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Pfälzer Bote für Stadt und Land (26) — 1891

DOI Kapitel:
Nr. 281 - Nr. 290 (10. Dezember - 20. Dezember)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44149#1177

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ı Heidelberg, Swingerſtraße 7.

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Ver heutigen nummer liegt ur 50 der Unterhaltungs-
vellage bei.

— — —





— — — II



An unſere Leſer!

Es ſind heute fünf Jahre verfloſſen, daß der
Redakteur des Pfälzer Boten die redaktionelle Leitung
des Blaͤttes mit der Erklärung übernommen hat,

„daß es ſtets ſein Beſtreben ſein würde in ruhiger,

ſachlicher Weiſe unſer hieſiges Centrumsorgan zu
redigiren, Angriffen auf die von den Katholiken
des Landes vertretene Sache aber — von welcher

Seite ſie ausgehen mögen — energiſchſt entgegen zu

treten ſich bemühen werde.“

Ob wir dieſes Verſprechen, welches wir bei Ueber-
nahme der Redaktion abgegeben, auch gehalten haben,
das zu beurtheilen überlaſſen wir unſern Geſinnungs-
genoſſen und den Leſern unſeres Blattes. Haben wir
uns die Anerkennung unſerer Leſer erworben, ſo ſoll
uns das freuen, wir werden — mit Gottes Hülfe —
auch in der Zukunft beſtrebt ſein, mit der gleichen
Liebe zur ſchoͤnen Sache, die wir vertheidigen, allen
gerechten Anforderungen des Leſerkreiſes möglichſt zu
entſprechen.

Es ſind aber auch heute fünf Jahre ver-
floſſen, daß der Pfälzer Bote aus einem drei Mal
wöchentlich, in ein täglich erſcheinendes Blatt umge-
wandelt worden iſt. Seit dieſer Zeit hat das Blaͤtt
eine andere Geſtalt angenommen, und iſt im Format
weſentlich vergrößert worden. Dieſe Neuorganiſation
hat ihre guten Früchte getragen.
der Abonnentenkkeis des Pfälzer Boten, trotzdem, daß
in ſeinem Wirkungskreiſe Drei neue Centrumsblaͤtter
gegründet worden ſind, weſentlich erweitert. Die Zahl
der Leſer iſt heute faſt die doppelte als vor 5 Jahren.
Zweitens erzielten wir aber auch dadurch, daß unſer
am Sitze und in engſter Fühlung mit dem Provin-
zial⸗Comite der Centrumspartei flehendes Parteiorgan
täglich erſcheint, in politiſcher Beziehung einen aus-
gedehnteren Einfluß, eine größere Schlaͤgfertigkeit und
Bedeutung für die Intereſſen unſerer Partei.

Am Schluſſe dieſer 5jährigen Periode und
vor Beginn des neuen Jahres bitten wir nun

kurz
alle


verzeichnen kann. Die alten Abonnenten,

20) Criminal-Novelle von Carl Ed. Klopfer.

Sie zögerte einen Moment, dann reichte ſie ihm für
eine Secunde ibre zitternde Rechte, die er raſch mit ſeinen
Lippen berührte Doch eben ſo raſch 30g ſie ihre Hand
zurück und eilte, wie von Furien gepeitſcht über den knirſch-
enden Kies davon — in das Haus zurück.






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{





in der ununterbrochenen Zuſenduͤng keine
eintrete.
zut Pflicht, einen, und wenn möglich mehrere ſeiner
Bekannten als Leſer des Pfälzer Boten zu gewinnen.
Je größer die Leſerzahl, deſto beſſer für unfere Par-
teiheſtrebungen, aber auch für jeden einzelnen Leſer
ſelbſt denn mir werden dadurch in den Stand geſetzt,
den Inhalt des Blattes ſtetig zu verbeſſern.

Unſeren bisherigen Mitarbeitern ſagen wir für das
große Intereſſe, welches ſie dem Blaͤtte immer bewie-
ſen und für ihre uneigennützigen Bemühungen unſexen
aufrichtigſten Dank und verbinden damit die Bitte,
uns ihr Wohlwollen und ihre Uuterſtützung auch für
die Zukunft erhalten zu wollen.

