Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst-Halle — 5.1899/​1900

DOI Heft:
Nummer 22
DOI Artikel:
Kongresse
DOI Artikel:
Persönliches
DOI Artikel:
Kunst- und Künstlervereine
DOI Artikel:
Technischer Briefwechsel
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.63303#0398

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
3^8

Die Aunst-^alle

Nr. 22

mar und Doberan unter Führung von Prof. Dr. Schlie-
Schwerin an.
* Paris. Der Internationale Architekten-
Kongreß, der zwischen dein 30. Juli und August statt-
gefunden hatte, wurde am ersten Tage um 9^2 Dormittags
in der Lcole des Beaux-Arts eröffnet. Das Thema der
ersten Sitzung betraf das künstlerische Ligenthumsrecht an
Architekturwerken. Am 3t- Juli fand der Ausflug nach
Thantilly statt. Am x. August wurde über Art und Me-
thoden der Fachstudien berathen. Der 2. August galt vor-
zugsweise rein technischen Fragen, während am 3. August
das historische Gebiet der alten Baumonumente und deren
Lrhaltungsfrage an die Reihe kamen; ferner die Gesetz-
gebung und ihr Einfluß auf die Baukunst der Gegenwart.
Ain August brachte die Schlußsitzung die Erörterung
allgemein interessanter Fragen; später folgte ein Festmahl
iin Hotel Kontinental.
persönliches.
* Prof. Graf L. von Kalckreuth, Karlsruhe, ernannt
zum Direktor der Kgl. Kunstschule in Stuttgart.
* Historienmaler Albrecht de vrieudt, Antwerpen,
erhielt den preußischen Kronenorden II. Klasse.
* Gestorben: Die holländische Kunstmalerin M.
Bilders van Bosse, Haag, am xi. Juli zu Wiesbaden
im Alter von 63 Jahren.
* Gedenktag. Die H00. Wiederkehr des Geburts-
tages des berühmten Florentinischen Bildhauers und
Goldschmiedes Benvenuto Eellini wird voraussichtlich
in italienischen und auch deutschen Künstlerkreisen in
würdiger weise gefeiert werden. Eellini, dessen berühmte
Selbstbiographie durch die Uebersetzung Goethes allgemein
verbreitet, ein eigenartiges Streiflicht auf des Kuustleben
des Jahrhunderts in Italien und Frankreich wirft,
erblickte zufolge seiner eigenen Angabe in der Nacht nach
Allerheiligen des Jahres tsoo in Florenz das Licht der
Welt. Der Zeitgenosse Michelangelos ist nachmals der
typische Vertreter der Goldschmiedeknnst der italienischen
Renaissance geworden und nahm selbst als Bildhauer einen
nicht geringen Rang ein. Eine Feier im größeren Stile
wird in Deutschland u. a. von der Berliner Goldschmiede-
Innung vorbereitet.
lZuim- UN« küimlervekeine.
* München. Gesellschaft für christliche Kunst.
Die Freunde der religiösen Kunst werden es sicher mit Ge-
nugthuung begrüßen, daß die oben genannte Vereinigung
sich einen neuen Mittelpunkt des Verkehrs mit dein
Publikum geschaffen hat. In der Karlstr. Nr. 6, wenige
Schritte vom verkehrsreichen Maximiliansplatz, ist ein ge-
räumiges Lokal gemiethet und darin eine permanente Aus-
stellung und Verkaufsstelle für Werke dieser Kunstrichtung
eröffnet worden. Namen vom besten Klang auf diesem
Gebiete finden wir hier bereits mit tüchtigen Arbeiten bei-
sammen und es wird sich sicher bald zeigen, ob die von der
rührigen Gesellschaft getroffene Neuerung umsomehr einem
Bedürfniß der Einheimischen wie Fremder: entgegenkommt,
als sie auch den verkauf von guten Reproduktionen
älterer und neuer Werke dieser Art ebeuso mitübernimmt,
wie sie es sich zur Aufgabe macht, nach rigoroser Prüfung
nur das Beste vom Neuen zu bringen. Daß sie hierin
ein guten Anfang machte, beweist ein kurzer Rundgang
durch die Lokalitäten. Da ist auf dem Gebiete der Plastik
M. Busch mit einem trefflichen Hochrelief in schönem
gothisch stilisierten Schrein, eine Madonna mit dem Iesus-
knaben inmitten von singenden und musizirenden Engeln,
und von dem nämlichen Künstler ist auch noch ein recht
hübsches Hausaltärchen, sowie ein originell nut einem
Gpferstock kombinirter Weihwasserkessel da. Edel in der
Auffassung ist die Holzstatuette einer heiligen Läcilie und
die Marmorbüste einer heiligen Agnes von Professor
B. Schmitt, mit denen die zart empfundene sitzende
Madonna von A. Schädler in Holz geschnitten, rivalifirt.
Prof. A. Heß ist mit einem hübschen Majolika-Hochrelief in
der Manier des Lucca della Robbia, einem heiligen

