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Die Kunst-Halle — 5.1899/​1900

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Nummer 9
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Venedig: EIne Skizzenausstellung
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Aus München
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https://doi.org/10.11588/diglit.63303#0159

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I7r. 9

Die Aunst-L)alle -z-

f35

darstellung als etwas künstlerisch Minderwerthes erscheint.
Ganz vorzügliches, was geistige Verarbeitung betrifft, sehen
wir von Liardi Sohn. In seinen Skizzen scheint förmlich
Sonne und ist ein naives Kinderleben versinnlicht, das
nicht als bloße Staffage wirkt; auch besitzt die breit fette
Behandlung eine erfreuliche Irische. Milo Bartoluzzi da-
gegen bringt in seinen Pastellen ernstere, selbst düstere
Naturerscheinungen zum Ausdruck: es sind Schneegefilde,
Abendstimmungen und dgl., sämmtlich koloristisch solid be-
handelt. volxis anscheinend kecke Mache wirkt zu unper-
sönlich und giebt zumeist Motive in Graustimmung.
Fragiacomo hat ein sehr transparentes Lagnnenbild,
während Mazetti gute Landschafter! ausstellt, ebenso
Sartorelli. Noch könnte ich Einiges von Landschaftern er-
wähnen, das nicht jeder Naturfrische bar ist, allein es
hätte geringe Bedeutung für den auswärtigen Leser.
Luigi Nono, der inzwischen Professor der hiesigen
Akademie geworden ist, hat sich mit kleineren figürlichen
Arbeiten, meist älteren Datums eingefunden: er strebt
nach koloristischen Wirkungen und hält dabei auf sorgfältige
Zeichnung. Bressanin ist der unermüdliche verherrlicher
der venezianischen Dame im Kostüm des vorigen Jahr-
hunderts, er schildert das intime Leben der Nobili, pikant
und geistreich; schade nur, daß er in der Zeichnung oft
verschnörkelt erscheint. Seine ganz kleinen Tafeln, z. B.
eine verschneite venezianische Brücke mit frierenden Fuß-
gängern, denen es unheimlich zu Muthe ist, und die
Konsultation bei einem Arzt sind erfreuliche mit Verve ge-
malte Bildchen, an der Publikum wie Kunstverständige
Vergnügen finden. Laurentis Pastellstudien besitzen große
Zartheit im Ton wie auch poetischen Reiz. Bras
wagt mit flüssig aufgetragener Farbe, besonders Kremser-
weiß, luftige Freilichtimpressionen, vernachlässigt aber oft
zu sehr die Form. . . Theilnahme des Publikums und auch
der verkauf lassen vorläufig nichts zu wünschen übrig.

Aus Mychey.
I, ritz August von Kaulbach erschien seit langer Zeit
wieder einmal im Kunstverein. Er hat ein großes
Repräsentationsbild Kaiser Wilhelms II. gemalt, in dem
wir eine bedeutsame Arbeit begrüßen. Mn (puai des
Pafens steht der Kaiser in großer Admiralsuniform, sich
von dem dunkelnden Meere abhebend. Die See ist hier
nicht wie nebensächliche Staffage behandelt. Die Wogen
des Meeres sind sehr gut gesehen und virtuos hinge-
strichen, sind jedoch so gegeben, daß sie nicht die Aufmerk-
samkeit von dem Porträt ablenken; zur Seite erblickt
man den Pafen mit vielmastigen Schiffen. Die Auffassung
des Kaisers wird Manchen: vielleicht zu majestätisch er-
scheinen, allein der Ausdruck des Gesichts entspricht völlig
dem des Kaisers bei Situationen repräsentativen Cha-
rakters. Kaulbach hat ferner ein Porträt der von ihm
schon mehrmals gemalten Frau Großherzogin von pefsen
und einige Kinderköpfe ausgestellt, die durch die anspruchs-
lose Wiedergabe und durch ihre naive Einfachheit erfreuen,
zumal viel Beobachtung darin steckt.
von Segantini hat man einige Studien aufgehängt,
Kühe an der Tränke und Aehnliches, Alles in seiner be-
kannten Schärfe der Zeichnung; daneben hat inan Bilder

von vittore Grubicy de Dragon, „dem Freunde Segan-
tinis", zur Ausstellung gebracht. Die Technik hat Ähn-
lichkeiten mit der des letzteren, freilich weniger herb; er uralt in
weicheren Tönen; die herbstliche Natur zieht er vor, seine
Schafe sind mehr Staffage, die Landschaft ist ihm die
Pauptsache. Er ist auch konventioneller als Segantini.
von Arnold Böcklin eine kleine, farbenprächtige
Skizze: „Faun überrascht eine Nymphe in: Bade", von
Germ. Riidisühli eine — Böckliniade, aber sonst noch
ein sehr beachtenswertstes Bild, in dem der regen-
feuchte, gelbgefärbte Abendstimmel, die frühzeitig brennenden
Lichter der heranrollenden Lokomotive und die rothen und
blauen Lämpchen auf dem Bahngeleise gut zu einander
gestimmt sind.
peinr. Rich. Red er malt einen Eisenbahnzug auf
völlig ins Pochwasser versunkener Bahnstrecke, lieber die
Erzählung der Episode hat der Künstler die rein maleri-
schen Aufgaben völlig im Auge behalten, peinrich Rasch
bringt wieder eine seiner frisch erfaßten holländischen
Fischerinnen; Marg. Zechlin naturalistisch gesehene Feld-
arbeiter. Die Damenporträts von P. vucetisch bezeichnen
wir einstweilen als sehr flott und gewandt gemacht und
verhalten uns bis auf weitere Leistungen abwartend.
Georg Rößler bringt ein brav gearbeitetes Bismarck-
bildniß; W. von Ezachörsky ein träumerisches Mädchen
in einem üppigen, zuviel von der Figur ablenkenden
Interieur.
Zur jetzigen Faschingszeit „locken" wieder Plakate an
allen Straßenecken zu den diversen Redonten; Plakate von
einein künstlerischen Unwertste, die von dem Aufschwung
der Plakatkunst nicht das Geringste verrathen.
Wenn ferner jüngst bei einem von Schriftstellern und
Bühnenkünstlern arrangirten Ballfeste Schiyuckgegenstände
nach Entwürfen französischer Künstler als Prämien
gegeben wurden, so ist dies für den heimischen Kunst-
freund auch wenig erfreulich.
Leopold Gustav.
X
preiraurrclmiden
zur Erlangung von Entwürfen für einen Ulonu-
inental-Brunnen in Oppeln.
^U^s wird beabsichtigt, in der Stadt (Dppeln einen
monumentalen Brunnen mit figürlichen Dar-
stellungen zu errichten.
Alle preußischen und in Preußen lebenden anderen
deutschen Bildhauer werden eingeladen, sich an dein Wett-
bewerbe zur Gewinnung von Entwürfen für den Brunnen
zu betheiligen und ihre Arbeiten für diesen Zweck ein-
zureichen.
Für die Konkurrenz gelten folgende Bestimmungen:
t) Der Brunnen soll auf dem vor der Kaiserlichen
Ober - Postdirektion und den: Staatsbahnhofe be-
legenen Minerva-Platze errichtet werden und seine
Aufstellung in der Mittelaxe des Postgebäudes nahe
an der Pauptzugangsstraße zum Bahnhofe finden.
Das sogenannte Minerva-Denkmal wird von den:
Platze entfernt.
2) Der Brunnen soll unter Vermeidung architektonischen
Aufwandes wesentlich durch seine in Bronze auszu-
führenden Skulpturen wirken.
 
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