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Pfälzer Bote für Stadt und Land (26) — 1891

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Nr. 141 - Nr. 150 (25. Juni - 7. Juli)
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4 u. bei der Expedilion Zwingerſtraße

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— —

LL
Beſtellungen

auf den „Pfälzer Boten“ für die Monate

Juli, Auguſt, September werden noch fortwehrend

bei ſammtlichen Poſianſtalten, bei unſeren Traͤgerinnen,

Pwie in unſerer Erpedition geidelberg, Zwinger ·

ſtraße 7 entgegengenommen.

} . — des „Pfälzer Bote.“








as Bniſerpaar in England,

* Xondon, 4. Zuli. Sämmtliche dem Kaijerpaare
bi8 Bort Viltoria entgegengefahrenen brtttfcben„ißrmgen
begaben ſich an Bord des „Hohenzollern“. Der

aiſer umarmte und küßte den Prinzen von Wales
MnD den Herzog v. Connaught. Kaiſer Wilhelm trug
die britijhe Admiralzuniform mit dem Hoſeubandorden
m 2 Uhr erfolgte die Abreiſe nach Wiudſor.

* Qondon, 4 Iuli. Der Kaifer lam wegen
Yafcherer Neberfahrt von Port Wiktoria vor den
MMglijhen Prinzen an, ließ in der Zwijhenzeit die
Mglijgen Admiräle und Schiffzkapitäne an Bord der
„OvherzolNlern“ kommen und unterhielt ſich mit ihnen
is zur Ankunft der Prinzen. A

} flB%iI;tthiuL‚ 4. * Das Kaiſerpaar iſt hier
zuhetroffen und wurde von einer dichtgedrängten
Voltsmenge enthuſiaſtiſch begrüßt. Die Koͤnigin em-
fing das Kaiferpaar im großen Saale.

Vindſor, 4. Inli.. In Erwiderung der An-
rede des Mayors ſagte der Kaiſer in engliſcher Sprache:
ch bin Ihnen für den gütigen Empfang ſehr dank-
r,es macht mir große Freude, die Königin, meine

roßmutter, zu beſuchen, die vor meiner Thronbeſteig-
owie nachher immer gütig gegen mich wat.

Ins Brogramm der ozialdemofratifchen Bartei.

* Berlin, 4. Inli. Der „Vorwärtz“ verböffent-
licht den Entwurf des neuen Parteiprogramms, ſo-
Wie einen Mufruf, mworin der diesjaͤhrige Paxrteitag
auf den 10. Oktober naͤch Erfurt einberufen wird.

In der Einleitung des Programms wird das
Wejen der Sozialdemokratie in unterfcfzgtbung_ vom
@taat@iogialißmuß dargelegt und erklärt, die Be-
teiung der Arbeiterklaffe fönne nur das Werk der

rpeiterklaſſe ſelber ſein. Die Befreiung ſei
MOr eine nationale, ſoudern eine joziale Aufgahe,
Woran Arbeiter aller Kuliurländer gleichmäßig Dbe«

Im Kampf unı's Daſein.

} . D, Remagen.
* Erzaͤhlung nach Hesba Stretton von HS 8 *

8 Un in Wahrheit den Stemvel des Züchtlings
m ant?ißer ctxftugficb berl?m; die verbitterten, mürrijhen
Süige, er fchene ®ang, der unruhige, unſtäte Blid —
ä‘#ß das ließ mit Gewißheit auf einen Jchlimmen Seelen-

and ſchließen. } (

@I@gfib gufgufinben‚ machte er nicht einmal den Ver-
. Anfangs, gleich nach ſeiner Entlaſſung lebte wohl
90 eine jhmache Hoffnung in ſeinem Herzen, ſie wieder-
$Uiehen, und in ihr, fjet c& auf die eine oder die andere
Art, einen Anker zu gewinnen der ihn rette ; das war
AL yorbei, nachdem er einmal vierzehn Zage mit Bla-
dett gehauff. Der fede Mauth, Dder ihn einjt belebt und
Aeirieben Hatte, aus Gerechtigfeitsgefühl das ihı zugefitate







Aveht auch Unrecht zu nennen, Hatte fich in eine leicht- ir bin und wieber gehenden Baffanten oder die Schau- |
finni tlichen Ordnung und ihrer Iuftigen, die in ihrer tähe ftanden, zu beachten. Plößzlich
—— —— — brach ſie ihre mädchenhaften Träumereien ab, — ſie moch-

