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Pfälzer Bote für Stadt und Land (26) — 1891

DOI Kapitel:
Nr. 251 - Nr. 260 (4. November - 14. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44149#1037

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für bie Mmtähegirie Heidelberg,









Barantwortiiger Kedatteur:
Bwing Wader ın Heidelbera.



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Beſtellungen

auf den „Pfälzer Boten“ für die Wongte
Novemiber und Dezember werden fortwährend bei


ſowie in unſerer Expedition Heidelberg, Zwinger-
ſtraße 7 entgegen jenommen.
Verlag des „Pfälzer Bote.“

— — — —
* Auliſeniliſches aus Berlin.

Vor einiger Zeit meldete die „Kreuzztg.“ mit


Die „Neue Züricher Ztg.“ ſaͤgt
dazu: Die Geſchichte handelt vom alten Bleichrdder,
dem (ifraelitiſchen) Leibbanquier Bismarcks preuß.
Leheimen Conimercienrath und k großbritaniſchen
Seneralfoniul. Vor ungefähr zwanzig Jaͤhren ſcheint
DHerr v. Bleichröder, obwohl verheirathet, unerkaubte
Beziehungen mit der Ehefrau eines Schneiders Eroner
gehabt zu haben. Frau Eroner nahm die Gelegen-
heit wahr und ſchröpfte den Millionär gründlich.
Auch als er ſpaͤter ſich von ihr frei machte, ſetzte ſie
ihn wiederholt ſtark in Contribution. Voͤr ungefähr
zehn Jahren ſoll ſodann Bleichröder, um die hah-
gierige Perſon endlich los zu werden, einen angeb-
lich falſchen Eid vor Gericht geleiftet haͤben. Der
Eid gipfelte daxin, daß Bleichroͤder ſchwür! es fet
nicht wahr, daß er eine (angẽblich verſchwundene) Ur-
lunde unterzeichnet habe, durch welche er der Frau
Eroner eine lebensläugliche Rente verſprach, fofern
ſie ihre Beziehungen vor ſeiner Gleichröders) Ehe-
ran geheim hHalte. Im Laufe diefer zehn Zahte find
von gegneriſcher Seite wiederholt Behauptungen aͤuf-
geftellt worden, daß der Eid falſch gewejen und daß
die Zuſtiz deswegen gegen Bleichroͤder einſchreiten
müffe. Trotz aller Anſchuldigungen hatten die Ge-
tichte jedoch bisher keinen Anlaß gefunden, ein Ver-
fahren gegen Bleichröder einzuleiten, weil Antiſemiten
behaupten, Bismarck habe damals die Akten genommen
Ind vernichtet aus Gefälligfeit (!) gegen feinen Bankier.
Vor einigen Monaten ift nun in Berlin ein neuer,
Ehr wilder anuſemitiſcher Agitator aufgetaucht,
Trühere ftädtijche Rector AHLmardt, und diejer

err hat ſyſtematiſch einen literariſchen Feldzug gegen
Leichröder wegen des angeblich falichen Eides ein-





