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Die Kunst-Halle — 5.1899/​1900

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Nummer 2
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Berliner Kunstschau
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Kunstchronik
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26

Die Aunst-Halle

Nr. 2

wirkt mit seinem nebligen blaugrauen Ton des Pimmels
und der glatten, nur durch ein paar Segelboote belebten
Wasserfläche gar zu einförmig, um als malerische Leistung
stärker zu interessiren.
Zum Schluß verdient die eben erst vollendete große Ra-
dirung von pugo Struck nach A. Menzels ,,kon8oir mss-
sionrs/' unsere lebhafte Anerkennung. Der Radirer hat nicht
nur das eigenthümliche geschichtliche Gepräge des Originals
getreu wiedergegeben, sondern auch in dem Ausdruck der
Figuren und durch fein technisches Verfahren allen
wünschen, die an eine gute Reproduktion zu stellen sind,
völlig entsprochen. F. I.

4. Kakon AeLker und Verner.
Bei Keller und Reiner werden sich diejenigen,
welche in der zuletzt gebotenen Kollektivausstellung von
Peter Behrens, München, nur eine Reihe von Geschmack-
losigkeiten erkennen konnten, dieses Mal erholen. Ls sind
durchweg Arbeiten von künstlerischen: wertste zu sehen.
Der Salon bringt auf dem Gebiete der Malerei Kollektiv-
Ausstellungen von Arthur Kampf, Berlin, L. Müller-
Schönefeld, Berlin, und Julie Wolff-Thorn, Berlin. Arthur
Kampf ist modern im besten Sinne des Wortes, d. h. er
zeigt in seinen Arbeiten, daß moderne Technik und natu-
ralistische Farbenstimmung nichts mit liederlicher Zeichnung
und sonstigen unkünstlerischen Ungezogenheiten zu thun
haben. Er legt im Gegentheil auf die vollständige Durch-
bildung aller Einzelheiten, allerdings den Raum- und Licht-
verhältnissen angepaßt, großen Werth. In der Pinsicht
ist besonders das Bild „Sonntag-Rachmittag" hervorzuheben:
ein altes Bauernpaar lauscht bei sinkender Sonne im Obst-
garten den musikalischen Produktionen des Sohnes; ein
eigenartig poetischer Zauber ruht auf dieser einfachen
Schilderung. Auch die übrigen Zeichnungen und Malereien
bieten durchgehends künstlerischen Genuß. Besonders fein
ist die Stimmung in dem Bilde „Flirt auf der Dorfstraße".
Müller-Schönefeld bringt ebenfalls recht stimmungsvolle
Bilder, obwohl seine Motive ganz anders geartet, meist einer
lyrisch-wirkenden Traumwelt oder der klassischen Sage entlehnt
sind. Auch hier begegnen wir gediegenem künstlerischen
Können, besonders bei den Bildern kleineren Formats wie
„Pirten-Idyll", „Meer und Dämmerung", „Es naht das
Dunkel", „Abend-Stunde", „verklingen" u. a. Richt zu
übersehen ist ein unverkennbarer Einfluß durch Böcklin
und Thoma; doch erreicht der Berliner Künstler weder das
glänzende Kolorit des Einen, noch die Schlichtheit der Em-
pfindung des Andern. Einzelne minder geschmackvoll auf-
gefaßte Bilder wie z. B. „Sehnende weise" vermögen den
guten Gesammteindruck der Kollektion nicht zu stören. Bei
Julie Wolff finden wir einen guten zeichnerischen Kern
leider mit einem hysterisch blassen, fast unmöglichen Kolorit
gepaart. Die Künstlerin scheint zu übersehen, daß diese
Rezepte einer krankhaften Farbengebung schon lange nicht
mehr „modern" sind, wenn sie derartiges abgestreift und
durch die Früchte ehrlicher Naturstudien ersetzt haben wird,
werden wir bei ihrer entschieden zeichnerischen Begabung
künstlerische Bilder und nicht lediglich versuchte, aber zum
größten Theil mißglückte „malerische Probleme" zu be-
urtheilen haben. — Von den diesmaligen Bildhauerarbeiten
des Salons seien interessante Werke von Fix-Masseau,
Paris, sowie die sehr charakteristisch aufgefaßte Nacht-
wandlerin von Alex Iaray rühmend hervorgehoben. Nach-

