Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Pfälzer Bote für Stadt und Land (26) — 1891

DOI Kapitel:
Nr. 231 - Nr. 240 (11. Oktober - 22. Oktober)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44149#0961

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
r

fl

und 8

enee.

6
i





ena saglın mu Mnönahwe bar Gonn« vnd Beiertage

Momüaeg mit Unterbaktngshellage. Brais vierteljährlid

Ö, 120 ohue Krägerlohs u WMoßauffchlag. Beftelungen

den Boftonftalten 7, bei er Brnebition Kuyitgerfiraßhe 7,
1



für Stadi





Anzeige»Blatt für die Anıtäbezirle Heweldern,
Kabenburg, Weinheim, Scwesingen, Bblippsburg,
Giesloch/ Bruchſal/ Eretten/ Negargeinund Mosbacz,
Wherbadh, Buchen, Waldürn, T.-Bijhofsh. Wertheime











Gerantworificher Mehakteu: ;
önı Weder im Heidelberg.

u. 240.




Bruc, Berlag u. Expedition von Gebr., guber
in Heidelderg, Zwingerſtraße?.



36. Yabrı.











_ . — — 77—
Beſtellungen
auf den „Pfälzer Boten“. für
ovember und Dezember werden ſchon jetzt bei
Emmtlichen Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen,
Pwie in auſerer Expedilion geidelberg, Zwinger-
aße 7 entgegen jenommen.
Verlag des „Pfälzer Bote.“


die Sentrumspartei in der bad. Kammer.

Herr Pfarrer Wacker hat geſtern im Badiſchen
eobachier mit einer Artikelſerie begonnen, welche ſich
IN erfter Reihe mit der Situation. der Cen-
Tum3apartei nach den Wahlen vom 24. Sept.
Und 2, Oftober beſchaftigt. Nachdem er die groß-
Ütigen Wahlerfolge bei den Landtagswahlen im Sahre
1889, bei den Reichstagzwahlen im Jahre 1890 uxd
dei der jüngſt ſtattgehabten Wahlperiode beſprochen
üt, fiellt er als erfte Bedingung zur Vollendung und
Tönung des begonnenen Werkes den weiteren ent.
chiedenen Kampf gegen den Nationalliberalis-
Mı 3 feſt und verlangt: Cinmüthigkeit inden
Ügenen KReihen! Nach einigen Erfärungen
Perfönlicher. Natur fährt Herr Pfarrer Wacker fort ;
E3 wirdan Lockungen nicht fehlen, an
8DCfungen perſönlicher und ſachlicher
4r. Man wird einzelne Fraktionsmitglieder mit
Febenscdigleilen überhäufen, Anderen es nahe-
‘gen, was in der nationalliberalen Preſſe deullich
ug bereits verrathen worden ift: daͤß e8 zU ge-
Mnen und zu „verlieren“ geben kann. — Alles
Yon: da geweſen. Die Wahlkuͤndgehung der Regier-
Ag bemweift, daß unter dem Minifterium Turban-
Yenlohr Verſuchẽ ganz beſonderer Art gemacht wer-
M fönnen, um der nalionalliberalen Noth zu wehren
&, Auch. das iſt ſchon da geweſen. Daß Kiefer und

illen zum Locken haben, das hat man auf den
andtagen 1881 82 und 1885 86 erlebt.

y Da wird es dann heißen müſſen: Steh' feſt,
ueutſche Eiche! ſteh' feſt.

Auch an Lockungen ſachlicher Art
fehlen.
dOr mit Kiefer und Fiefer,
Siubt beſetzt werden könnte, wie während des Land-
(0ge8 188182! MWie erwünfcht wäre e& ihnen zwei-

wird es









fellos, wenn ihnen ſchickliche Gelegenheit geboten
würde, jetzt ein Bischen von dem zu gewähren, was
wiederholt abgelehnt worden iſt!

