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Pfälzer Bote für Stadt und Land (26) — 1891

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Nr. 51 - Nr. 60 (4. März - 14. März)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44149#0237

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M, 1.20 ehne Trägerlohn ı. Boßanffhlag. Beftellungen
Bei den Poſtanſtalten u. bei der Erpedition Zwingerfisaße 7

9ir 50 — —
Al. Inlins Jeder in Heidelberg.









nn mern ves „Pfalzer Bote während
des Monats März an folche Perſonen, welche noch
nicht Abonnenten ſind, zur Verbreitung unſeres Blattes
beizutragen. Probenummern ſtehen in beliebiger Au-
zahl zu jeder Zeit gratis und franco zur Verfügung.
Verlag des Pfälzer Bote.“

Hat Luther „die Bibel unter der Bank hervor-
gezogen?“

Proteſtantiſche Schriftſteller gefallen ſich mitunter
darin/ die Frage, ob „Luther die Bibel unter der
Bank hervorgezogen habe, mit Sa“ zu beantworten
und ſpeziell auf Erfurt hinzuweiſen. Es wird
vielfach dieſe That Luthers fo ausgelegt, als ob vor
und zu Lulhers Zeit die Bibel ſo jehr ‚in Mißacht
ung und Vergeſſenheit gerathen ſei, daß man ſie, als
nebenfäcdHlih einfach unier die Bauͤk geſtellt oder






mieder zu Ehren gebracht Dieſe Auffaſſung iſt bei
Proteſtanten ziemlich allgemein, aber denuͤdch gänzlich


und wer ſich im Beſitze eines Buches, namentlich
eines werthvonen befand, ſuchte daffelbe jorgfältig zı
bewahren. So wurden in größeren und. bedeutenden
Bibliotheken werthvolle Bücher an Ketten feft
gelegt, damit ſie nicht eniwendet werden konntel.
Der proteſt Geſchichtsprofeſſor W. Wattenbach zu
Bexlin ſagt darüber in ſeinem Werke, Das Schrift-
weſen im Mittelalter“ (Leipzig, Verlag von S Hir-
zel 1875.) auf Seite 526 folgendes: „n Dol wa-


1440 im Chor der Kirche 27 Bücher zum Studium


daß auch in Seiden, in Goldberg, im Kloſter
Cluny u. ſ. f die Bücher angekettet waren. So
war es ohne Zweifel auch mit jenex Bibel der Fall,
die Luther in Erfurt „unter der Bank hervorgezo-

en“ hat.
d ?IB[ättenßaCb ſagt auf Seite 528 genannten Wer-
tes: „. .. Gewöhnlich wohl unter dem Leſepulte

befand ſich eine lange Eiſenſtange, an welcher die


fehrift im Lokal ungehindert benutzen zu können.“
Man verwahrte die Bücher unter oder hinter dem
Katheder auf oder unter einer Baul, und wer ein
Buch, in Erfurt alſo die Bibel, benutzen wollte,
mußte ſie da nehmen, wo ſie aufbewahrt wurde,



















II



nämlich auf oder unter der Bank des Ka-
theders. Es erhellt daraus, daß die Worte, Luther
hat in Erfurt die Bibel unter der Bank hervorgeholt,


jener Zeit die Bibel in den Ecken herunigeworfen u.
Luther habe ſie erſt wieder zu Ehren gebracht. Dieſer
unſerer Anſicht iſt auch Waitenbach, indem er auf
Seite 530 ſagt/ daß die Worte, Luther habe in
Erfurt die Bibel unter der Bank hervorgezogen, „fort-
während ganz falſch aufgefaßt zu werden pflegt! und
zu dieſem Satze folgende Note fügts Herr A Kirch-
hoff beſitzt eine rhäto-romaniſche Bibel von +1676,
die an einer der uͤnteren Ecken des Einbandes mit
einem ſtarken eiſernen Ringe zur Anleitung verſehen
iſt und aus einer reformirlen Kirche des Unter-En-
gadin ftammt.“ Eine beſondere That hat alſo Luther
nicht vollbracht, als er /d ie Bibel unter: Der
Bank hervorgezogent hat Es haben das voͤr
ihm und auch nach ihm noch ſehr viele andere Per-
jonen gethan, ohne darin etwas ſo Wichtiges zu er-
blicken

