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Pfälzer Bote für Stadt und Land (26) — 1891

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Nr. 111 - Nr. 120 (20. Mai - 31. Mai)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44149#0481

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©

untert ich!


2 5











; tagtich wu — ver Sonn· und Feiertage-
— 2 Unterhaitungsbeilage, Preie vierteliahrlich
E, 1:20. ohze Trägerlohn n Poftanfjdhlag. Beftellungen

heiben Poßanfiaiten %, bei der Grxpeditiost Zwingerfiraße 7.. .

— — ——






* guliue Yeder in beidelberg.
2 — 2—

Für den Monat { !
5 Juni
werden Beſtellungen auf den täglich erſcheinenden
Pfalzer Bolen? von allen Poftanftalten, den Poft-
boten und von unſerer Expedition Zwingerſtraße
angenommen.




© belläge bet

doͤ blen in-Ftalien

dot ſeit Beraubung des apoſtoliſches Stuhles ganz
etſtaunliche Dimenſionen angenommen. Ueberſchwemm-






‚ ‚Hageljchauer, Epidemien verheeren Jahr aus Jahr
‘ ein daͤs ünglückliche Land. Auf allen Gebieten macht
Iich gegen die früheren Zuſtände ein merklicher Rück-
“gang-fühlbar... Beſonders in wirthſchaftlicher Bezieh-
ung iſt der Niedergang ein derartiger, daß auch heute
e Gefahr einer lallgemeinen Kriſis nicht ausge-

“ Achloffen iſt! — ®
X Ein allgemeines Ayzeichen bkongmiſchen Nieder-
ganges iſt die fortſchreitende Kexminderung,des
„Stemwer»Erträgnijfes. Nach der amtlichen
. Statijtif betrug die Berminderung in den neun erſten
Monaͤten der Finanzperiode 1890 91 16.331,795 Lire
‘ "gegen die entſprecheude Zeit der Periode 1889 90. Im
. Monate März de J. gingen an Steuern um 4, 884, 31
Cire weniger ein als in demſelben Monate des vori-
den Jaͤhres Die finanzielle Krifis gibt ſich kund
Furch den Bericht des Generaldirektors der Natio-
albank über das Geſchäftsjahr 1890, aus dem
” „fich ein bedeutender Rückgang in allen Geſchäftsbran-
* en dieſes Inftitutes . ergibt.
Woeiſt ollerdings die Summe von 18,657,000,000- auf,
allein dieſe Summe bedeutet ein Minus von?
Niltiar den gegen das Vorjahr Die Ziffern
. 7 über Aus und Einfuhr zeigen einen allmähligen,
ELber ſtändigen Niedergang des comwierciellen Ver-
tLehrs des Geſchäftslebens und der Conſumtionskraft

der Nation. — ——

Drei Klaſſen der Bevoͤlkerung ſind es namentlich,
welche unter dem pielgeſtaͤltigen Elende am härteſten






WL Inr Hampf unıU's Daſein.
; Wn Erzäßlurig naͤch Heba Stretton von H. v. Nemagen.
19 *

Gaſt Du Leid, BViktoria ?“ fraate er in ſo freund-
“ lichem Tone, al er ihm zu Gebote ſtand. ;

( „STein nEUCS, Bater vorte,
Dich recht allein fühlen? wenn ich hineegangen bın.“, ...
Ach ia ſeufele er; ohne Dich wird’s recht dunkel
werden um mich ber.




' langfjanı, an den „Beinen auf- Uund abfahrend, 'mie-um den


: AUzuführen, während ſeine Seele, die ?5 Jahr in die Er-
— Mnerung‘ zurügjchweifte, welche verfloſſen waren,. ſeit er


un 44 für _ Weib, und, Winder: ' Wiktoria {ah, wie er feine

— “ Kinder an den Fingern abzählte, denn er naunte mit ſeiſer
' on Deiferer Stinte der Neihe: .nach ihre,Namen. Sie |Ohie-