Sicherlich fehlt e& ihnen nicht am guten Willen,
ſelbſt irgend einen Anlaß herbeizuführen Es wäre
gar nicht verwunderlich, wenn urplößlich die Preß-
abtheilung im Miniſterium des Innern Stimmung
dafür machen ließe daß einige Kapuzinerklöfter die Fort-
exiftenz des bad Staate8 nicht in Frage ſtellen können;
das wird den Herren aber nichts fruchten. Man weiß
mehr als genügend, wie ſie e& meinen, wenn ſie irgend
eine Lockſpeiſe vorſetzen, die jedenfalls mager genug
wäre, Was auf dem Landtage 1879/80 nach dieſer
Richtung hin geſchehen iſt, gehoͤrt einer Vergangenheit
an, die nicht wiederkehrt. Und feitdem ſind ſo viele
freundliche Worte verklungen, daß man ihren Werth
kennt, auch wenn der nobel angelegte Kultusminiſter
ſelbſt ſie ſpricht. Auch den Herrn Kultusre ferenten
fennt man zur Genüge und wird ſich nicht tänfchen
laſſen, wenn er auch noch ſo eifrig als Miniſter-
4 fungirend um das Centrum ſich intereſſiren
ollte.

So wird man erwarten dürfen. Mehr als je iſt
ıS geboten, die große Lirchenfrage im . großen Maß-
itıbe zu behandeln. Die Frage z. B., ob in Wall-
dürn oder Haslach oder an beiden Orten einige
Lapuziner ſich niederlaſſen dürfen, iſt eine Bagatelle-
Frage im Vergleich zur großen Ordensfrage
überhaupt. Und dieſe Frage iſt einfach
eine Frage der allgemelnen Freiheit.

Das iſt der Boden, von dem aus kuͤchlichẽ Fragen
werden angeregt werden müſſen, ſoweit e& auf dem
nächjten Landtage angemeſſen erſcheint. Von diefem
Boden darf ſich die Fraktion durch nichts abdrängen
laſſen: nicht durch lockende Eröffnungen, Elias er-
reichen zu können, wenn man mit Wenigem ſich be-
gnüge, noch durch entgegengeſetzte Drohungen. Am
allerwenigſten darf es voͤrkommen, daß „vertrau-
liche Kittheitungen“ oder gaͤr“direkte oder


eine andere Beachtung finden, als daß ſie andeuten,
was den Hexren Miniſtern angenehm wäre.

Hier muß es heißen: „ſte h' feſt, du deutſche
Kriegerſchaar, ſteh' feſt.“

Auch in politiſchen Freiheitsfragen
wird man eine etwas andere Sprache zu führen'ſich
bemühen, als es bis jetzt der Fall war. Verichiedenẽ

darauf hin. Selbſt Herr Fieſer dütft? kaum in
gleicher Weiſe wie früher über die Frage des direkten





Das Geheimmiß òex SGreolkin.
2 Von Bernhard Derosne. — (Maddruck verb.)
(Antorifirte freie Ueberſetzung von Philipp Freidant)

19. Kapitel.
Eine Rechenſchaftzforderung.


— — begab fih nach dem Dorfe St. Narig in einer

Oung über das von Lucy Gebhörte
Rferd

%oü beſtiegen und im Galopp die Riclung naͤch dem
e

eingeſchlagen. Außerhalb des Partes angelanat,


N ANfgeregt, wie niemals zuvor in ſeinem ganzen Leben,
8 er fraͤgte ſich jeßt, etwas ruhiger geporden, weßhalb.

05 er voͤn Lucy gehört hHatte, waren {0 eigenthiümliche
de welche jehr bviel und auch fehr wentg bedeuten
üfen, Seine Zrau hatte ihren Ring verloren und Luch


A an dem Finger Ddiefes Mannes aus dem fernen
den geſehen. Dieſer Mann konnte ein Spieler fein.


{ Nfen diejen plößlichen Reichthum und den Erwerb eines
ü eb“”"«n Brillanirinas ſehr Leicht erflären. E3 fonnte noch
ali e RNinge geben, welche demjenigen ſeiner Frau genau
\Oen, {o jehr vielleicht, daß ſich Luch leicht tänfdhen
Er haͤtte den Ring nach einer von hm felbit an-
( BZeichnung anfertigen faſſen. Er felbit fonnte fich
eg v Venn er den Ring ſah, nicht irren. Aber ſelbſt wenn
5 © King Ebelinens wäre, jagte fich Arthur, o war e3
de X Teicht möglich, daß ihn der Fremde gefunden hHatte und
Welden ohne jeine Herkunfit zu kennen, irug.
dom Alle dieje Ermägungen beruhigten Arthur Sutherland
4 Mict, Die Worte Lucy3 Hangen ihm 1o geheimniß-
boren en Ohr; der Sremde Fam aus Cuba und ift ge-
geäe“ in Louifiana! Auch feine Frau war in Loutfiana
ionseen und mohnte zuleßt in Cuba. Und auf welch

ieä‘bt’.rtme Weije hatte ihn Lucy bei dieſen Worten ange-
getg‘e‘iänl}nb wie eigenthünilich war der Toͤn ihrer Stimme