Redaktion und Verlag des Pfälzer Bote,

balitiſche Vothenüberſit.
Heidelberg, 19. Dezember.

Der Reichstag begann geſtern mit der dritten Leſung
der Handelsvertrage. Es unterliegt keinem Zweifel,
daß dieſelben zur Annahme gelangen. Der Stand-
punkt der Centrum spartei wurde bei der erſten
Leſung van Freiherrn von Huene und Dr. Orterer in
Beide Erklärungen gingen
in übereinſtunmender Begründung dahin daß die
Redner aus Rückſicht auf die wirthſchaftlichen

Störung


loſen Zuſtande und der Neigung ſo mancher Staalen
zu ungewöhnlich hohen Zöllen ſich für uns ergeben
würden, und ferner aus politiſchen Gründen (Stellung
unſerer Regierung und Dreibund) den Verträgen zu-


konſtatirten, welche die Landwirthſchaft in ihren meiſten
Zweigen zu Gunſten einer Förderung der in d u⸗
trietten Ausfuhr habe bringen müſſen. Beide
Redner hoben die bei der Lage der Landwirthſchaft
ernſte Bedeutung dieſer Thatſache hervor und ſprachen
ihr gegenüber die unbedingte Vorausſetzung aus, daß
nun von der Landwirthſchaft nicht weitere Opfer ver-
langt würden, vielmehr jetzt Stetigkeit in ihrer
Behandlung eintrete und Bereitwilligkeit beſtehe, deren
onſtigen Anliegen gern entgegenzukommen. Wir
können dieſen correcten Standpunkt nur theilen und
zweifeln nicht, daß er auch von allen Anhängern der
Centrumspartei getheilt wird.

Bekanntlich wird ſich demnächſt der Reichstag auch
mit dem Trunkſuchtsgeſetz zu beſchäftigen haben.




Es ſoll alſo weniger getrunken werden, d. h. weniger
Alkohol ſoll im deutſchen Reich verzehrt und das Volk

berechtigt: Wann wird aber in Deutſchland am meiften
getrunken? Gerade an den Sonn= und Feiertagen,
und dies vornehmlich durch die aufgekommene Ber-
eins⸗Feſtmeierei. Thaͤte man von Reichswegen dieſem
Uebel Einhalt, ſo würde ſich der Biers und Wein-
koſum auf Millionen Hektoliter herabmindern Der
eine Paragraph; „An allen Sonn⸗ und Feiertagen
ſind Sänger-, Muſik⸗, Turner:, Schützen⸗, Fewerwehr-,
Kriegervereins⸗, und jedwede Vereinsfeſte ſowie Tauz-


Volksnüchterung als hundert andere Trunkſuchtopata-
graphen. An Sonn und Feiertagen wird am meiſten
getrunfen, und die Vereinsfeſte und Fahrten reißen
dem Mittel⸗ und Arbeiterſtand die Sparkroſchen aͤus
der Taſche. Gerade die Entheiligung der Sonn⸗ und
Feſttage tragen in erſter Linie Schuld am materiellen,
ſeyalen und ſittlichen Ruine der ſtaatserhaltenden
Volkskräfte. Hier müßte der Hebel angeſetzt werden,
will man eine Beſſerung des Volkes in geiſtiger wie
materieller Beziehung erzielen. Aber, aber die Frei-
maurerloge, welche die Sonntagsentheiligung - förmlich
auf ihr Programm geſetzt, wird ſich gewaltig einer
gründlichen Umkehr zur Hebung des Voͤlksgeiſtks
widerſetzen; denn ein ſittlich wirthſchaftlich gut {tehen-
des Volk wird ihr in ihrem dunklen Treiben uicht
ergebene Gefolgſchaft leiſten.

In Frankreich kultuxkämpfert es fott. Der
Abg Hovelacque brachte einen Antrag gegen die be-
ſtehenden kirchlichen Genoſſenſchaften eın, Pichon be-
antragte die Kündigung des Concordates.