“ nen ibmralle vor der Seele zu ſtehen, die Knaben‘ und die
„ W Mäddhen, welche ein um das andere, ‘ fih dahin
- -} Waren, von danneit keine Wiederkehr iſt Auch ſein Weib,
714 008 jeßf voͤr 18 Fahten durch die dunte Pfort
—⏑ — — zegaͤnaen war Sr Hatte ſie ale zux emigen Ruhe
* * eitet, ohuͤe jemals eine Beihülfe jeitenz der offentichen
rmenpflege. augeſprochen zu Haben. Durch das verwitterte

N ‘??}f 30g ein Schinimer der Befriediaung bei dieſem Ge-




Der Gedanke an die Armenpfleae hatte ihn an Frau

Fell erinnert. „ Viktoria“, ſaate er, runten im Hinter-
‚tmmer i{t oroße Zrübfjal. Der Frau Zell geht’8 10 {hlecdht
‚wie un8, ja wobl noch {d)leéter„trnßben} fie Geld vom
Kirch{piel befommt. ’3 iit eben fein Heil in folder Unter-
tüßung, ich weiß es Aber die arme Frau wird ſich an-
dere nicht nchr zu Helfen aewubt hHaben. Ich {ah fie eben
dan VBerjagmann zurüdfommen — ſie ſah aus, wie das
leibhafte. Sterben. . Ihr. Junge, der David, ift fort, - und
temanbd. weiß, wohin, das wird ihr den Reſt geben. Ich

„ bab’ beim Borübergehen Anen Blid ins Zimmer geworfen
— fiehaben : tein Fuͤntchen auf dem Herd. Wenn Du








leiden (abgeſehen von einem großen Theile des Elerus:
und pon den am Hungertuche nagenden Ordensfrauen.
Wir nennen in erſter Linie die fogenannte borghesia
magra, deren Hauptmaſſe ſubalterne S 1,a atS- und
Communalbeamte, kleine Privatangeſtellte,
Lehrer und Lehrerinnen.bilden. Dieſe unge-
fähr auf 500,000 Perſonen ſich belaufende Klaſſe von
„geeinten Italienern! leidet hauptſächlich dadurch, daß
was ſie zu ſein nicht ſcheinen möchte,

ſie nicht iſt, nämlich woͤhlhabend. Die Folgen ſind:
unerſchwinglicher Aufwand! Schulden oder baldige
Aufzehrung etwaiger Erſpaͤrniſſe ein mehr oder weni-
ger bemerkbarer Kampf mit dem Hunger, nicht ſelten
Verelendung. —

Die Lage der 4. bis 5 Millionen Arbeiter
im engeren Sinne, d. h. jener Leute, die kein anderes
Suſtentationsmittel beſitzen als ihre zwei Arme, läßt
ſich kanm mit Worten ſchildern: dieſelbe Dürfte, was
Lohnverhaͤltniſſe, Nahrung, Kleidung, Wohuung be-
trifft, in keinem Lande der Welt arger fein: Drei
Fünftel aller Arbeiter verdienten einen Taglohn von
Lire 1,75, bis Lire 255 (70 tr. bis 1_{. 2 kr. ein
Fünftel Lire 3 (1 fl. 20 fr.), vom letzten Fünftel 2
Drittel Lire 3,50 (1{l 30 Ir.) und ein Drittel Lire 5
(2 {l.). und darüber.
etwa 13 einen halbwegs anſtändigen Taglohn Seit-
dem haben ſich aber nicht nur die Loͤhne vermindert,
ſondern viele kauſende Arbeiter ſchleppen vorzüg-

unſäglich trauriges Daſein hin.

bevölkerung, Dd..h. der kleinen Pächter und der
landlichen Taglöhner Beweis deſfen das riefige Um-
ſichgreifen der Pellagra-
franfheit.. .. Im Jahre 1850 zählte man in der
Lombardei 20,000. an dieſer Krankheit Leidende; jetzt
ſind es deren über 100,000.;. auf der gaͤnzen Halb-
inſel ſind 500,000 mit dieſer Krankheit behaftet Pro-
feſſor Lambroſo verſicherte ſchon vor Jahren, daß in
der ſo furchtbaren lombardiſchen Ebene Tauſende von
Landsleuten nur einmal im Jahre Fleiſch eſſen; jetzt
denken die Leute überhaupt nicht mehr ‚an Fleiſch, ſie
wären mit der roheſten Polenta zufrieden. ;

