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Pfälzer Bote für Stadt und Land (26) — 1891

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Nr. 1 - Nr. 10 (1. Januar - 14. Januar)
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Anfang
2 Uhr. ;

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Erſchent taglid u uknahıne ver Somne und deiertage.
Samſtogs mit Unterbaltungsbeilage, Preis vierleljähruͤch
















für Stadt









M, 1.20 ohne Zrägerighn u. Poftaufſck Beſtellungen
bei den Voſtanſtalen u. dei der dition Zwingerſnaße?.
Ee— A ——— — — — — — f
gr 7 Berantmortlidier edatteur:
+ 8 Julins Yeder in Heidelberg.
— 8 8 8sk— — *










— ——





8 — 2
— ;

; Beſtellungen
auf den „Wfälzer Boten“ für das 1. Quartal
1891 werden noch fortwährend bei fänımtlichen Poſt-
anſtalten, bei unſeren Trägerinnen, ſowie in unſerer
Expedition Heidelberg, Zwingerſtraße 7 entgegen?
genonimen.












Der proteſtantiſche Herr Pfarrer Dammann von
Eſſen bobam 7 Dezember im dortigen Evangeliſchen
Arbeiter Verein in einem Vortrage über die Frage
„Wie ſieht's aus und was thut noth?“, nachdem er

die Vorzüge unſeres deutſchen Vaterlandes vor Augen
geführt haͤtte, nach einem Berichte in einem Dort-

munder Bfatee, welcher einer Berichtigung von Seiten
des Herrn Pfarrers bisher nicht erfahren hat, ſich
alſo geäußert:
„Man ſollte nun denken, alle Deutſchen wären
ſtolz auf ihr Vaterland. Aber weit gefehlt. Es gibt
eine große vater landsloſe und vaterlands-
feindliche Schaar, die ihr eigenes Vaterland ſchlecht
machen und — Gott ſei es geklagt — nur zu viel
Leuie die lieber heute als morgen das Vaterland in
Stücke gehen ſehen, nicht bloß Sozial-Demokraten,
ſondern auch Andere, von denen man es nicht er-
warten ſollte Vor 40 Jahren und jetzt, welch ein
Unterſchied! Was damals ein Traum war, iſt heute
Wirklichkeit. Verzweifelt hat man früher geſungen:
Was iſt des Deutſchen Vaterland? Nun iſt es da,
die Brücke über den Main iſt geſchlagen, an Ehren
reich, an Macht groß iſt das ſchöne deutſche Vater-
land und doch innerlich ſo zerriſſen und zerſpalten.
Das iſt eine deutſche Unart, ſo etwas findet man
weder in Frankreich, noch in Rußland, noch anders-
wo. Die Communiſten in Frankreich ſind alle
franzöſiſch, die Nihiliſten in Rußland ſind alle ruſ-
ſiſch! die Republikaner in Spaͤnien alle ſpaniſch.
In Deutſchland iſt dies leider nicht ſo, die Sozial-
Demokraten ſind Allerweltsleute und Millionen
Katholiken haben ihr Vaterland im Va-
tikan zu Rom.“

Nachdem bereits in einer Verſammlung des chriſt-
lichen Arbeiter-Vereinz der Präſes diejes Vereins,
Herr Rektor Drietzen, die gehäſſigen Beſchuldigungen
des Herrn Pfarrers Damman in einem Vortrag:









Anzeige=Bla tt für die Amtsbezirke Heidelberg,
Ladenburg, Weinhein:, Schwetzingen Philippsburg,
Wiesloch, Bruchfal, Breiten, Nedargemünd, Mosbadı,
Eberbach, Buchen, Walldürn T.-Bijchofsh. Wertheimt 2C.





' Druck, Verlag Expedition von Gebr. Auber | Iß Auk
in Heidelberg, Zwingerſtraße 7. 4. Jihtn

+



gewieſen, iſt ein Comitè älterer
die Feldzüge 1864, 66 und 1870/71 mitgemacht haben,


lung ſämmtliche Kriegs Combattanten einzuladen. In
der Einladung heißt es, „daß die katholiſchen Com-
battanten aus den Feldzügen 1864, 1866, 1870/71,
welche an der Niederwerfung des Feindes und an der
Wiederaufrichtung und Einigung des deutſchen Vater-

die
mit aller Entſchiedenheit
zahlreicher Betheilignng der
dem Stadt⸗ u.
_N




8








Anſchuldigungen
zurückweijen,“ Unter
katholiſchen Kriegs Combattanten aus
en fand dieſe Prot







