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Pfälzer Bote für Stadt und Land (26) — 1891

DOI Kapitel:
Nr. 251 - Nr. 260 (4. November - 14. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44149#1033

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Cebenburg, Behzheim, Ghwekingen, 4 Y 4
eiloch, Bruchſat Fretten Necegennt Mosbach,
Bbrrbad, CudGen, Woldürn, Biſchvfeh. Wertheim .

1
Tand,







E Rarer Medalteut ;
Hulina Yeder in Hetibelberg,

| Öridelberg




Kra Berlag u. Expedition von Gebhr, Huber
n Heidelberg, Zwiugerſtraße 7.







26. Sabrs.






Beſtellungen
W bden „VPfälzer Boten“ für
oveuiber und Dezember werden fortwährend bei
ämmtlichen Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen,
bwie in anſerer Expedition geidelberg, Zwinger-
aße 7 entgegen jenommen
Verlag des „Pfälzer Bote.“


— ſrurileuiletſꝛr llilheil über die

Streils.

Bekanntlich hat die Encyklika über die Axbeiter-
Ttage ſich nicht gerade günſtig über die Streiks aus-
Eſprochen. Ohne die Berechtigung derſelhen abſolut
3 Derwerfen, betont die Encyklika doch ihte große
@5efaf)ren und empfiehlt deshalb vorbeugende ftaatliche

aßnahmen zur Veryütung von Arheiterausſtaͤnden
friedliche Beilegung der Streitigkeiten zwiſchen

rbeitern und Arbeitgebern. Sie ſagt darüber:

Nicht ſelten greifen die Arbeiter zu gemein-

ſamer Arbeitseinſtellung, um gegen die Lohnherren
einen Zwang auszuüben, wenn ihnen die Anforde-
ugen zu ſchwer, die Arbeitsdauer zu lang, der
Lohuſatz zu gerino erſcheiut. Dieſes Vorgehen,
das in der Gegenwart immer häufiger wird und
immer weiteren Umfang annimmt, fordert, die
Fffentliche Gewalt auf, Gegenwehr zu ergreifen;
denn die Ausſtände gereichen nicht bloß den Ar-
beitgebern mitjammt. den Arbeitern zum Schaden,
ſie 'benachtheiligen auch - empfindkich Handel und
Induſtrie, überhaupt den ganzen offentlichen Wohl-
ſtand. Außerdem geben {ie erfahrungsmäßig An-
laß zu Gemaltthätigfeiten und Unruhen und ſtören
10 den Frieden im Staate. Demgegenüber iſt die-
Jenige Art der Abwehr am meiſten zu empfehlen,
relche durch entſprechende Anordnungen und Ge-
jeße dem Uebel zuvorzukommen trachiet und ſein
Lutſtehen hiuderl durch Befeitigung jener Urfachen,
die den Konflikt zwiſchen den Auforderungen der
Brodherren - und Dder Arbeiter herbeizuführen
flegen.“

„ &8 iſt intereſſaut, dieſem Urtheile des Papſtes

Aber die Streit3 ein ganz ähnliches aus dem klaſſiſchen

üNde der Streiks und aus dem Kreiſe der beſt-

xganiſirlen Arbeiter anzureihen.


England iſt bekanntlich das kliſſiſche Land der
Bewerkſchaften und auch der Streils, Manchen
harten Strauß haben namentlich die alten Trades
Unions mit der Großinduſtrie und nicht ſelten zu
ihrem Vortheile ausgefochlen Dennoch ſind die
Streiks in den Händen der Arbeiter immer ein zwei-
ſchneidiges Schwert, welches ſie ſelbſt am empfind-
lichſten verwundet. _ Diejem. Gedanken gab der Präſi-
dent des diesjährigen engliſchen Gewerkſchaftskongreſſes
zu Neweaſtle, der Bergaͤrbeiter Burt, in ſeiner Ein-
leitungsrede in bemerkenswerther Weiſe Ausdruck.

