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Pfälzer Bote für Stadt und Land (26) — 1891

DOI Kapitel:
Nr. 101 - Nr. 110 (6. Mai - 17. Mai)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44149#0437

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Slchent taglic mit Anduahme der G un⸗ und Feiertege
Samflags mit UnterhaftungSbeilage, Preis vierteljährlid
3, 1.20 ohne Zrägerichn ı, Poͤſtauffchlag. Beſtellungen



f

*

ſit Stadt. _




Knzeige=-Blaitt für die Amtsbezirke Heidelberg
Ladenburg, Weinhein, SoHwebingen, Philippoburs
Wiesloch, Bruchfal, Bretten, Nedargemünd, Mosbach-
Werbach, Buchen/ Walldürn T.-Bifchofsh. Wertheint 2c,







det den Poſtaͤnſtalten u. bei der Exyeduion HZmwingerfitaße 7





Berantwortlicher Redalteur:
Zulius Jecker in Heidelberg.

— — — — —

2
— — — — —
Beſtellungen

auf den „Pfälzer Boten für den Monat Iuni
Wwerden jept ſchon bei ſämmtlichen Poſtanſtalten, bei
Uneren Trägerinnen, ſowie in unſerer Expedition
Leidelberg Zwingerſtraße 7 entgegen zenommen.
Verlag des „Pfälzer Bote.“

8eie06s0S82902028 @eq
Mürttembergilhe Kirhenpolitik.

Entſprechend der Forderung des gewaltigen Ulmer
Natholiktniages hat der Herr Biſchof von Rotten-
Urg der Staatsregierung das Geſuch unterbreitet,
cnediktiner aus Beuron nebſt Capuziner in ſeine
Dibzeſe aufnehmen zu dürfen. Das Geſuch iſt be-
anntlich rundweg abgelehnt worden. Und doch ſtand
der Bewilligung kein Geſetz entgegen, das man, ähn-
ü dem Sozialiſtengefetz hätte fallen laſſen müffen.
Biel wird uͤber die Sache verhandelt; intereſſant
durfte es ſein, die Stimmung verhättnißmäßig unbe-
angener Proteſtanten in der Frage zu verneh-
Men, Es gibt ja in Schwaben noch viele Proteſtan-
fen, welche die Entwickelung auch der kathoͤlifchen
Lrrche Wuͤrttembergs als durchaus im {taatli-
Hen Iu tereffe gelegen anerkennen. Denn,
Tagt' man, wüßte die fath. Kirche ihren Einfluß auf
le ihr noch ergebenen Volksmaſſen nicht länger zu
vahren, dann ift hier alles verkoren. Auf Grund
Genauer Kenntniß ſtellt ein Mitarbeiter der „Köln.
Vollsztg.“ im Folgenden die Auſchauungen hervoͤr—












tembergijche Kircheufrage nicht vom eonfeſfionellen
tändpunkte, ſondern unter dem Geſichtspunkt der
taatsraiſon und „Realpolitik“ auffaſſen.
Der Katholikentag in Ulm, heißt es, wäre in
lrchenpolitiſcher Hinſicht nichts Ungeſchicktes geweſen,
Wenn er einer duͤrchdaͤchten Kirchenpolitik Unterftüß-
Ung hätte leihen können. Es gibt aber in Schwaben
jeit Sahrzehnten Leine eigentliche Kircdhen:
Yolitif, fondern nur ein kidchliches Verwalt-
UngS{yftem, welches, von Fall zu Fall befindend,


rieden mit Jedermann zu halten. Das Syſtem,
Weil e8 nicht auf der breitern Grundlage weit aus-
Hauender Grundſätze, ſondern auf pẽrſonlicher Ge-











Katholik zu ſein, um zu bezweifelu, ob die Sache ſich
halten kann. Man ſieht es als Glück an, daß Würt-
temberg vom „Culturkampf“ verſchont geblieben ſei.
Man braucht aber wieder nicht Katholik zu ſein, um
einzuſehen, daß der Abſchluß des württembergiſchen Sy-
ſtems, ſeine Rückziehung auf ſich ſelber in der Zeit des
Streites ſchwerlich das Klügſte geweſen iſt. Konnte
man in Württemberg ſozuſagen nur durch einen Se-
parat⸗Katholizismus den Frieden bewahren? Mußten
nicht maßgebende Kreiſe bezüglich deſſen, was der
Katholizismuz auch in Schwaͤben fordern muß, in
ganz irrige Anſchauungen hineingeraihen? Es könnte
offenbar die Meinung entſtehen, in der „Oaſe des
Friedens“ müſſe alles ſtill liegen, und es fei da jeg-
lich Ding, wenn ohne Vorgang, auch ohne Berechtiß-
ung. Die Anſicht des Fürſten Bismarck, daß die
Katholiken anzugeben haben, was zu den Lebens-
bedingungen der kath. Kirche gehört, kann eigentlich
kein Proteſtant beſtreiten. Nur kommt alles darauf
an, wie, in welcher Weiſe, in welcher Reihenfolge die
Angaben gemacht werden.