Land Kreiſe E



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ohde'ſchen Saale






mit Ehrenzeichen





daten füllten den Saal dis zum ebten Platze;
mehrern Hundert war es wegen Ueberfüllung des
Lokals nicht mehr möglich, Eingang zu erhalten.
Nachdem mehrere Reduer die Gehäſſigkeit der vom
Pfarrer Dammann gegen die Kaͤtholiken erhobenen
Beſchuldigungen gekennzeichnet, wurde von der groß-
artig verlaufenen Verſammlung folgende Reſolution
angenommen:

Gegenüber den verleumderiſchen und aufhetzenden

Aeußerungen, welche der evangeliſche Pfarrer Hr.


Arbeiter⸗Vereins zu Eſſen am 7. Dezember 1890
gegen die Katholiken gethan hat, erklären die heute
im Rohdeiſchen Saale verſammelten katholiſchen
Combattanten aus den Feldzügen von 1864, 1866,
1870/71': 1, S3 iſt eine böswillige Verleumdung,
die Katholiken als eine vaterlandsloſe und vater-
landsfeindliche Schaar zu bezeichnen, die „ihr
eigenes Vaterland ſchlecht macht und es lieber heute
als morgen in Stücke gehen ficht“; 2, es iſt eine
unqualificirbare Aufhetzung Andersgläubiger gegen
die Kaͤtholiken, letztere mit franzöſiſchen Com-
muniſten, ruſſiſchen Nihiliſten, ſpaniſchen Republi-
kanern und deutſchen Sozial-Demokraten zu ver-
gleichen, ja ſie noch unter dieſelben zu ſetzen; 3. e3
iſt eine grobe bewußte Unwaͤhrheit, zu behaupten,
Millionen von Katholiken hätten ihr Vatexland im
Vatiean zu Rom. Gegen ſolche böswillige Ver-
leumdungen, unqualifieirbare Aufhetzungen u. grobe
Unwahrheiten erheben wir lauten und energiſchen
Proteſt und erklären: die Katholiken ſtehen treu zu
ihrem von den Vätern ererbten Glauben und treu
zu ihrem kirchlichen Oberhaupte, dem h. Vater in
Roͤm! Gerade deshalb ſtehen dieſelben auch treu











halb treu zu Kaiſer und Reich; gerade ſo treu
wie jeder Andergläubige, lieben ihr Vaterland eben-
ſo wie jeder Andersgläubige und beanſpruchen des-
halb volle Gleichberechtigung wie jeder Angehbrige
einer andern Confeffton, Befonders {reu ihrem
Kaiſer und König, ihrem thenern deutſchen Vaͤter-
lande, haben ſich die katholiſchen Soldaten bei
jeder Gelegenheit bewieſen uͤnd bewährt und ihrer

Ehre, ihrer Pflicht, ihrem Gewiſſen ſtets genug
* — — — — —
gethan Zur Wahrung unſerer tiefverletzten Sol-

daten⸗Ehre und zur Verhütung Ffernerer Beleidig-
ungen, Kränkungen und Verhetzu en beichlieben
2 2 — — —
die Yuwejenden eine Eingabe an Se Majeftät den
deutſchen Kaiſer.“

Der verleſenen Eingabe wurde allſeitig zugeſtimmt




Laiſer und Abſingung der National Hyinnẽ geſchloſfen
Die Eingabe, welche noch einige Tage in den dortigen
öffentlichen Lokalen aufliegt, fand zahlreiche Unter-
ſchriften.

Die Ohrifien in China.
Im Londoner „Standard“ lieft man: Gerade be-
ginnt wiedex der alte fanatiſche Chriſtenhaß der Chi-
nejen, ſpeciell der Szechuener, weiche erſt vor weni-
gen Wochen eine blutige Chriſtenverfolgung in Seene
jegen, neu aufzuleben. Obwohl der Schauͤplatz der
Fräuelthaten ganz nahe bei dem Vertragshafen Chwng-
King liegt, ſo haben wir nur weuige Naͤchrichten
hierüber Die Bekehrten ſiud in Szechuͤen ſehr zaͤhl-
veich — e& ſind daſelbſt von Franziskanern und
Lazariſten geleitete Miſſidnen — und man hört oft

don Zwiſtigkeiten zwiſchen Chriſten und Anhängern
der drei Volksreligionen Confucianismus, Buddhis-

mus und Tanismus; aber es iſt eine Seltenheu heut-

zutage, Wwenn es von Seite der Verfolher bis zu
Mord und Todtſchlag kommt. Aber das leßtere er
eignete ſich in der kleinen Chriſtengemeinde von

