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Die Kunst-Halle — 5.1899/​1900

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Nummer 5
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Galland, Georg: Einigkeit oder Sonderthum
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Rudolph Tegner. Mit 2 Abbildungen
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Nr. 5

Die Kunst-Halle

67

so weniger, als der delegirte Hauptvorstand
unsere Auffassung des sonderbaren Verhaltens der
Münchener Delegirten, während der Zeit der Vor-
arbeiten, vollständig theilt und dies auch in seiner
Antwort aus die „Entgegnung" an die Adresse des
Herrn Hrof. Hetersen, II. Vorsitzenden der Künstler-
genossenschaft in München, ganz unzweideutig in Sätzen
ausgedrückt hat, welche die „M. N. N." sehr wohl-
weislich ihren vertrauensseligen Lesern vorenthält:
,/Auf Ihre wiederholte Aeußerung „den An-
meldetermin im Interesse der künstlerischen Ver-
tretung des gesummten Deutschland so weit wie
thunlich hinauszuschieben", erwidere ich Ihnen nur,
daß Sie damit in der That einen Sonder stand-
punkt gegenüber den anderen deutschen Genossen-
schaften einnehmen, und verweise auf das Schreiben
des Herrn Reichskommissars vom 2. November an
mich, in welchem es heißt: „Diese Forderung (eines
früheren Termins) scheint um so berechtigter, als die
Thatsache, daß Deutschland sich an der Hariser Aus-
stellung betheiligen würde, bereits seit 3^2 Jahren
feststeht und als die Münchener Kunstgenossen-
schaft unter Bekanntgabe der einschlagenden
französisch ens) rogr ammbest imm ungen wieder-
holt, das erstemal schon vor H/?Jahren, ersucht
worden ist, die vorbereitenden Schritte für eine würdige
Gestaltung der Betheiligung der Münchener Künstler
in die Wege zu leiten." Gethan haben Sie in
dieser Zeit bis 7. November d. I. notorisch
nichts, wie ich aktenmäßig nachweisen kann,
— das ist Ihr Sonderstandpunkt." Diese Sätze,
welche in der That nur unsere Kritik in Nummer (s
rechtfertigen, bedürfen keines weiteren Kommentars.
wenn die Herren aber am Schluffe ihrer Ent-
gegnung bedauern, daß „derartige Mittheilungen, welche
geeignet sind, die thatsächlich so guten Beziehungen
zwischen der Berliner und der Münchener Künstlerschaft
zu stören, — den Weg in die Oeffentlichkeit finden
konnten" — so möchten wir ihnen nur freundlichst be-
merken, daß diese in der That sehr bedauerlichen Streitig-
keiten einstweilen die beiden Künstlerschaften herzlich
wenig tangirt, vielmehr peine Delegirtenangelegenheit
sind, und daß allein der, welcher die Ursache zum
Streite giebt, der Schuldige — wer jenen aber nur
konstatirt, höchstens „das Karnickel" ist, „was ange-
fangen hat". . . Im klebrigen wünscht Niemand inniger
als wir das gute Einvernehmen der vaterländischen
Künstlerschaften, ist Niemand weniger geneigt, den
traditionellen Ruhm eines deutschen Kunstortes anzu-
tasten, auch dann nicht, wenn dieser Ruhm seine
berufenen Träger manchmal, auf Abwege leitet.
G. G.


ll^aöolpb UeZyer.
Mit 2 Abbildungen.

Dänemark der europäischen Kunst zwei
Persönlichkeiten, wie Thorwaldsen und
Tarstens, diese machtvollen Repräsentanten des
älteren Klassizismus, geschenkt, hat man vergeblich
die Blicke nach dem grünen Inselland gerichtet und
auf den würdigen Nachfolger jener Großen gehofft.
Zwar hat die dänische Malerei schon seit Jahren
einen künstlerisch angemessenen Ausdruck nationaler
Empfindung vielfach gefunden, und dank einer An-
zahl technisch gewandter Kräfte mangelt es dort
auch keineswegs zumal an vortrefflichen Werken des
Porträts, der Landschaft und des Genres. Nur die
Hlastik ist nicht wieder mit ähnlichem Erfolge wie
zu Thorwaldsens Zeit das bevorzugte Ausdrucks-
mittel dänischer Künstler geworden. Kaum daß sich
Einer unter den jüngeren Meißelführern an Be-
gabung und fruchtbringender Kraft nur den Schülern
des großen Meisters, Bissen und I. A. Ierichau,
neuerdings an die Seite stellen ließ. National
Dänisches findet sich freilich auch nicht in der Ge-
fühlsweise der älteren Bildhauer. Ihre Ausbildung
und entscheidenden Eindrücke verdankten sie vielmehr
besonders Italien, Rom. Sie gehören darum der
internationalen Kunst an; wenn sich auch aus
natürlichen Gründen die Heimath das schöne Recht
nicht nehmen läßt, die hauptsächliche Hflegestätte
ihres Andenkens zu sein.

Haris hat seit einigen Dezennien ohne Frage
für die Heranbildung der kunstübenden Kräfte die
Mission zu erfüllen gehabt, auf die einst die Welt-
stadt Rom allein stolz sein durfte. Nach den fremden
Malern kamen allmälig auch die fremden Bild-
hauer an die Seine, um sich nut den Hrinzipien der
modernen französischen Hlastiker zu befreunden.
Italien ist dadurch keineswegs in Vergessenheit ge-
rathen, und gewöhnlich theilen die nordischen
Hlastiker heutzutage ihre Liebe zwischen Rom und
Haris. So ist es mit dein Norweger Stephan
Sind ing gewesen und so auch mit einen: der
Jüngsten, Rudolph Tegner, einem Dänen, den
wir hier zum ersten Male den hiesigen Kunstkreisei:
vorstellen. Die formale und geistige Verwandtschaft
ist zwischen beiden so beträchtlich, daß wir sie gerade-
zu als charakteristisch für das künstlerische Zusammen-
gehen der modernen skandinavischen Meißelführer,
die doch sämmtlich nach Haris gravitiren, ansehen
können. Mußte früher der Kunstschreiber die
dänische Hlastik der internationalen Entwickelung
einreihen, so wird er sie jetzt vielleicht schon in:
Gesammtrahmen des skandinavischen Schaffens be-
trachten dürfen.
 
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