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Die Kunst-Halle — 5.1899/​1900

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Nummer 11
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Gustav, Leopold: Die Frühjahrsausstellung der Luitpoldgruppe
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Berliner Kunstschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.63303#0197

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Nr.

Die Run st-Halle -z-

l69

ein wenig den Eindruck von beabsichtigter Altfränkischkeit
auch in der dünnen Malweise. Willroiders, Bürgels und
Andersen Lundbys Landschaften seiet! noch erwähnt, wenn
sie auch keine Gelegenheit bieten, etwas Neues über diese
tüchtigen Künstler zu sagen. Earl Partmann weiß
idyllische Eckchen weinlaubbewachsenen Gemäuers und Dächer
mit Ausblick aufs Wasser zu finden und mit warmer
Empfindung zu gestalten. Sein Mönch, der dein 'davon-
flatternden Falter nachsieht, steckt freilich im Genrehaften,
parburger bringt seine humorvoll geschauten Bauern-
gestalten, I. D. polz einen Bierwagen in regennasser
Nacht mit gut gelöstem Lichteffekt, Rob. Büchtger
charakteristische Bauernköpfe und Messerfchmidt ein
Straßenidill aus dem 18. Jahrhundert.
X
Hei-Iiyei- Wuyskschuu.
1. Kokon LL. Schutte.
Der Salon steht dieses Mal im Zeichen des Ungars
Philipp Läszlo. Dessen Porträts sind hinsichtlich des
Geschmacks ebenso distinguirt wie die den höchsten Kreisen
angehörenden Modelle durch ihre Stellung. Der geschickte
ungarische Pinselführer, der den Angeli, porovicz und
F. A. von Kaulbach alle Finessen ihrer Schönheitsbildniß-
kunst abgelernt und auch durch einige Lenbachsche Allüren
gelegentlich frischere Accente erreicht, steht durchaus auf
der Höhe seiner Aufgaben, und nur Mißgunst oder Miß-
verständniß können behaupten, daß in diesen hocharisto-
kratischen und fürstlichen perren, in diesen zum Theil
wunderbar schönen und liebreizenden Damen nicht Alles
erreicht ist, was dem virtuosen Können nur möglich sein
kann. Ja, noch mehr, der Spiegel, den dieser magyarische
van Dyck der hohen Gesellschaft, die ihn durch Aufträge
auszeichnet, vorhält, erweist sich als ein wahrer Zauber-
spiegel. Nicht nur der Einzelne, von der pöhe der ehr-
würdigen Gestalten des österreichischen Monarchen und des
deutschen Reichskanzlers bis herab zu des letzteren Sohn,
dein Typus des vornehm eleganten Monocleträgers, hat
eine über jede Kritik erhabene, durch keine Retouche des
Photographen auch nur annähernd zu erreichende Vortheil-
haftigkeit der Physiognomie, des vollen Exterieurs erhalten,
sondern auch in der Gesammtwirkung dieser Kollektion,
ist ein so vollendeter Ausdruck fürstlich-aristokratischer
Standeskultur geschaffen, daß es selbst dem durch ähnliche
Leistungen berühmten pudert perkomer, der an dieser
Stelle demnächst brilliren wird, schwer werden dürfte, den
spezifischen Eindruck der Lüszloschen Sammlung zu über-
bieten. Natürlich wirken die v. Krumhaarschen Bild-
nisse daneben so unglücklich wie nur möglich. Und was
hier reine Pandwerks-Unkultur ist, erscheint dagegen bei
den drei Frauenbildnissen des spanischen Parisers de la
Gandara als hysterisch überspannter Ausdruck der Ueber-
kultur. Dieser dekadente Bildnißvirtuos oder „Priester"
— mn im Jargon der Mutherlinge zu reden — malt nur
weißgekleidete, sehr schlanke Frauen mit geisterhaften
Zügen im verschwommenen Tone auf schmutzig-braun ge-
tünchtem Fond. Angekränkelt ist leider auch der begabte
junge Leo Freiherr von König, der seine Modelle manch-
mal ganz unbefangen, wie den ältern, energisch gezeichneten
perrn, manchmal aber durch die schottische Farbenbrille