Das war natürlich eine ſehr ſeltene Ausgabe der
Bihel, wie auch nur ſeltene Bücher angekeltet worden
ſind Vielfach iſt noch der Glaube verbreitet, Luther


jeßt; Das iſt auch ein Irrthum , Dem' Ma-
gazin für Padagogik! wird nämlich (in Nr. 2 1891)
aus dem bediſcheu Oberlande Folgendes geſchrieben?
Die erſte deutſche Bibehitberjegung ſoll bekanntlich
Martin Luther in die Welt gebracht haben! das fanıt
man wenigſtens heutzutage noch in Geſchichtsbüchern
finden, die reigens für das Volk! angeferligt werden.
Trotz der laͤngſt feſtſtehenden Thaͤtfaͤche, daß vor der
Luther'ſchen Bibel bereits zaͤhlreiche andere Ueber-
ſetzungen in deutſcher Spraͤche erſchienen waren, wird
mit der größten Unverfrorenheit das Märchen immer
wieder von Neuem aufgetiſcht. Manche Leſer wird
nun vielleicht folgende Mittheilung intereſſiren In
den von dem jüdiſchen Antiquar &. Rofenthal in
München überſandten 61, Katalog finden ſich auch
Naxitäten über kath. Theologie aufgefuͤhrt, und zwar
in deutſcher Sprache gedruckf, nachftehende : . Biblia
germanica, 5. deutſche Bibel, zwei Theile, Augsburg,
Hünther Zainer. 1473. Achte deutſche Bibel, 2, Bd.
Augsb. Sorg 1840. Neunie deutſche Bibel, 2. Bd.
Nürnb. 1483. Zehnte deutſche Bibel, 2, Bd. Straß-
burg. 1485. Eifte deutſche Bibel, zwei Theile Augs-
burg 1487. Zwoͤlfte deutſche Bibel, zwei Theile,
Aussb. 1490. Vierzehnte deutjche Bibel, 2. Bd.






WieSloch, Yruchfal, Bretten, Nedargemünd, Mosbadh,
— Bischen; Walldürn, Z.-Difhofsh, Wertheim 2C.




— AA



— — — 4 —
in Geidelberg, ‚Zwwingerfraße. 7,..







die Leberſezung der Bibel erſt beilaͤufig M‘ Jahre
1520 gemacht und nach all’ dem iſt es noch ſehr wahr-
ſcheinlich, daß er auf der Wartburg die deutſche Bibel
von Lyra im Gebrauche hatte.

Weiter ſagt Baltenbach auf Seite 530 noch:
„Nan ſieht an dieſen Beiſpielen ſehr deutlich, wie
die Sitte der Ankettung entftand, und wie ſie bei der
mwachjenden Zahl der Süchet und der zunehmenden
Benutzung derſelben, auch durch Fremde auf die
Bibliotheken übertragen wurde. Man gewann dadurch
den großen Vortheil, daß eiuigermaßen belanuten u
Uperläſſigen Perfonen der freie Eintritt ohne Auf-
ſicht geſtaͤttet werden konnte.“ *

Deutſches Reich.

Berlin 11. Maͤrz Heute fand eine längere
Sitzung des Staatsminifteriums ſtaii v SGoßler’2
Rütcktritt gilt für vollzogen. Als ſein Nachfolger
wird v., Zedlitz Trülſchler genannt Derſelbe hat
bereitS angenommen. .. In Parlanientskleifen verlau-
tet, Miquel werde zeitweiſe proviſoriſch das Kultus-
minijterium verwalten Abg Schoof traf heute im
Abgeordnetenhauſe ein E3 ſtellt ſich heraus, daͤß
er gar nicht bet Fürſt Bismard in Friedrichsruͤh
geweſen und daß der plößlich zu einer Berühmtheit
Elangte bäuerliche Bolksvertreter. von der politijchen
Bedeutung der Kandidatur Bismarck und _ von dem
Unbehagen, daß ſie an gewiſſer Stelle ' hervorruft,
nur ſehr verworrene Vorſtellungen hat Er ſſcheint




