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Die Kunst-Halle — 5.1899/​1900

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Nummer 4
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Kunstchronik
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Neue Denkmäler
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Persönliches
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Kunst- und Künstlervereine
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https://doi.org/10.11588/diglit.63303#0073

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Nr.

Die Aunst-t)alle

59

wilczek, Freiherrn von Lipperheide, Dr. 2llbert Figdor,
Maler Franz Gaul u. A., sowie von den österreichischen
Museen eingedickt wurden, besonderen Reiz erhält die
hochinteressante Ausstellung durch zahlreiche Porträts,
Melbilder, Miniaturen u. s. s. Der aussührlich be-
schreibende Katalog umsaßt 281 Nummern.
Neue Denkmäler.
^Berlin. Siegesallee. Neu enthüllt wurde in
voriger Woche die von Pros. Ernst perter geschaffene
Denkmalsgruppe mit dem ersten Markgrasen aus dem
Pause Wittelsbach, Ludwig d. Aeltern <st32H—den
der Künstler als blühenden Jüngling in lebhafter Be-
wegung auffaßte. Ungefähr zur selben Zeit nahm der
Kaiser das Modell der Gruppe Joachim Friedrichs im
Atelier des Bildhauers N. pfretschner, Charlottenburg,
in Augenschein. — Der von Prof. Fritz Schaper für den
neuen Dom geschaffene kolossale Christus, ein in
Kupfer getriebenes Werk von 6 va pöhe, verunglückte
beim Pinaufwinden an den Standort, die Nische über dem
Triumphbogen des Pauxtportals, indem die Figur aus
einer pöhe von 33 rn in den Domhof herabstürzte und
einen Theil des Gerüstes — ohne indeß Menschenleben zu
gefährden — mit sich nahm. Die Kolossalgestalt Christi
in bauschiger malerischer Gewandung, vom Künstler im
Charakter italienischer Pochrenaissance, durchaus raffaelisch,
behandelt — hat leider durch den Sturz stellenweise
gelitten.
* Berlin. Geplant werden hier folgende Bild-
werke, worauf wir die interessirten Kreise aufmerksam
machen: 1. Ein Fichte-Denkmal von einem noch in
Bildung begriffenen Komits; 2. Line Bronzebüste des
Geheimrath wilh. Schwarz, des märkischen Forschers,
als Denkmal im Schulhofe des Luisengymnasiums, wozu
bereits die Gelder gesammelt werden. — Im Sitzungssaal
der Reichsbank wurde eine Marmorbüste von Ludwig
Bamberger, ein Werk des Bildhauers pugo Rheinhold,
kürzlich aufgestellt.
* Lingen. Dem hiesigen Kgl. Gymnasium wurde
vom preußischen Kultusminister eine Marmorbüste des
Finanzministers v. Miquel, ein Werk von Pros. Dr.
F. partzer überwiesen; auch für das Museum von
Pannover und den „Römer" in Frankfurt a. M. arbeitet
der Künstler die Büste Miquels.
* Reichenbach i. V. Bildhauer Jos. Drischler,
Charlottenburg, arbeitet zur Zeit an einer Statue
Moltkes für den hiesigen Ort.
* Altona. Der Prachtbrunnen, den der junge
Schaperschüler Bildhauer L. Türgers, als Sieger in
einer Konkurrenz, für den Platz Am neuen Bahnhof,
geschaffen, harrt, nach seiner Fertigstellung in Kupfertreib-
arbeit, der Aufstellung. Das Becker: mißt 20 ru in:
Lichten, die Figuren zweier kämpfenden Zentauren in
Mitten erheben sich 7 rn hoch.
* Königshütte. Beschlossen wurde städtischerseits
die Errichtung eines Kaiserbrunnens auf den:
neuen Ring.
* Sulzbach. Behufs Lrrichtnng eines Monumental -
Brunnens auf dem Markte hat eine hiesige Dame der
Stadt eine erhebliche Summe zur Verfügung gestellt.
* Lnsisheim. Die hiesige Gemeinde hat beschlossen,
den: berühmten Jesuiten-Pater und Gden-Dichter Jacob
Balde, der in Lnsisheim das Licht der Welt erblickt hat,
ein Denkmal zu setzen.
* Wien. Auf dein Jentral-Friedhof wurde dem ehe-
maligen Direktor des Botanischen Gartens Prof. Anton
Kerner ein Denkmal gesetzt, das Werk des wiener Bild-
hauers L. Pofmann von Asxernburg.
* Königgrätz. Zur Erinnerung an die gefallenen
Kameraden eines österreichischen Regiments ^866, beab-
sichtigt man ein Kriegerdenkmal'; Erzherzog Lugen
übernahm das Protektorat.
* Christiania. Das von einem Mäzen dein neue«:
Nationaltheater geschenkte Standbild des norwegischen
Dichters Björnson wurde von dein also Gefeierten als
eine verfehlte Arbeit bezeichnet; seiner Aufforderung, das
Werk zu beseitigen, konnte nicht mehr Folge gegeben werden.

