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Die Kunst-Halle — 5.1899/​1900

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Nummer 22
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Imhof, Franz: Grosse Berliner Kunstausstellung 1900
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Gustav, Leopold: Die Münchener Jahresausstellung im Glaspalast
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https://doi.org/10.11588/diglit.63303#0392

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3^2

Die Run st-Halle

Nr. 22

einen höheren Grad künstlerischer Auffassung des
Ganzen wie des Einzelausdrucks. Gin koloristisch
recht geschmackvolles Interieur einer holländischen
Kammer mit einer am Ramin einsam sitzenden
Bäuerin von Rarl Duxa verdient Beachtung.
Wenn wir noch weiter unten in der Entwicklung
der österreichisch - ungarischen Laudschaftsdarstelluug
einen Fortschritt zu konstatiren haben werden, so be-
gegnet uns in den dieses Mal gebotenen Horträts
dagegen ein überraschender Stillstand, den ich nur
ans Rücksicht aus die verehrten Weister Leopold
Horovitz und Rasimir Hochwalski nicht Rückschritt
nennen möchte. Allerdings muß wohl ein Theil dieses
Urtheils den nicht eben allzu lohnenden Modellen
zur Last gelegt werden. Wenigstens scheint mir die
elegante porträtistische Art des Ungarn Horovitz
nicht gerade geeignet sür diesen bescheidenen kleinen,
alten Herrn, dem nur der Umstand, daß er sich's
leisten konnte, das Recht aus diesen Hlatz gewährte.
Hochwalski, der sonst noch mehr von seiner ur-
wüchsigen polnischen Kraft in seine Bildnisse zu legen
pflegt, erzielt trotzdem mit seinen: nie ganz ver-
sagenden Temperament eine gewisse Wirkung; das
Rniestück eines Rausherrn, der vor seinem Schreib-
tisch posirt, ist immerhin ein schönes Stück Malerei.
Merkwürdig schwach und leer dagegen wirkt ein
blonder Frauenkops; Hochwalski ist eben kein Damen-
maler, wie sämmtliche Wiener Vertreter des Bildnisses.
Auch R. von Mehosser, der eine schlanke Dame
im Hellbraunei: Rleide nut Federhut und schwarzer
Boa in Hastell gemalt hat. Ferner scheine:: nur
bemerkenswerth ein Herrenkops von Maria Rosenthal-
Hatschek und die seinbeleuchtete Gestalt einer brünetten
jungen Dame von Robert Schiff.
Was ii: dieser Abtheilung sonst von Belang ist,
gehört der landschaftlichen Gattung an und die ist
freilich mannigfaltig genug vertrete,:. Es fehle,:
zwar einige bekannte Rainen, aber das vorhandene
enthält alle charakteristischen Züge. Man findet in
diesen: Rreise viel Anlehnung an Fremdes. Ed. Ras-
parides hat vier färbensalte Gemälde, poetisirte
Schilderungen einer durchaus nicht ungewöhnlichen
Natur, geschickt: eine nut Figuren, wohl eine „Heim-
kehr von der Arbeit", ganz in der stilisirenden steifen
Manier des Belgiers Laermans behandelt, eine
Mondlandschaft und eine mit interessant beleuchteten:
Wolkenhimmel. Hans Nonzonis tiesdunkle, blau-
grüne Abendszenerie und eine kleine helltönige Land-
schaft von Suppantschitsch sind ebenfalls mehr als
banale Naturabschristen.
Zu den besten Stücken gehört die von Hugo
Darnaut mit liebevoller Durchführung und farbiger
Frische geschaffene Dorfpartie nut einen: öffentlichen
Garten. Ebenbürtig scheint nur Alfred Zoffs hell-
tönige Landschaft nut den Steinbrüchen zu sein, die
einen echt malerischen Sinn offenbart; auch Zoffs
Seestück ist eine recht tüchtige Leistung, von Ed.
Ameseder fällt besonders eine flott gemalte Landschaft
in Vesperstimmung vortheilhaft aus, doch auch eine
Mondlandschaft mit Baumgruppen an den Ufern
eines Wassers. Mit Vergnügen haftet der Blick
dann an den drei kleinen, frischen, pastosen Natur-
ausschnitten, die Emil Strecker gemalt hat; auch
gegenständlich bietet das helltönige „Gebirgsstädtchen"
den meisten Reiz. Alex D. Golz ist ein gern experi-
mentirender Rolorist. Sein Stillleben nut weißen
Lilien und Rosen in hellblauer Vase, ebenso die
weißgekleidete junge Dame, die in einem Boote sitzt,
zeigen, wie er nut dieser lichten Einfarbigkeit eine