geleitet. Er ſchrieb unter anderem darüber eine
Broſchüre, die auch dem Kaifer zur Hand gekommen
ſein ſoll. Dieſer haͤbe darauf eine nochmalige genaue
Unterſuchung angebrdnet. Das Ergebniß derſelben
findet man Ende Oktober in einer kurzen Note, welche
die „Nordd. Allg. Ztg.“ in beſonders markirter
Schrift veröffentlichte. Dieſe Notiz lautete: „Die er-
Lute amtliche Prüfung des Sachverhalts hat einen
Anlaß zu irgend welchen ſtrafrechtlichen Maßnahmen
gegen Herru v. Bleichroder nicht ergeben.“ Im
weiteren Verlaufe erklärt Ahlwardt nun, er ſeinem Be-
ſitze von Originalakten, „welche alles enthalten.“ Er
deutet an, daß ihm für Auslieferung derſelben ſchon
große Reichthümer geboten waren, er werde aber feſt
bleiben, um den Kampf , rückfichtolos für die Freiheit
des Vaterlandes vom Zudeujoͤch zu führen.“ Es iſt
unzweifelhaft, daß dieſe neue Schrift Ahlward's Oel
ins Feuer gießen wird. Und ſchließlich dräugt ſich
in der That das Verlangen auf, daß Ahlwardk end-
lich einfach vor Gericht gezogen werde, um ſeine
ſchweren Anſchuldigungen zu beweiſen oder entſprechend
beſtraft zu werden. Denn diefe Anſchuldigungen
treffen zwar Bleichröder in erſter Linie, ſchwerer aber
noch richten ſie ſich gegen die öffentiche Rechts-
pfhege, weil Ahlwaͤrdt den Glauben zu erwecken
ſucht, daß dieſelbe gegen Bleichröder nicht entſprechend
ihres Amtes gewaltet habe. Am leichteſten haͤtte es
Bleichröder, wenn er den wilden Angreifer einfach
wegen Verleumdung verklagte. Aber obgleich die erſte
Broſchüre Ahlwardt's ſchon mehrere Monate alt iſt,
hat man noch nichts von folchet Klage gehört.
Dieſex Rector Ahlwardt hat auͤch im Ordens-
prozeſſe Manché eine Rolle gefpielt. Er war es, auf
deſſen Denunciation hin das Verfahren gegen den
Geheimen Hofrath Manché und deſſen Agenten Meyer
eröffnet wurde, und deshalb erregte e& gerechtes Er-
ſtaunen, als in den gerichtlichen Verhandlungen heraus-
kam, daß Ahlwardt ſelbſt bei der Ordens ſchwindelei
als „Schlepper“ gedient hatte. Er hatte den ordens-
lüſternen Thomas zu Meyer gebracht und dafür 2000 M.
hekommen. Gegenwärtig reift nun dieſer Ahlwardt in
Weſtfalen herum und hält antiſemitiſche Verſammlungen
ab. Nach den Berichten der weſtfäliſchen Blätter muß
da das ſeltſamſte Zeug herausfommen: Nach dem
Bericht der „Geiſeniirchener Zig.“ erzählte Ahlwardt,







die Attentate Hödels und Noͤbiliugd gegen Kaiſer
Wilhelm I ſeien von Juden angeſtiftet worden, und
ein jüdiſcher Arzt habe den Lobiling vor deſſen Ver-
„Kein Deutſcher“, erzaͤhlt Ahl-



Das Geheimmiß der Creolit.
Von Bernhard Derosne, , (Nachdruc verb.)

(Autorifirte freie Ueberſetzung von Philipp Freidant)
Der Tod mußte beinahe ploslich erfolgt ſein; der
Mörder hatte aber in ſeiner Srbitterung jeinem Opfer
0® mehrere Dolaitiche verfeßt. Arthur Sutherland
fannte den Ermordeten wie er erflärte, beinahe gar nicht;
derjelbe hatte ſeit einiger Zeit die Gewohnheit, mit der Er-
Qubniß des Gärtners den Bark Mapwood zu beſuchen.
er Beuge hatte ‚vernommen, da der Ermordete aus
Vuſid herſtamme, wußte über deffen Vergangenheit nichts
Weiter, NicdtZ wurde weiter entgedt, was auf die Spur
des Mörders führen fonnte. Frau Weldon fagte epenfalls
ülles was fie über den Mannn wußte, aber auch ihre Er-
larunen warfen kein Licht auf die Mordthat. Die Effek-
Lenoirs wurden einer genauen Uaterſuchung unter-
Worfen, ohne daß auch. dadurch Fingerzeige zur Entdedung
8 Thäters gefunden‘ wurden.: G3 befanden ſich viele
4 dazwiſchen, aber keiner gab die gewünſchten Auf-

üſſe.

75)

in Srau Weldon ſprach die Meinung aus, daß der arme
llnge YMann des Gelde8 und der Kpſtbarkeiten wegen er-
HOrdet worden jei. &8 mar befannt, daß er die Gewohn-
Sit Hatte, großen Summen @eldes bei fih zu tranen :
benfo war auch befannt, daß er.eine werthvolle Taſchen!
Wdr und einen Kojtbaren Diamantring trug. Keiner diefer
Öegenitände wurde an dem Leichnam Lenvir3 gefunden,
\g, MOr und Geld, alles war verfihwunden. Welche
gg%ere?uriame als Raub konnte der Mord an dem Fremden
en

Nach längerem Hin und Herreden erklärte die Leichen-
4 daß Gaſton Lenvir durch eine bder wehtere
MNbefannte Berjonen menchlexiſcherweiſe ermordet worden

in den Speiſeſdal des Herrenhaufes lum ſich zu er-
Ylden. Sie drücten Herrn Sutherland Herzli die Hand.
al8 fie ſich entfernten und erkundigten ſich angelegentlich{t



