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Pfälzer Bote für Stadt und Land (26) — 1891

DOI Kapitel:
Nr. 121 - Nr. 130 (2. Juni - 12. Juni)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44149#0517

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ge Freiſe.











enchemt taglic mi Angnahme, der, Sonnus zund Feiertage
Gamfiass mit Unterhaltungsbeilage. Preis vierteljahrlich
* 1.20 odne Trägerlohn . Bofkaufflag Beſtellungen
B den Boflanfialtern m. bei der Gxpebition Zwingerfiraße 7.









— —
duͤt den Monat

Junt
werden Beſtellungen "auf der t äglich erſcheinegden
Pfätzer Boten“ von allen Poftanftalten, den Poſt-
bten und von Aunferer . ESxpedition Zwingerſtraße?
Wenommen.

n Gutitchung des Welfenfonds.

Sedermann weiß, daͤß der ſogenanute Welfenfonds
; Befteht aus den Beträgen, weldhe durch den Vermö-
GeNSpertrag. vom September 1867 zwiſchen den Kö-
Nigen. .‚von Breußen und Hannover dem letteren übere
Wiejen, — dann‘ jedoch dulch königl. Verordnung vom
2, März 1868 mit Bejchlag belegt wurden. « Die
Degleitende Deulfchrift hegruͤndet die Beſchlagnahme
durch die Feindjelige” Haltüng des Konigs Georg. Alz
der‘ wejentliche Punkt'diefer feindlichen Haltung erfheint
der Unterhalt, welchen der Konig Georg einer Anzahl
yon mehreren Hunderten ausgewanderten Hauneveranern
inSFrankreich gewährte. ı E3 fragt fich aiſo, wann, warun,
Modurch iſt dieſe Emigration von Hannoveranern ent-
jtanden? Ueber dieſe Fragen läßt ſich ziemlich ge-
Naue Muzkunft entnehmen aüs dem Werke eines Herın
Q, Meding, Memoiren zur Zeitge[Hichte 1881 11 f.
Der Verfaffer berichiet, daß er 1859 als Regier-
Ungsafjefjor in den Dienft des Koͤnigs von Hanno-
ver getreten - jei. Beſcheidenheit iſt in den dann fol-
_ genden Erzählungen nicht der Fehler des Herrn Me-
ding; jedoch. dürfte nicht bezwelfelt werden fönnen,
daß der König perſoͤnlich dem jungen Manne ein
ehr großes Vertrauen bewieſen hat. Herr Meding
Degleitete: den abnig auf dem Feldzuge, von 1866,
Olich im Dienfte auch nach der Aataſtrophe u. wurde
im Mpril 1867 als diploniatiſcher Agent vom Könige
Seorg nach Paris entjendet. Damalg gerade hielt
die Auyemburger Frage alle Welt in Spannung,
Herr Meding erzählt nun (Bd. 111, 15 81
Daß.in dem Winter 1866 67 in den Gemüthern vieler
jungen Soldaten in Haunover ſich eine Bewegung
fndgegeben, das Baͤſpiel der Väter nachzuahmen,
und, wie einjt in Spanien gegen Napoleon 1., 10
Ninmehr gegen Preußen auf fremdem Boden eine
Legion zu bilden. An die Spibe Ddiefer Bewegung
trat ein Comite, alz deſſen Führer Herr Meding einen
Deren v. Holle erfennen Täßt.- der fönigl, Hof in
DHiebing wußte um die Sache; ‘aber die Häupter in

mr Kampf unt's Dafein.
Erzählung nach Hesba Streiton von H. v. Remagen.
19 Gaͤchdruck verboten)

Um heim zu kommen, hatte er wohl faſt eine Stunde
3U gehen zund e3 war, beinahe dunkel geworden, alS er in
der Nähe ihrer Straße ankam. Obaleich er das Bewußt-
jein Hatte, ein-fräftiger arbeitsfähiger Menidh geworden
3u fein, fehlte ihm jebt doh das Gefithl einer gewiffen
Sicherheit, mit dem er noch vor. 3 Monaten fih in dieſer

egend herumwante, hier, feın Pfeifen unterbrechend, einem
achbar den Gruß zurief und dort einem andern, hierfich
Dereit zeigte, einen ihelmijdhen IJugenditreidh zu verüben,
Drf zu einer unbezahlten Gefälligfeit oder zu einem freunde
Nachbarlihen Dienite. ; Er wartete die „völlige Dunkelheit
a aund dann ihlih er diot an den Häujern vorbei fo viel
Al8 mbglidh in dem Schatten der Saternen. Blackett’3