ſchreihen, in dem es heißt: „IH habe erfahren, daß
dem Katechismus zwei neue Abſchnitte! Pflichten
der Eltern, Pflichten der Bürger beigefuͤgt wurden.
Der eine verurtheilt unſere Schulgeſeße, indem
er die den Geſetzen der Republik entſprechende
Schule als ſchlechte Schule bezeichnet; Dder
zweite hat zum Zweck, unter dem Vorwaͤud
der Belehrung über das Wählen Kindern und Eltern
poritiſche Werfungen zu eriheilen. Dies iſt ein
unſtatthafter Mißbrauch, dem die Regierung nicht
Vorſchub leiſten darf. Das Rundſchreiben eines meiner
VBorgänger, vom 2. November 1882, hat die Lehrer
ermächtigt, die Kinder den Katechismus außerhalb den
Schulſtunden auffagen zu laſſen. Dieſe Geftattunz
darf ſich aber nicht auf ein Buch erſtrecken, welched
aus einem religiöſen zu einem politiſchen Leitfaden



rothen Fleck zu ſehen vexmeinte, noch die heiße Berührung


Es war wie ein Mal, das da auf der Hand brannte, ein
Schandmal von dem Kuſſe — des BVBerbrechers .. .? Und
doch wollte ſie es nicht wea wiſchen. als ſcheue ſie ſich, da-
mit vielleicht die Empfindungen zu zerflören, die jener Kuß



Blick nach der Richtung, in welcher der letzte Schimmer
ihres hellen Gewandes verſchwunden war. Das Mond-
licht ſchien ſich vor ſeinen Augen zu verdunkeln, als er
ſich durch die Hecke nach leinem Ruheplatze im Moos hin-
ſchlich, al der würzige Duft der Sommernacht ſchien ihm


ufjammen, als {

oden warf, den wilden Thränen ihren freien Lauf
Iafignb‚ die ihm der wahnſinnige Schmerz aus ſeinem Innern
preßte. —

Marie mar wie ein ſcheues, flüchtiges Reh in's Haus
gehufcht, auf ihrZimmer, das vom erſten Stodwerk in den
Hof hinabſah, der den Garten von der Villa ſchied Sie
ſiellte fich an das Feulter, ( (
von der wohlthuenden Nachtluft fühlen zu laſſen. Obgleich
der Seitentraet des in einen Winkel geſtellten Gebaͤudes




ſtellte verbarg fie ſich noch hinteß der Gardine, während
fie über das Hofaitler weit nach dem Garten und dem an-
arenzenden Wald hinüberjah, alz fürchte fie, es könne ſie
von dort her ein gewiſer Jemand ſehen, der pielleicht noch
an der verbergenden Hede ſtand und ſein feuchtes Auge
auf ihr Fenfter xichtete. Wenn der leichte Nachtwind in
den kühlenden Schwingungen . über ihre Stirne und ihre
Lippen ftreifte, meinte fie faſt, den lebendigen Hauch eines
men{Olichen Mundes zu fühlen, und in dem aeheimnitzvohen
Sejäufel, mit welchem die beiwegte Luft im Laube ſpielte,
glaubte ſie ab und zu eine leije Stimme zu vernehmen,
die immex nur ein eix einziges Wort ſo bang und
flg”%en‘_o ; ir in das Ohr füflerte, den Namen, —
„Marie !” . . ...

Sie mochte ſchon länger als eine Viertelſtunde am
dem Fenfter aeſtanden fein, als fie endlich das Bedürfniß
nach Kuhe empfand. Sie war eben im Begriff, ſich zurüc
zuziehen al fie ein leiſes Anurren des Hofhundes bewog,
nach dem Stallgebäude hinüberzufjehen, daͤs zu dem Seiten-
flügel der Billa angebaut war und neben ſeiner Thür die
hölzerne Hundehütte hatte.

Sie ſah eine Geſtalt neben der Thüre ſtehen. die ſich
bückte um den Hund zu ſtreicheln, der fich Jhweiftwvedelnd
an den ihm entſchieden nicht Undekannten jOmiegte, den
Marie edoch von dem weiter davon auf den Weg falen-
den grellen Mondſchein geblendet, im Dunkel des Mauer-
ſchattens nicht erfennen fonnte. u83 der VBertraulichkeit
des fonſt gegen jeden Fremden ſehr böſen Hundes ſchloß fie, daß
die dunkle Geſtalt dem Kutſcher oder dem Gärtnerburſchen an-
gehörte der jedenfalls aus der, unmittelbar den Stall be-
rührenden Dienerſchaftskammer getreten war deren Ein-
gaugsthür ſich auf der, dem Garten zugekehrten, von
Marien's Fenſter alſo nicht ſichtbaren Maͤuerfront befand.