* Paris. Von den: bisher wenig an die Oeffent-
lichkeit getretenen Bildhauer Albert Bartholoms wurde
unlängst auf dem Vsrs Kaellaiss eine der wunderbarsten
Skulpturen der Gegenwart, ein „Denkmal der Todten"
enthüllt. Lin Eingehen auf die Lösung dieser Aufgabe
sekulkraler Plastik behält sich unser pariser w. G.-
Korresxondent vor.
perssrMckes.
* Den: Professor pubert perkomer wurde das
Ritterkreuz des Verdienstordens der bayerischen Krone,
dem Maler Gabriel Schacht nger der Professorentitel
verliehen.
* Geheimrath Prof. P. Wallot Dresden, ist mit den
übrigen Preisrichtern in dem Wettbewerbe um die Bauten
der Universität von Kalifornien zum Ehrenbürger von
San Franzisko ernannt worden.
* München. „Gruppe der Kollegen". Die dies-
jährige Neuwahl des Ausschusses ergab folgende perren:
I. Vorsitzender Aug. Dieffenbacher, II. Vorsitzender Theodor
Kleehaas, I. Schriftführer Arthur putschenreuther, II. Schrift-
führer Friedrich Gerdes, III. Schriftführer Permann Krichel-
dorf; ferner Joh. Friedr. Lnzel, Daniel Israel, Adolf
Lüben, Fritz Martin, wilh. Menzler, Prof. Mathias
Schmidt.
* Nekrolog. In seiner Vaterstadt Antwerpen starb
am 27. Oktober im Alter von 76 Jahren der Landschafts-
und Genremaler penri Bource. pat er auch in den
letzten Jahren keine Gemälde mehr ausgestellt, so sichern
ihm doch seine zahlreichen tüchtigen Werke einen bleibenden
Platz in der belgischen Malerschule. Er malte belgische
Strandlandschasten ebenso naturwahr wie die Fjorde und
Berge Norwegens. Lins seiner bekanntesten Werke ist
„Le Naufrags", etwas sentimental, aber ausgezeichnet und
packend gemalt. Line Fischerfamilie vernimmt den Tod
ihres Oberhauptes, eines im Meere ertrunkenen Seemanns.
Kunst- unü Künstlervereine.
* Verein Berliner Künstler. Die am 3. November
Abends 8 Uhr eröffnete Pauptversammlung fand bei zahl-
reicher Betheiligung unter Vorsitz des Direktors Professor
A. von Werner im Festsaale des Künstlerhauses statt.
Bei Beginn der Sitzung wurde perrn Professor Ludwig
Knaus vom Vorsitzenden das Diplom der Lhrenmit-
gliedschaft der Allgemeinen deutschen Kunst -
genossenschaft, unter brausendem Jubel der Anwesenden,
überreicht. Sodann wurde von dem Antwortschreiben der
Vorsitzenden der beiden Münchener Künstler - Paupt-
gruppen bezüglich deren Theilnahme an der deutschen
Kunstausstellung in Paris tfioo Kenntniß genommen
und zwar mit lebhaftem Bedauern, daß jene perren in voll-
ständiger Verkennung der Sachlage und unter Pintenan-
stellung des allgemeinen Interesses der deutschen Kunst-
betheiligung auf einem völlig unqualistzirbaren Sonderstand-
xunkt, beharren. Man empfindet es gerade in Berlin
sehr peinlich, daß ein so klar denkender und weitschauender
Künstler wie perr von Lenbach, den zu ehren man hier
niemals gezögert hat, sich in dieser Sache zum Wortführer
eines rein partikularistischen Trotzes, zugleich znm Sprach-
rohr einer gegen perrn von Werner persönlich gerichteten
Animosität sich hat gebrauchen lassen. Der Berliner Vor-
sitzende des Pauptvorstandes der allgemeinen deutschen
Kunstgenossenschaft handelt in dieser Angelegenheit, das
mögen sich die Münchener perren doch versichert sein lassen,
weder nach „militärischem" Gesichtspunkt (das neueste Schlag-
wort der Herren!), noch überhaupt nach einem von deutscher
Seite festgestellten Plane, sondern nach einem Programm, das
lediglich von französischer Seite ausgestellt und dort, wie
auch von: Reichskommissar, als unabänderlich bezeichnet
wurde, einem Programm, zu dessen Erfüllung man sich
übrigens in München seit länger als einem Jahre vorzu-
bereiten vollauf Zeit hatte, wenn man nun dort den längst
bekannten Termin verabsäumt, nur weil man das Bedürf-
niß fühlt, dieses Mal keinen guten willen zu zeigen und
dem Berliner Prestige in dieser Sache widerstand oder
 
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