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Pfälzer Bote für Stadt und Land (26) — 1891

DOI Kapitel:
Nr. 251 - Nr. 260 (4. November - 14. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44149#1013

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"mitnogs aıg Unterhaltungsbeilage, Wrei® vierteljährlich
M, 120 obue Tragerlebe u. Poͤſtaufſchlag. Beftelungen
bei den Poſteuſtalten r. bet dar Wyrpebitinn Amingerfiraße 7.



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für Stadt




Rnzerge:-Slatt für vie Amtsbezirte Heidelberg.
Sabenburg, Weinheim, Schwebingen, Pbilippaeburg,
Wresloch, Bruchfal, Eretten Nedargemünd, Mosbach,
Lherbach/ Buchen, Walldürn, T-Bifhofs5. Wertheim 3C











Verantw orilicher Nedalteur:
Auttua Yedeor in Heidelberg.

{


Vrua, Berlag u. Expedition von — 964 —
in Geidelberg, Amingerürake 7. 3(’. *ml'







— —
Beſtellungen

uf den „Pfälzer Boten“ für die Monate
November und Dezember werden fortwährend bei
ſämmtlichen Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen,
ſowie in anſerer Expedition Heidelberg, Zwinger-
ſtraße entgegen jenommen.

Verlag des „Pfälzer Bote.“

Oc cchchchehchcchchchchih ch

* die Ftrinunerei und das Garantiegefeß.

Der Meſſagero publicirt folgendes Circular des
Großmeiſters des großen Orients zu Rom an alle”
Freimaurerlogen in Italien:

Auserleſene und theure Brüder! Der Augenblick
zu handeln iſt gekommen. Erinnert Euch an meine
Rede beim letzten Liebesmahl und an das Circukar
Nr. 43 betr. die Abſchaffung der päpſtlichen Garan-
tiegeſetze. Wir müſſen gegen die Feinde des Vater-
landes ſofort die Entſchtidungsſchlacht kämpfen. Ihr
wißt, was in Rom geſchehen iſt. Die Pilgerzuͤge,
leine Kundgebungen religiöſen Eifers, ſondern poͤliii
ſchen Haſſes wurden viele, zu viele Jahre laug ge-
duldig ertragen; ſo wuchs die Kühuheit derſelben;
Zulegt thaten ſie ſchamlos ihre falſchen Abſichten kund!
Jene Schaaren, gefammelt unter den Fanatikern aller
Länder, militäriſch geordnet, mit Loſungsworten, mit
Fahnen, mit Häuptlingen erſchienen bei un& arro-
ganter und kecker denn je — in den Reden und in
den Akten; ſie verwünſchten in Aufzügen, Prozeſſionen,
Congreſſen, Verſammlungen das neue Stalien; fie
forderten es heraus und beſchimpften es; der Reihe
nach entzündeten ſie ſich in der Verachtung und in dem
Lriege gegen ſeine Einrichtungen, gegen ſeine geeinte
Natibnalität. Die Empfinduuͤg, welche dieſelben be-
jeelte, beſtändig angefaͤcht von den Blaſebälgen des
VBatican3, brach in dem gemeinen Akte einiger wenigen
Wahuſinnigen hervor; die Beſchimpfung an dem Graͤbe
des Koͤnigs, welcher Rom dem Vaterlande zufügie,
Eſiegelte den wahren Charakter und die Ziele diefet
Invaſionen, enthüllte hell und klar, daß man nach
Italien gekommen war, um uns hexauszufordern, um
dem Papſt⸗König Huldigungen darzubringen, um
Zwiſchenfälle herborzuxufen, welche fruͤher oder ſpäter
zur Vollziehung des Vaterlandsmordes führen ſollten.
Es iſt daher nothwendig, dem endlich ein Ende zu



— —

machen; man muß das Uebel mit der Wurzel aus-
reißen, die Urſachen dieſer Angriffe — das Garantie-
geſetz abfchaffen ; es iſt ein Verbrechen und ein Wahn-
Jinn, dem Feinde die Freiheit der Conſpiration und
die Straflofigkeit der Beleidigung zu laffjen. Die
Bewegung iſt eingeleitet; mögen die Logen mit ihrer
ganzen Energie dieſelbe unterſtützen: moͤge man keine
Zeit verlieren. Mögen die Ehrwürdigen fofort die
Geſellſchaften zu außerordentlichen Sitzungen berufen
uud Vereinharungen treffen, damit Coͤmiles gebildet
werden; und die Preſſe möge die Diskuſſion weiter
führen und lebendig erhalten; mögen auch Demon:
ſtrationen veranſtaltet und Verſamnilungen aͤbgehalten
werden. Das öffentliche Gefühl iſt auf unferer Seite;
die Regierung wird dasſelbe nicht behindern fönnen
— rühren wir ung! Wir wollen, das Rom unver-
letzlich ſe; — mir wollen, daß der Papft unter das
gemeine Recht geſtellt fei, wir wollen, daß das Recht
und die Unverſehrheit des Vaterlandes geſchützt ſeien
Antwortet mir ſofort und empfanget meinen brüder-
lichen Gruß. Der römiſche Orient 5. Oktob. 1891.
Der Großmeiſter Adriano Lemmi.

