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Die Kunst-Halle — 5.1899/​1900

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Nummer 11
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Meyer, Bruno: Das Urheberrecht der Künstler
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Gold, Alfred: Wiener Kunstbericht
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https://doi.org/10.11588/diglit.63303#0194

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1(66

Die Kunst-Halle -z-

der allergebräuchlichsten Bedingungen!) zu ertheilen;
auch heute schon kann der Verleger in Konventional-
strafe genommen werden, wenn er eine vertrags-
mäßige Pflicht versäumt, usw. Lin Normalformular
für den Verlagskontrakt kaan ohne viele Redens-
arten im Schooße irgend eines der größeren Künstler-
vereine unter Hinzuziehung eines tüchtigen Notares
und — nicht zu vergessen! — einiger gewiegter
Kunsthändler entworfen werden, kann aber immer
nur als Anhalt für die Gestaltung des einzelnen
Vertrages dienen, der danach im Besonderen zu ent-
werfen ist, und keinem Verleger aufgezwungen werden,
wenn er im Allgemeinen oder für den vorliegenden
Fall ungeeignete Bestimmungen enthält. Am wenigsten
kann ein Normal-Kontrakt-Formular etwa gesetzlich
festgestellt werden (woran S. 32 gedacht zu sein
scheint), und noch viel unmöglicher ist es, daß „ge-
setzlich festgelegt" würde: „Was ist Kunst?" und
„Was ist Industrie in der Kunst?"
Unbegreiflich aber ist es vollends, wie ein welt-
kundiger und erfahrener Wann hieran so überschwäng-
liche, ja abergläubische Hoffnungen knüpfen kann:
„Wit einem Schlage wird ein Umschwung erfolgen,
der Kunstverleger und der Kunsthändler, beide würden
sofort den Ehrgeiz haben, nur wirkliche Kunstblätter
zu führen und zu empfehlen." — Das ist ein gründ-
licher Irrthum. Kunstverleger wie Kunsthändler sind
beide Geschäftsleute, und wollen beide ein Geschäft
machen; und dabei ist es ihnen völlig gleichgültig,
ob sie mit ihrem Kram in irgend einem offiziellen
Waaren - verzeichniß unter dieser oder jener Bezeich-
nung geführt werden. Kunst-Verleger, die nur
Werke graphischer Künstler und keine Heliogravüren
führen (woraus ihnen Wannfeld ein großes Verdienst
macht), giebt es genug, — weil die Heliogravüren
keinen Verleger brauchen: die Heliogravüre-Anstalten
besorgen aufs Bequemste das verlegen im Neben-
geschäft selber. Kunsthändler aber, die sich auf
wirkliche graphische Kunstblätter beschränkten, giebt
es nicht; und sie wären auch „schön dumm", wenn
sie es thäten. Das Buch- und Kunsthandels-Geschäft
ist durch Konkurreuz so tief heruntergekommen, daß
eine so willkürliche und in jeder Beziehung unrationelle
Beschränkung des Geschäftskreises Keinem in den
Sinn kommen kann.
Und hierdurch erledigen sich auch Wannfelds an-
klagende Gewinnrechnungen für den Kunsthandel. Die
dem Händler zu bewilligenden Rabattsätze mögen relativ
so ungeheuerlich wie möglich erscheinen, sie genügen nur
sehr knapp, um die Kosten des händlerischen Geschäfts-
betriebes (mit Einschluß eines einigermaßen anständigen
Verdienstes)zu decken. WannfeldfängtdaherdieReform
am unrechten Ende an, wenn er, von den Rohpreisen
der Kunstblätter ausgehend, auf einen Rest als Ertrag
für die Künstler kommt, der zu geringfügig ist. Er
müßte den umgekehrten Weg einzuschlagen versuchen:
die unumgänglichen Kosten bei der Herstellung eines
Kunstblattes mit Einschluß einer anständigen Ent-
lohnung für den Künstler feststellen, und von da aus-
gehend, unter Hinzurechnung dessen, was der Vertrieb
durch den Handel unbedingt kostet, den nothwendigen,
gegen das jetzt Uebliche möglicherweise erheblich zu
steigernden Brutto - Verkaufspreis ermitteln. (Ob
dieser Preis sich danach durchsetzen ließe, wäre dem-
nächst weiter zu untersuchen.) Was der legitime
Zwischen- und Kleinhandel an seinen Waaren ver-
dienen muß, um bestehen zu können, das muß er
schon diesem selber zu bestimmen überlassen, — wenn
er nicht auf seine Dienste zu verzichten wagt.

