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Die Kunst-Halle — 5.1899/​1900

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Nummer 8
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Preisausschreibungen
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Berliner Kunstschau
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Nr. 8

B

4- Die Run st-Halle -4-

Preisausschreiben
für eine malerische Ausschmückung des Sitzungs-
saales in dem Rathhause zu Lt. Johann a. d. Laar.
n der Stadt St. Johann a. d. Saar wird nach den
Plänen des Architekten Professor pauberrisser in
München ein neues Rathhaus in gothischein Style erbaut.
Der Sitzungssaal des Rathhauses soll eine künst-
lerisch-dekorative Ausmalung erhalten. Zur Ge-
winnung geeigneter Entwürfe für diesen Zweck wird ein
allgemeiner Wettbewerb unter preußischen und in Preußen
lebenden anderen deutschen Künstlern ausgeschrieben unter
folgenden Bedingungen:
t. Die Ausschmückung erstreckt sich aus die vier
wände des Saales und hat sich der Architektur desselben
so anzupassen, daß eine einheitliche künstlerische Gesammt-
wirkung des Raumes erreicht wird. Die beabsichtigte
dekorative Wirkung soll die Verwendung figürlicher Bilder
ortsgeschichtlichen oder anderen Inhaltes nicht ausschließen.
2. Es ist ein farbiger Entwurf der Gesammtdekoration
im Maßstabe von x : 20 einzureichen. Außerdem hat der
Künstler einen Theil, etwa pz des Entwurfes für die den
Fenstern gegenüberliegende südliche Längswand, im Maß-
stabe von l : fo auszuführen.
2. Mit dem Entwürfe der Gesammtdekoration ist eine
allgemeine Skizze für die Dekoration der Glasfenster zu
verbinden. Der Umfang und die Art der Glasmalerei ist
in Uebereinstimmung mit der Gesammtwirkung des Saales
und mit der Wandmalerei zu halten. Insbesondere hat
sich die Bemalung der großen Fenster der nördlichen Längs-
wand durchaus der übrigen Dekoration des Saales unter-
zuordnen.
Die Entwürfe mit zugehörigen Anlagen sind unter
genauer Angabe von Namen und Wohnort des Urhebers
oder der etwa in Gemeinschaft auftretenden Bewerber,
unter Beifügung eines Kostenüberschlages über die Aus-
führung der Wandmalerei sowie unter Angabe der hierfür
in Vorschlag gebrachten Technik bis zum f o. Mai tfioo
an die Geschäftsleitung der Großen Berliner Kunstaus-
stellung im Landes-Ausstellungs-Parke, Berlin Ifi.VP, Straße
Alt-Moabit kostenfrei einzuliefern.
5. Für die besten Entwürfe werden drei Preise von
zooo Mark, 2000 Mark und fooo Mark, zusammen nooo
Mark, ausgesetzt.
6. Die Entscheidung über die eingegangenen Arbeiten
und die Preisvertheilnng erfolgt durch die Landes-Kunst-
Kommission, welcher für diesen Zweck der Architekt des
pauses und zwei andere Abgeordnete der Stadt St. Johann
mit Stimmrecht hinzutreten.
7. Die preisgekrönten Entwürfe können für den Besitz
des preußischen Staates in Anspruch genommen werden. Die
übrigen Entwürfe werden den Bewerbern zurückgegeben.
8. Eine öffentliche Ausstellung der eingesandten Ent-
würfe ist in Aussicht genommen.
9. Ueber die Ausführung der Wandmalereien bleibt
die Entscheidung Vorbehalten. Es wird jedoch darauf Be-
dacht genommen werden, den Urheber des mit dem ersten
Preise gekrönten Entwurfes in erster Linie zu berücksichtigen.
fo Bei der Lrtheilung des Auftrages kommt der dem
Künstler gezahlte Preis auf das Gesammthonorar in An-
rechnung.

ff. Zeichnungen der vier zur Ausschmückung bestimmten
Saalwände im Maßstabe von f zu 20 nebst einem Abdrucke
dieses Preisausschreibens können im Burean der König-
lichen Akademie der Künste in Berlin, K.^V. Universitäts-
straße 6, sowie bei dem Stadtbauamt von St. Johann a. d.
Saar gegen Zahlung von 2 Mark in Empfang genommen
werden. — Zu den Zeichnungen wird bemerkt, daß sich der
Architekt vorbehalten hat, die Form des Aufbaues der in
gelblichem Kalk oder Sandstein gedachten Kamine an der
Südseite erst nach Annahme und Feststellung des Entwurfes
der malerischen Ausschmückung des Saales sestzustelleu.
Die Decke mit den aus der Zeichnung ersichtlichen Trägern
ist in braunem Volz gedacht. Der Balkon an der Westseite
sowie die Einfassungen der Thüren und Fenster sind in
rothem Sandstein ausgeführt.
Berlin, den 3. Januar l.900.
Der Minister
der geistlichen, Unterrichts- und Mediziual-Angelegenheiten.
Studt.
X
Aepliyei- ^eiyskschuu.
1. Im Aünstkerßause.
as Liebeswerben um die Natur, um diese stolze
begehrenswerthe Schönheit, wie es seit lange die
Arbeiten der Landschafter unermüdlich ausdrücken, trägt
überall andere Züge, dort poetische, schwungvolle, tiefsinnige,
geheimnißvolle, hier einfache und schmucklose, wie der
echte Berliner Maler um seine Natur wirbt, sieht man
aus den Werken der Mitglieder des hiesigen „Aus-
stellungs-Verbandes", der eben seine ll. Ausstellung
im Künstlerhause eröffnet. Exakt, sachte, nüchtern — nicht
feurig und schwärmerisch ist fast allerwärts die Situation
erfaßt. Das Beste in dieser Art hat ungefähr Ernst
penseler in dem Bilde „In der Neumark" gegeben, wo
zwei übrigens gar nicht niedliche Mädchen sich im blumigen
Rasen tummeln und der Hintergrund in wundervoll be-
lebter Perspektive sich klar und scharf ansdehnt. Echte
Berliner Landschaftsschilderung! Am feinsten im Tone
wirken in diesem Kreise die Gemälde von B. Genzmer.
Namentlich die kleineren Arbeiten, „Altes Fischerhaus",
„Strand bei Porst", „Sich selbst überlassen", sind köstlich
in ihrer Ungesuchtheit. Einzelne der Gelstudien von
R. Dammeier, durchweg anspruchslose Gegenden firirend,
reichen entfernt an jene Bilder. Auch G. Koch hat außer
einer flotten Schlachtenszene (das 35. Regiment bei
Vionville) ein paar Landschaften von feiner malerischer
Gualität wie „Ernte", „Aus meinem Garten" eingesandt,
p. Seeger bringt wieder eine zart kolorirte wiese, auf
der anmuthige weibliche Personen Blumen pflücken. Kräftiger
und frischer fassen I. Jakob, K. Lessing, G. p. Engelhardt,
R. Friese und der mit Pochgebirgsmotiven seine süddeutsche
perkunft verrathende Rummelspacher ihre landschaftlichen
Stoffe auf. Etwas aparter im Geschmack erscheint die
„Kirschallee im perbst" von Franz Bombach. Und in
solcher Beziehung tritt Alfred Scherres namentlich mit
seiner ausgedehnten steinigen und waldigen Rügenlandschaft,
in der er Sonnenlicht, bunte Reflexe, violette Schatten mit
großem Fleiß, aber etwas kompakter Wirkung malte, fast
aus den: Kreise dieser Verband-Aussteller heraus. Die
 
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