ammt den SJungen ihn dafür hHaßten. . ODb Leute im Hauſe
Wohl davon wußten, daß er im Gefängniß aeweſen war ®
_ Aber wagz konnte ihm daz helfen, wenn fe’8. nicht wußten ?
— fein furzgeidhorener Kobf mußte. ihn ja doch alsbald
verrathen !
Er nellte ſich in eine dunkle Ece dem 44 gerade
Begenüber, von wo er die Uus- und Eingehenden beobachten
; fonnte. Der alte Suklid war mit feinem Körbehen hinein-
„.Begangen und jeßt leuchtete auch ſchon der Schein einer
etze auf in Ddem Dachkammerfeniter. , Wa wird wohl
‚ Biktoria jagen, wenn ſie ſeiner und - feines Borftenkopfes
anfihtig wird? Vor ihraund vor Eullid Hatte er kaum
Weniger Schei al vor Bladett,- nur war Kie hier von
anderer Art. Werden fie ihmn wohl alauben, dDaß; er nichts
OÖlimmeres gethan habe gis gebetielt und doch Drei Aos


Scham au vor dem Betteln wieder belallex *
** jeine Mutter dın glouben: zweifelte
} * t. Er ſehnte fih „Heralichit,s ne wieder zu ſehen,























haͤndeln, und das Signal zur Emigration zu geben.
Die luxemburgiſche Frage ſchien den Aulaß zu bieten.
Herr Meding erwähnt in ſeiner Darſtellung nicht,
daß voͤm 27. April an dieſe Spannung nachließ, daß
am 3. Mat die Großmächte ſich bereitwillig erklärten,
die auf den 7, Mai in London aͤngeſetzte Konferenz
zu beſchicken, und daß dadurch die Erhaltung des
Friedens in ſicherer Ausſicht ſtand.
; Gerr Meding erzählt daͤgegen, daß die Häupter
der Agitation in Hannover, die gegen den Hof in
Hiebing unbotmäßig waren, voran Herr v. Holle, ſich
an ihn gewandt, ihm telegraphiſch die Frage vorge-
legt! bb! die Situafion noch dieſelbe fei, und daß er
daͤrauf bejahend geantwortet. Auf dieſe Autwort
gaben die Häupter in Hannover, oder genauer Herr
v. Holle, das Signal zur Emigration.

Herr Meding gibt für die Frage des Herrn v.
Hollt und ſeine Antwort ein Datum nicht an. Das
Datum iſt in Hannover ſehr wohl bekannt. Es war
der 5. Mai, alfo zwei Tage iachdem in Paris
der Marguis de Mouſtier vor dem Corps legislatif
die Erkärung abgegeben⸗ daß der Friede geſich-
ert erſcheine

Herr Meding ſagt darüber (Bd. S. Ion:
„E€3 waͤr Jomit ‘ (durch dieſe Emigration) ein fait
accompli gefchaffert, das, wie ſich Sedermann erinnern
wird, das hoͤchſte Aufſehen machle und ganz befonders
in Hietzing ſelbſt die größte Beſtürzung erregte.”

Dies iſt nicht anzuzweifeln; denn der Unterhalt
dieſer Emitgranten, die man auf den Namen ihres
Königs in ſo leichtſinniger — wenn dies das rechte
Wort iſt Weiſe zur Auswanderung verleitet, fiel
dem kouigl Hofe in Hiching zur Laſt Nach der eig-
enen Daritellung des Herrın Meding ergänzt durch die
boͤn ihm ausgelaſfenen Daten, war die Emigration
das Werk der Herren Meding und v. Holle Der
dunkele Punkt in der ganzen Angelegenheit iſt daher
Der: wie e3 dieſen zwer Perſbuͤlichkeiten gelungen
iſt, den Hof in Hietzing mit der vollendeten Thatſache,
die deniſelben nach allen Richtungen nur ſchaden und
nicht im geringſten nutzen konnte, dennoch auszu-
ſöhnen.

