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Pfälzer Bote für Stadt und Land (26) — 1891

DOI Kapitel:
Nr. 241 - Nr. 250 (23. Oktober - 3. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44149#0989

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Ürfent Caglıq uu Hırkkahme da Gonts und Feiertage
— mit Unterhaltungsbeilage. Preis vierteljährich
. 120 vhre Tröägerlohm ı. Boflauffolag. Beftellungen






Knzeige-Blatt Mr die Amtsbezirke Heidelberg.
Lavenburg, Weinheim, Schwebingen, Philippsburg,
MWiesioch, Bruchfal. €retten, Nedargemänd, MoSbad,.
— Buchen, — T.-Bifhofsh. Wertheimt —













Herantmworddicher Aedatteur
Hyuling FJodor in beidelberg



A

Seidelberg, Freitag. den 30 Oftober ‘ 1891.

Dınd, Berlag u. Exrpebition von Gebr. Yuber
in Heidelberg, Zwiugerſtratze?.







000000000000000009
* Beſtellungen

mf den „Pfalzer Boten“ für die Monat
November und. Dezember werden ſchon jetzt bei


ſöwie in anſerer Erpedition Heidelberg, Zwinger-
ſtraße 7 entgegen zenommen.
Verlag des /Pfälzer Bote.“


; Die. , Dresdner Landwirthſchaftliche Preſſe. wendet
ſich in .einem aͤusführlichen Artitel gegen die Getreide-
Yekulanten an der Produltenhörſe! Daß die wahren
Krothertheuret jene Firer? ſind, welche wiederholt
die Hffentliche Meinung zu täuſchen, Getreideſendungen
Qbzuftoßen berſucht und ähnliche Manipulationen zu


Meint das erwähnte Fachblatt, jetzt bekannt; e8 ; er
ſcheine alſo dringend geboten, daß etwas geſchehe, um


Dieſe Maßnahmen
niußten fich in folgender Richtung bewegen:

Einmal“, ſo lauten die Vorſchläge des erwähnten
Blattes; auf dem Wege der Geſetzgebung, beziehungs-
weiſe des' Strafrechtes indem ſeilens des Reiches das


Zuwiderhandlung ‘ folchen Verbotes vexhäitnißmäßig


Differenzen, Verluſte 20«als - nicht klagbar erflärt
werden müßten;, erſcheint ſelbitverftändlich. Wer in
der Abſicht Getreide kauft und verkanft, um es nie-


deshalb, um unter Benutzung aller möglichen erlaubten
und unerlaubten‘ Mittel lals die Verbreitung falſcher
politiſcher und anderer die öffentliche Meinung
tänfchender Gerüchte) ein Treiben oder einen Sturz
der Kurſe in Scene zu ſetzen, der ihr geftattet, mit
Nutzen/ oft ſogar mit Sinheimjung betraͤchtlicher Ge-
winne (mam denke an die 10 Millionen der Firma


der erfülltnicht - nur teine wirthſchaftliche Aufgabe,
ndern trägt vielmehr dazu bei, den normalen Ver-



aus der Höhe des thatſachlichen Waarenangebots und


wie die Konſumenten der Waare ſchwer zu ſchädigen.
Es haben gerade die jüngſten Ereigniſſe an der Pro-
duktenbörſe die Berechtiguͤng ſolcher Vorwürfe nun
zutreffend illuſtrirt und mahnen uns ernſter denn je,
dagegen Sturm zu laufen. Ein ſolches gemeingefähr-
liches Spiel mit dem wichtigſten Nahrungsmittel des
Volkes kann aber auch der Staat unmößzlich weiter
dulden; er muß es im Intereſſe der Getreide bau-
enden und verkaufenden Landwirthe, im Intereſſe des
poſitiven und ſoliden Waarenhandels, wie
des Brotfrucht konſumierenden Volkes
verbieten, reſp. die ſolchen Mißbrauch treibenden ge-
wiſſenloſen Spieler als Wucherer beſtrafen. Es muß
aber die Aufgabe einer Kommiſſion, 1
Vertretern der Landwirthſchaft, des Waarenhaͤndels
und der Geſetzgebung ſein, fuͤr die hier nur andeut-
ungsweiſe vorgezeichneten Maßnahmen eine genauere
Form über die Art der Ausführung derſelben zu
finden um in dieſem Sinne an geeigneter Stelle po-
ſitive Vorſchläge zu machen. Der deutſche Landwirth-
ſchaftsrath hat hier eine ſchöne Aufgabe zu erfüllen...“