Adriang Lemmi, das Haupt der italieniſchen Frei-
maurerei, iſt ein Jude. Das Circular iſt denn auch
in der That mit jüdiſcher eyniſcher Frechheit abgefaßt.
Der „Offervatore Roni.“ bemerkt, wenn es ſich nur
um Lemmi handelte, dann brauchte man ſich wegen
des Circulars keine übergroßen Sorgen zu machen.
Das, Gefährliche an der Sache aber ſei, daß die Ab-
ſchaffung des Garantiegeſetzes als Mittel zur Be-
kämpfung des Vaticans von dem geſammten Anti-
Lerikalismus erſtebt werde, und daß die dahingehen-
den italieniſchen Beſtrebungen in aͤllen ThHeilen der
Welt geheimnißvolle Stützpunkte fänden. Der, Oſſerb.
Rom.“ glaubt annehmen zu müſſen, die Regierung
verde nicht ſo thöricht ſein, etwa in der Rammer
wegen des Garantiegeſetzes eingebrachte Interpella-
tionen nicht zurückzuweiſen, und fährt dann fort:
„Was hilft es aber, wenn die Regierung ſich in dieſer
Angelegenheit die Hände wäſcht, wenn fie nicht den
Muth beſitzt, entſchloſſen alle dieſe Vorkehrungen,
welche die Anticlerikalen treffen, um eine Volksbeweg-
ung hervorzurufen, zu bekämpfen? Nachdem im erſten
Augenblicke die Abſchaffung des Garantiegeſetzes mit
barlamentaxiſchen Kunſtſtücken aufgehalten iſt, wird
dieſe Angelegenheit, geſtützt auf

auf die Adteſſen, ſtärker wiederkehren und in Ftalien
pflegt die Regierung nicht für die Dauer dieſen Co-
mödien zu widerſtehen.



Regierung heute dieſen antielerikalen Machenſchaften
entgegengeftellt, iſt ſo matt, ſo furchtſam, daß derſelbe
die Gewißheit von Zugeſtändniffeü in näherer oder
entfernterer Znkunft in ſich ſchließt.“

Van andern römiſchen Blättern ſchreibt die „Voce
della Verita. die Loge Großorient häbe nunmehr die
allergrößte Frechheit begangen und. das Papſtthum
Papſtthum rückſichtslos in die Schranken gefordert.
Entgegen dem, Oſſervatore“ glaubt das Blaͤtt, daß
die italieniſche Regierung die Agitation gegen die
Harantiegeſetze ınit Freuden begrüße, da fie dem he-
thörten Volke inzwiſchen ungeſtraft neue Steuern
werde auflegen dürfen.





die Fricdeus⸗ufetenz

Rom 4 Nov. Die deutſchen Deputirten
legten geſtern einen prächtigen Kranz mit einer
Schleife in den deutſchen Farben am Graͤbe Viktor
Emanuels nieder Da ſie die Einzigen ſind,
welche in dieſer Weiſe ihren Sympathien für Italien
Ausdruck gaben, hat der Vorgang überaͤll (?) den beſten
Eindruck gemacht.