Die kräftige Entwicklung der Gewerſchaftsbewegung

— erflärte Burt nach dem Berichte der Wiener
Monatsſchrift für chriſtliche Sozialreform? werde
eher eine Verminderung als eine Vermehrung der
Ausſtaͤnde bewirken. Es falle ihm nicht ein, die
Streiks in Bauſch und Bogen zu verurtheilen — im
Gegentheile: bei dem Getöſe der Maſchienen, bei der
Taubheit des Mammon und in dielen Fällen auch
bei ſeiner Blindheit könne ſich der Arbeiter oft nur
Aufmerkſamkeit verſchaffen, wenn er die Näder ſtille
ſtehen laſſe. Aber es ſei ein haͤßliches Mittel. Der
Streik ſei eine Waffe gleich dem Boomerang, der,
wenn nicht ſehr geſchickt gefchleudert, . beim Zarück⸗/
fallen den Schleuͤderer ſelbſt verwundet. Wo immer
die Arbeiter ihre Streitigkeiten mil den Unternehmern
durch ein vernünftiges Schiedsgericht ſchlichten laſſen
könnten, wären ſie Narren, ja beinahe Verbrecher,
wenn ſie zum Ausſtande ſchritten. Dem Londoner
Trade Council“ ſchuldeten die Arbeiler Dank für die

Worten: „Millionär und Elender ſind beide abnorme
Erſcheinungen, und beide verſchwinden, wenn wir ein
chriſtliches und eiviliſirtes Voͤlt werden. Wir ſind
entſchleſſen, das Rechte zu thun und bitten Gott, un-
ſeren Verſtand und unſere Thatkraft zu enken.“
Möchte dieſer Geiſt in der englijden Gewerkſchafts-
bewegung die Oberhand behalten und in der feſt-
ländiſchen Boden geivinnen, um die jeßt allgemein auch
auf dem Kontinente aufblühenden Gewerkvereine von
der gefährlichen ſozialiſtiſchen Umſtrickung zu befreien
oder davor zu bewahren! An der richtlichen Ver-

tretung ihrer Intereſſen darf und wird ſie NMiemand
hindern.



Sabalban und Tabakernte. im —
Saden für da5 Srnteiodr 180001.

Nachdem das Erntejahr 1890/91 vollſtändig ab-
gelaufen iſt, iſt die Kaͤrlsr. Ztg. in der Lage, fuͤr
dasſelbe nachſtehend einen Neberblict abet den Tabak-
ban und die Tabakernte im Lande zu geben.

Die Anzahl der Tabakpflanzer betrug in dieſem
Erntejahr 42599, welche zufjammen eine Fläche von
787140,21 Ar mit Tabak bepflanzten. Von dieſen

Zahlen entfallen folgende auf nachſtehende Hauptamts-
bezw. OÖbereinnehmereibezirfe :





Vertheidigung ihres Rechtes zum Ausſtande; was die

Kapitaliſt,
ihren rechtmäßigen Vertretern Gehör leihe. Wenn die
auf dem Kongrẽſſe vertretenen Arbeiter einig wären,
gäbe es kaum etwas, das ſie nicht durchſetzen könnten

Die Aehnlichkeit dieſes Urtheiles über die Streiks
mit dem der Eneyklika, ſpringt in die Augen, wenn
auch die Eneyklika mehr die offentlich rechtliche Seite
betont, während Burt, ein hervorragendẽs Mithlied
der alten Trades Unions, welche im Unterſchiede von!
den neuen engliſchen Gewerkvereinen die Selbſthülfe
gegenüber der Staatshülfe vertreten, ſich auf die pri-
patrechtliche Behandlung durch Schiedsgerichte be-
ſchränkt. Immerhin aber bleibt es höchſt intereffant,
das Urtheil der Eneyklika über Ddie Slreits gerade
von dieſer Seite beſtätigt zu ſehen.

Ueberhaupt hat die alte engliſche Gewerkſchaft
noch einen konſervativen und chriſtlichen Geiſt bewahrt.










Flächengehalt
Zahl der der mit Tabat
Pflanzer bebaut. Grund»
ſtücke in Ar
Heidelberg, Hauptſteueramt 1934 49 470,88
; Mannheim, Hauptzollamt 2762 94182,54
Bruchjal, Obereinnehmerei 4535 61 713,89
Buchen, „ 1 1,90
Vosbach, u 687 8 054,55
Schwetzingen, 3776 101 543,91
Sinsheim, S 3581 52 259,12

Im Voriahr belief ſich die Zahl der Pflanzer nach
endgiltiger Feſtſtellung auf 35501 und der Flächen-
gehalt der mit Tabaͤk bepflanzten Grundftücke auf
ergibt ſich dem Erntejahr
1889/90 gegenüber eine 3 unahme von 7008 Pflanzern
2 19, 74 Proc. und don 146 804,22 Ar oder 22,93

roe.