Entgegen der früher vorherrſchenden Anſicht, daß


auf die Preisbildung einwirken, am eheſten Ichroffe
Preisdifferenzen verhindern könne, hat die Neuzeit
wiederhoͤlt gelehrt, daß, wenn dieſer Zwiſchenhandel
ſich zum Selbſtzweck ſetzt, künſtliche Konjunkturen zu
erzeugen, um an der größeren Preisdifferenz im Ein-
und Verkauf anſehnlichere Gewinne zu realiſiren, er
ſich von ſeiner urſprünglichen Aufgabe der bloßen
Vermittlerrolle entf2rnt und ſeine Fienſte einen recht
zweifelhaften Werth gewinnen. Eine Anbahnung
direkterer Beziehungen zwiſchen Produzent und Kon-
ſum erſcheint als ein berechtigtes Abwehrmittel gegen
dieſe Uebermacht des kapitalmaͤchtigen Zwiſcheuhandels.
Sowohl den Getreide erzeugenden Landwirthen wie
den Müllern, Bäckern und allen Brotfruchtkonſumenten
iſt an einer ſtetigen Entwicklung der Preiſe mehr ge-
legen als an ſogenannten Konjunkturen. die ſie ver-
möge ihres Nichivertrautſeins mit der Börſe kaum ſo
auszunützen vermögen wie der Spekulant, abgeſehen
davon, daß ein alltägliches unentbehrliches Nahrungs-
fordert.
Damit ſich aber der Uebergang des Getreides aus
den Händen der Landwirthe in die mancherlei Arten
des Bedarfs möglichſt allmählich und regelmäßig voll-





Das Geheiwrriß der —
Nachdruck verb.)

(Autorifirte freie Ueberſetzung von Philipp-SZ r eidank.) ;

. „Sa,“ wiederholte ſie mit dumpfer Stimme, die Worte
ßelnabe ziſchend hHervorjtoßend. . „Ia, [agen Sie mir ſeinen
anten“. . „Sophie Weldon, das {hönite. Maͤdchen von St.
Maria ijt e3?. Das Mädchen betet Lenoir, beinahe vor
Siebe an. Sie willen doch, wen ich meine. Es iſt Sophie
Weldon, deren Nutter einen Gaſthof befißt!” — „Iay 1a,“
xief NMebekka mit verzehrender Lebhaftinkeit. . „Sebt kenne

Wachsgrupperaugen und goldbraune Soden. D, wie Konnte
— — jo täufchen laffen, wie mußte ich mich ſelbſt ſo
en !“ (

Sie machte ſich von Luch los, und als ſich Rebekka in

in der Dunkelbeit, „Haben, Sie miv noch, efwa3 mitzu-
heilen, Fräulein ?“ — „Nein, nicht viel mehr,“ jagte Lucy.
„Wenn ſie ſich in St Maria
erfundigen wollen, Io werden Sie höüren, datz ich Ihuen

halte Gajton Lendir

Hämendite Thalfache für mich, ſo blind aeweſen zu ſein!“
Adber Rebekka“, jagte Lucy, innerlich beunruhigt, „Ales
was wir hier geſprochen haben, bleibt zwiſchen uns Beiden

eheimniß. GSie verjtehen mich doch Rebekfa?“ 809
Verftehe voNlfommen, Fräulein, und ich bin Ihnen ſehr ver-
bunden ‚für Jhre Mittheilungen. Erlauhen Sie mir, daß
i mich nach meinem Zimmer begebe.” — „®Oute Nacht
KRebelka,“ fagte Lucy, und die hohe Geſtalt der Kammer-

