Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst-Halle — 5.1899/​1900

DOI Heft:
Nummer 10
DOI Artikel:
M., C.: Dresden: Kunstbrief
DOI Artikel:
P., R.: Düsseldorfer Kunstbrief: Düsseldorf, Ende Januar
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.63303#0177

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nr. ^0

Die Aunst-^alle


Fremdes bot, viel des lediglich schnurrig und absurd
wirkendenneben mancher malerisch schönen undohneweiteres
verständlichen Arbeit, kann eine Ausstellung der Franzosen
Rens Billotte, Francois Guignet, Charles Cottet und des
in Paris lebenden Gesterreichers Lugen Jettel, dessen fein-
tonige Landschaften besonders hervorzuheben sind, weiter
folgten Kollektivausstellungen von Maxim-Dasio, dem be-
kannten Radirer, der auch einige koloristisch gut aber
künstlerisch wenig bedeutsame Gelgemälde brachte, während
seine graphischen Arbeiten durchweg in Erfindung und Auf-
fassung fesselten, einige Lachen des stets gerne gesehenen
Kurt Stoeving, eine Kollektion von Bildern und Studien
von Charles palmich ehrliche, mit sicherem Können gemachte
Sachen und eine kleine Sammlung tüchtiger, aber nicht
gerade sehr selbständiger Arbeiten vvn Julie Wolff-Thorn.
Zur Zeit nun haben wir in demselben Kunstsalon Gelegen-
heit, die vor Kurzem in diesem Blatte behandelte Erfindung
von R. Schulte im pofe, die Original - Steinradirung,
kennen zu lernen und wir müssen sagen, daß unsere Er-
wartungen, die durch die Beschreibung schon gespannt waren,
in vollstem Maße erfüllt, sa übertroffen worden sind, was
Schulte im pofe mit seinem Verfahren erreicht, ist erstaun-
lich: seine Blätter, die, nebenbei gesagt, auch von hervor-
ragendem zeichnerischen Können und feinem Geschmack
zeugen, find von einer Tiefe und Weichheit der Ton-
wirkung, daß man sie zunächst für alles Andere eher, als
für Lithographien hält, bis man bei näherer Betrachtung
die Merkmale des Steindruckes findet. Es scheint, daß hier
ein Verfahren gefunden ist, das dem gewandten Maler die
Möglichkeit giebt, in vollkommenster weise den malerischen
Eindruck der Natur mit künstlerischer Feinheit, die der bis-
herigen Steinzeichnung oft mangelte, wiederzugeben. Sch.
im p. zeigt an einer Reihe von Blättern die Vervoll-
kommnung seiner Erfindung in interessanter weise: als die
vollendetsten seien der Studienkopf der Gerda Kubierschky,
Porträt eines perrn I., die ganz prachtvoll malerisch
wirkende Studie des Präsidenten Dr. Bödicker, der mit leicht
gesenktem Kopfe liest, und das lebensvolle Porträt Adolf
Menzels, eine Meisterleistung, genannt.
Der Arnoldsche Kunstsalon (A. Gutbier) hatte während
dieser Zeit erst eine Kollektivausstellung des wohl von
vielen Seiten überschätzten Lesser Ury, der mit dem ihm
verliehenen psunde künstlerisch nicht wohl ehrlich wuchert;
dann kam neben einer vieles Interessante bietenden Samm-
lung von Zeichnungen und Entwürfen, speziell für Buch-
schmuck, von F. v. Lirsacz, eine Reihe von Landschaften
aus der Sächsischen Schweiz von Erich Kuithan und w. A.
Ulmer, zwei von auswärts gekommenen jungen Künstlern,
die dieser etwas barocken Natur mit Glück und Geschick
sowie mit poetischer Empfindung malerische Seiten ab-
gewinnen. Zur Zeit sind neben einer stattlichen Anzahl vor-
trefflicher, wirksamer Bilder von Prof. L. Douzette, einigen
charakteristischen Arbeiten von Modersohn und Mackensen
und den vom Karlsruher Künstlerbund herausgegebenen
Lithographien einige herrliche kleinere Bilder des ver-
storbenen Parpignies, sür Dresden eine große Seltenheit,
zu sehen.
Kurz vor Weihnachten ist dann noch der neue von der
Emil Richterschen Pofkunsthandlung erbaute Oberlicht-
saal (Pragerstraße) mit einer im Durchschnitt sehr Gutes
bietenden Ausstellung des Märkischen Künstlerbundes und
der ersten Wanderausstellung von künstlerischen Photo-