Daß zuerſt Männer-Or den im „evangeliſchen“
Württemherg verlangt worden ſind, ſcheint — es
handelt fich, wohlgemerkt, um proteſtautiſche Be-
denken — nicht von tieferer Umſicht in kirchenpoliti-
ſchen Dingen zu zeugen Katholiken und Proteſtanten
als ſalche werden ſich in der Sache niemals einigen.
Der Politiker aber wird fragen: Iſt denn gerade
dies in Württemberg das Allernöthigſte? Hat die
kath. Ober⸗Kirchenbehörde nichts Wichligeres zu for-
dern, als etwas, das die prot. Mehrheit nun ein
Mal als Herausforderung betrachtet? Gewiß, man
ha? das „Beſſere“ angeſtrebt; aber man hat vergeſſen,
daß man zuvor das „Sute“ haben ſollte, und man
haͤtte bedenken müſſen, daß das Gute an der Ent-
wickelung der kath Kirche auch dem Staat als das
Förderliche nachzuweiſen war. Wo liegt das Gute?

Wir erinnern uns, daß der Kultuͤsminiſter des
öftern ſchon Anfragen in der Abgeordnetenkammer
dahin beantwortet hät, die kirchlichen Behörden hätten
keine Wünſche geltend gemacht, keine Anträge geſtellt;
man wäre ſicher mit Wohlwollen an deren Prüfung
herangetreten u. ſ. w. Nun kommt der Antrag auf
Männer⸗Orden. Er wird zurückgewieſen. Hat auf
ein Mal alles Wohlwollen verſagt? Der Politiker
kann das nicht annehmen. Man hat das Gefühl, e&
ſei im Fordern und Beantragen ein Salto mortale
gemacht worden.

Man ſagt, die Wiſſenſchaft in dem Lande, welches
Adam Möhler's Heimath iſt, ſei immerhin noch ruͤh—






ni

menswerth. Nun abex klagt man eben in neueſter
Zeit, daß der falſche Kriticismus den Gehalt der
chriſtlichen Dogmen in Württemberg mehr als irgend-
wo zernagt habe. Und doch läßt man auch die kath-
Studenten auf dieſen Kritieismus angewieſen ſein
Die Katholiken ſind auf der Univerfität ſo gut wie
nicht vertreten. Kirchliche Lebens-Intereſſen find im
Spiele, wenn kath. Studenten und auch Theoͤlogen
genöthigt ſind, Hypotheſen der Wiſſenſchaͤft einſeitig
aufzunehmen, welche der Glaubensüberzeugung de?
Chriſten ſchnurſtracks zuwider laufen. Jede Regier-
ung wird den Beweis aͤnerkennen müſſen, daß, wenn
man die kath. Kirche will, man auch die Möglichkeit
gewähren muß, die Grundlagen des Katholizismus
wiſſenſchaftlich zu rechtfertigen. Eine Forderung un
dieſer Hinſicht wäre als das Gute anzuerkennen,
hinter welchem vorerſt das Beſfere dek Klöſter,
nach proteſtantiſcher Anſicht gewiß, zurückſtehen dürfte.

Aehuliches gilt vom Gymnafial-Unterrichte. Man
hört vielfach, die wenigen kath. Gymnaſien Württem-
bergs ſeien minderwerthig im Vergleich zu den prot.
und gemiſchten Anſtalten Wenn e& waͤhr iſt warum
fordert man diesbezüglich keine Beſſerung? Warum
ſucht man hier nicht zuerſt das Gute? ;

Ueberhaupt will es vielen Proteſtanten ſcheinen,
As ob in der bisherigen Entwickelung der katholiſchen
Kirche Württembergs Aufwand und Erfolg nicht in
ganz rechtem Verhaͤltniſſe ſtehen. Statiſtiſche Erheb-
ungen müßten diesbezüglich gemacht werden; ſie wür-
den wohl manches Lehrreiche zu Tage fördern Sollte
man nicht, wenn ſich Mißverhältniffe fänden, hier
den Hebel anſetzen, bevor an Anderes gerührt wird ?“

Gewiß iſt an dieſem Stimmungsbild aus Schwa-
ben, wie es ſich in manchen prot. Köpfen malt, Bie-
les ſchief und falſch Intereſſant aber dürften die
Streiflichter, welche von demſelben auf die kirchlichen
Verhältniſſe Württembergs fallen, immerhin fein
Jedenfalls der Gedanke, daß auch der Staat ein
weſentliches Intereſſe an der Entwickel-
ung, nicht an der Stagnirung der katholiſchen
Kirche hat.

