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Die Kunst-Halle — 5.1899/​1900

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Nummer 24
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Imhof, Franz: Grosse Berliner Kunstausstellung 1900
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Kunstchronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.63303#0429

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Nr. 2^

4- Die Aunst-Halle -4-

375

druck malen. 7luch die Bildnisse von Lhr. Biffhop
des Prinzen zu Wied in ordensgeschmückter Uniform
und Mantel, einer zarten blonden Ulefufvrouw in
weiß auf Blau — „Veilchen in Milch" — sind
respektable Arbeiten. Ich muß mir ferner versagen,
auf die Vorzüge zweier Bchneelandschaften von Louis
Apol, einer im kräftigen gedämpften Tone gehaltenen
Dünenszenerie von Th. de Bock, des kleinen Ernte-
bildes von wysmuller, zweier großen herrlichen
Marinen von H. w. Mesdag, zweier frappant ge-
schilderten Hafenparthien mit eisernen Schiffskörpern
von H. w. Jansen und der mit koloristischer Kraft,
fa wuchtig gemalten Stillleben von Frau Mesdag
van Houten und !Lhr. Bisshop des Näheren einzu-
gehen. Ich leiste Verzicht, gedrängt durch den Schluß
der Saison — aber mit dem Hochgefühl, daß diese
braven holländischen Meister, denen hier noch nach-
drücklichst die energischen Figuren- und Sittenschilderer
N. van der waay, der einmal ausnahmsweise das
unholländische Malgebiet der Balletmädchen betritt,
Blommers und Tholen anzureihen find, eine ein-
gehende Beachtung und ehrliche Theilnahme ver-
dienten.
Zum Schluß habe ich noch die Anwesenheit
einiger Ausländer zu konstatiren. von Engländern
und Schotten: Walter Trane, M. Agnes Tohen,
I. Lavery, Jos. und Morris Henderson. von
Italienern: A. Torelli, Luigi Nono, Dall' Goa Bianca,
Bompiani, E. Lancerotto, Mancini, Bazzani und —
Benes Knüpfer, der sich in Böcklins heitere Mythen-
welt wagt, koloristisch nicht sonderlich erfolgreich.
Damit wäre freilich noch lange nicht die Reihe der
fremden Künstler erschöpft.
Die Reihe der heimischen Maler aber ist nach-
träglich durch keinen Geringeren als Ludwig Knaus
ergänzt worden. Sein Gemälde schildert ein Stück
Berlin 0. „wie es leibt und lebt,", eine gemüthliche
nasse Droschkenkutscher- (natürlich II. Güte) Ecke vor
einer Kellerwirtschaft. Daß Meister Knaus uns noch
die Freude bereitet, berlinisch-oolksthümlich zu kommen,
giebt seinem reichgesegneten Schaffen eine neue Seite.
Seine frische malerische Kraft verleugnet auch diese
füngste Leinwand nicht, die so viel naiven köstlichen
Humor, intimen wahrheitsfinn, sorgfältige Milieu-
schilderung bekundet. Franz Imhof.
X
Aunstchromk.
* Berlin. Große Kunstausstellung t°>oo. Der
zweistündige Besuch des Kaiserpaares gegen Anfang Sep-
tember war gleichsam die Einleitung einer zweiten Saison
für die in diesem Jahre so überaus mannigfaltige und
künstlerisch hervorragende Berliner Ausstellung. Sie hat
im Vorgarten schließlich noch eine bemerkenswerthe Zuthat
erhalten, die kolossale in Bronze getriebene Nacktfigur eines
Bogenschützen von Prof. Ernst Moritz Geyger, ein Werk
von energischer, etwas manierirter Körperbildung, das, als
Motiv betrachtet, dem Bogenschützen von Hans Vischer
(German. Museum) ziemlich ähnlich ist. Besuch und Ver-
kauf gestalten sich nach wie vor ersreulich. Der Schluß
der Ausstellung ist daher von der Leitung auf den 30. Sep-
tember verschoben worden.
* Berlin, vom Künstlerhause. Nach längeren
Vorbereitungen ist man seht soweit, den Kunstkreisen für
die kommende Saison reichen künstlerischen Genuß ver-
sprechen zu können. Die demnächst beginnende Herbst-
ausstellung wird eine Reihe interessanter Werke und
Namen ersten Ranges von Künstlern Berlins, Münchens,
Dresdens, sowie des Auslands vereinigen. Maler Ernst
Hausmann hat das Arrangement dieser Ausstellungen
übernommen.

