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Die Kunst-Halle — 5.1899/​1900

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Nummer 4
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Kunst- und Künstlervereine
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Preisausschreibungen
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Aus der Chronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.63303#0074

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60

Die Run st-Halle

Nr. q

Verlegenheit zu bereiten, so mögen die Münchener Künstler,
die, entgegen ihrem berechtigten Wunsch, in Paris 1.900
unvertreten bleiben werden, bei ihren Wortführern sich
bedanken. Zweifeln kann man immerhin, ob durch jene so
offen zur Schau getragene Gesinnung — ganz abgesehen
von dem unmittelbaren Schaden, den sie hervorruft — dem
Ruhme von Isarathen ein neues Lorbeerblatt hinzugefügt
werde. . . Das bei weitem größte Interesse des Abends
konzentrirte sich aber auf die Wähler: für die Kommis-
sion der Großen Berliner Kunstausstellung 1900
und zum künstlerischen Beirath der Vereinsausstellung.
An Stelle des verstorbenen Professors von Kameke wurde
Professor Ernst pildebrandt als Vertrauensmann gewählt.
Da, trotz des bekannten Austritts einer kleinen Minderheit,
„Sezession" genannt, die Gegensätze zwischen der „Freien
Künstler-Vereinigung" und der sogenannten Eilersgrupxe,
wie man hier die Partei der „Alten" gewöhnlich nennt,
keineswegs beseitigt wurden, so kamen auch in diesem Jahre
die Wahlvorschläge beider Gruppen zur Abstimmung, die
so heftige Diskussionen zur Folge hatte, wie sie selten in
diesen Räumen erlebt worden sind. Das Resultat war
betreffs der Kommissionsfrage der Großen Ausstellung ein
Sieg der „Alten". Gewählt wurden: Ernst Körner, Franz
Bombach, Ernst Pausmann (Ersatz: Poffmann-Fallersleben,
L. Döxler d. I.) als Maler, peinrich pohlmann, Or. F.
partzer (Ersatz: Ferd. Lepcke) als Bildhauer, Aug. Blunck
als Architekt und G. Eilers als Graphiker, wobei aber zu
bemerken ist, daß L. Pausmann, und F. Lepcke auch Mit-
glieder der „Freien Vereinigung" sind. Zum künstlerischen
Beirath für die „permanente" wurden die Kandidaten der
„Freien Vereinigung" gewählt: A. von Werner (von beiden
Parteien gewünscht), Max Koner und F. Schaper, wenn
eine pandlung ganz besonders geeignet ist, von dem ge-
sunden Sinne, der im „Verein Berliner Künstler" zum
Glück noch überwiegend herrscht, Zeugniß abzulegen, so ist
es die Verurtheilung eines von einer Minderheit unter-
stützten Versuchs, der auch in dieser Sitzung zur Sprache
gelangte, betreffend Iuryfreiheit eines einzelnen Bildes
für alle Mitglieder des Vereins, analog dem Vorrecht der
Mitglieder der Akademie der Künste. Der einmüthige und
entschloßene widerstand, der diesem Versuch von Seiten
aller Ernsthaften beider Parteien entgegengebracht wurde,
wird hoffentlich die privilegienlüfternen perren endlich zur
Einkehr mahnen.
* Berlin. Der Verein „Pallas", der jetzt in das
zwanzigste Jahr feines Bestehens tritt, pflegt, neben ge-
selligen Bestrebungen, auch die künstlerischen Interessen
seiner Mitglieder. Zu diesem Zweck hat er, der Bedeutung
des Aktzeichnens für die Kunst Rechnung tragend, zwang-
lose Abend-Zirkel eingerichtet. Solche finden Donnerstag,
Frejtag und Sonnabend Abend von 7.—9 Ahr in dem neu
eingerichteten Atelier, Wartenburgstraße 14, gegen ein
Entgelt von fünf Mark monatlich (inkl. Modellgeld) statt.
Am Montag, Dienstag und Mittwoch Abend der ersten
pälfte im Monat werden Kostümstudien gemacht, für die
der Beitrag vier Mark pro Monat beträgt. Der Sonntag
Vormittag von 10—1 Uhr ist für Tagesakt und Porträt-
studium (drei Mark) eingerichtet. Anmeldungen dafür
werden im Atelier oder bei perrn G. Schafft, Lankwitz-
straße 8III Treppen entgegengenommen. Die Freuden heiterer
Geselligkeit werden durch regelmäßige Zusammenkünfte an
jedem Sonnabend Abend von neun Uhr ab geboten.
Außerdem finden monatliche Vorträge über Kunst und Kunst-
gewerbe statt.
* Dresdner Kunstgewerbeverein. Im Vereins-
saale der „Drei Raben" sprach in der letzten Sitzung am
9. November perr Architekt Rud. Vogel, Pannover, über:
„Die Architektur und das Kunstgewerbe in Nordamerika
und ihr Einfluß auf die „Moderne" in Deutschland." (Mit
bildlichen Vorlagen.)
?rel§aurrcl>re!ben.
* Pannover. Farbige Plakat-Entwürfe werden,
wie wir bereits in Nr. 2 mittheilten, von der Kunstanstalt
I. E. König 6c Ebhardt, im modernen Stil auf dem
Wege einer Konkurrenz (Termin 15. Januar 1900) gesucht.
Zur Ergänzung des früher Gesagten bemerken wir noch,

