Nr. f9
-L- Die Aunst-Halle -z-
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für die 500jährige Geburtsfeier Johannes Gutenbergs
schlagen ließ, ist im Auftrage der Kommission von dem
Darmstädter Bildhauer Rudolf Bosselt entworfen und aus-
geführt worden. Die Dorseite zeigt das Brustbild Guten-
bergs in Mütze und Pelzmantel linkshin gewandt. Der
Kopf, zu welchem das Meisterwerk Thorwaldsens in Mainz
zum Vorbild gedient hat, ist leicht gesenkt in sinnender
Haltung. An den deutschen Kunststil zu Lebzeiten des Er-
finders erinnert die strenge Umrahmung, zu welcher ein
gothischer Dreipaß mit starken Profilen gewählt ist, der
ein Schriftband umschließt. Dasselbe wird von zwei Wappen-
schilden unterbrochen, demFamilienwapxen der Gutenberg
oder Gensfleisch und dein Doppelrad der Stadt Mainz.
Die Umschrift lautet: Jur 500. Geburts-Feier des Johannes
Gutenberg, Juni l.900, Mainz. Ausder Kehrseite ist eine
symbolische Huldigung für den Schöpfer des Buchdrucks. Der
Künstler denkt sich den Geseierteir, wie er nach 500 Jahren
wieder unter uns tritt, um zu schauen, was aus seiner Erfindung
geworden ist. Die rastlos arbeitende Jetztzeit, die ihm einer:
so großen Theil ihrer Kultur verdankt, xersonifizirt in der
Gestalt einer jugendlichen Frau mit energischen Zügen, hat
ihn in das Gewölbe einer modernen Druckerei geführt, vor
die große Rotationsmaschine mit ihrem komplizirten Räder-
werk und ihren erstaunlichen Leistungen. Unwillkürlich hat
der alte Meister sein Haupt entblößt und steht nun ver-
sunken in den Anblick dessen, was der ewige Gestaltungs-
trieb der Menschen aus seinem einfachen Gedanken zu
entwickeln und zu schaffen vermocht hat. Seine Begleiterin
aber tritt aus ihn zu und bekränzt ihn mit dem Lorbeer,
dem Dank der Nachwelt für befreiende Geistesthat.
Neue Denkmäler.
* Berlin. Von der Siegesallee. Im August
wird die Enthüllung folgender Denkmalsgruppen stattfinden:
Die Nische von Prof. «Otto Lessing mit dem Kurfürsten
Albrecht Achilles, die Nische von Pros. Ludwig Manzel mit
dem Denkmal des Kurfürsten Friedrich I. und die Gruppe
des Kurfürsten Joachim I. Nestor von Johannes Götz.
Im «Oktober werden dann verschiedene neue Gruppen fertig
sein, so z. B. die von Albert Manthe, Felderhoff, Magnussen.
— Das Denkmal des Kaisers Friedrich vor dem
Brandenburger Thor, an welchem Professor Brütt arbeitet,
soll noch im nächsten Jahre vollendet sein. Als Lnt-
hüllungstag ist der ;8. «Oktober ^90; in Aussicht ge-
nommen. — Die Sammlungen für die hiesige Bismarck-
säule werden fortgesetzt.
* Friedrichsruhe. Die Errichtung einer Bismarck-
säule steht bevor.
* Hamburg. Die Bürgerschaft stimmte dem Senats-
antrag auf Bewilligung von einer Million Mark für
die Denkmalserrichtung weiland Kaiser Wilhelms auf
dem Rathhausmarkt nach den Entwürfen des Professors
Schilling zu.
* Döbeln. Hier wird die Errichtung eines Lut Her-
denkm als geplant; ein Denkmalsausschuß besorgt die
Vorarbeiten.
* Kiel, vor der Garnisonkirche wurde eine in Bronze
ausgeführte Gruppe, darstellend den Gekreuzigten, zu
welchem ein trauerndes Weib schmerzerfüllt emporblickt,
dieser Tage in Gegenwart des Kaisers enthüllt. Der
Monarch, der das Modell f. It. im Atelier des Berliner
Bildhauers Prof. G. Eber lein zufällig gesehen, hatte es
sofort für ein Denkmal in Kiel bestimmt, weil es ihm hier
geeignet erschien, auf die Hinterbliebenen der Seeleute
trostspendend einzuwirken.
* Höxter. Ein Könnt« bewirkt die Vorarbeiten für
ein Denkmal des Dichters Hoffmann von Fallersleben.
* Barmen. Das Denkmal für Lmil Rittershans
wurde am ty. Juni feierlichft enthüllt. Es ist eine
Schöpfung von Prof. Fritz Schaper, wie Schaper schon
persönlich berufen war, das Standbild von Emil Rittershaus
zu schaffen — denn er ist der Schwiegersohn des ver-
storbenen Dichters —, so war Barmen als dessen Vater-
stadt zu allererst berufen, ihm ein Denkmal zu setzen.