Die preuß. Regierung ſchritt gegen Herrn v. Holle
ein. Allein erzählt Herr Meding (S. 217), „nach-
dem er einige Zeit in Haft geweſen wurde ſein Ver-
ſchwinden aus dem von ſtarken Wachen beſetzten Ge-
faͤnguiffe durch die Zeitungen gemeldet und etwa 14
Tage ſpäter langte er bei mir in Paris wohlbehalten
an. € iſt mir heute noch vollig unbekaunt, wie

hätte er nicht an Blackett’3 offener Thür vorlber gemußt.
Die Thränen drängten fich ihm unter dey Lidern hHervor
bei dem Gedanken, wie bald er die Seinigen wiederſehen
Da durchfuhr e3 plößlich, fein Gehirn wie ein
Blig, ob jeine Mutter auch noch am Leben jei da fie da-
mal ſchou {o elend geweijen! Wenn das wäre — to0dt und
begraben und er häite ſie zum lebten Male geſehen gehabt !
Da erſchien Blackett in der Tür und ſtarrte die Straße
hHinauf zu dem hHelerleuchteten Spirituofen-Gewölbe an der
Ece, Seinem SGelüfte folgend, ſebte er fih {Hließlidh in
Bewenung. Nun war der -Moment gefommen. David
ichlüpfte in den Hausgang und ſprans flüchtig wie_ eine
Semjie, . mit einem Saßge fait, vor feiner Mutter Thür.
Diefe. IchlvoB er, alS er feuchend dahinter im Zimmer (tand,
al8 fürchte er einen Verfolger. Im erten Augenblide vers
nochte er, obgleich ein Talalicht im Zimmer brannte, kaum
Stwas z unter[heiden. Doch nun gewahrte er beim Um-
fichblicen die Mutter auf ihrem bloßen Strohjadk iegen,
ihr todfenbleicheS Antlig mit den eingeſunkenen Augen und
den ausgemergelten Zügen fejt auf ihn gerichtet, UlS
David in dies Geſicht jah, Hhatte er die Leidensge{hidhte
der Mutter in den legten drei Monaten leibhaft vor Kich.
(Er itand erichrecdt einen Augenblid regungsSloS. Die
Frauͤte richtete fich auf dem Bette auf und breitete die Arme
gegen ihn aus. *
— O, Davy! mein Juuae! Davy! rief ſie. „Komm zu
mir ! Komm fAOnell !” .
in erfchütterndes SchmerzenSgeftöhn entrang (
Dadid’z Bruft, indem er ſich in die Arme der Mutter marf.
Dieje ertrug den Anfturm von tödtlidher Pein, den ihr
diejer Moment verurſachte, lautlos.

Er war ihr Sohn, ihr Eritgeborener. DazZ Kind,
welches zuerft an ihrer, nun duͤrch die Krankheit fo gräu:
lich. zermarterten Bruft gelegen und biefe mit Borliebe und
Wonne erfült Hatte. Noch {tand das Bild des Gatten ihr
vor der Seele, mie diefer am Tage der Geburtiauf fie
beide niederjahmit einem Gefühle des Stolzes und zärt-
fider Zurüchaltung zugleich. Iest.yeraaß e idre Schmer-
zen inDdent Entzücden,, den fo lange vermißten Siebling
noch einmal. Herzen zu können Mit den beiden runzeligen

Hannover waren ſehr geneigt, auf eigene Fauſt zu











ote

Anzeige-Blatt für die Amtsbezirle Heibelberg,
Ladenbnrg, Weinheim, Schwegingen, PHilippSburg,
Siestoch/ Bruchfal, Bretten, Nedargemünd, Mosbach,
eberbach Buchen/ Walldurn/ T.-Bifhofsh. Wertheim ꝛc.

— 28

— — — 84—
in Heidelberg/ Zwingerſtraße 7.







— —



dieſe merkwürdige Flucht ſtattgefunden hat

Daͤs Gelingen dieſer Flucht iſt allerdings über
die Maßen merkwürdig und regt daher zu mancher-
lei Veriuuthungen an. Herr v. Holle wurde dann
in eoniumatiam zu zehn Jahren Zuchthaus verur-
theilt. Indeſſen Zalt hier das alte Wort:

Die Nürnberger hängen lemen:
Sie hätten ihn denn zuvor.

Die Thatſache der Emigration im Mai 1867 war
kein Hinderniß für den Abſchluß des Vermoͤgensver-
traged im September 1867; aber die Thatſaͤche des
Beſtandes der Emigration diente dann im März 1868
zur hauptſächlichen oder einzigen Begründung der
Beſchlagnahme des Vermöbgens. Die Emigration
vom Mai 1867 war alſo der Politik des Fürſten
Bismarck zu ſtatten gekommen.

