Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Pfälzer Bote für Stadt und Land (26) — 1891

DOI Kapitel:
Nr. 261 - Nr. 270 (15. November - 26. November)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44149#1085

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ſeiten
ſtarkt-
Larkt-
ſtarkt-
Pfs.
ldern.
| von
dächt-

Mit
das
hara.
iann-

Mit
iit 25

Von

Raunt

zer,
wir



*
hler,
t.

— —

dunfel)

W we.
ing.

einen,



.
es-

*

npfiehlt

ſet

rafels
Repa-

21 %o

erg.

chuer
ig bei



jtr. 7





Gricheiut taqlım wnl Augnahue der eun und Fetertage
Kamftags mit Umierbaitungsbeilage, vierteljährlich
Br 1,20 ohre Tägerlohn n %o@anfidala%. Beftellungen
Bet den Boflanfastem ı. bei ver Wrhabitine Zwingerſtraße



für Stadt




ünzeige-Blatt für die Amtsbezirke Heidelberg,
Nabenburg, Weinhein, Shwebingen, Philippsburg,
Biekloch, Bruchſal, Bretten, Nedargemiünd, Morbach
Eberbach/ Buchen, Waldürn, T.Biſchofah. Werthein 26





















Berantwordlscher wedalteur:
enteut Nader in Heidelberg.

är 200


Drue, Berlagu Expedition von Gebr. Huber
tu Heidelberg, Zwiugerſtraße 7,

2—









— — —⏑
Beſtellungen

uf den „Pfälzer Boten“ für den Mangt
Dezember werden jetzt ſchon bei ſämmtlichen Poft-
anftalten, bei unſeren Traͤgerinnen, ſowie in anſerer
Expedition Heidelberg, Zwinger traße entgegen-
genommen.

Verlag des „Pfälzer Bote.“

— — ——
* DJie Mbihaffung det 10 Gebote Gottes.

Immer frevelhafter und kollkühner wird das Ge-
bahren der Gottesleugner. Die Früchte der Erzieh-
ung in den entchriſtlichten Schulen ſind jetzt
reif geworden, und aus dieſen Früchten, ſoll nun
wiederum die neue Saat der Gottloſigkeit beſtellt
werden.

Vor etwa 100 Jahren, am Ausgange des 18.
Jahrhunderts, zeigten ſich ähnliche Erſcheinungen in
der nienſchlichen Geſellſchaft. Die Aufklärerei, der
ſeichte Ratioualismus hatte den Verſtandsdünkel ſo
weit entwickelt, daß man glaubte, ohne einen Gott,
ohne ein jedes höhere Weſen auskommen zu können.
Der Schriftſteller und Philoſoph Hamann (Der „Ma-
gus des Nordens ) ſchrieb im Sahre 1184: „Die
Gebildelen in Berlin ſchämen ſich, den Namen Jeſu
noch in den Mund zu neHmen.“ Es war jenes Zeit-
alter, als der „Philoſoph auf dem Throne,“ der
Köänig Friedrich 11. von Preußen erklärte;„Ein Jeder
laun naͤch ſeiner Fagon ſelig werden; ein jeder kann
glanben, was er will, wenn er nur ehrlich iſt, Im
Uebrigen ſteht e& Jedem frei in der Kirche zu ſingen:
„Nun ruhen alle Waͤlder,“ oder dergleichen dummes
und thörichtes Zeug mehr.“ In Frankreich „ſetzten“
ſie dainals ſogar von Staatswegen unſern lieben
Herrgott Jab“, und ſetzten an ſeine Stelle ein
zveifelhaftes Frauenzimmer, welches als die „Göttin
der Vernunft? Verhrung fand. ; ;

In Frankreich führte die große Revolution mit
ihren ſchlimmen Folgen das Volt almählich wieder
zur Vernunft und zum chriſtlichen Glauben zurück.
Deutſchland mußte vie traurige Perigde ſchmachvollſter
Erniédrigung unter der Tyraͤnnei Napoleons durch-
machen, um ſich wieder aufzuraffen und zum Gott-
glauben zurückzufehren.