. Der Sommer kam und ging, und wieder brachte der
Winter mit ihm jährlich wiederkehrenden Höhepuntt
90n Noth und Entbehrung über die Urmen der Riejen-
Hodt qn der Themſe. David ſaß wieder einmal im Ge-
Tängnifie, Diesmal wegen Diebitahls, Er Iachte dazı.
an Sefängniffe aB man fi jatt und Jaß e& fih mwarm,
Päbrend man draußen von Hunger und Lalte zu leiden
Datte, „Sm Sommer freilich ift e& in der Freiheit ſchoner;
über al AWinterquartier iit eine ſolche Zelle gar nicht {o
Übel“ — bachte er. Er mußte wieder jhuhmachern; aber
Steude Hatfte er an dem Haͤndwerk nicht mehr. Er Hatte
die ( xfahrung gemacht, daß e8 ihm nicht dazu diene, ſein
hrliches Brod unter ehrlichen Leuten zu verdienen weil
Gefänanifie erlernt hatte, Sinen SGehülfen
aus dem Gefängnifie wollte Niemand neben fich feßen.

Anderthalb Zohre waren beinahe vorbei, ſeit Euklid

Mit Bilkoria und Elsheih bei Frau Linnet ein neues, ein
Müdliches Heim gefunden Hatten, und obaleich John Dud-
gi) alle Mübhe aufwendete, David’3 ‘ WohHnftätte zu ent-

“den, {o waͤr mar ihm dies doch bie jcßt nicht gelungen.








— —⏑ 7. Zuli 1691

heiligt Jeien. Die ſozialdemokratiſche Partei Deutſch-
lands erklärt ſich eins mit den klaſſenbewußten Ar-
beitern aller übrigen Länder.

Das Programm zählt 10 Forderungen auf, Das
yunter die Entſcheidung uber Krieg und Frieden
durch die Volksvertretung, die Errichtung internatio-
naler Schiedsgerichte, die Abſchaffung allex Auf-
wendungen aus bffentlichen Mitteln zu firchlichen
und rellgibſen Zwecken, die Weltlichkell der Schule,
an Stelle der ſiehenden Heere eine Volkzwehr, Un-
entgeltlichkeit der Rechtopflege, Rechtſprechung durch
vom VBolk gewählte Richter, unentgeltliche ärztliche
Hilfeleiftung und Heilmittel. Das Parteiprogramm
jchließt mit der Forderung um Maßnahmen zum
Schutze der Arbeiterklaſfen

Gin neucS liſeulihuiſlic

* Bamberg, 4. Juli Die Hiefige „ANg. Ztg.“
gibt ein Ettrablaͤtt mil fegendem Juͤhalt
heraus; Heute früh nach 7 Uhr ereignete ſich
eingräßlicdhes Eiſenbahnunglück bei Eggols-
heim, . Der um ‚7 Uhr. hier durchgehende Srtrazug
Mündhen-Berlin verunglückte dadurch, daß am Bahn-
hofe Eggolsheim die zweite Naſchinẽ diefes Verguüg-
ungS$zuge8 bei der Ausfahrt aus dem Wechſel enl-
gleiſte. Weitere 13 Wagen, alle 1. und 2 Klaſſe,
wurden aus dem Geleife geſchleudert, theilweife zer-
trümmert, theilweiſe erheblich befchädigt. Bis . jegt
zählt man ein to0diesS ältere8 Sräulein, 6
ſehr ſchwer Verwundete und 14 Verletzte, welche mit
Sonderzug nach Bamberg geſchafft wurden. Von
Forchhein Erlangen 1nd Bamberg traf ſofort Hilfs-
perſonal ein, ebenfo viele Aerzte, von CEggolsheim u1.
Forchheim die Feuerwehr, von Bamberg die Sani-
tätskolonne. Die meiften erletzungen ſind Scheutei-
brüche, Rippenbrüche und Kopfkontuſionen. Die Ver-
wüſtung iſt gräßlich, die Vexbindung nach Nürnberg
voreyſt unterbrohen. Das Oberbahnamtsperſonal iſt
am Platze Wir kounten un8 jelbft davon überzeugen,
daß der Anblick der ſich dem Auge auf der Unglücks-
ſtätte bietet, ein wahrhaft grauenhafter ift, und unbe-
greiflich erſcheint es, daß bei der ſtarken Beſetzung
des Zuges ſo verhältnißmäßig wenig Verwundungen
vorkamen. Ein Waggon 3. und einer 2. Klaſſe wur-
den rechts hingusgeſchleudert der erſtere liegt auf der
Seite, der zweite, der ein Bild entfeglicher ‚Zerftörung
bietet, ragt mit abgeriſſener Rückwaͤnd in die Luft.
Ein Waggon 1. und 2. Klaſſe liegt quer über dem
Bahngeleife , ineinander gerannt mit einem weiteren
Waggon. Hier Leiſen ſich die ärgſten Beſchädigun-