Aus den Memoiren des Herru Meding iſt nicht
erſichtlich, daß er oder Herr v. Holle für das Be-
wirlen jener Emigration von dem König Georg in
irgend einer Weiſe zur Rechenſchaft gegogen ſeien.
Sie blieben im Dienſte und Gewalt des Königs.
Im Beginne des Jahres 1870 jedoch trat eine VB e r
ftimmung ein. Aus der unklaren und verworrenen
Darſtellung des Herrn Meding iſt ſo viel mit Sicher-
heit zu entnehmen, daß der König ihm ThHın in der
Schweiz zum Aufenthaͤlte anwies und daß der Ver;
band der Emigraͤtion in Frankreich aufgelöſt
wurde.

Im Juli 1870 wendeten dann ſich die Dinge
ſehr wunderbar. Drängen wir aus der blühenden
Darſtellung des Herrn Meding die Thatſachen kurz
zuſammen.

Der preußiſche Geſandte in der Schweiz, G.
Röder, eröffnet Herrn Meding, daß der Fürſt Y i 3=
marck mit ihm zu xeden wünſche. Herr Meding
verlangt, daß einer der Offiziere, welche der Emi-
gration angehört, ihn begleite Es iſt merkwürdiger
Weiſe wieder Herr v Holle. Es wird für dieſen
telegraphiſch freies Geleit bewilligt Sie treffen in
Berlin ein, 30. Juli. Noch am ſelben Abend er-
hält Herr Meding beim Fürſten Bismarck Audienz
Am nächſten Tage eröffnet ihm der Fürſt Bismard,
daß der König ihm, dem Herrn Meding, die Penſion
eines hannbverſchen Geſandten hewillige (3000 Thlr.),
jedem der Offiziere der Emigration, zunächſt alſo dem
nitanweſenden Herrn v. Holle, „außer Dder vollen
Begnadigung, welche ſchon in der allgemeinen Amneſtie
für politijde Verbrecher enthalten jei“ — eine lebens-
laͤngliche Penſion von 1200 Thalern.

Es folgt eıne Lobrede des Herrn Meding, au



abgemagerten Händen zugleich ſtreichelte fie ihm den ge-
ſchöxenen Kopf und gedachte dabei der flachternen Loaͤchen
in Davids Kinderjahren Einen Kuß nach dem _ andern
drückte ſie ihm aufs Geſicht Sie konnte den Knaben nicht
aus 45 —
* ab’ gewiß Nichts gethan, als für Dich gebettelt;
Mutter,“ ſchluchzte er zuletzt heraus 2
Ich weiß, David, ich weiß,” fagte fie, indem fie er
ſchöpft zuxückfank aber doch die Hand nicht losließ, die ſie
gefaßt hatte und die Augen keinen Moment von ihm ab-
wandte. Was Du gethan haſt, war nichts Schlimmes,
Hott im Himmel weiß eS. E3 wird noch ein rechtſchaffener
Mann aus Dir werden, wie Dein Vater einer war trotz alle-
dem! Davy, Du hiſt Ahm ſo ähnlich wie man fih äÄYnlih
ſein fann.“ Sie behachtete ihır dabei wobigefällig, mit
einem Lächeln um die Lippen. Er hatte in der That wäh-
rend der drei Monate ein männlicheres Ausſehen gewonnen,
oder um es beſſer zu jagen, ein Ausjehen, weldeS eher
hoͤffen lieh daß ein ſtarler leijtungsfähiger Mannn aus
ihm werden könne als man ſich dies von feinem Geſichte
von vordem, welche? nur von Hunger und Entbehrung
erzählte, hatte verſprechen können Auch ſeine Miene hatte
den Ansdruck der Inabenhaften Sorglofigfeit eingebiüßt und
dafür etwas Nachdenkliches, ja faſt Schwermüthiges ange-

nommen.

Ich hätt' doch vielleicht beifer gethan, wenn ich ine
UArmenhauS gegangen wär’,” feufzte die Kranke mit einem
leidvollen Blik_auf David’S. kurzgeſchorenes Haar. Nun
wird das böfe Volt immer von Deinem Bettelngehen zu
74 wiſen und wie du dafür eingelperrt worden bift.
Aber ich könute von Allen, die meines Wiſſens in Armen
haus gegangen find, Niemand nennen, mit dem ich Leben
pder mit dem ich die El8beth . zujammenbringen möchte,
Der Plak: ift.Jhlimm, aber die Seute, Ddie aus unſerer
Straße aufgenommen wurden, find noch ſchlimmer und
bringen nur noͤch mehr Unehr dahin

Eortſetzung -folgt.)




 
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