Gegenwärtig haben in der neuen deutſchen Literatur
eine Auzahl kaum ausgewachſenex „Dichter“ und
„Philoſophen“ das große Wort und verarbeiten das,





— —

was ſie auf den Hochſchulen aus dem Munde glau-
bensloſer Profeſſoren gehört haben. An Selbſtgefühl
und an dem Glauben an ihre eigene Größe fehlt es
dieſen jugendlichen Weltverbeſſerern ganz und gar nicht;
ſie halten ſich berufen und befähigt, die gegenwärtig
herrſchende, chriſtliche Weltanſchauung“ hinzuſtellen.
Dieſe „Jungen“ in der Literatur und Philoſophie
verfolgen im Grunde nur das gleiche Ziel, welches
die Sozialdemokraten auf dem Gebiete der Sozial-
politik erſtreben Eine der neueſten Verſuche dieſer
Weltenſtürmer iſt die Beſeitigung der zehn
Gebote Gottes; ſie wollen mit dieſen Geboten
der „bisherigen jüdiſch-chriſtlichen Sittlichkeit“ auf-
räumen, und verlangen, daß die Menſchheit der
Zukunft als neues Sittengeſetz die fünf Gebote der
neuen Ethik! annehme.

Ein gewiſſer Herr Curt Grottewitz
der Apoſtel dieſer neuen Sittenlehre auf, und er hat
ſeine fünf Gebote alſo zuſammengefaßt: „1. Du ſollſt
der Menſchheit dienen. 2. Du ſollſt nicht tödten. 3.
Du ſollſt geſchlechtlich nur mit dem verkehren, den
Du liebſt. 4. Du ſollſt nicht ſtehlen. 5. Du ſollſt
nicht lügen.“

Statt ſeine neuen fünf Gebote näher zu begründen,
gibt Herr Grotte witz ſeinem Vorſchlag eine aus-
führliche Kritik unſerer „Zehn Gebote“ mit. Darin
heißt es:

Das 1. Gebot mit ſeinem „Dogma von der em-
piriſchen Exiſtenz eines ſeit vorhiſtoriſchen Zeiten er-
dachten Weſens, Gott genannt“, wäre eigentlich „ganz
zu ſtreichen,“ wenn nicht in demſelben die Forderung
läge, „dieſen Gott über alles zu lieben.“ Hierin
liege ein Gedanke, der in direktem Widerſpruch zu
der neuen ſittlichen Auffaſſung ſtehe: „Soll man
Gott über alles lieben, dann muß man ihn auch mehr
lieben als die Menſchen. Ganz im Gegenſatz dazu
iſt oberſtes Objekt der Verehrung für die neue Welt
die Menſchheit. Alles, was der geſunden Höherent-
wickelung der Menſchheit zuwider iſt, wird als ſchlecht,
was ihr förderlich, als gut, als Tugend zu bezeichnen
ſein.“ Das 2. und 3. Gebot kann die moderne
Ethik natürlich ohne weiteres ſtreichen. Einſtweilen
lege freilich der & 166 des Strafgeſetzbuches Ger-
gehen, welche ſich auf die Religion beziehen) dem
modernen Menſchen mancherlei Schranken auf, die
natürlich ſofort fallen, wenn die neue Weltanſchauung
allgemein geworden iſt und jenen Paragraphen be-
ſeiſigt hat. Auch das 4 Gebot wird in der neuen
Ethik keine Statt finden. „Die Liebe der Kinder zu
den Eltern und die Ehrfurcht Jener vor dieſen iſt





Das Gebeimniß der Sxreokin.

85) Von Bernhard Derosne. Nachdrug verb.)
Autoriſirte freie Ueberſetzung von Philipp Freidant)
(Schluß.)

Mutter und Kind lächelten ſich weinend an, und es
iſt nicht zu zweifeln, daß dieſe Thränen das zarte Pflänz-
en Liebe und VBertrauen zwiſchen Mutter und Kind zum
Gedeihen bringen werden.