graphien eröffnet worden: auf dies neue Unternehmen und
die jetzt dort befindlichen Ausstellungen der Werke von
Fr. v. Uhde und von dem Thiermaler Franz Pochmann
kommen wir das nächste Mal zurück. C. M.
X
Wüsseldovkev ^uysktmiek.
— Düsseldorf, Ende Januar. —
en künstlerischen Abschluß des sogenannten Jahr-
hunderts bildete die St. Lukas-Ausstellung bei
Ed. Schulte. Es ist bekanntlich eine beschränkte Anzahl
von Künstlern, die als „St. Lnkasklub" alljährlich eine
Ausstellung veranstaltet und da die begabtesten Mitglieder
der hiesigen Sezession Mitglieder sind, so nehmen diese
Ausstellungen eine nicht unwichtige Stelle im hiesigen
Kunstleben ein.
Daß die diesjährige Veranstaltung schwächer war, als
manche vorhergehenden, ist hoffentlich nur ein Zufall, der
der in Aussicht stehenden Märzausstellung zu Gute kommen
wird, und daß die nach einer, von berühmten Vorbildern
übernommenen, recht überflüssigen Sitte, eingeladenen aus-
ländischen Aussteller die besten Sachen ausgestellt haben,
dürfte vielleicht auch einigen Leuten die Augen geöffnet
haben. Zu einer Konkurrenz mit John Lavery und
I. Whitelaw Pamilton war man, in diesem Jahre
wenigstens, nicht recht eingerichtet, und so waren die
Bilder dieser beiden Gäste eben die interessantesten der
ausgestellten überhaupt.
Unter den Einheimischen fiel Otto peichert mit
einem großen, kräftig gemalten, in der Farbe etwas ver-
schwommenen Porträt auf, Gerhard Janssen, der
sogenannte Franz pals von Düsseldorf (ob ihm seine guten
Freunde gerade einen Dienst mit diesem Namen erwiesen
haben?) hat entschieden Fortschritte gemacht. Unter den
kleineren Arbeiten waren zum Theil sehr reizvolle Sachen.
Eine große monumentale Malerei stellte Alexander
Frenz aus, eine Darstellung der Einführung des Bürger-
lichen Gesetzbuches, für das Landgericht in Essen gemalt,
was aus dem Thema zu machen war, hat Frenz unter
Zuhülfenahme verschiedener allegorischer Damen daraus
gemacht.
Die Landschaft war, wie gewöhnlich, gut und zahl-
reich vertreten, ohne daß, mit Ausnahme der Bilder von
ft. Permanns, etwas eigentlich Neues zu sehen war.
Jernberg war etwas bunter, wie gewöhnlich, Engen
Kampf etwas tiefer und kräftiger im Ton und Liesegang
ziemlich wie immer. Nur, wie gesagt, p. Permanns sucht
in seinen Arbeiten immer neue Probleme und entwickelt
sich nach den verschiedensten Richtungen in allererfreulichster
weise. Sein großes Bild „An der Maas" war über-
raschend originell im Ton und nicht minder eigenartig und
fein in der Wirkung die „Alte pütte" und „Der Dorf-
tümpel".
Nach Schluß der Lukas-Ausstellung begann bei Schulte
ein wahres Wettrennen der verschiedensten Bilder: Eng-
länder, Belgier, Franzosen, Münchener und Berliner zogen
im Fluge vorbei. Eine Kollektivausstellung der Dachauer
Damenschule entlockte den Gegnern der Damenmalerei ein
beifälliges pohngelächter. Line Kollektion des Berliners
I. Albers fand auch keine große Gegenliebe. Man be-
 
Annotationen