An einem heitern rAhend pafjirte Cl8bheth die große
„Sondon-Brüce.“ Die Strahlen der untergehenden Sonne
pielten über den Fluß den eben die beginnende Meerfluth
tauete fo daß er, leichte, ſich fränfjelnde Wellen bildend,
bon unten nad) oben merklich anichwol. E{2beth blieb
einige Minuten {tehen und blicte, von dem Bilde bezaubert,
weitwärts in den goldenen Abendfonnen{chein. ;

Sie war zu einem ſchöneren Mädchen herangediehen,
al3 felbit ihre Mutter, iroß. ihrer Hoffnungsfeligkeit in
diefem Bunkte, fie fich vorzuftellen gewaat hatte, Yn heu-
tigen Abend ſtraͤhlie ihr Geficht noch freudiger, als fonit,
und es Waren ſicher außer dem herrlichen Anblice vor
4 geheime Gedaͤnten in ihr, welche ihre Augen ſo freudia

leuchlen machlen iit ein ſo füßes Lächeln um ihre Lippen
zauberten

... So ftand Elabeth in feligem Selbitvergeffen einige
Beit auf die Bruſtwehr der Briücke gelehnt, ohne die neben



te der vorgerücten Zeit inne geworden ſein — und wandte
f zum Gehen: da legte fih eine Hand anf ihren Arn
und am ihr Obhr drang diht neben ihr der leife Laut ihres

Namens
Bei dem Namen Elsbeth! durchfuhr ſie ein Zittern


Davids Stimme, aber nicht das Bild des David, den fie


ie zum Laͤcheln gelöften Lippen

In David’S Geſichte dagegen zeigte ſich die umgekehrte



nahmen einen weicheren Auzdruck an,

„Davy!“ rief Elsbeth erſchüttert.














Knzeige-Blatt für vie auus irle Seidelberg;
Labenbnurg, Weinheim, — Piilippsbnurg,
Wiesloch, Bruchfal, Bretten, — — —
eberbach/ Vuchei Walldärn, — Wertheun 3,





Drud, Berlag ı. erpediion von Gebr, Yuber
in Heideiberg/ Zwingerfraße 7.



















gen auf, und geradezu unbegreiflich erſcheint eS, daß
au3 dieſen Coupe überhaupt noch Paſſagiere am
Leben blieben und es mur die eine Todte barg, del
Bruſt und Unterleib eingedrückt war Auf der an-
deren Seite liegt gleichfalls ein Waggon im demolirtem
Zuſtande auf der Wieje _ Die verlaſſenen Coupes
rerrathen noch die kürzliche Anwejenheit von Bafja-
gieren. Blunien, Brödchen mit Wurft u, ]. . liegen
kunterkunt durcheinander. Um 10 Uhr waren noch
drei Verwundete an der Unglücsf{tätte, darunter ein
Knabe mit doppeltem Beinbruch. Er war auf der
Nückwand eines Sitzes zweiter Klaſſe gebettet. Die
Todte wurde proviſoriſch in der Güterhalle unter-
gebracht, bis ſie gegen Vormittags 11 uhr vom
Forchheimer Todtenwagen abgeholl wurde Das Un-
glück iſt auf einem Gaͤcije paſſirt, das geſteru um
70 Centimeter hinauggeſchoben wurde und das deß-
halb mit beſonderer Vorſicht befahren werden mußte
Die Strecke dürfte voͤr einigen Tagen nicht frei wer-
den, Bahnarzt Dr. Zinn jammt der Bamberger Sani-
tätsfolonne unter Leitung ihres Fihrers/ Hertn Prem.⸗
Lieut. Schlegler, konnte baldigſt wieder hHeimtehren.
Die Herren Dr. Engelmann, Dr. Reichert fanden
feine Gelegenheit mehr, ſich nittzlich zu machen. Die
erſte Hilfe wurde den Verwundeten von zwei Aerzten
gebracht, die als Zugtheilnehmer mitfuühren Die un-
Leſchädigte erſte Lokomotive hatte dann ſchleunigſt von
Forchheim Hilfe vequirirt. . Mit Bamberg war der
Verkehy gänzlich unterbrochen Im hieſigen Kranken-
haus ſind 13 VBerwundete untergebracht, die zum
Theil noch betäubt ſiud und daher über die Schwere
der Verlehung kein Urtheil zulaſſen.