träglich kamen noch zwei Skulpturen von Max Klinger,
die von der letzten Dresdener Ausstellung bekannte „Am-
pbitrite" ohne Arme und eine kleine Bronze mit den be-
wegten Figuren dreier Tänzerinnen hinzu. Z. M.
X
Runstchromk.
* Berlin. König!. Technische Pochschule. Die
Festlichkeiten zur Erinnerung an die Gründung der ehe-
maligen Bauakademie im Jahre finden in glanz-
voller weise und in Gegenwart des Deutschen Kaiserpaares
zwischen dem t8. und 2t- Oktober statt. Gleichzeitig
werden die Denkmäler für Werner von Siemens und
Alfred Krupp auf dem Platze vor der Pochschule feier-
lichst enthüllt. Den offiziellen Abschluß des ganzen Festes
bildet ein Fackelzug der Studentenschaft.
* Berlin. Die Kgl. National-Gallerie bereitet
zur Zeit eine Adolf Schreyer-Ausstellung vor. Nach
Schluß der Französischen Ausstellung werden die Räume
der Kgl. Akademie Unter den Linden die Ausstellungen
zweier kürzlich verstorbener Mitglieder, der Professoren Otto
von Kameke und Wilhelm Amberg, der Oeffentlichkeit
übergeben.
* Berlin. Der Kunst-Salon Eduard Schulte bringt
eine neue Serie von Kunstwerken, deren Besprechung erst
in nächster Nummer 3 erfolgen kann. Am meisten fesselt
dieses Mal pubert perkomers Prunkschild mit Gemälde-
tafeln in Email, den Lriumph der Zeit darstellend, sowie
sein Selbstporträt in Email und Professor Vogels Doppel-
porträt beider Präsidenten der König!. Akademie der Künste,
Geheimrath Ende und Prof. Earl Becker. Außerdem kamen
ea. 60 Werke moderner französischer Künstler, welche zum
größten Theil in diesem Jahr bei der Loeists Rationale
äes 8eaux-^rts im Tllamp-äe-.Vlars ausgestellt waren, zur
Aufstellung. Darunter sind Künstler wie Besnard, Aman-
Jean, Pissarro, Renoir, Berton, Laut.rec, Le Sidaner,
Menard. Der in Moudon lebende Schweizer E. Burnand
bringt seine Werke zur Ausstellung, ebenso die Berliner
Maler Bennewitz von Loefen und Emil Schwabe; der
Berliner Bildhauer Max Klein ist mit vier Werken
vertreten.
* Palle a. S. Anfang November wird hier der
Kunst-Salon Aßmann eröffnet. Er umfaßt ca. 3 bis 6
Ausstellungs - Zimmer, ferner einen Oberlicht - Saal für
moderne Wohnungs-Einrichtungen.
* Bensheim. Das tSäfl erbaute Rathhaus in
Seeheim wird auf Beschluß des dortigen Gemeinderathes
nach den Plänen des Regierungsbaumeisters Krauss in
Bensheim wieder hergestellt.
* Bamberg. Die Fresken des Rathhauses, der
Frontenschmuck dieses beachtenswerthen städtischen Bauwerks
aus der Mitte des t8. Jahrhunderts, sollen durch den
Maler Locher aus München wiederhergestellt werden. Da-
für sind t8 000 Mark bewilligt worden.
* Metz. Der Gemeinderath hat sich entschlossen, den
seit t886 geplanten Erweiterungs-Umbau des Museums zu
genehmigen. Mit einem Kostenaufwand von 22,000 Mk.,
welche einem schon lange für den Museumsbau bereit-
gestellten Fond entnommen werden, soll an der Hinteren
wand des Museums-Gartens ein zweistöckiger Flügel an-
gebaut werden.
* Düsseldorf. Zu Ehren von Professor Ludwig
Knaus, Berlin, hat die Pofkunsthandlung von Bismeyer
und Kraus in ihren Räumen eine Separat-Ausftellung
von über 30 Original-Zeichnungen und Porträts des
Meisters veranstaltet. In der auserlesenen Sammlung
finden sich hervorragende Typen jeden Genres, Zeugnisse
der hohen Meisterschaft des Künstlers, u. a. ein Porträt
einer Tochter des Meisters aus Knausschem Familienbesitz.
* Frankfurt a. M. Die Stadtverordneten lehnten
endgültig die Erbauung einer Goethe-Palle am peters-
kirchhof'ab, erklärten sich aber bereit, Mittel zur künst-
lerischen Ausgestaltung der Grabstätte von Göthes Litern
zu bewilligen.
* Frankfurt a. M. Die neu arrangirte Oktober-
Ausstellung in den permesschen Kunst-Sälen enthält
 
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