Was endlich konnte auch die Urfache der plößlichen






Wahlrechtes ſich ausſprechen Möglich iſt auch, daß
die Inangriffnahme ſolcher Fragen mit dem Hinweis
auf die Erfolgloſigkeit, Zeitverſchwendung, erregte De-
batten ı. f. m. ı. ſ. w. verdächtigt erſchwert oder
gar verhindert werden will. Weder das Eine noch
das Andere darf irgend welchen Einfluß auf die
Entſchließungen und das Vorgehen der Centrumsfrat-
tion ausüben. .

„Laß dich nicht umgarnen!“ Dieſe War-
nung darf die Centrumsfrattion keinen Augenblick
außer Acht laſſen. Laß dich nicht umgarnen! durch
ſcheinbares Entgegenkommen der MNMationalliberalen !
„Laß dich nicht umgarnen vom Rechten“
füge id) bei Die Wahlen haben es gezeigt, Daß diz
Konſervativen Badens kaum in Betracht kommen, ſo
lauge ſie in Oppoſition zur Regierung ihre Beſtreb-
ungen geltend machen müſfen. Wenn ihnen von Oben
herab Hilfe geleiſtet würde, wenn der Großherzog
Männer ihrex Richtung zu ſeinen Raͤthen ernennen
und in den Beſitz der Staatsgewalt jeßen würde,
dann hätten ſie Bedeutung, fonft nicht. Und das
kann ja Niemand in Abrede ſtellen, daß gerade die
ſogenannten konſervativen Proͤteſtanten in ihren anti-
katholiſchen Vorurtheilen viel befangener ſind als die
Freifinnigen. Es ſoll dabei nicht außer Acht gelaſſen
mwerden, daß es rühmliche Ausnahmen gibt, die alle
Anerkennung verdienen.

„Laß dich nicht umgarnen!“ muß noch in
anderer Beziehung betont werden Die parlamen-
tariſche Vertretung der Centrumspartei Badenz hat
höſe Zeiten erlebt. Es gab eine Periode, in welcher
ſie förmlich geächtet war! Regieruͤngsvertreter gingen
an ihren Plaͤtzen vorüber, ohne ſie Anes Grußes zu
würdigen. Von Einem geſellſchaftlichen Zufammen-
kommen war keine Rede. Das hat ſich inzwiſchen
geändert — ob zum Vortheile der Centrums-In-
terefjen, iſt ſehr zweifelhaft. Es iſt ſchwer, dieſen
Punkt eingehender zu erörtern; für diejeuigen, welche
es angeht, dürfte die Andeutung übrigens genügen

Möglichſtge ſchloſſenin der Kammer!
möglichft gefchloſſen in der Fraktion!
möglichſt geſchloſſen auch im geſellſchaft-
lichen Lebenhſoll Parolefern!



Deutſches Reich.

Berlin, 20. Ott Im Gegenſatz zu ander-
weiten Meldungen wird mit Beftimmtheit verſichert,
daß die Rückreiſe des Czarenpaares noch in dieſer
Woche und zwar über Berlin ftattfinden wird.



Ohnmacht feiner Frau an jenem Concertabend fein. „Nicht
die Hitze war es,“



Frenden Ddeffen männlihe Schönheit alle Welt rühmt.
Arthur erſchreckte vor dem Gang feiner eigenen Gedanken.
Wie kann i nur eiferfüchtig werden wie ein unvernünf-
tiges Thier!" dachte er. „Wie kann ih mur auf einen
jochen ſchmaͤhlichen Verdacht kommen. Meine
hHat ſehr empfindliche und ſchwaͤche Nerven und
die Urſache ihrer bejonderen Aufregung.
dabei, wenn dieſer Mann einer
Warum ſollts der Mann nicht Freude am Bark von Mayh-
woob Haben? Muß denn meine Frau mit diejem Fremden
in Verhindung acbracht werden? Ich din einfach ein

arme Frau
nur das iſt
Was iſt denn
ihrer Landsleute iſt?