Dieſe Vermehrung hat im ganzen Lande — mit
Ausnahme von einem Bezirt (Hornberg) — ſtattge-
funden, und zwar bewegtẽ ſich die Zunahme an den
einzelnen Bezirken zwiſchen 10—115 Procent des vor-
jährigen Anbaus

Der Geſammtwerth der Tabakernte, den Tabak in



Das Gebeimniß der Cveofin.
9 Von Bernhard Derosne. (Nachdruck verb.)
Lutoriſtrte freie Neberfebung von Philipp Freidanty

Die Worte ſeiner Coufine ſchienen ihm ſeine Befinn-
na zuriickzugeben Ohne auf die Frage zu antmorten 1a8
H. den Brief von Neuent und wiederholte dieſe Lektüre
(ibtmal3, bi8.ihm kar getworden war daß er nicht mehr
„Such, meine Frau iſt abgereiit.“ — „Abgereift?“
h“b“holte ſie verwirrt. „Entfloben, ſich in Sicherheit ge-
i“‘tbt! vage mich um Gotteswillen nicht. wie es tam,
%“bü‚n elfe mir, Sevline wieder zu finden. Wann hHaft
Z fie zum leßten Male gejehen ?” — „®eftern Abend.“
mnäb«ßgt ſie ſeit dieſer Zeit Riemand gejehen?“ — „Nie-

Arthur Sutherland ging aus dem Zimmer lund ließ
hen Louſine in größter Beſtürzung zurüc. Er hatte nur
dn einzigen Gebanken, jeine geliebte Frau wieder zu fin-
4 Die Erbe, das Meer und alle Heheimnitze der Welt
ten und durften ſich nicht zwiſchen ihn und fjeine
beru?b f%fllen_ Er zog jofort ſeinen Ueberzieher an und

ich
4 äu laſſen. Auf dem Wege dahin bemerkte Wrthur
nu”)etlanb wie einer leinex @ärtner aus dem Gebüiche
dem alien Babillonr mit alen Zeichen des Schreckens
j Enijſetzens hervorſtürzte. Arthur erwartete den Mann
@nb frug ihn; „Was hHaben Sie nur, Kichards?“ S6 m
rief der Gärtner, dem ein tiefer Schreden
mir Cinem Gefichte geichrieben fHand: men Sie
em ir und fehen Sie das Unglüc.“ Der junge Schloß-
üille, Tolate feinem Bedieniteten divekt zu dem alten Ba-
des m Defjen Thüre offen ftaud und der vom fahlen Lichte

Mondes erhellt war.

Beim Nähertreten bemerkte Arthur Sutherland, daß
abillon nicht leer war. Auf dem Serel vor dem
aß ein Mann, deſſen Fopf und Hände bewegungsS-
8 Auf der Tijchplatie rubhten. Ein Meer von Blut, in
de Hem die Hüße des Mannes ' ruhten, verbreitete fich auf
® Sußboden des Pavillons. Sin blutbefleckter Dolch

„Lommen Sie doch

der




2 neben der groͤßen Blutlache. Arthur wendete ſich gegen




den lebloſen Mann mit dem Ausdruck des Schreckens und
frua ſeinen Benleiter: „Wagz bedeutet das, Richards??

„Da iſt ein Mord geſhehen, Herr Sutherland,“ fagte der
Särtner. „Ich habe Ungft, hier einzutrien.“ Artbur Su- ;
therland tral ein. Auf den erften Augenblick erkanute er
den Ermordeten und richtete deffen niederaeſunkenes Haupt
empor... Das gelbliche Licht des Mondes fiel auf das Ant- :
litz des Todien, welcher niemals ſo ſchön geweſen war wie
im Tode. Hier alfo mußte Arthur Sutherland den Leich-

nam Gaſton Lenoirs erbliden. }

24. Kapitel.
Nach der Unterſuchung.

Ein gewitterhafter Abend beendigte einen ſtürmiſchen!
Es reanete und ftürmte den ganzen Tag Die hef-

Tag.