Nachdem dex Burſche das waͤchſame Thier durch ſeine
Siebkofungen völlig beruhiat hatte, ging er mit vorfichtigen
Schritten, ſich immer ſehr, jorgfältig im dichten Schat-
ten des Seitengehäudes Haltend, nab, dem kleinen Cheil
des GartengitterS, der, noch im Dunkel lieg:nd, länas des
Raſenzwickeſs hHinlief, welcher, im Gegenjaße zu den üh-
rigen, grelbeleuchteten Gartenpartieen, ebenfalls im tief-
ſten Schatten lag. Er {tieg über Das niedriae Holzgitter,
über|ritt den dunflen Rafen und ſchlüpfte dann durch den
lebendigen Zaun auf den Pfad hinaus, der zwiſchen Gar-
ten, Seld und Wald nach den Hopfenanpflanzungen und
der Stiraße hinlief. In wenigen Secunden war die Ge-
ſtalt den nachfeheuden Bliden Mariens eniſchwuͤnden.




Der Manı ging vielleicht zu einem näͤchtlichen Rendez-
vous. Marie {hloß daraus, daß es der Kuticher war, . ein
lunger, Menjch, der bei den weiblichen Dienftboten der
benachbarten Billen, al3 ein kleiner Don Iuan galt und
ähnlicher nächtlihen Liebezausfluge wegen ſchon mehrmals
die Vexweiſe Herrn Sendlers ‚hHatte hinneHmen müffen. -

eichtſinniger Buriche !“ fluͤßerte Marie mit einem
Lächeln. dann ging ſie zurück in das Zimmer um enoͤlich
ihr Lager aufzuſuchen. !
Hüdel füblte ſich ſo nexvoͤs aufgeregt, daß er trotz der
Müdigkeit, die feine Glieder befchwerte nicht zur Ruhe
lommen fonnte. Er hatte ſich zwax mit gefchloͤffehen Au-
gen auf ſeinen Ranzen geworfen und war auch aNlmählich
in eine Art vor Halbjehlummer geſunten, aber e& ag
nicht$ Erauickendes in dieſem wunderlichen Zuſtande der
fein Wachen und noch weniger ein Schlaf genannt werden
fonnte, Er verlor keinen Augenblick das Bewußtiein
jeiner Sage und ſeiner Umgebung.. aber ieine Bhantafie,
der geiſtige YNebel, der ſeine Sinne um|chleierte, flocht
dennoch bizarce Traumbilder , in die reale Wirklichkeit.
welche fihnie ganz aus ſeiner Wahrnehmung verlor. Er
glaubte, er Fönne die Minuten zählen, den ganzen Gang
der voruͤbergehenden Zeit ermeffen, al$ läge er mit offenen
Augen da. Aber er wußte nicht daß dies nur Täuichung
war, daß der Zeitraum den er auf die Nuddehnung
einer Stunde abmaß, nur wenige Minuten ausfüllte. In
diejent hHalben Traumleben hielt er immer die ernite Be-
mühung aufrecht, nur ja den Tagesanbruch nicht zu ver-
ichlafen, damit er nicht von zufällig Borli berwandelnden
hier — dicht an dem Befigthum Herın Sendlerz getroffen
werde, woraus man bvielleicht doch einige compromittivende
Muthmaßungen gegen Marie vollzogen hätte. Sr {halt
in diejem balbwachen Zuſtande auf ſich ſelper daß er den
Vlas nidt verlaffen und fern davon fich jeine Ruheftätte
gefucht batte, aber er dermochte ſich ın ſeiner Müdigleit
nicht aufzuraffen, um dieſes Verfäumniß etwa jeßt noch

nachzuholen.
Gortſetzung folgt.)


 
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