Beit, wie man wiffe, {o zart fei





K
an den Kaiſer heran, wenn er nicht Manchs beſtochee
hatte, Verurtheilte ſind befreit von Strafe, Reich
haben Titel erhalten, ſchaud rhafte Dinge haben ſich
entwidelt.“ Kaiſer Friedrich jei in den Händen
üdiſcher Wucherer gewefen; Fürſt Biomarct habe von
den Juden einmal 70, 006 Mt. erhalten, damit er
Aleichröder nicht verfolge ujw.. Die Gelſenkirchener
Zeitung“ bemerkt dazu mit Recht: „Wir müſſen leb!
haft bedauern, daß derartige Dinge öffentlich ver-
handelt werden. Hätten die „Enthüllungen des
Herrn Ahlwardt thaͤtſächliche Unterlagen, ſo würden
die Gerichte ihre Pflicht, dieſelben zu prüfen und die
weiteren Conſequenzen daraus zu ziehen, wohl längſt
erfüllt haben. Sind es aber nur Hirngeſpinfte
eines halb unzurechnungsfähigen Fanatikers, jo ſollte
e& doch wohl Mittel und Wege geben, demſelben den
Mund zu ſchließen. Denn folche Reden vergiften das
* und können leicht die bedenklichſten Folgen
haben.“



Deutſches Reich.

* Berlin, 11. Nov. Die Anleihe zur Ergänzung
des Reichsetats für 1892 93 beläuft ſich auf 146
Millionen. Für das laufende Jahr 1891 92 iſt dem
Bundegrath ein Nachtragsetat zugegangen, veranlaßt
durch die Preisfteigerung der Naturalien für die Ver-
pflegung der Armee und eine Rate für die Befeſti-
gung Helgolands. ; ;
* Berlin, 11. Nov. Dem Bundesrathe wie dem
Reichstage iſt wie alljährlich zugegangen die Ueber-
ſicht der Etats ſtärke des deutſchen Heeres
für das nächſte Rechnungsjahr 1892/93. Darnach
zählt Preußen mit den dazu gehörigen Contingenten
anderer Bundesſtaaten 15 960 Offiziere, 42,209
Unteroffiziere, 771 Zahlmeiſter⸗Aſpiranten, an Spiel-
leuten 4454 Unteroffiziere, an Gemeinen 10,816.
Ferner Gefreite und Gemeine 306,683, Lazareth-
gehilfen 2616, Oekonomiehandwerker 6292, überhaupt
376,841, Militärärzte 1420, Zahlmeiſter, Militär-
nuſik· Inſpicienten, Luftſchiffer 695, Roßärzte 437
Büchſenmacher und Waffenmeifter 662, Saltler 73,
Dienſtpferde 73,792. Für Preußen, Sachjen, Württem-
berg und Bayern zuſammen werden gezählt 20524
Ifftziere, 48,446 Unteroffiziere, 989 Zahlmeiſter-
Aſpiranten, an Spielleuten 5695 Unterofftziere und
14,088 Gemeine. Ferner Gefreite und. Gemeine
395,666, Lazarethgehilfen 3782, Oekonomiehandwerker
8317; überhaupt 486,389, Militärärzte 1837, Zahl-
meiſter, Militärmuſik-Inſpieienten, Luftſchiffer 893



ig in der arbßten Beſtürzung. Seit Menfchengedenken
jei bafelbit kein Mord begangen worden, - uıd alle Welt
ſprach nux von dem geheimnikvolen Verbrechen, Der
ermordete Fremde bildete daher für lange Zeit das belieh-


und die Mordgenoffen theilten fich mit der armen Sophie
Weldon, welche, noͤch nicht verheirathet, ſchon Wittiwe ge= ;
worden war in diefe Öffentliche Berühmtheit. Sonderbarer-
weiſe war von der Flucht Evelinens im Dorfe noch nichts
bekaunt geworden Selbit im Herrenzauſe zu Maph-
wodd war dieſe Flucht noch ein Geheimni8.