Itzehoe. (As, Komit« sammelt für die Errichtunq
einer Bismarcksäule im Kreise Steinburg.
Hanau. Man plant die Errichtung einer Bis-
ma rcksäule.
* Fulda. Ein Komit« veranstaltet Sammlungen zu
einem Denkmal für Kaiser Friedrich.
* Münster i. w. Die Ausführung des zur Er-
innerung an den westfälischen Frieden von ;6H8 in
Münster geplanten Denkmals ist dem Bildhauer Wilhelm
Bolte in Münster übertragen worden. Das Denkmal, das
eine Höhe von 7 Metern erhält, soll bis zum Herbst des
Jahres jgo; fertiggestellt werden.
* Hoyerswerda. Der hiesige Magistrat plant die
Ausführung eines Monumentalbrunnens.
* Düren. Man plant hier die Errichtung eines
Moltkedenkmals, wofür bereits die Summe von 75000
Mark verfügbar ist.
* Haarlem. Bei der früher von uns schon mit-
getheilten Enthüllung des Franz Hals-Denkmals legte
auch der deutsche Gesandte im Haag, Graf von pourtalvs,
im Namen des Kaisers Wilhelm einen Kranz nieder,
welcher die Inschrift trug: „Der Deutsche Kaiser dem
Andenken von Franz Hals".
* Pavia. Am Juni fand die Enthüllung des auf
der Piazza del Popolo errichteten Denkmals der Helden-
familie Lairoli statt. Es ist das gemeinsame Werk des
Bildhauers Tassi und des Architekten (Puadri. Es ist mit
Reliefs und den überlebensgroßen Figuren der fünf Brüder,
welche unter Garibaldis Fahne den Heldentod starben,
geschmückt.
perrönlickes.
* Die Genossenschaft der Mitglieder der Berliner
Kgl. Akademie der Künste (Abthlg. f. d. bild. Kunst)
hat für das Jahr ;900/;90; Herrn Direktor A. von w erner
abermals als Vorsitzenden, den Kupferstecher Professor
L. Jacoby als dessen Stellvertreter gewählt.
* Bisher haben auf der Pariser Weltausstellung
folgende Auszeichnungen deutscher Künstler stattgefunden.
Itkoctaillt: ci'konnsur: F. v. Lenbach, F. v. Uhde und Karl
Köpping (die Bestätigung für Exzellenz von Menzel,
der diese Lhrenmedaille unseres wissens schon längst hat,
bleibt abzuwarten); I. Medaille: Herterich und Stuck in
München, Max Koner und Hans Meyer (?) in Berlin,
G. Kuehl und Rich. Müller in Dresden.
* Der bekannte ungarische Porträtmaler Philipp
Laszlo hat sich in Dublin mit Miß Lucy Guineß vermählt.
* Bildhauer Habich erhielt von: Großherzog von
Hessen das Ritterkreuz I. Klasse des Philippsordens.
* Gestorben. Die Gattin des Berliner Historien-
malers Prof. Karl Röchling; der Kgl. Hofkunsthändler
Ldm. Gaillard am )5. Juni.
kuim- uns Wimirrvereint.
* Verein Berliner Künstler. Nachträgliches
von der ordentlichen Hauptversammlung am ;2. Juni
(vgl. Nr. )8 der „K. H.")- In der Voraussetzung, daß
es sich um die wichtigen langwierigen Vorbereitungen zu
einer Berliner „Internationalen t9O)", (bei Gelegen-
heit der Zweijahrhundertfeier des Königreichs Preußen),
zu der eine Kommission zu wählen sei, handle, hatte der
Verein unter Vorsitz des Direktors A. v. Werner diese
Versammlung angesetzt, von zwei Partheien, der „Freien
Künstler-Vereinigung", welche für eine alle 5 Jahre in
der Reichshauxtstadt sich wiederholende „Internationale"
bedingt eintreten will, und einer augenblicklich durch die
Zahl der Refüsirten stark angewachsenen Gruppe, hinter
der sich „Iuryfreiheit" und „Lokalinteresseu" verschanzen,
wurden gesonderte Mitgliederlisten für jene „Kommission"
empfohlen. Die letztere Gruppe brachte als Majorität ihre
„Kommission" und also den Beschluß durch, in: Jahre ^90«
keine „Internationale" zu machen; d. h. ihre „Kommission"
ist dadurch überhaupt als überflüssig bezeichnet, da diese
Parthei ja keine „Internationale" vorzubereiten hat, und
zu einer Lokalausstellung erst im November gewohnheits-
bemäß die Vorbereitungen durch Wahl einer „Kommission"
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für die 500jährige Geburtsfeier Johannes Gutenbergs
schlagen ließ, ist im Auftrage der Kommission von dem
Darmstädter Bildhauer Rudolf Bosselt entworfen und aus-
geführt worden. Die Dorseite zeigt das Brustbild Guten-
bergs in Mütze und Pelzmantel linkshin gewandt. Der
Kopf, zu welchem das Meisterwerk Thorwaldsens in Mainz
zum Vorbild gedient hat, ist leicht gesenkt in sinnender
Haltung. An den deutschen Kunststil zu Lebzeiten des Er-
finders erinnert die strenge Umrahmung, zu welcher ein
gothischer Dreipaß mit starken Profilen gewählt ist, der
ein Schriftband umschließt. Dasselbe wird von zwei Wappen-
schilden unterbrochen, demFamilienwapxen der Gutenberg
oder Gensfleisch und dein Doppelrad der Stadt Mainz.