Loongtitſin in dem Darchu Diſtritt.
jelbft ſind nicht Neubekehtte, ſondern haͤben den chriſt-
lichen Glauben von ihren Ahnen ererbt. Die Aus-
breitung des chriſtlichen Glaubens war hier lange
auf, mannigfache Hinderniſſe geſtoßen, welche eine

Die Chriſten da-


gionen den Glaubensboten in den Weg gelegt hatten.
Heimlich wurde nun gegenwärtig diefe Liga von
den Mandarinen aufsemuntert, öffentlich iſt fie mit
den Gelehrten verhündet, obwoͤhl die Ko-Lai-hat, wie
dieſe Verbindung heißt, als ungeſetzlich unterſagt iſt
Dieſe Liga hielt nun neulich ein großes Feſt zu





Das Vaterland der Katholifen“ gebührend zurück-



27)
Novelle von Antonie Haupt.

In Lianens Mundwinkeln zudte es wie ein verhalte-
nes Weh, und ihre blauen Augen verſchleierten fih.

E, ließ ihre Hand frei, und ohne einen Blick zurück-
zuwen den, ging er hoch aufgerichtet, raſch dem Kahne zu.
Bald nahın das eilende Schiff jeine edle Heſtalt auf, um
ihn dem zanbexiſchen Moſellande zu entführen

„ort, fort!“ murmelte er, „Hinein in ein raſtloſes
Schäffen und Wirken !

— — -

In den Mauern der alten Waldburg waren zum erſten
Malẽ ſeit langer Zeit wieder Gäſte eingekehrt Mitten auf
dem verödeten Schloßhof praſſelte ein ſuſtig aufloderndes
Feuer, und ein kräftiger jonsengebräunter Mann in reife-
zen Jabren, deſſen graue Joppe mit grünen Aufichlägen
den Förſter verrieth, war eifrig bemüht, ein grohes Stück
Sleijh am Spieß bin und Her zu drehen, während ein
ziedliche? iunges Mädchen mit goldigen Jlechien und hlitzen
den braunen Schefmei.aitgen ihm mit zierlicher Geſchäftis-
feit dabei hHalkf, den Braten zu übergieben nebenbei aber
au ihre Soraͤfalt den ſeilwaͤrts in der Aſche ſchmorenden
Kartoffeln angedeihen ließ. Die Beiden auf dem ſonnigen
Riäßchen: der kraftvolle bärtige Mann und die elegante
junge Dame in dem helen Sommergewande, emfig um das
Todernde Feuer beſchäftigt. boten auf dem ernften, düſtern
Hintergrund ein reizendeS, lebensfriſches Bild.

Das. mochte wohl auch der eHımürdige Oreis finden,
der an dem zerfallenen Singang der Burg lehnend, mit
heitexem Lächeln auf die hübſche ©ruppe anı am Feuer
Hernieder jah. Iekt wandte er den Buͤck in das Innere
der Bura; was dort jein Auge feſſelte war ein Bild ganz
anderer Art. In dem hohen Gemach, über dem der Himmel
Hlaute, wieaten Hppig grünende Ranten und junges Ge-
$träuch fih um die geborjienen Wände; blihendes Moos
und hohes Gras wucherten ungehemmt empor, und die
grünen Fäcder des Faxrenkrautes verbreiteten ſich rinas
umber. Mitten in der voetiſchen Wildniß, am vereinfamten
grauen Fenfterbogen lehnte trauernd die anmuthig holde





