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Die Kunst-Halle — 5.1899/​1900

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Nummer 14
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Meyer, Bruno: Das Urheberrecht der Künstler
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Gedanken über Kunst
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Gustav, Leopold: München: Das Künstlerhaus
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https://doi.org/10.11588/diglit.63303#0249

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Nr.

Die Aun st-Halle

2(5

Verfahren, das weder neu noch gut ist, als Ideal
vorschwebt. Wenn das Herkomer'sche Schwarz-Weiß-
versahren einem Künstler dadurch werthvoll wird,
daß er bei demselben der Nothwendigkeit überhoben
ist, eine Druckplatte mit verwechselten Seiten zu
zeichnen, dann soll er lieber die Hand von der Re-
produktion ganz weg lassen, und statt reproduzirender
Künstler (im Nebenamte) lieber Zeichner für den
Holzschnitt und andere vervielfältigende Verfahren
werden; — welche beiden Berufe beiläufig Wann-
seld auch regelmäßig verwechselt. Als z. B.
vautier das „Barsüßele" mit seinen Entwürfen
schmückte, war er nicht „graphischer Künstler" (S. 33),
sondern Illustrations-Zeichner. Es ist auch durch-
aus unrichtig, daß die verschiedenen graphischen
Techniken jedem Künstler „eine seinem Schassen an-
gepaßte und bequeme Art, sein Werk selbst zu repro-
duzieren" (S. 32 sg.) bieten. Zutreffend ist vielmehr,
daß „ein großes eigenartiges, spezifisches Können der
Erzeugung eines wirklichen Kunstwerkes dieser Art
vorausgehen muß", wie wannseld selber (S. 3s))
sagt. Beweisen doch die vorliegenden Beispiele —-
und nicht etwa die Erfahrungen an ckiis minorum
Asrllium! — daß es mit dem wollen allein nicht
gethan ist. Für Herkomers theuere Selbstrepro-
duktion seiner Katharina Grant (Dame in weiß)
würde ich als Sammler von modernen Radirungen,
der sie nach dem Prinzip der Vollständigkeit hätte
haben müssen, mit Zähneknirschen mein Geld bezahlt,
und als Liebhaber für ein geschenktes Exemplar nur
aus konventioneller Höflichkeit „Danke!" gesagt haben:
die lumpige kleine Autotypie bei cks 1u 8i2srunns
giebt eine bessere und genußreichere Vorstellung von
dem unvergleichlichen Werke! Wögen die Künstler,
die nicht zufällig wirklich Weister auch in der Re-
produktion sind, ihre Werke getrost den nachbildenden
Künstlern von Berus überlassen; und wenn es den
Waler oder Bildhauer gelüstet, sich „auch als
Zeichuer kennen lernen" zu lassen — was ja ost
sehr der Wühe werth sein wird und daher mit Dank
ausgenommen zu werden verdient, — so soll er das
nicht im Wiederkäuen eines anderweit schon end-
gültig und jedenfalls besser von ihm dargestellten
Gedankens thun, sondern durch eine neue zeichnerische
Leistung, die er aber gleichfalls lediglich in dem
Falle in Gestalt irgend einer druckbaren Platte von
sich zu geben sich beikommen lassen mag, wenn ihm
zufällig die betreffende Technik dazu bequem zur
Hand liegt. Anderenfalls begnüge er sich mit der
Anfertigung einer gewöhnlichen Zeichnung, und
überlasse deren etwaige Vervielfältigung wiederum
einem reproduzirenden Künstler, — wenn er es
nicht aus dem oder jenem Grunde vorzieht, sich
damit der allzeit dienstbereiten Photographie in
dieser oder jener ihrer zahlreichen Wanieren anzu-
vertrauen.
(Fortsetzung folgt).
X
Seüanken über Isuim.
soll das Kunstwerk eine Auffassung und
Darstellung offenbaren, welche es geeignet
machen, ein Gemeingut Aller und ein
Genuß jedes Genußsähigen zu werden. Der Künstler
muß also bei aller individuellen Besonderheit mög-
lichst große Objektivität anstreben; dieses kann
ihm nur gelingen, wenn er jede Einseitigkeit der