* Bamberg, 4. Juli. Bei dem Eiſenbahn· Un-
fall in Eggolsheim find ſchwer verwundel! das 10-
jährige Soͤhnchen des Dr. pbil. Durre, Berlin (Ober-
ſchenkelbruch und Wunde am Ellenbogen), das ſechs-
jährige Söhnchen Fritz des Bankiers Treuherz⸗Berlin
(große Lappenwunde am Kopf), Karl Bothe, 74 Jahre
alt, aus Berlin Quetſchung der Bruſh, Fraͤulein
Olga Rainer, Tochter des Gerichtsraths Rainer-Köslin
(doppelter Unterſchenkelbruch Frau Kaufmann Adelheid
Schultʒe Berlin (linker Oberſchentelbruch Frau Weber-
Herlin (rechter Oberſchenkelbruch Leichter verwundet
ſind; Herr Kaufmann Weber-Berlin Kopfwunde und
durchgebiſſene Zunge), Frau Sachtleben aus Errleben
(Behe abgenommen), Frau Eliſe Menex⸗Magdeburg
(Quetſchung des liuken Fußes), Fräulein Eliſe Ka-
migfy-Berlin. (Quetfhung Ddes infen Augapfels),
Fräulein Klara Bothe-Berlin (Quetſchung am Kopfj
Frau Treuherz⸗Berlin Naſenwundej, der 12 Jahre

a der bin ih”, verfebte er. ...

Dann trat ein peinliches Schweigen ein. Was konnten
lie einander jagen ? Zedes der Geſchwiſter fühlte, daß es
Durch einen weiten Wbgrund von dem andern getrennt ſei.
obaleich ſie dicht neben einander {tanden, daͤs eine ein-
fach, gut und {Ohuldlos, das andere böfe, laflerhaft und

ſchuldheladen
unterbrad) endlich Elabeth die unbeimlidhe













„DavyH“,
Stille „Du mußt mit mir nach Hauſe gehen“. Sie brachte
den Saß kaum zu Ende. I0 {jebr bebte ihre Stimme.

„Nein”, erwiderte Dayid grämligh, ich will Dir nicht
jhaden, Meine Gl8’. E3 gebt Dir aut, wie i ſehe und
ich möcdhte Dir nicht in die Quere laufen. Ich bin froh,
boß i Dim nodh einmal wiedergefehen habe, {o ganz
ungefucht. Wenn die Dinge mit mir nicht 10 ſchofel {tän-
den Elebheth, ich Könnte ſtolz auf Dich jein, 10 gut haͤſt
Du Didh gemacht.” | } i

„W60 bilt Dır denn jeßt eigentlich Daran,“ fragte Eis-
beth, und ‚legte dabei die Hand auf jeinen RKRodärmel, 30g
fie jeboch in mädmenhaftem Ete augenbliclidh wieder zu-
rück, als fie fühlte wie ſchmiexig diefe Unterlage mwar.

Ab und zu bin ih mit Bladett zufammen“, war die
Antwort. „Sinen Andern, ‚an den ich mich hakten Könnt”,
habe ich nicht. Mandmal ift er au ziemlich gut gegen
mich, mancdhmal aber auch {jehr wild. Elsbeth bier
dämpfte David ſeine Stimme zum Geflüſter ich bin
den letzten Winter im Gefängniß gewejen”. 4

Dery Davy,“ wehllagte Eisbeii.

„S3 ift 10 fOlimm nicht. Ein anderes A{yl ift mir
nicht übrig geblieben, außer dem Arbeitshaus; und da

das! D Du fiehit, bei einander
fönnen wir nicht mebr ſein, oder ich wäre Dein Unglüc.


wann einfallen, zu Dir zu fommen, — Dir würde das
ſchaden und mir nicht viel nüßen.“

„X, wenn nur gerade jeßt Herr Dudleh daher käme !”
ſeufzie Elsbeth.

Fortſetzung folgt.)


 
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