6, Oder wardie herrliche, lichtumwebte Erſck
mit dem braunen Lodengewoge und den ſchwer
blauen Augen eiwa ein wunderliebliches mär
Menſcherkiud? — Ihr Blick der träumeriſch
duftigen Waldgebirge geruht, ſchweifte
Lächeln zu dem alten Herrn.
„Onfelchen,” fagte ſie mit weicher melodiſcher Stimme,
zich konnte trotz allem Spähen noch nichts von den römt-
—7*— ſehen von denen Doktor Waldburg mir
erzählt
Die Burgfee mar das liebreizende junge Weſen alſo
nicht, denn dieſe hätte gewußt, wo die röniſchen Neberreite
zu finden ſeien Der alte Herr ſchien über ihre Ynrede
auch gar nicht erflaurf, ſondern entgegnete freundlich:
Das glaube ich wohl, liebes Kind, davon wird jcB£ noch
weniger zu ſehen ſein als zur Beit, da Adalbert ſie zum
Tummelplatz ſeiner Spiele gewählt. Wenn Du fie aber
dennoch aufſuchen wiliſt, ſo brauchſt Du nur den fÄfeinen
Abhang hinngter zu laufen und Dich dann nach rechts zu
wenden der Rieſerbuche zu, die Du von hier aug leicht
wahruchmen kannſt.
Er war zu ihr
ihr die Richtung.
Ich würde Dich dorthin begleiten,” fügle er binzu.
Doch meine alten Glieder verlangen Ruhe, nachdem fie auf
Deine Bitten ſchon den weiten Weg bis hierher zurüdge-
leat. Verdenken kann ichs Dir freilich nicht daß Dır die
Trümmer des alten Stamnſchtefſes einmal fehen wollteſt
wo Adalbert ſeine Kindheit verbracht, — und ich bin auf
dieſe Art auch wieder auf den Schauplatz meiner früheren
Thätigkeit gefommen. Aber wenn Du gehen willſt, dann
ſpute Dich gar zu lange dürfen wir hier nicht verweilen.“
Tlüchtigen Fußes eilte das junge Mädchen hinaus über
den Schloßhof, wo die niedliche Blondine, die eben ein
Meſſer mit einem aroßen Stück Butter ſchwang, ihr nach-
rief : Wenn der Braten gar iſt, komme ich Dich abholen!“
Liane, die der freundliche Leſer zweifelos ſchoͤn er-
kannt haben wird tickte zuſtimmend und trat daun in die
ſchattig dämmernde Waldesnacht. Nicht Iange brauchte ſie
die angegebene Richtung zu verfolgen, als ein ſpärlicher









ans Fenſter getreten und bezeichnete





Feſt ven grauem Gemäuer mit zierlich urd gleihmäßig
‚bebauenen Steinen ibrem Auge fichtbar wurde. Erfreu
eilte ſie darauf zu; hier war ja der Ort, wo AWdalbert.alz
‚&‘?xrabe bie ichönften Rrieagsipiefe aufgeführt, . die alten
Mauern hatten ihm als$ Fefiung gedient. Ob wohl der
unterirdiihe Gang, der, wıe er ihr erzählt, bei hefonderen
@?bäatzmufl_en ſeine Zuflucht gesildet, noch nicht verfchäüttet
mar ? Zorſchend ftreifte igr Blid umber, um vielleicht
einen Eingang zu erfpähen, da pbBlich richtete er ſic angits
voll auf die rieſenhafte Buche, obaleich der grüne Jägers-
mann, der eben binter dem dicken Stamme derjelben her-
— in dieſem Augenblicke durchaus nicht furchterregend
ausſat.

Die Büchſe hing hatmlos über ſeinen Schulter, ſeine
Heinen grauen Augen blibten freudig auf, während das
Sücheln, womit er eine elegante Berbeugung begleitete, ein
überaus {üßesS fein ſollte Dennod) zuckte Liane bet jeinem
YAnbli, wie in-jähenı Schred zujammen. . Der Zaͤger fchien
jedoc Nichts davyon zu bemerken ; mit unverfennbarem Ent-
züden rief er: Welch irohe Neberrafgung, Fräulein Liane,
Ihnen endlich einmal auf meinein Rediet zu begegnen,
nachdem ich [o oft erjolalos das Fhre durchitreift! Todt-
lich getroffen haben Sie mich längit, doch nie gaben Sie
ſich die Mühe, die erobexte Beute an fich zu ziehen. Wenn
ich das ®[üc haben follte, Sie zu treffen, wahrlih, feine
%hänie„murbe ich zögern, von meinem Rechie Gebrauch zu
machen!

Ich muß geſtehen, Herr Ternau,“ fagte Liane ärger
lich „FIhre Waidmannsfiprache gefällt mir nicht, und ich


„So laſſen Sie mich es Ihnen denn fagen in der
Sprache, mit der ich am liebften zu Jhnen teden möchte
— Gott, wie habe ich mich nach diefem Augenblid gejehnt!”
rief er aufgeregt. „Siane, ich liebe Dih !“ und mein mußt
Du werden, um jeden Preis!“ j

Hoch aufaerichtet, mit flammendem Auge ſtand das
Nadchen dem Jäger gegenüber. Was herechtigt Sie zu
einer joldhen Sprache ?“ jrug fie ftolz. „Ich wühte nicht,
daß ich jemals Ihnen dazu Veranlaffung gegeben hätte.”

(Fortjeßung folgt.)


 
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