Deutſches Reich.

Berlin, 14. Mai Der /Reichsanzeiger“ mel-
det: Der Großh. badiſche Gymnaſtaldireklor u. Mit-
glied des Oberſchulraths Dr. Wendt in Karlsrubhe
iſt vom 1. Mai 1891 bis dahin 1893 zum Mitglied
der Reichsſchulkommiſſion berufen. — Die Nachricht,
daß geſtern Abend in der Haſenhaide von einem

Druck, Verlagu. Expedition von Gebr. Huber
in Heidelberg, 2zwingerſtraße 7.




















Ein modernes Afcheubrödel.
* Autoriſirte Ueberſetzung aus dem Engliſchen
39) ' von Nachdr. verb.)
Luiſe Roch.
ie langen, weichen Falten des eremefarbigen, reich
Mit Spigen garhirten Blüjchkleides raufhten hinter dem
I\lngen Mädchen einher, als es m t niedergeſchlagenen Au-


< Sangerfehnte in ſeinen Armen auf und drückte fie an
fn Herz. Worte vermochten Beide nicht zu {prechen voͤr


4 Da waͤr es ihuͤen alg hoͤrten ſie in der Ferne eine

ee leijer Schritte und faſt in demfelben Momente er-

eyile der Klang der Gloden, weldhe den Weihnachtsabend
}“lüu_teten‚ und helle Stimmen ſchallten feierlich durch die
üre, frojtige Luft: **

i „Sriede den Menſchen auf Erden, die eines guten
Wens {ind.“

w Alit’3 {tolzes Haupt ſentte ſich zu Magda’S lockigem

e.‘bfchen nieder, feine Lippen berührten die ihrigen und in


T ale Beit
8 ederum ertönten von draußen haſtige Schritte, dieſes
hi Al aber wwaren .28 Kinderfüßchen, welche auf der Gallerie
und herliefen. Tante Eihel hHatte die Ungeduld der
men nicht länger zügeln fönnen. Der Weihnacht3baum
SAr angezündet und die Gloce rief die Beiwohner Ddes
QWeS zuljammen, um. feine Gaben in Empfang zu nehmen.
b“fiet den englıfhen Miftelzweigen nahın diejer echte
iee‚“tid;e Cbriſtſchmuck ſchon feit Jahren in Mowbray-Hall
un Blg auf dem reich, mit Gejchenien bedectten
iſche ein.
So war Aſchenbrödel's Pathe doch eine aute Fee ge-
4* He batte vor einem Jahre ihrem Pathenkinde das
benSglüc vom Baume gelchüttelt, Sir Wlik felbit. {a
Anfbar Lächelnd zum Chriftbaume auf, unter defjen grünen
. Weinen er fid Heute in der That jo guclih fühlte, wie
in Rönigsfohn.:
Der Brinz und Aſchenbrödel bezogen bald ihren Feen-





palalt, welcher in der praſaiſchen Welt den Namen Wol-
fingham⸗Abtei führt. Lady Wolfe, die ihre kleine Pathe
auch als Schwiegertochter herzlich willkommen hieß, lebie
nach wie vor viel im Austande, darum war jedoch das
alte, weitläuftge, majeſtätiſche Gebäude nichts weniger als
einjam. Herr und Frau Frank White ſind ſehr häufige
Gäſte auf dem herrlichen Landſitze in Sonth Kenſinaton,
und Manda erklart ſie ſeien das glücklichſte aar der Welt.
Ethells Privatmeinung dagegen iſt, daß Sir Alick Wolfe
und Magda dieſe Bezeichnung verdienen. '

Sir Alick hat in ſeinem Schreibtiſche ein geheimes Fach,
in welchem er eine kleine, roia Atlasſchleife bewahrt ge-
rade wie der Prinz einſt Aſchenbrödels Gilaspantoffel.
Dieſe erinnert ihn Häufig an feiner Liebe Leid uͤnd Luſt.
Mehr aber, als alles Andere, bringt Sir Alick und ſeiner
kleinen Frau die Vergangenheit in Erinnerung, wenn am
Chriſtabend die Glocken läuten und aus frommen Herzen
die Worte ertönen : —

„Friede den Menſchen auf Erden die eines guten
Willens ſind.“

Ende.