* Berlin. Man schreibt uns: Zur Eröffnung der
Wintersaison entfalten die Leiter der hiesigen Theater
eine anerkennenswerthe Energie und Sorgfalt, die sich
auch auf die äußere Dekoration erstrecken. So werden
nicht weniger als 3 Theater mit neuen Hauptvorhängen
sich präsentiren. Das Friedrich wilhelmstädtische Theater
bringt einen sehr werthvollen künstlerisch ausgeführten
Figuren - Vorhang. Das Zentral - Theater unter Ferenczy
wird, wie immer, Hervorragendes in der dekorativen Aus-
stattung leisten und ganz speziell zu der neuen Mxerette
„Der griechische Sklave" außer den sehenswerthen Deko-
rationen durch einen charakteristischen Figuren-Vorhang im
griechischen Style den Zuschauer in die entsprechende Stim-
mung versetzen. Die Sezessionsbühne wird ebenfalls ihrem
Eharakter entsprechend einen „modernen" Vorhang bieten.
Diese Vorhänge sind sämmtlich in den Ateliers der Ber-
liner Firma Georg Hartwig L Eo. nach eigenen Kom-
positionen gefertigt.
* Berlin. Salon Schulte. Am 2. September hatte
als erster der Kunstsalon am Pariser Platze mit den
künstlerischen Herbst- und Winterveranstaltungen begonnen,
wenn es in diesem Jahre minder feierlich herging als in
früherer: Jahren, so lag das nicht nur daran, daß die ja
jetzt in größerer Zahl ausstellenden Kunsthandlungen ähn-
liche Eröffnungen bereits ankündigten, sondern auch an dem
noch unverminderten Reize der Großen Kunstausstellung in
Moabit. Die Räume bei Schulte zeigen die übliche Mannig-
faltigkeit, eine Menge ausgezeichneter Stücke bekannter
Meister und wieder zahlreiche fremde Werke. Letztere
charakteristische Erscheinung kann man nicht mehr unseren
Salons allein zum Vorwurf machen; sehen die sich doch ge-
nöthigt, dem Publikum immer Neues und Apartes vorzu-
führen. Im Hanptsaale finden wir bei Schulte die Pariser
Meister Mare Antigua, Paul Autin, Bergeret und
la Thangue, die Engländer bezw. Schotten E. Dekkert,
G. Henry, Rob. w. Allan, A. Draper, Hayward, I. Smith,
Lewis (Paris) und Charles Stuart. Diefer Stuart giebt
im größeren Rahmen das schottische Hochland nut Iagd-
thieren in dunklerer Färbung. Am interessantesten sind
im Mberlichtsaale zwei auf grau und grün gestimmte selt-
sam verschwommene Frauenporträts des in Paris lebenden
Amerikaners A. D. Gihon. Ein Iugendbildniß des
Münchener Malers Hirth du Fränes von Leibl und die
weichen, schlichten, srifchen, sommerlichen Naturausschnitte
von w. Hieronimus sieht man hier ferner mit Vergnügen.
In einem Hinterraume bilden die schon einmal ausgestellt
gewesenen sH mythologisch-figürlichen und landschaftlichen
Darstellungen, die Max Klinger vor vielen Jahren für eine
Villa in Steglitz geschaffen hatte. Sie wirken in ihrer
frischen, klaren Helltönigkeit und Freudigkeit vortrefflich
und zeigen, daß Klinger einst flotter, besser zu malen
wußte, als er noch nicht den Meißel fchwang. Daneben
herrscht hier der Schüler und Bracht-Imitator Günther
Meltzer aus Potsdam; er bekundet nicht die Einfachheit,
die gesättigte Stimmung, den seltenen dekorativen Geschmack
seines Lehrers, aber er ist in dcesen Abend-, Herbst- und
Winterbildern vielleicht nuancenreicher als sein Vorbild.
Das kann gut werden, wenn jetzt die Brachtschüler nach-
einander nut solchen Arrangements in Blau und Gelbbraun
aufmarschiren. Der wiener A. H. Schram hat fast un-
zählbare, pikant lächelnde und tänzelnde Mädchen, sinnen-
bethörende Köpfchen mit blauen oder rothen Blumen im
Haare, eingeliefert: die entzückendste künstlerische ver-
kausswaare, die inan sich nur denken kann, um die ihn die
Lhikisten von London und Paris wirklich beneiden dürfen.
Das Porträt des Generaldirektor Dr. Wiegand von Hanns
Fechner ist sehr ausdrucksvoll und sorgfältig in der Mache.
Zwei kleine Bronzen von L. A. Bermann, München, sind
bemerkenswerth.
* Plauen i. v. Der Ausstellung des hiesigen Kunst-
vereins (September d. I.) könnte man wohl die Pauschalnote
ertheilen: Äoo innlta ns« ranltnrn. Die meisten Aussteller
und Ausstellerinnen sandte München (Prof. Ludwig will-
roider, Richard Pietzsch, Mskar Gräf, Leop. Schönchen,
Fr. (Puaglio, Beatrice Frederickson, Marie Schnür, Frida
Ritter), manche Künstler sind nur mit einem oder zwei
Beispielen ihrer Eigenart vertreten. Gräfin Glga zu
Eulenburg, Berchtesgaden, schickte einige Vrientbilder, Luise
 
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