„Iſabellg', ſaofe Arthur, ich hahe Dir wie Du weißt
eiwas mitzutheilen.“ Seine Frgu ſah von ihrer Stiderei
rücheind auf und harrte der ESrzählung ihres Gemahls.
„S3 betrifft das Geheimnißz der armen Eveline, welches
i erft .nach ihrem {o ſchrecklichen Tode erfahren habe.
Sch fann Dir, liebe Iſabella dieſes Geheimniß in drei
MWorten enthüllen:, Sie war, Stlavin.“ — „Sie war
was ?” wiederholte Iſabella Vanſell mit größtem Er-
taunen.
Eveline war die Tochter einex Mutter, welche Stlavin
war und Ddeßhalb. Ddemielben Schiefale ausgefeßt. Ihre
Seichichte i{t folgende: Guſtav Rogan, ihr Großvater ein
reicher. Yilanzer Loufianas, hatte einen Sohn Namens
Arthur. Derfelbe hHatte ſich noch in einem ziemlih jugend
lihen Alter in eine junge Yuadrone wahnſinnig verliebt,
weldhe Stlavin eines benachbarten Pflanzer$ war. Dieſe
Euaͤbrone war der Liebling der Gemahlin des Pflanzer$
und eben ſo gut und forgfältig erzogen, wie wenn fie die
Tochter des HaufeS geweſen wäre; aber was nüßte ihr
diejes ? Sie war ja Stlavin. Der Vater Arthur Kogansz
verbot ſeinem Sohne bei Enterbung, die Yuadrone Eveline
Lenvir wiederzuſehen. Die dolge dieſes Berbotes war
eine geheime Heirath zwiſchen diefer und Arthur Kogan
und dann die Jlucht des jungen Chepaares, Hinzufügen
möchte ich noch,. daß die beiden Pflanzer tödtliche Feinde
waren, {o.Daß alſo der Eigenthumer Evelinens Ihon aus
Haß gegen Gujtav Kogan der Quandrone Eveline Lenoir
auch gegen die hoͤchſte Summe niemals einen Freihrief ge-
geben hHaben würde. Der Pflanzer, welcher ſeine Sklavin,








eine pſychologiſche Thatſache, welche die Eltern bei
Schließung ihrer Ehe wohl zu berückſichtigen haben,
die aber nie der Gegenſtand eines Gebotes ſein kann.
Hingegen das 5. kann die neue Ethik voll unter-
ſchreiben. Das 6. wird zunächſt für moderne Men-
ſchen einen negativen Gedanken haben müſſen: Du
ſollſt deinen Leib nicht verkaufen. Sobald das Band
der Liebe geſprengt ſei, müſſe Scheidung eintreten.
Die höhere Sittlichkeitsſtufe kann, nachdem wir ein
Mal „wiſſen, daß Geiſt ohne Fleiſch nicht denkbar,“
„das Fleiſch wieder in ſeine Rechte einſetzen,“
und „vielleicht gelingt es, allmälig die Fleiſchver-
ketzerung die Prüderie, die Diskretion in geſchlecht-
lichen Sachen zu beſeitigen und dafür die Pflege ge-
ſunder Körperlichkeit, die Freude an ſchönen Körper-
formen, das Salonrecht des Geſchlechtlichen allgemein
einzuführen! Das 7. und 8. Gebot könnten unver-
mindert beibehalten, doch vielleicht weiter ausgeführt
werden; das 9. und das 10. hingegen hätten „für
uns keinen Werth mehr. Die Uneigennützigkeit, die
Selbſtloſigkeit und Wunſchloſigkeit, die ſie forderten,
widerſprechen „durchaus den Geſetzen der geſunden
Höher⸗Entwicklung der Menſchheit.“

Soweit der moderne Sittlichkeits Apoſtel Curt
Grottewitz. Aber wozu beſchäftigt ſich denn der
„Pfälzer Bote“ mit dieſer Ausgeburt der Selbſtſucht
und Sinnlichkeit? Einestheils um den Leſern zu zeigen,
wie weit e& heutzutage gekommen iſt; anderentheils,
um wiederum an einem Beiſpiel darzuthun, welche
gefährlichen Lehren man franf und frei überall ver-
kinden darf, während man die beſten Sittenlehrer in
Wort und That, die katholiſchen Ordensgeiſtlichen,
über die Grenzen jagt.

Deuͤiſches Reich.

»Berlin, 24. Nov. Seine Majeſtät der Kaiſer
ertheilte im hieſigen Schloſſe heute Vormittag um
halb 11 Uhr dem ruſſiſchen Miniſter des Auswaͤrti-
gen, Geh. Rath von Giers, eine Audienz. Die Au-
dienz dauerte zwanzig Minuten.

Berlin, 24. Nov. Bei dem Reichskanzler war
Mittags 1 Uhr zu Ehren von Giers Frühſtückstafel,
wozu unter Anderen der Botſchafter Schuwalow, der
Botſchaftsrath Murawiew, Fürſt Radziwill, Miniſter
von Wedel, die Staatsſekretäre Marſchall und Roten-
han und die Generale Werder und Wedel eingeladen
waren. ;