Behn Verſicherungsregeln für den Landmann.

Das „Wochenblatt des landwirthſchaftt Vereins im
Großh Baden“ enthält folgende zehn VBerjicherungsregeln
für den Landmann, die verdienen, von den Landleuten alg
goldene Hausreneln beachtet zu werden. Erſte Regel Du
ſollſt Hab und Gut, Haus und Hof und alles, was dein
ift, gegen Feuerſchaden. Blitz und Hagelſchlag verſichexn,
denn: Brauch ver Unglüc Kopf und Hand, dazu gab dir
Sott den Veritand !” — Zweite Regel. Dw Jollit nicht
mehr verfidhern, als du bentzeſt, denn das Verſichern iſt
kein Geſchäft, bei dem verdient wird, ſondern nur deine
Bilicht, um alles, was du erworben, zu erhalten, und
Erwerben iſt ehrlich, erhalten iſt ſchwerlich!! Dritte
Regel. Du ſollſt auch nicht weniger verſichern, als du be-
ſitzeſt, denn es wird dir beim Brandunalück nicht vexgütet
und „Wer viel verliext, bald Armuth jpürt!“ — Vierte
Kegel. Du ſollſt auch keine leichtfertigen Angaben bei der
Verficherung machen, ſondern alles, was dein iſt, fein ehr-

lich, und genan auführen, damit dir nach dem Unfalle kein
Lrozeß noch üble Nachrede entſteht. denn : Ehriich währt
an längiten! — Jünfte: Regel. Du ollſt auch deinen
Nachbar, Freund und Berwandten, ja jeden, dem du wohl»
gefinnut bijt, zur Verfiderung anhalten und bereden:; auf
daß ſie nicht in Schaden konimen und, durch Unalück ver-
armt, dir zur Laſt fallen — Sechfie Regel. ‘ Du folit
insbejondere auw deine Ernte gegen Hagelfchlag verfidern,
auf daß du ruhig in deinem Kämmerlein {hlafen magit,
wenn Gott ſchwere Gewitter über deine Felder jOikt, denn
bebenfe, daß eine verlorene Ernie dih zum Beitler madhen -
kann. — Siebente Regel Du ſollſt ebenlowentg Bergefjen,
fotwohl Lebens⸗ as Unfallverfiherungen abzujdhliegen,
deyn {o gewiß dex Herr dich jede Stunde von diejer Welt
abberufen fann, fei es nun in Folge einer Aranfheit oder
eines Unfalles, ſo da beim Sehen, MReiten und Fahrer
vorkommen, ſo gewiß iſt dein Leben noch ein Köftlicheres
Sut al8 Haus, Hof und Ernte; diejes koͤſtbarſte Sut geht
aber für deine weinende Frau und Kinder verloren, fo d
nicht weislich geforgt haft, daß dasielbe, Joweit nur immer
möglich, durch Auszahlung der Leben3- und Unfall2ver-
TKicherungsSfumme erjeßt werde. — Achte Regel. Du folft
keine Ausflüchte gebrauchen, .um dich nicht zu verlihern,
und auch anderen keine Hindernifje bereiten, die d ver-=
ſichern wollen, oder ihnen gar hiervon abrathen; denn
jene, die ſo leichtinnig ſind und nicht verfichern, trifft
regelmäßig das Unglüd am erſten und kein Renſch hat
Mitleid mit ihnen. — Neunte Regel Du folft Dir keinen
&Vormurf oder irgent eine Aastehe ob der Ansgabe für
die Verfidherung machen, denn jolde ift ja na Ddeinen
Verhältniffen gering, — lege ſtets nur joviel zurücg, alS
du Schöpplein zu deiner Stärfung trinkeft, {o haft du ge-
nug, für alle Verficherung, und „Bünktlich Bflicht erfült,
heikt auch den Durit geftillt.” — Zehnte Regel. Dn jolft
die Ausgabe für Verlicherung betrachten, wie jene für Efen
und Trinken, und fo _ gewiß du lesieres nicht auffchiebelt,
weil du Hunger und Burſt haft, Jo.{hiebe auch Feine Ver-
fiderung auf, denn ſie verſchafft dir Ruhe und Sicherbheit,
Troſt und Bilfe.




 
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