aller Frauen.“

So gelangte Arthur, in Gedanken verſunken, lanaſam
zum Dorfe in das Hotel Weldon. Er war in diejem Hauje
fein 10 feltener Gajt wie Luch! deßhalb begrüßte ihn die
würdiae Wirthin mit ungezwungener Höflichteit, Er kannte
bas Daus feit feiner Mindheit und kam felten na dem
Dorfe, ohne dort einzukehren. Sein Befuch war diesmal
fehr furz; Ddenn Gafton Lenoir war ausgegangen Man
jagte ihm, daß Herr Lenvir Sophie zu einer Spazierfahrt
eingeladen habe und ihre Rückehr erſt zum Thee erwartet
werde. Zra Weidon neinte beim Wbjchied: „Um fieben
Ubhr nehmen wir den Thee ein und zu dieſer Zeit kommt
Herr Lenoir ſicher zurück Es iſt jehr freundlich von Ihnen,


fümmert.“ — „Bitte, reden Sie nicht davon,“ {aate Arthur,
welcher nicht aufgelegt war, Ddie Klagen der alten Dame
anzuhören. „Ich werde heute Abend ficher wiederfommen.“


dankte in höflichſter Weife, indem er Ddringlihe Gejchäfte
vorſchützte und ritt in kurzem Galopp nach Maphwood zu-
rüd, &€ war Sonnenuntergang, als Arihur zum zweiten-
male im Hotel Weldon anlangte. Gafton Lenoir rauchie
jeine Cigarre und Dbetrachtete das abendliche Treiben auf
den Straßen des ſtillen Dorfes. Mit der Nachläjffigkeit










— — — —— — — M
eines Prinzen von Geblüt fah der Er⸗Sänger zu, wie
Arthur Sutherland vom Pferde ſtieg und auf ihn zuging.
Arthur erwiderte feinen Dl.d, erkannte Lenoix alsbald und
wendete ſich zu Gajton mit der kalt Höflihen Frage: „Herr

{ } - „BuW dienen, mein Herr,”
erwiderte Lenoix, indem er feine Cigarre weg legte. und
höflih grüßte. Arthur überreidhte ihm ſeine Karte. Lenovir
verbeugte ſic aufs Neue. „Mein Gärtner theilte mir mit,
daß Sie den Bark von Mayhwood eine Zeit lang zu be-
juchen gedächten. Geftatten Sie mir, Ihnen zu fagen, daß
fo lange Sie es wünjdhen zur
Ich möchte nur wiffen“, dachlẽ Lenvir,
„ob Herr Sutherland uur deßwegen in Carriere hierher-
geritten ift, um mir digie Eröffnung zu madhen.“ Danır
fügte ec laut hinzu: „Taufend Dank, SKerr Sutherland s
jelten ein Joldhes
liche Befigung in Netws
Saiton Lenoir ſo fprach, ſtreifte er
l die Aſche ſeiner wieder in Brand ge-
ſetzten Cigarre ab. Auf dem Heinen Finger dieſer Hand
jah Arthur bei dieſer Gelegenheit einen Brillantring funkeln,
welcher — er fonnte ſich ja nicht täufchen, — der Ring
Evelinens war.

Arthur Sutherland erblaßte und ein eiſiger Froſt
Ein ſchreckliches Gefühl lähmte
auf einen Augenblid alle jeine Sinne. Der Ring feiner
Frau an der Hand diejes Mannes! Er fonnte nicht bhin-
wengehen, ehe die Sache flar geſtellt war. ANe feine
Zyäume vom verlorenen und wiedergefundenen Ninge Iöften

auf — Ddie einzige Thatſache blieb nur ftehen:
Diejer Fremdling trug den King Evelinen3, fein Gefchent !
„Es jcheint dem Heyrn nicht wohl zu fein!” fagte Lenvir!
„i Hoffe die , .. .“ SEr koͤnnte feine Rede nicht vollenden,

Paradies gefunden, wie Ihre herrliche
England.“ Während

‚Jich feindfelig. Sie fhauten fich lange
in die Augen und die Luae gefellichaftlicher Höflichkeit fiel
Das frehe Lächeln auf dem Gefichte des
Einen, die tumme Frage in dem des Anderen, drücken
dies Karer als Worte aus. „Sie betrachten meinen Ring,
mein Herr!“ ſagte Lenvir mit gleißnerifjcher Höflichkeit.


 
Annotationen