Neiſſe, 24. Nov Zehn junge Katholikinnen
von hier find nach Afrika abgereist, um dort eine







und der Vater welcher ſeinen Sohn perloren, machten die
arößten Anftrenqungen,
aber alle ihre Verſuche waren vergeblich. Ein Zahr war
bereits verfloſſen. ohne daß von den beiden Flüchilinaen
die gerinaſie Spur entdedt worden wäre. Eines Tages
erhielt Rogan einen Brief aus Cuba Derſelbe war von
der Frau feines Sohnes gejhrieben und enthielt die be-
trübendſten Nachrichten. Ihr junger Gemahl wax ge-
ſtorben; ſie ſelhſt fühlte ſich zum Sterben krank und ſchrieb
ihm nur deßhalb, um im Namen ſeines Sohnes Verzeih-
ung zu erbitten und darn noch das Kind feines Sohnes
zu beſchützen. Guſtav Rogan reiſte augenblicklich nach
Cüuba ‚ab und kam gerade noch rechtzeitig an, um die
arme Frau ſterben zu ſehen und qus ihren Armen das
Kind mit den ſchwarzen Augen in Empfang zu nehmen,
welches dann der Gegenſtand ſeiner beinahe abaöttiſchen
Verehrung wurde. Er wollte nicht meh? nach ſeiner Be-
ſitzung in Loufiana zurückkehren, aus Furcht, daß man
daͤs Kind, welches er ſo ſehr liebte, als die Tochter der
entſprungenen Sklavin exkennen werde. So blieb er dem
in Cuba und aus dem Kinde wurde das hinreißende Veſen,
welches Du aus ihrem Bilde kennſt und in den Zügen
ihres Kindes hier wiedergefehen haſt. Dort in Cuba ent-
wickelte ſich die unendlichẽ Zärtlichkeit des Großvaters für
ſeine Enfelin, welche in dieſem Maße ſo wenia Perſonen
in dieſer Welt zu Theil wird. Das Uebermaß dieſer
Liebe war das Unalück eines Greiſes Jeder Tag brachte
ihm neuen Schrecken hei dem Gedanken daß ſeine ange-
betete Epeline ihm entriſſen und zu einem härteren Schick-
Jal, als der Tod, verdammt, werden fönnte. Ja man
kann fie ihm entreißen ; denn fie, das Kind einer Sflavin,
war Ddie geborene Stklavin Ddes Beſitzers ſeinex Mutter,
des unerbitterlihen Feindes desfelben. Und dieſer Feind.
der Onkel meinex aͤrmen Frau, der Halbbruder ihrer
Mutter, war Gaſton Lenvoir, welcher die Rogans his auf
den Tod baßte Diejer unerbittliche Feind hatte ſie ver-
folat his zu dem Tage, an welchem er auf eine ſo ſchreck-
liche Weiſe ſein Leben verlieren mußte.. *
Gott weiß allein, was ich alles an ienem entjeglichen
Abend erlebt habe!“ ſagte Arthur Sutherland, indem er




ſeinen peinlichen Bericht beendigte
Bwei weiche Arme umſchloſſen zärtlich ſeinen Hals,
zwei Lippen herührten die ſeinigen
_ „Sieber Urthur,” ſaate die füße und zärtliche Stimme
jeiner Frau. Alles iſt nun zu Ende. Ziehen wir daruͤber
den Schleier der Vergeſſenheit. Du nennit nun Eveline
auf der Erde und eine im Himmel Dein Eigen Gott
wird ganz beſtimmt nach all’ dem Kummer und all den
72 über uns die Sonne des Glückes leuchten
aſſen.“





Humoriſtiſches.

Beim Zahnarzt.
Alſo Sie haben große Zahnſchmerzen?“
„Nicht mehr zum Aushalten, Herr Doktor.”
„Kommen die Schmerzen oft?”
Alle fünf Minuten.“
Und wie lange dauern ſie aewöhnlich?“
O jedesmal eine %iertefitunbe;

*
Aufder Rfer debahn.
Conducteur : Der Hund muß hinaus!“
Fahroaſ: „Der Hund fährt mit!”
Conducteur ; Laſſen Sie ihn nebenher mitlaufen!“
Fahraaſt: „Saufen kann er nicht.
Conduckeur: Daun ſind S’ ſo freundlich und ſteigen
S mit dem Hund aus.“
Fahraaſt Ich ſteig nicht aus
Conducteur : „Dann hole ich einen Gensdarm?
abraaſt: „Thun Sie’3 nur“
ensdarm! Hunde in den Wagen zu nehmen iſt
verboten. Entweder Sie ſteigen aus, oder laſſen den Hund
außen mitlaufen.“
7 „Ichhab's ſchon g'ſagt: der Hund kann nicht
aufen.“ ; ;
“ „SGensdatm : „Warum ?” *
Sahrgait: Weil er ausg’ftopft Ü


 
Annotationen