Beim Beginn der Hen‘igen Sitzung der Friedens-
kenferenz wurde der von Mar Firſch Namenz der
Deutſchen eingebrachte Antrag, das Franzöſiſche als
Verhandlungsſprache zu wählen, angenommen. Al3-
dann wurde über die Konſtituirung des internationalen
parlamentariſchen KRomites verhandelt.
Mgzzoleni heantragte die Einrichtung eines inter-
nationalen Friedens⸗Sekretariats zur Ausführung der
Konferenzbeſchlüſſe, zur Agitation für die Friedens-
bewegung und zur praktiſchen Anwendung des Prinzips
der Schiedsgerichte im Falle internationaler Konfliete.
Pandolfti heantragt die Organiſation nationaler yar-
lamertariſcher Comites und die Einrichtung eines
Generaljekretariats zur Vermittlung zwiſchen den
Volkeru. Die Diskuſſion darüber bewegte ſich in
ruhiger Sachlichkeit, bis Imbriani das MWort er-
griff. Ex beſtritt die Zweckmäßigkeit der Schieds-
gerichte für Fragen, die das Leben der Nationen
betreffen, und verlangte, daß das Prinzip der
Nationalität unter allen Umſtänden reſpektirt und
das Recht der Kriegserklärung den Völkeln zuſtehen
müſſe; erſt dann werde das Schiedsgericht möglich
ſein. Biancheri unterbrach den Redner wiederholt/
um ihn aufmerkſam zu machen, daß er nicht zur
Sache ſpreche, Imbriani fuhr aber foͤrt in feinen Aus-
führungen, die ſeinen bekannten irredentiſtiſchen Ideen
entſprechen. In demſelben Sinne ſprach der Franzoſe



Das Geheimmiß der Creolin.
69) Von Bernhard Derosne. Nachdruck verb.)
Autoriſirte freie Ueberſetzung von Philipp Freidant)

{


maendkraͤftigen Frau die frühere Rebetta erfannt haben.
„KRebefka, Rebekta!“ ſagte Luch mit halberſtickter Stimme,
„Wie fonnten Sie an einem foldhen Abend überhaupt aus-
gehen?“ Das junge Mädchen hetrachtele die Fragerin fin-
er mit ihren beinahe gefpenftiihen Augen. „Ich war in
St. Maria,“ jagte Rebekka. „Sie find ja vom Regen
Banz aufgeweicht,“ meinte Luch Sutherland mit ungewöhn-
licher Theilnahme. „Gehen Sie Tafch auf ihr Zimmer und

wechſeln Sie die Kieider.“

Rebekka befolgte den erſten Theil des Befehles und
begab {jich fofort auf ibr Zimmer. Fhve durchnäßten
Kleider legte fie aber nicht ab, fie ſetzte ſich im Gegentheil

bollſtändig angekleidet an das offene Fenfler und beobach-


faffung ent{prach.

= .. Safton Senvir ſchließ dank dem genoffenen Weine, den
Schlaf des Gerechten. Wenn er von den düfteren Rache-


Eten die geringfte Uhnung gehabt Hhätte,
ſcerüch ſchwere Träume beängitigt haben. Den Keft der

oche blieb Rebekta für Alle eben ſo geheimnißvolN als
Undurchdringlih. Sie beſorate ihre täglichen Arbeiten mit
ielben veinlichen Punktlichkeit wie zuvor und befleißigte
ich wie früher der forgfältigiten Höflichkeit gegen Feder-
Mann. Mit ihren Genoßen ſprach fie wie auch zu früheren
eiten tein Wort, welches nicht mit ihrem Berufe zufjam-
Menhing. Wenn ihre Hausarbeiten beendigt waren, jeßte
ſie fih an dos Fenſter und blickte mit ihren ſchmarzen Au-
GEn wie geiſtesabwelend ins Leere. Die Lippen des jungen
ädchens waren feft zuſammengepreßt und das ganze Ge-
Ücht trun den Auzdruck großer, wilder Bewegung. Diefe

emüthsbewegungen hatten Rebekka körperlich fehr zurück
Loracht allein auf alle Fragen, weldhe Luch Sutherland
an fie richtete, antwortete fie: .SIch. bin durchaus nicht
franf, i fühle mich jehr wohl.” Was aber das ihren tiefen

würden ihn


Kummer ſtillſchweigend duldende Mädchen alles litt, das
bewiefen ihr hageres Antlig und ihre tummervoll bliden-
den Augen. .

Auch eine andere Perſon in dieſem alten, ſtolzen
Schloſſe nahm mit dem Monde gleidhermaßen ab. E3 war
Eveline Sutherland, weiche gleich einem Schatten umbher-
wandelte, Das dichte, ebenholzfarbige Haar, welches das
Antlitz Eveline Sutherlands einrahmte, ließ defjen Blaͤffe
noch mehr hervortreten und ihre fchwarzen Augen blicten
mit einem melancholiſchen und Hhoffnungslojen UAusdruck
in die Welt. Daz füße Sachen {owohl wie der fröhliche
SGejang der jungen Schloßherrin wurde in den weilen
Räumen von Maphwood3 nicht mehr gehört. Das ſtrah-
lende Licht der Sonne ſchien für inmer das junge Leben
Cyeline Sutherlands verlaffen zu haben ; mochte man fie
bei Tage, in der Dämmerung oder beim fanften Lichte des
Nonde betrachten, immer erichien Eveline wie ein Ab-
glanz ihrer früheren Schönheit, wie ein Geift ihres früheren
Ichs Arthur Sutherland beobachtete mit *
geliebten
ral ; er exrieth wohl die Urfache, dieſes unglückliche und
ſchreckliche Geheimniß welches dem Unbekannten von St.
Maria ſo viel Macht über feine Frau verlieh und bedau-
erte um ſo lebhafter, daß es der Wille SEvelinens war,
4 ihm die Waffen zu ihrem Schuͤtze aus der Hand

