Gerade hier ein Programm, eine Definition, statt eines
Gleichnisses. Das Neue ist nur, daß sich die Unzuläng-
lichkeit dieses Schöpsergeistes nicht an überkommenen Formen,
sondern einem eigenen Experiment erweist. Für das selbst-
ständige Urtheil ist Klimt so wenig eine überragende neue
Kunsterscheinung, wie die bekanntesten anderen Vertreter
der „Sezession" es sind. Durch die gegenwärtige Aus-
stellung wird das neuerdings bekräftigt. Die Bernatzik,
Lngelhart, List, Moll, Gttense ld, Tichy sind sämmt-
lich lernende, gutgesinnte, mehr oder weniger nachahmende
Techniker. Line eigenartige, Neues offenbarende Künstler-
potenz ist nicht unter ihnen.
Ein Gesammtüberblick über das Bedeutendste der
Ausstellungen sei einem zweiten Aussatz Vorbehalten.
Ui
vaz Mebmecbt M WlMIer.
Von Bruno Meyer.
(Fortsetzung).
ie Mannfeldsche Pfennigfuchserei bezüglich
der Prozente, die im Kunstblatthandel da und
dort kleben bleiben, ist von ihrer Kleinlich-
keit ganz abgesehen unsachlich in: höchsten Grade.
Denn, wie bereits vorübergehend erwähnt, werden noch
alle Preise im Kunsthandel so hoch gehalten, daß überall
etwas dabei übrig bleibt. Nur erst ganz verstohlen regen
sich Unternehmungen, welche mit Hülse der neueren
leistungsfähigeren Techniken Reproduktionen ganz
billig in die Massen bringen. Aber diese Unter-
nehmungen müssen seitab neben dem Kunsthandel
ihren Weg suchen; und sie sehen sich daher aus
Darstellungen beschränkt, die einen natürlichen und
sicheren weiten Abnehmerkreis haben, dem leicht sn
mus8e beizukonnnen ist. Der Kunsthandel will nicht
durch Veröffentlichungen behelligt sein, die gräßlich
billig sind und nichts abwersen. Er weiß aus Er-
fahrung, daß das Publikum nicht den Preis nach
den Dingen beurtheilt, sondern die Dinge nach
den Preisen, und daß ein Gegenstand, der Anklang
findet, sei es aus welchem Grunde auch immer,

ebenso gut zu einem höheren wie zu einem niedrigeren
Preise gekauft wird, — natürlich: wenn Gegenstand
und Preis so wie so nicht ganz geringwerthig sind.
Es macht gar keinen Unterschied, ob ein Kunstblatt
gewisser Größe — und hierbei ist es ohne jeden
Belang, ob Stich oder Heliogravüre, — im Laden
zehn oder fünfzehn Mark kostet. Emen Unterschied
in der Absatzfähigkeit würde es erst bedingen, d. h.
wenigstens möglicherweise ein merklich weiterer Kreis
des Publikums herangezogen werden, wenn das
Blatt etwa für nur fünf oder gar drei Mark ab-
gegeben werden könnte. Das ist der Grund, wes-
wegen ausrangirte Kunstblätter, mit deren Vorrath
man zu räumen wünscht, sehr bedeutend im Preise
ermäßigt werden, bis in die Nähe der unmittelbaren
Herstellungskosten. Eine geringe Herabsetzung
würde ihnen keine neuen Publikumskreise zusühren.
Für solche durchgreifende Verbilligung aber, wie sie
im Buchverkehr mit Erfolg Platz gegriffen hat, ist
in der Art von Kunstblatthandel, für den sich Mann-
feld erwärmt, kein Raum. Für das immer etwas
umfangreiche originale Kunstblatt eristirt keine billige
Massenherstellung; das Kunstblatt bietet dem Besitzer
— hier natürlich von allen idealen Auffassungen ab-
gesehen — nicht entfernt so viel wie das Buch, in
dem man lange lesen, und aus dem man alles mög-
liche Nützliche und Brauchbare lernen kann; und das
Kunstblatt ist anspruchsvoller und peinlicher in der
Aufbewahrung als das Buch. So wird sich an den
Bedingungen des Kunstblattmarktes wahrscheinlich
nicht sehr viel ändern lassen. Auch von der Ver-
stärkung der Nachfrage in Folge des steigenden
Wohlstandes uud der sich verbreitenden und ver-
tiefenden Bildung ist nicht viel Heil zu erwarten.
Denn das plus der Nachfrage richtet sich nicht auf
ein plus der Exemplare vom einzelnen Werke, sondern
auf ein plus an „Mustern", an verschiedenen an-
gebotenen Kunstblättern; und daher würden die
Künstler von einer solchen Veränderung der Markt-
verhältnisse erst sehr spät Vortheil haben; nämlich
erst dann, wenn die Vervielfältigung des Absatzes
von dem einzelnen Werke die Reduktion des Ver-
kaufspreises mehr als wettgemacht hätte.
Diese Dinge aber mögen sich in Zukunft gestalten,
wie sie wollen; das liegt auf der Hand, daß nichts
ungeeigneter sein würde, eine Entwickelung im
Sinne einer Verkehrs-Steigerung herbeizuführen, als
die Lahmlegung des legitime:: Handels und die Mo-
nopolisirung einer „Zentralstelle". Hat sich doch auch
die parallele Entwickelung im Buchhandel nicht
durch eine Beeinträchtigung des Zwischenhandels,
sondern durch dessen Unterstützung — mittels ver-
mehrten Nutzens aus seiner Arbeit — und Aus-
dehnung — auch in seinen bisherigen Formen,
namentlich aber in Gestalt eines riesigen Kolportage-
handels — vollziehen müssen.
Diese ganzen Zukunftsträume Mannfelds sind
Thimäre!
Ich muß aber noch auf zwei schiefe Gedanken
bei ihm eingehen, oder vielmehr zurückkommen,
weil sie theilweise etwas Verführerisches haben, und
daher leicht Verwirrung anstiften könnten.
Ich habe schon darauf hingewiesen, daß Mann-
feld zwischen Reproduktion und Originalarbeit auf
graphischen: Gebiete keinen Unterschied macht. Und
nun begeistert er sich u. A. dafür, daß die Künstler
(Maler und Bildhauer) ihre Werke selber reprodu-
ziren sollen, wobei ihm der Vorgang Herkomers,
namentlich auch dessen über Nacht berühmt gewordenes
 
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