Die Umschrift lautet: Jur 500. Geburts-Feier des Johannes
Gutenberg, Juni l.900, Mainz. Ausder Kehrseite ist eine
symbolische Huldigung für den Schöpfer des Buchdrucks. Der
Künstler denkt sich den Geseierteir, wie er nach 500 Jahren
wieder unter uns tritt, um zu schauen, was aus seiner Erfindung
geworden ist. Die rastlos arbeitende Jetztzeit, die ihm einer:
so großen Theil ihrer Kultur verdankt, xersonifizirt in der
Gestalt einer jugendlichen Frau mit energischen Zügen, hat
ihn in das Gewölbe einer modernen Druckerei geführt, vor
die große Rotationsmaschine mit ihrem komplizirten Räder-
werk und ihren erstaunlichen Leistungen. Unwillkürlich hat
der alte Meister sein Haupt entblößt und steht nun ver-
sunken in den Anblick dessen, was der ewige Gestaltungs-
trieb der Menschen aus seinem einfachen Gedanken zu
entwickeln und zu schaffen vermocht hat. Seine Begleiterin
aber tritt aus ihn zu und bekränzt ihn mit dem Lorbeer,
dem Dank der Nachwelt für befreiende Geistesthat.
Neue Denkmäler.
* Berlin. Von der Siegesallee. Im August
wird die Enthüllung folgender Denkmalsgruppen stattfinden:
Die Nische von Prof. «Otto Lessing mit dem Kurfürsten
Albrecht Achilles, die Nische von Pros. Ludwig Manzel mit
dem Denkmal des Kurfürsten Friedrich I. und die Gruppe
des Kurfürsten Joachim I. Nestor von Johannes Götz.
Im «Oktober werden dann verschiedene neue Gruppen fertig
sein, so z. B. die von Albert Manthe, Felderhoff, Magnussen.
— Das Denkmal des Kaisers Friedrich vor dem
Brandenburger Thor, an welchem Professor Brütt arbeitet,
soll noch im nächsten Jahre vollendet sein. Als Lnt-
hüllungstag ist der ;8. «Oktober ^90; in Aussicht ge-
nommen. — Die Sammlungen für die hiesige Bismarck-
säule werden fortgesetzt.
* Friedrichsruhe. Die Errichtung einer Bismarck-
säule steht bevor.
* Hamburg. Die Bürgerschaft stimmte dem Senats-
antrag auf Bewilligung von einer Million Mark für
die Denkmalserrichtung weiland Kaiser Wilhelms auf
dem Rathhausmarkt nach den Entwürfen des Professors
Schilling zu.
* Döbeln. Hier wird die Errichtung eines Lut Her-
denkm als geplant; ein Denkmalsausschuß besorgt die
Vorarbeiten.
* Kiel, vor der Garnisonkirche wurde eine in Bronze
ausgeführte Gruppe, darstellend den Gekreuzigten, zu
welchem ein trauerndes Weib schmerzerfüllt emporblickt,
dieser Tage in Gegenwart des Kaisers enthüllt. Der
Monarch, der das Modell f. It. im Atelier des Berliner
Bildhauers Prof. G. Eber lein zufällig gesehen, hatte es
sofort für ein Denkmal in Kiel bestimmt, weil es ihm hier
geeignet erschien, auf die Hinterbliebenen der Seeleute
trostspendend einzuwirken.
* Höxter. Ein Könnt« bewirkt die Vorarbeiten für
ein Denkmal des Dichters Hoffmann von Fallersleben.
* Barmen. Das Denkmal für Lmil Rittershans
wurde am ty. Juni feierlichft enthüllt. Es ist eine
Schöpfung von Prof. Fritz Schaper, wie Schaper schon
persönlich berufen war, das Standbild von Emil Rittershaus
zu schaffen — denn er ist der Schwiegersohn des ver-
storbenen Dichters —, so war Barmen als dessen Vater-
stadt zu allererst berufen, ihm ein Denkmal zu setzen.