nicht gewöhnliche Wirkung erzielt; ein kleines Ernte-
bild von ihn: ist als kräftige Farbenstudie be-
merkenswerth. Ausgezeichnete Arbeiten haben zwei
Damen Olga wisinger-Florian und Marie Lgner
beigesteuert, die letztere eine Frühlingslandschaft mit
blühenden Obstbäumen, die so prächtig frisch auf
eine hellgrüne wiese gesetzt sind, daß man daran
seine lebhafte Freude hat. Frau wisinger hat mit
ihrer reifen Technik schöne malerische Effekte er-
möglicht, besonders auf der Leinwand mit den Fluß-
wäscherinnen. Hugo Lharlemont brillirt in diesem
Jahre mit einem Rürbisstillleben von wirklich delikater
Ausführung, das sehr schnell einen glücklichen Lieb-
haber fand. F. I.
Die Münchener Iahresausstellung im
Glaspalast.
von Leopold Gustav.
II.
^I^ahren wir in unserer nut den heimischen Werken be-
gonnenen Revue fort. Sehr viele Landschaften
kommen kann: zur Geltung; z. B. diejenigen von
Rarl Heffner, von dem in den letzten Jahren hier nichts
zu sehen war. Der Silberton seiner Bilder ist nicht ultra-
modern, aber der Dresdner Künstler versteht es, die Land-
schaftsseele zu erfassen, darum wirken seine Gemälde tiefer,
wie viele ungemein geschickt gemachte Studien. Hanl
Thiem bringt ein Motiv aus Starnberg mit seingesehener
Schattenwirkung, auch sein „Wolkenzug" und die „Nebel-
wolken" zeigen einen scharfen Sinn für das intime Natur-
weben. Kubierschkys Landschaften Habei: stets viel ly-
rischen Stimmungsgehalt, aber es ist nie etwas Abwechs-
lung in seinen braunen Tönen. Hau! Rlimsch schreitet
hübsch vorwärts. Sein Abend ist von intensiver Ruhe;
auch verlieren seine Farben mehr und mehr ihre frostige
Härte. Fritz Wucherer behauptet sich als feinfühliger
Landschafter; bei Emil Bö hin fällt die feine, aber dabei
nicht kleinliche Behandlung des Laubwerkes auf; Leo
Schön rocks weichgestimmte Landschaft ist etwas ver-
schwommen in der Farbe. I. L. Bäumers Sommer,
einen düster gehaltenen Waldsee, habe ich mir auch notirt;
auch Schoyerers Landschaften haben viel Stimmung.
Natürlich ist Wenglein vertreten, der famose Schneemaler
Finck, Otto Strützel, Eilers, Gegarten, v. Loen und noch
einige andere, deren künstlerischen Wertste so ziemlich fest-
stehen. Hugo Darnaut (Wien) hat ein Bild „Wald-
frieden" ausgestellt, welches eine kontemplative Ruhe aus-
strömt. Marcel Jesse rys (Brüssel) erinnert im Sehen
an den vorerwähnten Heffner. Seine „alte Domäne" in
Abendstimmung ist sehr fein und diskret in den Farben.
Besonders ist mir noch in: günstigen Sinne der venetianer
Masi ausgefallen, nicht nur deshalb, weil er nicht; wie die
allermeisten seiner korporativ ausstellenden Landsleute,
Ritsch malt; sondern dieser im Rahmen der Künstler-
genossenschaft vertretene italienische Künstler ist von einer
Herbheit der Naturauffassung und jeder Schönfärberei ab-
hold, wie man dies, Segantini ausgenommen, jenseits der
Alpen selten findet. „Mittagssonne" nennt Masi sein
Triptychon. Mit der Dreitheilung bin ich wenig einverstanden,
jedes ist besser ein Bild für sich, die grelle Mittagssonne
bescheint die Feldarbeiter, denBlüthenbaum in dem reizarmen
Gartenfelde und das Mädel beim Aufhängen der Wäsche.
— Dann wären noch zu erwähnen die Niederländer
Marinus Heyl und Gilsoul, die eine mittlere Ver-
tretung gefunden und theilweise schon zum Marinebild
überleiten.
Bei den Marinen steht Hans Hetersen diesmal an
erster Stelle. Ein hervorragender Könner hat Hetersen
sonst etwas Objektives, das Linen nicht recht warm werden
läßt. Diesmal tritt dies weniger hervor. In den Tinten
des südlichen Meeres entwickelt er auch seinen in der Mache
 
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