Das ganze Haus war ſeit längerer Jeit ſo ſehr daran
gewöhnt, Frau Sutherland ganze Tage Iana zurüdgezogen ;
auf ihren Zimmern weilen zu wiſſen daß ihre Abwefenheit
ſelbſt der Dienerſchaft nicht auffiel. Auf die Frage SJofe-
phinens an Herrn Sutherland, ob er nicht ihrer Dienſte
benöthige, erhielt fie ein {o kurzes eeweiſendes Nein, daß }
fie fih in ihr Zimmer begab und martete, bi8 nıan fie rufen
werde. Arthur Sutherland war vollitändig niedergeſchmettert
bvon den beiden aufeinanderfolgenden Ereiqnifjen, von der
Flucht feiner Fran und von der Entdedung des Mordes }
im Parke; e8 Iag idm alle8 daran, zu verhindern, daß }
die Slucht entdedt werde. Die Amme hatte ohne Miß-

wo ſich ſeine Frau am !

gegen zehn Uhr in das Zimmer eingetreten, wo die Amme
und Das Sind Ichliefen. Beide feien fchon eingelchlafen ge- ;
wefjen. Frau Sutherland habe fih über die Wiege gelegt /
und die kleine Eveline mehrmals gefüßt. Dann wäre die
Madame hinausgeganaen, Wie die Amme bemerkte, habe
Frau Sutherland geweint — das war Alles, was die
Amme zu jagen mwußte, Arthur deutete den Befuch dahin,
daß Eveline ihrem Kindẽ Habe. Lebewohl ſagen wollen, . }
ehe ſie heimlich das Haus verlaſſen und die Flucht er-
ariffen habe. Wo mochtẽ fie mur Hingeflüchtet fein ?

Nachdem der Mord zu ſeiner Nenntnik qekoͤnimen Wwar, }
hatte er eine lange Unterredung mit ſeiner Coufine. „Lucy“ .
jagte er zu ihr mit großer Unruhe, welche Perſonen außer
uns Beiden mögen don der Flucht — von der Abweſenheit!
meiner Frau Kenntniß hHaben?” — „Niemand außer uns?


— — — — — — —⏑⏑⏑ —⏑ ,— —
erwiederte Such mit Leifer Stimme, „Um Gotteswillen,
Such, . halten . mir die. Flucht CvelinenZ nıch zwei oder
drei Tage geheim! Halte auch unter dem beliebigen Bor-
wand: Kranfheit, ihre Aufregung in Holge diejer {Orec-
lichen Tragödie, gleichalltig was für einen fonit, die Die-
nexrfhaft von ihren Zinmern fern. Man ıveiß ja gar‘
nicht, in welcdh’ böSwillige Berbindung von der Dienerſchaft
die Slucht Evelinenz mit der Ermordung Lenvir3 gebradht..
mird. Willir Dr das für mich thumn, Lucy?“ — „Wenn
ich fann, ja. Aber dieſes Geheimniß iſt kaum lange Beit‘
3u verbergen.“ — „I0 wünfche es auch Jeloft nicht. Wenn


) Ich werde mi dann {fofort
zu ihrer Berfolgung aufmachen und nicht eher zurüdtehren
bis ich ſie aufgefunden habe.

Er thac jein Möslichſtes, aber die
Beute er war, lies ſich am BZittern
jeiner Stimme, ungeachtet aller feiner Lyſtrengunaen un
ichwer ablefen. Haſt Dw gar keine Ahnnns davon; wo
ſie bingegangen jein fann ?” — „Nein. Das arme Kind
Gott allein weiß, was

Aufreguns, deren
jeiner Lippen und


geheim, Such. IO glanbe, ih müßte wahnfinnig werden.
wenn Dder Name meiner Frau in dem Munde von ganz
St Maria wäre und wenn ih- Name imit demijenigen *
des erftochenen Mannes in Verbindung gebracht würde“
.. . Such Sutherland fchauderte am ganzen Körper, und
in ihren Augen zeigte fich der Ausdruc fiefften Entjegens’


„AUrthur,” rief e plößlich, „muß ich vor dex Unterſuch-
ungs-Commifjion erſcheinen, muß ich Zeuguitz davon ab- ,
legen ?“ — „Sicherlih ‚ nicht,“ meinte ihr VBetter, von .
ibrem Schreden ganz überraiht. „Du katınit ja von dem
Nerd unmöalih etwas wiljen.“ — „Nein, nein,“ xief
SucH. „Wie jollte i das? Sch war nur bange, wenn ich
lagen müßte, daß Eveline den Fremden gefannt.habe, . {o
bnfigicfihehhcb Eveline ſelbſt als Zeugin vernommen werden
muß. ;

Fortſetzung folgt.)


 
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