Itzehoe. (As, Komit« sammelt für die Errichtunq
einer Bismarcksäule im Kreise Steinburg.
Hanau. Man plant die Errichtung einer Bis-
ma rcksäule.
* Fulda. Ein Komit« veranstaltet Sammlungen zu
einem Denkmal für Kaiser Friedrich.
* Münster i. w. Die Ausführung des zur Er-
innerung an den westfälischen Frieden von ;6H8 in
Münster geplanten Denkmals ist dem Bildhauer Wilhelm
Bolte in Münster übertragen worden. Das Denkmal, das
eine Höhe von 7 Metern erhält, soll bis zum Herbst des
Jahres jgo; fertiggestellt werden.
* Hoyerswerda. Der hiesige Magistrat plant die
Ausführung eines Monumentalbrunnens.
* Düren. Man plant hier die Errichtung eines
Moltkedenkmals, wofür bereits die Summe von 75000
Mark verfügbar ist.
* Haarlem. Bei der früher von uns schon mit-
getheilten Enthüllung des Franz Hals-Denkmals legte
auch der deutsche Gesandte im Haag, Graf von pourtalvs,
im Namen des Kaisers Wilhelm einen Kranz nieder,
welcher die Inschrift trug: „Der Deutsche Kaiser dem
Andenken von Franz Hals".
* Pavia. Am Juni fand die Enthüllung des auf
der Piazza del Popolo errichteten Denkmals der Helden-
familie Lairoli statt. Es ist das gemeinsame Werk des
Bildhauers Tassi und des Architekten (Puadri. Es ist mit
Reliefs und den überlebensgroßen Figuren der fünf Brüder,
welche unter Garibaldis Fahne den Heldentod starben,
geschmückt.
perrönlickes.
* Die Genossenschaft der Mitglieder der Berliner
Kgl. Akademie der Künste (Abthlg. f. d. bild. Kunst)
hat für das Jahr ;900/;90; Herrn Direktor A. von w erner
abermals als Vorsitzenden, den Kupferstecher Professor
L. Jacoby als dessen Stellvertreter gewählt.
* Bisher haben auf der Pariser Weltausstellung
folgende Auszeichnungen deutscher Künstler stattgefunden.
Itkoctaillt: ci'konnsur: F. v. Lenbach, F. v. Uhde und Karl
Köpping (die Bestätigung für Exzellenz von Menzel,
der diese Lhrenmedaille unseres wissens schon längst hat,
bleibt abzuwarten); I. Medaille: Herterich und Stuck in
München, Max Koner und Hans Meyer (?) in Berlin,
G. Kuehl und Rich. Müller in Dresden.
* Der bekannte ungarische Porträtmaler Philipp
Laszlo hat sich in Dublin mit Miß Lucy Guineß vermählt.
* Bildhauer Habich erhielt von: Großherzog von
Hessen das Ritterkreuz I. Klasse des Philippsordens.
* Gestorben. Die Gattin des Berliner Historien-
malers Prof. Karl Röchling; der Kgl. Hofkunsthändler
Ldm. Gaillard am )5. Juni.
kuim- uns Wimirrvereint.
* Verein Berliner Künstler. Nachträgliches
von der ordentlichen Hauptversammlung am ;2. Juni
(vgl. Nr. )8 der „K. H.")- In der Voraussetzung, daß
es sich um die wichtigen langwierigen Vorbereitungen zu
einer Berliner „Internationalen t9O)", (bei Gelegen-
heit der Zweijahrhundertfeier des Königreichs Preußen),
zu der eine Kommission zu wählen sei, handle, hatte der
Verein unter Vorsitz des Direktors A. v. Werner diese
Versammlung angesetzt, von zwei Partheien, der „Freien
Künstler-Vereinigung", welche für eine alle 5 Jahre in
der Reichshauxtstadt sich wiederholende „Internationale"
bedingt eintreten will, und einer augenblicklich durch die
Zahl der Refüsirten stark angewachsenen Gruppe, hinter
der sich „Iuryfreiheit" und „Lokalinteresseu" verschanzen,
wurden gesonderte Mitgliederlisten für jene „Kommission"
empfohlen. Die letztere Gruppe brachte als Majorität ihre
„Kommission" und also den Beschluß durch, in: Jahre ^90«
keine „Internationale" zu machen; d. h. ihre „Kommission"
ist dadurch überhaupt als überflüssig bezeichnet, da diese
Parthei ja keine „Internationale" vorzubereiten hat, und
zu einer Lokalausstellung erst im November gewohnheits-
bemäß die Vorbereitungen durch Wahl einer „Kommission"