Diesen Wuth — um nicht gleich ein härteres Wort
zu gebrauchen — hat Wannfeld indessen wirklich;
und hier kann gar nicht eindringlich und laut genug
vor seinen Sirenen-Klängen gewarnt werden.
(Fortsetzung folgt.)
G
Wiener Uayskberieht.
von Alfred Gold, Wien.
(Schluß.)

ie graphische Kunst ist durch Blätter aus
, Worpswede und Karlsruhe vertreten.
Darüber ist nun freilich hier nichts Neues
zu sagen. Wan kennt die Wodersohn, Wackensen,
Vogeler, Am Ende, Overbeck und die Karlsruher
Verbündeten: Kallmorgen, Volkmann, Kalck-
reuth, EarlosGrethe, KampmannundHein. Was
sich hier zur Betrachtung aufdrängt, ist nur etwas Allge-
meines : wie sehr nämlich die modernen Farben-
druckverfahren uns zu einer neuen „stilisirenden"
Anschauung, vor Allem der Landschaft, erzogen
haben. Wöglich, daß auch das der Grund ist,
weshalb uns heute die minutiöse Aquarellmanier so
plump und so — überflüssig erscheint. Denn kaum
hat man vom Aquarell den Blick gewandt, da
hängt daneben ein Blatt aus der Drucker-Presse,
das sieht sich nicht anders an als aus einem guten
Bilderbuch herausgerissen, und giebt doch mit seinem
Grün, mit seinem Blau und einem unsagbar dünnen,
Hellen Braun den genügend starken Eindruck einer
Wiese, eines Weihers, eines frühlingjungen Waldes.
Volkmann ist wohl der Wächtigste auf diesem Ge-
biete. Daneben verführt die graphische Kunst natür-
lich auch zu hundert Versuchen, Tändeleien,
Phantasien. Wilhelm Lange versucht aus ver-
derben breitlinigen Wanier des alten Holzschnittes
einen eigenen Kunststil zu machen. L. R. Weiß,
der führende Zierkünstler des Karlsruher Verbands,
zeigt sich diesmal zu sehr von der Seite einer un-
selbständigen, theils Dichtern, theils ausländischen
Vorbildern nachempfindenden Phantasie. Er wird
von Karl Hofer geschlagen, dessen groteske
Zeichnungen bei aller Seltsamkeit etwas überzeugend
Echtes haben, etwas von kleinstädtisch deutscher
Phantastik: von E. Th. Hoffmann und Jean Paul.
Das Kunstgewerbe der Ausstellung, der Dresdener
Firma Ernst Arnold entlehnt, gehört der Hauptsache
nach den belgisch-französischen Weistern an. Klein-
plastik von Weunier und Tharpentier, Wedaillen
von Roty und Thaplain, Bronzegeräthe von
Ledru und Selmersheim, thönerne Tintenfässer
von einem geradezu geistreich ersonnenen Reiz (von
Dufrene), Gläser von Tiffany und voulot und
die unzähligen kleinen, unerreicht geschmackvollen
Schnörkelarbeiten Vandeveldes: Kämme, Broschen,
Theetassen u. v. A., — alles das füllt die Vitrinen
im ersten großen Saal. Dazu kommen freilich auch
Arbeiten deutscher Künstler: Keramiken von Länger,
Schmuck von Hirzel (Berlin), Teppichentwürfe von
Eckmann und Vogeler, in der Webeschule
Scherrebek ausgeführt, und eine Bronzeplakette
(Bismarck) von Adolf Hildebrand, die nur den:
Raun: nach hier an letzter Stelle genannt sei — ein
glänzendes Werk, das eine Betrachtung für sich
verdienen würde.
 
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