eigenen Individualität abstreist und sich in die allge-
meine Denk- und Gesühlsweise der Wenschen hinein-
zuversetzen oder, wie der Dichter sagt, sein eigen
Selbst zum Selbst der Menschheit zu erweitern
vermag. Diese reine Objektivität ist das schönste
Vorrecht der griechischen Plastik; darum sind auch
ihre Werke uns verständlicher und muthen uns be-
freundeter an als zahllose Schöpfungen neuerer und
heimischer Künstler, wie in der Literatur, so kam
vielfach auch in der Kunst ein falsches Geniewesen
zur Herrschaft. Dasselbe geht aus der einseitigen
Subjektivität hervor, indem es nur den eigensinnigen
Eingebungen des eigenen Geistes und der aus-
schweifenden Phantasie folgt, ohne sich um das
Denken und Fühlen Anderer zu kümmern . . .
Es war für die Kunst und die Künstler immer ver-
hängnißvoll, daß von dein urtheilenden Publikum
und den Wäzenaten das Interessante so ost mit
dem Schönen verwechselt wird. So wurzeln manche
Richtungen und Erscheinungen in der Kunst, wie
der Naturalismus oder die übertriebene und darum
unberechtigte Naturnachahmung, der Hang zur
Symbolik und Allegorie, die Bravourleistungen in
der Ueberwindung der größten technischen Schwierig-
keiten, die Rücksichten aus die Wode und Tendenzen
des Tages u. s. w. viel weniger in der Idee des
Schönen, als in dem Reize, welchen das Inter-
essante übt.
(Aus: Kuhn, Lehrsätze der philosophischen Aefthetik.)
Miincben: Vas WlMklbau;.
von Leopold Gustav.

^Il^ünchen besitzt eine Sehenswürdigkeit mehr. Ls ist
dies keine der üblichen Phrasen, sondern die ab-
solute Wahrheit. Keine Frühjahrssonne lächelte der feier-
lichen Einweihung des Künstlerhauses, seuchtkalter Spät-
schnee fiel ununterbrochen vom grauen Himmel herab. Oie
vorgesehene große Illumination, welche das dreitägige Fest
beschließen sollte, wurde durch das Unwetter vereitelt.
Außen kühler, grämlicher Alltag, innen die üppige Pracht
des Linqueeentostils: die gefeierte Schöpfung Gabriel
Seidls und Lenbachs. Ueber die Außenarchitektur des
Hauses, die schon lange sich fertig präsentirte, haben die
Leute, die Berufenen und Unberufenen, freilich nicht immer
bewundernd geurtheilt. während der Bau den Linen die
höchste Kunstblüthe des luitpoldianischen Münchens erschien,
stellten Andere, angesichts der monotonen Vorderfront, sehr
despektirliche vergleiche an. Ls kommt dies daher, weil
diese Hauptsront sich aus der Rückseite befindet und Hof
und Gartenveranden vorgebaut sind, um die im Hinter-
gründe liegende Synagoge nicht zu verdecken. Das ganze
macht in der That einen schlichten, gemüthlichen, aber vor-
nehmen Eindruck, wenn wir das Höschen überschreiten
und zum Portal hinansteigen, ändert sich der Charakter.
Die Prunkliebe Lenbachs macht sich immer mehr bemerkbar.
Zunächst, gewissermaßen als künstlerische Ouvertüre zu be-
trachten, ist das Vestibül mit Oonatellos heiligen: Georg
geschmückt und das Stiegenhaus, das zum Hauptsaal hinan-
führt, laubenartig mit allerhand farbigen Fabelvögeln
geschmückt, stellt sich der Plafond dieses Treppenraumes
dar. Und nun betreten wir den Hauptsaal. Denken Sie
 
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