ſcheinen im Reichstage der MReichsvegierung nicht un
angenehm ſein wurde Die Budgetfommiffidn ge-
nehmigte die Forderung für die beiden: Panzerfahr-
zeuge Dagegen ftimmten Richter Hermes, Haenle
und die Sozialdemokraten, . dafıür auͤch Barth und
Ricfert./ — Der Kaijer ließ Mittags die bisherige


hofer Felde alarmiren woͤbei er die U zehntägiger
Uebung eingezogenen Landwehrleute - der. Garde-Ins
fanterie befichtigte; —

* Berlin; 11 März., Das Berliner. Tageblatt
meldet aus : Paris, es conſtituire ſich ein neueS Co-
mitee für die Beſchickung der Berliner Au s-
ſtellung. *

“ München, 11. März. Prinz Ludibig nahın
mit den Prinzen, den Herzögen, dem Kriegsminifter
und den Militärattaches die -DHreiviertel — Stunden
dauernde Galakirchenparade der geſammten Garniſon
am Maximiliangplatze ab. Der Prinzregeut ertheilte
nach dem Familienempfang und dem Goͤtte sdienſt der







errrennunr veren —



HobengerokösecnrR,
Ein hiſtoriſcher Roman aus dem 13. Jahrhundert
von Gachdr. verb)
Fohann Rarl Bempf,
Dr. phil,

Biele8 fand er verändert und noch viel ſchlimmer war
die Lebensweiſe des Süßelharter geworden. Seitdem die
Baurgfrau (tarb, machten fie kein Hehl riehr daraus, fried-
lich ihres Weges ziehende Kaufleute und Händler mit un-
erſchwinglichen Zöüllen zu belegen oder ſie zu überfallen und
auszuplündern. , Die Söhne abenteuexten da und dort her-
um und der Burgherr mit ein vaar Dutzend Reiſigen und
Sefinde Haufte allein. Wendelin war immer noch der un-
verbeſſerliche Rädelsführer

Am erſten Tage ſchlenderte Sans auf dem Schloß
umer, trauk und aB mit Lüßelhard, vermied aber irgenD
wie laut werden zu Jaffen, in Dienften des Grafen Rudolf
von Habsburs, Llitzelhards bitterſten Jeind, geflanden zu


roldzeck verlieht zu ſein } }
Bei dem Anblicke des Bergfrieds erinnerte er ſich daß
Loch zu Lebzeiten der Burgfrau Aunigunde kurz vor ihrem


Kiemand erfuhr wer er jei und woher er kam NMengierig,
dies nachträglich zu erfahren, wendete ſich Hans an den
alten Thurmwachter des Berafrieds, Rublin.

„Si grüß Euch Oott, Rublin!“ “ prachser ihn freunde
lich aͤn wie gehts Euch, ich glaube Ihr kennt mich nicht
niehr?

In der That nicht, Herr Ritter antwortete dieſer,
indem er die Hand wie ein Schirm vor die Augen hielt
und ihn anftarrte. .

80 2 Hans von Schnellingen, der als Knappe hier
den Ritterdienſt erlernte.“ * !

Ach du liebes Herrabttle! ’3 iſt ja Wahr, jebt erinnere
ich mich wieder an den muntern frohen Anappen der mir
alleweil Freud machte. J0 oft ich 1n jah, aber ſapperlot,
jeid Jhr ein tattlicher Ritfer, geworden, . allerhand Hoch-
achtung vor Cuch, . wo iteht . Shr in Dienfien, wenn ich





fragen darf ?“

„Ueberal und nirgends, Rublin, werde jebt mal ſehen,
waß meine Eltern 3u Haufe machen, Habe mir die Welt
ein wenig angejehen. — Sagt mal Rublin, vor Fahren
hat man einen fremden Mann’ in diefen Thurm geworfen,
was ift aus ihm gemworden ?”

Der fibt Heute noch feſte, der ... hat ihn noch

nicht neholt, er hat ein zahes Leben.

Wiſſet Ihr wer 28 ift ?“

„3a, ein Kitter ift’3, 10 viel ich erfuhr.”

„ZWo, fHamımt er her ?”