Antonius von Padua, sowie einer reizenden polychromirten
kleinen Madonnenstatuette vertreten, und Buscher bringt
einen in Stil und Technik virtuos behandelten in Holz ge-
schnittenen Altarflügel mit der „Flucht nach Aegypten",
der den wackeren Arbeiten der Spätgothik nicht nachsteht.
I. R. Wehle hat ein gut empfundenes Gelgemälde
„Christus mit den Jüngern auf dem Gang durch das
Aehrenfeld", und Prof. Zimmermann einen „ungläubigen
Thomas" beigesteuert. Etwas mystisch behandelt A. Sieber
die Romantik der Kreuzfahrer, und Prof. Samberger hat
seine Madonna mit dem Kinde für religiöses Empfinden
doch wohl ein bischen zu sehr modern herausstaffirt, sein
„Peter Lanisius" und „Jeremias" wahren hingegen die
nöthige Stimmung ungleich besser. Ein hübsches Bild ist
H. Nüttgens „Heilige Nacht" und Feuersteins „Einzug des
hl. Ludwig in Paris"; der Nämliche bringt auch eine gut
konzipirte Kreuzigungsgruppe als sogenannte „Kreuzweg-
station". Es wäre in der That wünschenswerth, daß in
diesem Genre unsere modernen Künstler ein bischen Ab-
hilfe schaffen, denn es widerstrebt oft allem besseren
künstlerischen Empfinden, was manche Pinsler in dieser
Hinsicht zu Tage fördern. Liebenswürdig ist eine
Madonna unter dem Baldachin mit Teppichhintergrund
von M. Bernartz und hübsch sind die eigenartigen biblischen
Kompositionen von G. Fugel; auch die vor: S. Glötzle,
A. Balmer und M. Schiestl bieten saubere Entwürfe zu
Glasgemälden. Die Kleinkunst repräsentirt unser wackerer
Münchener Meister R. Harrach mit einem schönen romanischen
Kruzifix und Kelch, sowie einem reizend in Ebenholz und
Mattsilber gearbeiteten Hausaltärchen und Weihwasser-
kesselchen. Besondere Erwähnung verdient auch noch ein
schöner Kohledruck „Christus am Kreuz" von beträchtlichen
Dimensionen. Gute Kupferstiche, Photographien und
plastische Reproduktionen vervollständigen das Ausstellungs-
und Verkaufsinventar. Die Voraussetzung, daß dieses in-
die-größere-Gffentlichkeittreten der modernen christlichen
Kunst ihr, die nicht mehr auf der einstigen Höhe steht,
wohl ebenso zum vortheil gereichen wird wie den Künstlern,
ist kaum ungerechtfertigt, weil dadurch das bereits stark
lahmgelegte Interesse des eigentlich kunstfreundlichen
Publikums für beide wieder geweckt und wohl auch ge-
stärkt wird. Anderntheils dürfte es für viele ein Ansporn
sein, sich mit frischer Kraft diesem keineswegs undankbaren
Gebiete zuzuwenden und ihm frohgemuth neue Wege
zu bahnen; die Vorbedingungen hierzu sind heutzutage
keineswegs weniger gegeben als zu den Zeiten eines
Gverbeck, Cornelius, Schraudolph, Halbig rc., es kommt
nur darauf an, die Sache wieder beim richtigen Ende an-
zufassen. (M. Allg. Z.)
Lecknlrcker krlekmcftsel.
* R. I. Stuttgart. Allerdings steht der Ver-
wendung von Nußöl nichts iin Wege, wir halten aber,
je nachdem, Mohn- oder Leinöl für besser. Außer in
der Porzellanmalerei gebraucht man Lavendelöl nur zum
parfümiren der Farben und Firnisse.
* Kaiserbrunnen. X. Die Zusammensetzung der
Mussini-Malmittel ist uns unbekannt: vermuthlich
Harzstoffe, Sikkatif und das nicht zu empfehlende Petroleum,
lieber Anwendung der Mussinifarben haben wir sehr lange
nichts mehr gehört. Sollten sie am Ende schon den weg
der Lingnerfarben gegangen sein?
* St. Lukasverein in N. Neuerdings wurde für
Herstellung von Pauspapier folgendes Rezept gegeben:
Man löst to Theile Paraffin in 90 Theilen Benzin oder
in einer Mischung (90 Thl.) von Benzin und gebleichtem
Mohnöl auf. Mit dieser Lösung wird sogenanntes
Seidenpaxier gleichmäßig durchtränkt.
* Peter Paul, Bremen ;oo. Asphalt und Mumie
sind nicht zu empfehlen, sie dunkeln stark nach und, weil
Harzstoffe, reißen sie. Vollen Ersatz finden sie in den
Moewesschen braunen und asphaltbraunen Wurzel-Krapp-
lacken. Diese trocknen, wie alle Wurzelkrapplacke, sehr
langsam, aber sie reißen auch nicht und sind absolut
lichtächt.
 
Annotationen