Henftern dez alten Herrenfiges Maphwmood. — Das Meer
{elbit gab durch verftärktes Orollen feine Theilnahme an }
dem Unglück Arthur Sutherlands Ausdruck und die alten ;
Häume des Parkes nicten - verfländnigiunig mit ihren :
preijen Häuptern der Mufik des nahen Meeres Urthur
Sutherland ſaß alein In der Hihbliothek und ſeine Augen
heftete er finſter auf die helle Flamme, welche im Ramin
brannte. Bange Beit jaß er ſo da, ohne an Ruhe zu
denken. Herrſchte fchon früher eine gewiſſe feierliche Ruhe .
in dem alten Herrenhaufe, {o um io'mqbr‚an dem Tage,
wo der Seichnam des Ermordeten Lenovir fih. in einem defjen
Himmer befand. — Die Dienerfchaft des Haufjes unter-
hielt ſich nur mit ganz leiſer Stimme, denn die Majeſtät
des Todes beherrſchte die Lage.
*



*

*

Die Unterfuchung über die Todesurſche Lenoirs hatte
am heutigen Tage ſtattgefunden und mehrere Shunden ge-
dauert. Diejelbe wurde mit der größten Sorgfalt geführt,
fie brachte aber nicht das geringfte Licht in den ‚geheimntß:
vollen Mord. Sophie Weldon hatte zuietzt mit dem Er-
moxdeten gefprochen, Sie befand fich aber ın einem geiftig
jo erregten Zujtande, daß fie als Zeugin nicht vorgeladen
werden fonnte. Frau Weldon hHatte Lenvir vei der Däm-
merung das Haus verlaffen ſehen und war überrafjcht, daß






er am jelben Abend nicht mehr nach Haufe Lam, noch mehr
aber, daß er ein {o {dhredliches Ende genommen hHabe.
Die Bedienjteten des Hotels Weldon gaben Erflärungen



dunkle Angelegenheit zu verbreiten
1 Derfelbe
er den Nadmittag in dem Weinberge be-
( und erft am {päten Übend mit jeiner Ar
beit zu Ende gekommen wäre; er ſei an jenem Abend an
dem alten Bavillon vorbeigefommen, um auf die Terafje
3u geben. Im Vorbeigehen habe er die Thüre des Pavil-
10n8. geöffnet, um einiges Werkzeug darin niederzulegen,
bei diejer Gelegenheit habe er den Todten am Tiſche fiBend
gefunden, in derfelben Lage, wie ihn Herr Suthecland
felbſt geſehen hatte. Er habe den Kremden Jofori wieder
erkannt, weil derſelbe die fonderbare Gewohuheit hatte,
den alten Bavillon zu befuchen und dort zu lefen und zu
bis ein
den Dolch gefallen
Vor Schrecken habe er ſeine Werkzeuge fallen laſſen

daß

zweuer Blid von idm auf das Blut und

des Verbrehen3 zu führen ;

Arthur Sutherland, ſehr bleich, wie jeber hemerken
fonnte, Dbefräftigte diefe Ausfage. Im Begriff, fich nach
den Stallungen zu begeben, Habe er bemertt, wie Kichardẽ
in aller Eile blaß und vol Schreden von der Richtuna
des Bavilons her auf ihn zugefommen wäre. Auf deffen
Bitte. wäre er ihm nach dem Thaterte gefolgt und habe
dort den Leichnam gefunden. Die Behörden wurden mit
dem Falle verftändigt und batten mit ihm den Thatbeftand
Teitgeftellt. Fn Nebereinftimmung müſſe er bezeugen, daß .
der Tod vor mehreren Stunden ſchon eingetreten.. fein
mußte; das Blut Hakte bereits aufgehört zu {ließen und
befand ſich ein grober Theil desfelben geronnen auf dem
Sußboden. ES war ficher, daß der Fremde vorn hinten
durch eine feſte und fihere Hand einen Dolchitich empfangen
hatte, der bis ins Herz gedrungen war

(Fortſetzung folgt.)









































 
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