„Sieber Derr Rilter, es würde mir augenblicklich den
OT Koften, wollte ich etmas ausfagen, {hon über 30 Kahre
diene ich und ſtehe an dieſem Plabe, aber keiner Uns-


i mir fo unverleglich, mwie das Siegel der Berfähwiegen-
heit des Beichtvater3.”

„n Rublin, Ihr kennt mich ja, habe durchaus kein
Interefſe Dabei, icdh wollte nur gerne wiffen, . wer der da
unten ijt, mir dürft Ihr wahrhafliglanvertrauen, da nehmet
mal einen fräftigen Schluck aus meiner Feldjlafche !“ ;

NadQdem Kublin einen gehHötigen Zug gethan bemerkte
er: „AUh, der jOmeckt gut, fo einen edlen Tropfen {ollte i
jeden ag hHaben, der würde meinen alten ſteifen Gliehern
wieder aufhelfen.“ 1nd indemer den grauen Schnurrbart
mit der Handfläde abwifcte, fuhr-er zu {precdhen jürt ©
„Dert Ritter, es iMr ein fheurer Kang, Jonit wäre er nicht
mehr darinnen nach jo langer Beit,“

„ 33 ein Strauchritter oder einer aus einem beſſern
YAdelsgeichlechte ?“ |
„Aus einem hHohen Welsgeſchlechte Herr Ritter.“

„ bitte Euch, Rublin, jagt mir e& doch, für was
die Geheimnißlrämerei ? Da noch einen Schluck !“

Hammt. Herr Ritter, ich wik es Cuch ins Dhr ſagen,
’8 iit fein anderer. wie Walther, Herr von Hohengeroldsec: “


ſchon fünf Jabre todt.
„Sa, fünf Zabre ſitzt er ſchon hierunten? ;
Vie Fam er denn in das Burgverlies und was hat
er verſchuldet??





„SS war am Bfingitdienjtan vor fünf Sahren, da jollte
Die Seitlichteit drüben mit einer großen Treibjagd den
hHohengeroldsedifchen Waldungen ‚enden. Viele edle Gäſte
befanben fich bet Derfelben , und „unter Hörnerfiang und
Zrompefenfhakl, - gings. zum Weidwverk hinaus, Hiervon
war unjer. Herr, durch jeinen treuen Leibdiener Wendelin

on lange her hegte nämlich unſer Burgherr, dur

Eijerfucht geplagt, den vlan/ den Geroldsedern eines *
zuhängen und janı Tag und Nacht darüber nach, wie diee
anzujtellen wäre, Wendelin, der Erzhalunke, half ihm
darauf und nachdent er vorher auf Hohengeroldsed alles
ausgefundjchaftet Hatte, ‚meinte er,, Ddaß-Ddiejem Haufe am
meiten geſchadet Werde, . wenn man das Öberhaupt des-
jelbem gefangen nehmen würde, was bei der Kagqd ermög-
licht werden könnte I

NRichtig, die Fagd Hegann, , Wendelin, und unſeres
Herren Söhne . als Helfershelfer: brachen auf zur That
Wendelin macdhte den Spion als Rbhler verfleidet und in


weit in den Wald vorausgelprengt mar Aties& e ı
Ritter. Auf ein verabredetes Zeichen rittefn —
jellen eilendS Herbei und rücdten dann inSpejammt Walther
näher. . Wendelin, auf ihn {türzend und ihn an den Klei-
dern erfajfend, ıiB ihn {eOnell vom Jagdroffe hHerunter und
%‘Ifiä?läemg fielen Lügeiharis Söhne dem Pjerde in die

Hilfernfe und Schreien des Angegriffenen verhallten
ungehört in der Luft, der Mund wurdbe ihm verftopft, die
Augen zugebunden, etlihe Tage und Nächte im Walde her-
umgeführt und nacht8 in verborbenen Höhlen und Klüften
gehalten. Und da ev fo: lange Herumgefüthrt war, Ddaß er
glauhen fonnte, ‚einen aroßen ‚Weg zurücgelegt zu Yhaben
uxg? äne%t cix)u%er %{anbeä zu * 85 * er immer noch
mir Derbundenen Augen in unfer oß geführ ier
in das Berlies des Bergfried3 geleat. ——

Weder die ſelige DVurgherrin, no efi {
— — ch das Geſinde wußte

Fartſckuns folat)


 
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