daß die verschiedensten Branchen zugelassen werden. Die
Entwürfe sind in den Pochformaten von 82X108, 56X85,
48X^2, ZsX"5 am zu liefern, können in beliebiger Mal-
technik (mit Ausschluß von Velfarben) ausgeführt fein und
müssen sich für die farbige lithographische Vervielfältigung
ohne weiteres eignen. Die Entwürfe find in leichten Passe-
partouts aus Pappe einzuliefern, während das größte der
genannten Formate in gerolltem Zustande zur Versendung
kommen kann Die 13 Preise betragen Mk. 1000, 750,
500, 300 (4 Mal) und 200 (s Mal).
* Chemnitz. Im Wettbewerb für das König
Albert-Museum sind 45 Entwürfe eingegangen. Anter
diesen ist vom Preisgericht dem der Architekten Fritz pesse-
mer und Johannes Schmidt in München der erste (3000 Mk.),
dem des Architekten F. Berger in Stettin der zweite
(2000 Mk.), dem des Architekten Mar Lindemann in
Dresden der dritte (1000 Mk.) und dein des Architekten
peinrich Behrens in Bremen der vierte Preis (1000 Mk.)
zuerkannt worden.
* Danzig. Nachträglich ist von der Stadt Bildhauer
Eugen Börmel zur engeren Konkurrenz um das dortige
große Reiterdenkmal für Kaiser Wilhelm l. eingeladen
worden. Dör Wettbewerb findet also jetzt unter sechs
Berliner Bildhauern statt.
* Dresden. Akademische Preisvertheilung.
Es erhielten Bildhauer parry Liebmann aus Berlin (Atelier:
Professor Schilling), für feine Gipsgruxpe „Wilderers
Ende" den aus einem Reisestipendium (je 3000 Mk. auf
zwei Jahre) bestehenden großen Preis, Bildhauer pugo
Becher ans Leipzig (Atelier: Professor Dietz), für die Gips-
gruppe „Jagd nach dem Glück", die große goldene Medaille,
und Bildhauer Arthur Selbmann aus Dresden (Atelier:
Professor Schilling), für die Gipsgruppe „Idylle" eine
Gratifikation von 1000 Mk. Maler Friedrich Beckert aus
Leipzig (Atelier: Professor Prell), wurde außer der großen
silbernen Medaille das Torniamentische Reisestipendium im
Gesammtbetrage von 2200 Mk., und dem Maler Edmund
Körner aus Dresden (Atelier: Professor Kühl), ein Stipen-
dium der Munckeltschen Stiftung im Betrage von 900 Mk.
auf drei Jahre zuerkannt.
Hu; «er Qcftnik.
. * Kunsttechnischer Rathgeber. Rezepte und
Winke. Zusammengestellt von Permann Bouffier. Friedrich
Wolfrum, Düsseldorf (Pr. 1,60 Mk.)
Dieser Rathgeber giebt den Fachleuten auf 113 Seiten
in einer übersichtlich gegliederten Sammlung in XI Kapiteln:
Rezepte und Winke zur Perstellung von Zeichen- und
Malutensilien, Klebemittel:: aller Art, Firnissen, Polituren,
Kitten u. s. w., ferner werthvolle Anleitungen zum Reinigen
und Bleichen von Marmor, Elfenbein, Gypsabgüssen u. a.
Stoffen, zum Bemalen und Beizen von polz u. f. w. wir
hoffen gern mit dem Verfasser, daß sich diese Zusammen-
stellung als brauchbar und nützlich erweisen werde. Auf
Einzelheiten des Inhalts gedenken wir bei Gelegenheiten
zurückzukommen.
* Masse Zum Abformen von Münzen und
Medaillen. (Bouffier nach Böttger). Mit geschmolzenem
dünnflüssigen Schwefel werden ungefähr gleichviel Infu-
sorienerde und etwas Graphit gemischt. Trägt man von
dieser über einer Flamme in Fluß gebrachten Masse mit
einem Spatel oder Löffel eine hinreichende (Quantität
behende auf eine Münze oder Medaille auf, so erhält man
nach dem schnellen Erkalten einen Abdruck von außerordent-
licher Schärfe. Der Graphit verhindert das Erblinden der
abzuformenden Gegenstände.
* Zensor. Leipzig. Die Malmittel von Prof.
Fleischer in München sollen sich in der That sehr gut
bewähren. Ihr Pauptwerth liegt darin, daß es dem Maler
möglich ist, Wochen hindurch auf seinem Bilde naß in naß
zu malen. Die Malmittel erleichtern daher ungemein das
„al prima" Malen.
* Maler w. Br. in K. Allerdings. Das echte In-
disch gelb ist vollständig lichtecht. Der Ursprung des
Rohstoffes ist übrigens mysteriös; er wird bekanntlich aus
Indien resx. Persien importirt. Der Geruch läßt aus den
thierischen Organismus des Kameels schließen und ver-
 
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