Der Freimaurer de Laveleye, ein Volkswirth-
ſchaftslehrer der Neuzeit, erklärt, das von ihm in
Italien vorgefundene Elend ſeinſo ſchauerlich

Schickſale der ägyptiſchen Fellah

Mit dem Thee kämen wir zu kurz ſonſt holten wir ſie
gleich jetzt! — A
„Bas jollt’ i& dagegen hHaben?“ lächelte Viktoria;

es ſoll mir gewiß lieb jein, wenn fie kominen wollen.“-
Viktoria hatte frühex ſchon mehr als ein Mal heim
Borübergehen in Zrau FeAl’8 Zimmer gejehen und ihren
SGruß Hineingerufen in der Erwartung, . leßtere wuͤrde es
nicht beim knappen Geaenaruß laſſen ſoͤndern ſie einladen,
‚einzutreten;; dazıt Hatte-Zrau Zell ſich aber nicht Herabhe-
Jafien.. Als Waͤſcherin Hatte fie doch eine höhere Stelung
unter den Leuten als die Tochter eines Manhnes, der mit
Bafferkreſſe hauſiren ' ging, und demgemäß: wohntenfie ia
doch auch im

mit „Jedereinem einlafjen! waren Vittoria und Frau
Jell ſich bis dahin Ziemlich‘ fremd geblieben; Elsbeth da-
gegen ſtand mit „dem Fraͤulein droben ichon auf ver-
frauterem Zuße, und für devid war e& fichtlich immer ein
Veranügen gewefen, wenn er fürdie leidende Viktoria einen
Gang niachen konnte. — — — 2
Biltoria vermochte, nachdem ihr der Vater die Ein-
adung in Anregung gebracht hatte teinen Biſſen mehr
hinuuerzuſcblucken. ſo ſehr hatte ſie der Gedanke an das
Eevorſtehende „Zujammentreffen. aufgereat Sohald der
Thee getrunken, die Taſſen und der Bott weggeräumt, ſo-
bald alle Spuren des Grmlidhen' Maͤhls Befeitigt waren,
ging Eullid zu Frau Fell binab, um ſeine Einladung in
Verſon anzuoͤrinaen; Viktoria rückte indeſſen zwei leere
Aiſten am Feuer zurecht und leate noch eine mäßigbolle
Schaufel Koͤblen auf. Sie wurde in ſchnellem Wechſel bald
blaß, bald roth, als die leifen, ſchlebheuden Tritte der
Frau dell auf der Treppe Hörbar wurden. Sie empfing
dieſelhe mit etwas ſcheuer Freundlichkeit an der Thüre.
„S3- iſt jehr _ liebenswürdig. von Ihnen und Herrn
Eutlid. feuchte Frau Zell, das Geſpenſt eines Lächelns
auf dem SGeficht. „Wenn eines von uns, Elſe oder ich,


















KAnzeige-Blatt {ür die Amtabezirke Heidelberg,
Ladenburg, Weinheim, Schwetzingen Philippsburg,
Wiesloch, Bruchfal, Bretten, Nedargemüänd, Mosbach,
eberbach, Buchen, Walldürn, T.Biſchofeh. Wertheim 2C.



Dıud, VBerlag ı. Erpedition von Gebr. Huber
in Heidelberg,/ Zwingerſtraße 7.








maſſenhaften Auswaͤnderungen einer bis aufs Blut


einer ausgehungerten Arbeiterſchaar und noch manches
Andere begreiflich.

Deutſches Reich.

— Berlin, 29. Mai. Dem hier und da eiſen-
bahn · offizios bedienten Herliner Actionair zufolge,
ſoll die Ernennung eines Generals als Chef des
Eiſenbahn⸗ Miniſteriums nicht ausgeſchloſſen ſein.
(Dieſe Leſeart iſt nicht neu, ſondern vor Monaten
auch ſchon durch die Preſſe gegangen.) — Laut der
National⸗Zeitung halten die der Central⸗Boden⸗Credit-




unglaubwürdig daß Miniſter v. Bötticher . in die
Ditektion dieſes Inſtituts . eintrete. — Aus Ath en
wird dem B. Tageblatt gemeldet? Delſtannis .erflärte
die Judenhetze auf Korfn ſei nur erregt worden,


