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Die Kunst-Halle — 5.1899/​1900

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Nummer 20
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Gr.-Boch: Zum Zeichenunterricht an den höheren Lehranstalten
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Haenel, Erich: Eröffnung der Deutschen Bau-Ausstellung in Dresden
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https://doi.org/10.11588/diglit.63303#0359

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Nr. 20

Die Aunst-Halle

3 sI

Lum Leicbenuntemcvt an gen
köderen Lehranstalten.*)

U^U ns der zu Pfingsten d. Is. in Berlin stattgefnndcnen
8. Hauptversammlung des preußischenLandes -
Vereins für höhere Lehranstalten geprüfter Zeichen-
lehrer behandelte perr Zeichenlehrer Knebel-Frankfurt a.M.
die Frage: „welche Forderungen sind an unsern
heutigen Zeichenunterricht zu stellen, was leistet
er thatsächIich und w e! ch e v e r a n st a l t:: n g e n n: ü s s e n
getroffen werden, um zu befriedigenden Resul-
taten zu gelangen? — Bei dem immer mehr hervor-
tretenden Interesse, welches weite Kreise einer frucht-
bringenderen Ausgestaltung unseres Schulzeichenunter-
richtes entgegenbringen und bei der hohen Bedeutung,
welche dieser Unterrichtsgegenstand im Besonderen für unsere
nationale Kunst und das Kunstgewerbe haben muß, er-
scheint es dringend nothwendig, daß sich unsere Künstler-
kreise mehr und mehr an den Bestrebungen nach einer
höheren Werthschätzung des Zeichenunterrichts betheiligen
und die dahinzielenden Bemühungen der Fachlehrer wirksam
unterstützen. Deshalb bringen wir die im Anschluß an den
das oben genannte Thema behandelnden Vortrag von der
zahlreich besuchten Versammlung angenommenen Leitsätze
hier zur Kenntniß unseres Leserkreises:'
I. Unser Kulturleben verlangt von dem Zeichen-
unterrichte
1. die Ausbildung bewußten und verständnißvollen
Sehens,
2. die Ausbildung künstlerischen und ästhetischen Sehens.
Die Ausbildung bewußten und verständnißvollen
Sehens und damit die Fähigkeit eingehender Be-
obachtung ist nöthig
L. für das gesammte praktische Leben,
ll. sür das Studium der Technik,
e. für die meisten Universitätsstudien,
<U für geistige Schulung überhaupt.
Die Ausbildung künstlerischen und ästhetischen
Sehens ist nöthig
a. im Interesse erweiterter geistiger Schulung,
d. im Interesse der Kunst selbst.
kl. Unter den gegenwärtigen Verhältnissen ist es den:
Zeichenunterrichte nicht möglich, diese Forderungen in aus-
reichendem Maße zu erfüllen.
III. Damit die dem Zeichenunterrichte zu stellende::
Ziele erreicht werden, ist nöthig
t. daß der Zeichenunterricht durch alle Klassen unserer
höheren Schulen als obligatorisches Lehrfach
betrieben wird,
2. daß die Leistungen in: Zeichnen bei Versetzungen und
bei der Reifeprüfung ebenso gewerthet werden wie
die Leistungen in anderen Fächern,
3. daß die Ausbildung der Zeichenlehrer erweitert und
vertieft wird,
von der Schriftleitung der „Deutschen Blätter sür
Zeichen- und Kunstunterricht", den: Organ des Landes-
vereins xreuß. für höhere Lehranstalten geprüfter Zeichen-
lehrer, werden wir ersucht, folgende 'Mitteilung, im
Anschluß an die Besprechung der E. Grosser'schen Broschüre
über „die Reform im Schul-Zeichenunterricht" (vgl. No. Z8),
in unserem Blatte zu veröffentlichen.

daß die amtliche und soziale Stellnng der Zeichen-
lehrer wesentlich gebessert wird.
' Gerade augenblicklich wäre es in: pinblick auf eine
zweifellos bevorstehende Umgestaltung unseres höheren
Unterrichtswesens von wesentlicher Bedeutung, wenn die
in diesen Leitsätzen ausgestellten Forderungei: Berücksichtigung
fänden, damit der Schulzeichenunterricht in die Lage ver-
setzt wird, an der allgemeinen Erziehung der Jugend her-
vorragenden Antheil zu nehmen, d. h. in erster Linie die
Zöglinge unserer höhere:: Schulen zu einem gedeihlichen
Kunstempfinden und Kunstbedürfniß zu erziehen. Nur wenn
unsere gebildeten Stände aus diese weise dahin gebracht
werden, den Schöpfungen der Kunst und des Kunstgewerbes
ein tiefes und echtes verständniß entgegenzubringen, können
unsere nationalen Kunstbestrebungen auf eine gedeihliche
Förderung rechnen! Gr. - B o ch.
X
klöttnung üer Deutschen kau-
Husstellung in Dresden.
IN Juli ist in Dresden in: Beisein des gesummten
königlichen panses — der König selbst war durch
Krankheit leider an: Erscheinen verhindert — der höchsten
Staatsbehörden, der Vertreter sammtlicher deutschen
Regierungen und einer großen Zahl der hervorragendsten
Architekten und technischen Fachleute Deutschlands die erste
Deutsche Bauausstellung feierlich eröffnet worden. Der
Vorsitzende des Direktoriums Geh Oberbaurath Waldow,
wies in seiner Festrede auf das nothwendige Wachsthun:
des Zusammengehens von technischer Leistungsfähigkeit und
künstlerischer Eigenart hin und sprach die Erwartung aus,
daß diese Ausstellung auch dazu beitragen möge, zwischen
den: verständniß des Publikums und dein Schaffen der Bau-
künstler eine Brücke zu schlagen. Die Ausstellung selbst,
die in den: städtischen Ausstellungspalast an: großen Garten,
der dafür durch Anbauten fast aus das Doppelte seines
Ilmfangs vergrößert worden ist, und den: daranstoßenden
park eine würdige und eindrucksvolle Stätte gefunden hat,
besteht neben architektonischen Zeichnungen und Modellen
aus kunstgewerblichen und technischen Produkten von teil-
weise imponirender Ausdehnung, die zusammen ein fast
lückenloses Bild des architektonischen wirkens und Könnens
auf reichsdeutschen: Boden geben. Das unvermeidliche
Vergnügungseck, in geringer Entfernung vom Ausstellungs-
park gelegen und mit diesen: durch eine elektrische Bahn
verbunden, ein Kompler der verschiedenartigsten, nut mehr
oder minder pumor und Geschmack ausgeführter Kulissen-
bauten, wird hoffentlich dein Wunsche der Ausstellungsleiter
als wirksamstes Moment auf der Paben-Sene des Budgets
entspreche::. Schon jetzt läßt sich konstatiren, daß die Privat-
architektur, obwohl nicht einmal ganz in dem erwarteten
Umfang vertreten, den künstlerisch interessantesten Theil der
Ausstellung bietet; das Staatsbauwesen zeigt sich, wie es
ja in der Natur der Sache liegt, mehr als Vertreter
konservativer Anschauungen. Unter den kunstgewerblichen
und dekorativen Objekten zeigen sich bemerkenswerte An-
läufe zu individueller, materialgemäßer Formengebung,
neben Proben von erschreckender Banalität und Geschmack-
losigkeit. Das Interesse der Fachleute dürfte wohl in jeder
 
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