ug.

Niemals wieder hatte Arthur inzwiſchen zu ſeiner
Frau davon geredet, aber das unglückjeliage Geheimniß ver-
folgte ihn nichtsdeſloweniaet Tag und Nacht. Gleich dem
Großvater ſeiner Frau hHatte jeine Liebe gewonnen, eben
jo_ jebr aber an {chmerzlich ängitlider Zärtlichfeit. Er
fühlte ſich ſo unglücklich und zugleich jo glücklich in jeinem


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fommen. Die widerſprechendſten Gefühle duͤrch
wühlten ſeine Bruſt, und es dünkte ihm, wenn er fich
Ahends zur Ruhe legte, als habe er des Tags über Ko-
möbdie geſpielt ; . ;
Eines ſchönen Abends — heinahe eine Voche fpäter,
als Rebekka mit Gaſton Lendir ihre betaͤnnte Auseinander-




jeßung gehabt hatte — verließ Arthur bei Sonnenunter-
gang das alte Herrenhaus um eine Cigarre zu rauchen.
Der Sonnenuntergang war herrlih; im Weften glänzte
der Himmel im tiefiten Burpur und die dahinziebenden
AWolfen firahlten das Licht tief qolden zurüc. Er richtete
ſeine Schritte nach der Terraſſe und bewunderte von da
aus das Meer, des gleich Müffigem Gold im Strahl der
glänzte. . Eine frijde Brije webhte
bom Ocean Her und vermijchte ſich mit dem Duft er un-
zähliaen Blumen des Spätfommers. Auf das Geländer
der Teraſſe geſtützt erbliaͤte er nicht weit von {icoh Eveline,
wie er fie fo oft ſchon erblickt hatte und wie er Ke in
diejer Welt nicht mehr wiederfehen jollte. Lange, lange
Jahre nachher erinnerte fich Arthur hHäufig und ſchmerzlich
an Zieſen Ayblick. und jedesmal ftand vor feinem geiltigen
Auge die liebreizende, jungiräulihe Geijtalt Cvelinens,
wie fie ganz in Weiß gefleidet mit ihren herabwalenden
vocken, vom goldenen Glanz der untergehenden Sonne be-
ichtenen, traumverloren auf den weiten Ocean blikte. Cve-
line erhob ihre Augen mit jüßem Lächeln, al8 fie ihren
Semahl näher tommen {ah; ihr Leidendes Uusfehen, ihre
innerlidhe Angit be all ihrer Schönheir preßten jein Herz
ichmerzhaft zujammen. Die großen, {dyarzen Augen Eve-
velinens hatte einen Ausdruck von jolcher Müd’gkeit, wie
wenn ihre Seele ich nach dem Augenblick jehnte, wvy fie
die irdiſchen Sorgen abftreifen und fih zur himmlijchen
Heimath emporſchwingen tönnte „Arme, Heine Frau, wie
biit Dır doch {o blaß !” fante Arthur zärtlich. „Was gäbe
i darum, Dir Deine frühere Fröhlichkeit zurücgebın zu
fönnen.“ Die Augen Eveliuens erfülten ſich mit Thränen
und fie legte ihren ubgemagerten Arm um den Hals Arr
thurs, „Cieber Arthur,” fagte fie, „wie gut bift Du. Wie
bifit Du doch fo iveu, fo geduldig und {o liebevoll, . Und
wie wenig Danfbar zeige ich mich für ales das.” — „r
bankbar, mein Siebling! O nein!“ — „Während ich diele

Apend hier war Acthur, ließ ich meın ganzes Leben an
mir vorüberziehen. Welches Glück habe im an Diefer
Stätte {hon erlebt, mahrlich, zı viel Glück ! Sch fragte
micdh, mweßhalb ih vor {o vielen taufend Underen vom
Glück begünftigt worden bin, vor {o vielen taujenden von


 
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