mittiren. Die Partei des Bürgermeijters Theodokt
habe die Delyannis freundliche jüdiſche Waͤhlerſchaft
einſchüchtern wollen. Delhaunis ſcheint eine etwas
üppige Phantaſie zu haben) — Die Saalezeitung be-
haupiet, Graf M oltke ‚ habe, kurz vor Jeinem Tode
niedergeſchrieben, Frankreich ſei kricgoͤfertig und Ruß-
land braͤuche nur noch mwenige Monate dazu Daͤs
Jahr 1892 werde das kritiſchk Jahr ſein. Moltkes
Darlegungen hätten den Kaiſer zu ſeinen Aeußer-
ungen in der bekannten Berliner Fahnen⸗Bankettrede

DETOHTAHE. D — ——

; Ya :
* Qoundon, 28. Mai. Die aus @E)ang%q} einge-




Die Plünderung des Hriftlichen Stadttheiles Nanki’s-
heſtätigt ſich ebenfo die Flucht der chriſtlichen Bevol-
kerung entlaͤng deni Faͤng · TſecKiang Die Behörden


Die unteren Sitherheitsbeamten - ſlehen überall auf
Seiten der Meuterer. ” Während- die Aufltändijchen
zuerſt die Proͤteſtanten ſchouten und uur die fathos
liſchen Meijfionen, belagetrten, -grijfen‘fie jpäter auch
die Methodifteſ Mijfion in Nanfkin) an und brannten
dieſelbe nieder. Leider Befürchtet man ein . Weiter-
greifen det Demehung: E S

* Konftantiropel; 28."ai. Großfürft‘ Georg
yon. Rußland ift Heute hick eingetroffen Und. wurde
vom Minijter des Nenßeren- und -vom Groß: Cere-
monieNMeijter Namens des Sultans begrüßt; er be-






M — — — fein
—_ „Kommen Sie und.. nehmen.Sie Wlaß hier. au

— fte Bikloria, diees .félber‘gér ] —
wie die ältere veidensſchweſtet mühjanı nad -Atbem rang.
Der einzige Stuhl,: auf den Frau Fell ſich niederkieß, war


Kilte-JHink3, - Biktoria.und. SISbefh. gegenüberjich jeßten.
Vir haben ſchon bemerkt,, daß außer dem —— —
‚Nämmeen feine andere Beleuchtung im Zimmer war. Aber
Dielleicht Half gerade dieſes Salbduntet über die gegenfei-
tige Abaeſchloſeubeit hHinweg— nach ! wenigen Minuten
verkehxten die Vier untereinander wie langjährige Freunde.
Sie iſt meine Leßte,“ ſaate der alteCuklid mit einem
Kopfniden auf Wiktoria Hinweijend, zu Yray. Fell. „Ihre
Mutter ſtarb hel ibrer Geburt — — da8 find nun acht-
zebn Jahre. Sie war zu ſchwach um ſich noch einmal
daran 3i erhelen Fünf don den Acht die-fie/mir oeſcheutt
Hatte, ich .nod am Seben. . Viktoria hHat „Ddas Uebel der
Mutter geerbt,“ ‚fuhr er leijer fort. „Ste i{t dasS leßte von
den Acht Die Üebrigen ale, Knaden wie MädcdhHen, fnd
mir vörausgegangen.” : **


aut * uns ift,”.- tröftete Frau Fell ‚mit. -einem tiefen
Seufzer

„So muß man glauben,“ erwiderte Suklit. „Wenn
et’3 nicht wüßt', ich weiß es ſicher nicht. Ich dente auch


mir ‚die ÄUrmenpflege vom Leibe hakte. IO will damit
Nicht3 gejagt haben wider die Ehr’ von Leuten, die Un-
teritügungen annehmen — eine fchwache kraͤnte Frau wie
Sie Frau Zell, mag nicht anders konnen, aber für einen
Mann ift’8 eine Schande, wenn er ſich auch nur auf öffent-


rau Fen jeufzte tief auf und ſtarrte ſchweigend i
das Feuer. Die ſchoͤnen Tage des rüftigen — 28

Seligen waren wieder in ihrer Erinnerung aufgeftiegen.
Fortſetzung folgt.)


 
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