anschaut. Für erwähnenswerth als respektable Arbeiten
halte ich auch ein Bildniß des Theaterintendanten v. Possart,
gemalt von Felix possart und einige lebensgroße Pastell-
Kniestücke von I. B. Scherer, München.
Line zweite umsangreiche Bildersammlung hat der
Landschafter Permann Eorrodi, Rom, gesandt. Er ist,
soweit Vergleiche solcher Art zutreffen können, der Lstszlö
der alpinen Landschaftsschilderung. Da ist Alles bei etwas
harter Färbung so wunderbar geschickt durchgeführt, daß
man über ein so funktionirendes Auge, eine so unermüd-
liche sichere pand baß erstaunt und die Nothwendigkeit der
Farbenphotographie beinahe nicht recht begreift. Eine
Gruppe Berliner Landschafter, die hier erst neulich die
Besucher und die Kritik nicht gerade begeisterte, hat sich
bemüßigt gesehen, nochmals die wände bei Schulte zu be-
hängen. L. Dettmann und Franz Kruse sind in ihren
Motiven ohne sonderlichen Reiz, Uth ist dieses Mal auf-
fällig schwach. Die Landschaften von PH. Franck in ihrer
Verbindung von Wald und Wasser wirken feinfühliger in
Farbe und Stimmung als gewöhnlich. F. Lippisch, in einem
Frauenbildniß genrehaft frisch und ansprechend, lehnt sich
wie bisher in den idealen Darstellungen („primavera",
„Märchen", „Abendstille" u. s. w.) an bekannte wohl-
akkreditirte Muster. Wilhelm Trübner weiß, in zwei
gut durchgeführten Mdenwaldmotiven, mit seiner aparten
Farbengebung die Stimmung des Frühlichtes reizvoll zu
vereinigen.
In Linzelarbeiten verdienen Jacques Schenker,
Dresden („Im Pafen von Newlyn") und O. Günther-
Naumburg („polsteinfches Moor") wegen ihrer liebevollen,
malerisch durchaus wirksamen Behandlung des Motivs
Anerkennung. Auch Elisabeth von Licken erzählt an-
sprechend von Wald und Feld, wiese und Dorf und schildert
eine farbig lebhafte Natur mit großer Freude an dem
verwirrenden Detail belaubter Bäume. Ethnographisch von
Belang, aber auch künstlerisch nicht ohne Verdienst ist
endlich eine Sammlung Aquarelle aus Ehina, die Elisabeth
von peyking während eines dreijährigen Aufenthalts daselbst
zu Stande brachte, Straßenansichten, Interieurs, Land-
schaften, Alles geschmackvoll und mit Verständniß für das
Eigenthümliche und wesentliche der fremden Welt aus-
genommen. F. I.
2. Der Sakon Aaeskein
hat sich in der Potsdamerstraße ;29/l3O ein neues peim
gesucht, das mit einer zum Theil bemerkenswerthes Neues
enthaltenden Sammlung von Kunstwerken eröffnet worden.
Pier überwiegt die Landschaft völlig. Am interessantesten
vielleicht sind zwei nicht große Bilder von Pans Gude:
Rügener Fischerflotte und Regatta. Es ist bewunderungs-
würdig, mit welcher Virtuosität und Feinheit der Meister
sich hier in Tönungen hineingefunden hat, welche von seinen
üblichen Gegenständen ziemlich weit abliegen. Dabei sind
sie unter sich sehr verschieden im Charakter. Demnächst ist
Gustav Schönleber zu nennen. Sein „Gverschie" ist, von
dec etwas schweren Luft abgesehen, von ausgezeichneter
Wirkung; kaum minder „Isle Fracombe", in einem etwas
stumpf grauen Gesammttone. Ludwig Dill versetzt uns in
die Lagunen, mit kräftiger Erfassung dieser Natur, deren
Reize freilich besser bei einer zarteren Berührung sich
offenbaren; so etwa wie es in zwei kleinen Bildchen, einem
in breitem und einem in ganz schmalen: hohem Formate,
R. Lang-Peilbronn in München mit vielem Glück versucht
hat. Er erinnert gar nicht zu seinem Schaden an jene
zierlichen italienischen Meister, denen wir gewisse typische
Darstellungen dieser unvergänglich schönen Szenerien ver-
danken; wenn er ihnen auch das Geheimnis; einer virtuosen
 
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