2 Kapitel.
Gaſton Lenoir vor der Entſcheiduna.
An jenem Tage, welcher der Zujammenkunft Lenvirs





Mmit der Herrin auf Mophiwood im Bavillon folgte, Iaß
der braune Freindling in feinem Zimmer behäbig im Sefjel *




und vertrieb ſich ſeine Zeit mit Rauchen. Für den Er-
Troubador gehörte das Rauchen zu den nothwendigiten
Bedürfniſſen; er glaubte eher, das Athmen wie den Ge-
nuß einer Cigarre enthehren zu fönnen. Das Nahl war
{ängit vorüber, und Lenvir rauchte Cigarre auf Cigarre


verhängnißvollen Gedanken nach. Der Tag war regneriſch
und Lalt. Bleigrau wax dex Himmel und unendliher
Kegen eraoß ſich zur Erde. Ein heftigex Wind klatſchte
die Kegenmaſſen an die Fenſter und rüttelte unheimlich an
die FJaloufieen des Hauſes Weldon Troß des Unweiters
befand ſich Gaſton Lendir ausgezeichnet wohl. Sein Zimmer
war angenehm erwärmt, ausgezeichnete Cigarren und Wein


ſchwerden reichlich genoffen. Was fehlte ihm überhaupt.
um alückich zu ſein? Nicht weit von ihm hefand ſich ein
junges MädchHen, das ſterblich in ihm verliebt mar — ein
unſchuldiges Weſen,, welches er in feiner Art liebte. Ja,
Leubit lieble die hübſche Sophie, wie er es ſo häufig ſchon
gepfleat hatte, ohne aber ernſtliche Schlüſſe an die flüchtige
Verbinduns zu knüvfen. Diesmal war die flatterhafte
* des Er Sangers ausnahmweiſe ſehr ernſthaft ge-
meint.

„Wenn man über dreißig Jahre alt ift,” 10 dachte
Lenvir bei fich, indem er zujah,. wie einige junge Mädchen


fann man nicht mehr fagen, daß man zu jung zum Hei-
rathen ilt. Ich bin es niüde, wie eine Kugel die Welt
zu durchlanfen, welche von den Fußtritten des Scickſals
in Bewegung geſetzt wird. Ih fühle des Bedürfniß, mich
zu ‚irgenD. einem Zwecke jeßhaft zu machen.“ Indem er
eine andere Cigarre anitecte, philojophirte der Weitgereifte
weiter und meinte: „Der erſie Schritt um ſich jeBhaft: zu
machen iſt der, ſich zu verheirathen.

Luft ; aber meine hübſche, kleine Sophie iſt ein Engel oder
mindeftenZ einem foͤlchen gleichzuachten, Es iſt eine ſchöne
Sache, geliebt zu werden und wie liebie wich die Aeine
Wenn nur nicht die verdammte Rehetta wäre,
welche der Himmel verſtummen laſſen möge.“ Lenoir



AM Jilu.

Bedarf erbauen, alſo Getreide ausführen müſſen,
Magazine (Silos) angelegt werden, in welchen die
Ernlevorraͤthe in der Weiſe ein Unterkommen finden

können, daß im Nothfall folches Getreide ſeitens der
dasſelbe dort aufſpeichernden Landwirthe auch lom-
baͤrdirt werden, d. H. gegen Verpfändung desſelben

Kredit in Anſpruch genoͤmmen werden kann. Gerade

weil der Landwirth heute noch in den meiſten Fällen

keinen Lombardkredit genießt, findet periodiſch ein

Maͤffenangebot von Getreide ſtatt, woraus dann für
den Handel ein Moment des Preisdruckes reſultirt,

d. h. der Gelegenheit, verhältnißmaͤßig wohlfeil geößere

Voͤrräthe an fich zu bringen. Dies iſt aber weder

im Intereſſe des Landwirkhs noch des Konſums, denn

einmal drückt ſolches periodiſches Maſſenangebot von

Getreide, namentlich um die Zeit der Quartalstermine,

die Preiſe, andererſeits kann der Konſum davon micht

profitireit, weil der Handel die Preiſe durch Zuück-

halten der Waaren, die erſt billig erworben wurden,

eher in die Höhe zu ſchrauben ſucht.“

di Bonifacius-Antiquatiat-

Dem Bonifatius⸗ Autiquariate liegt folgende Idee
zu Grunde: Jeder kath Geiſtliche gibt für
feine Bücher eine ziemliche Summe Geldes aus, viele
ſtecken in ihre Bücher gr oße Kapitalien Der
Tod macht die Bibliothek nicht blos für ſie ganz
werthlös, ſondern auch in der Regel fuͤr die
Erben nahezu werthlos. In der Regel koͤn—
nen die Erben bon den Büchern aus der Vibliothek
des verſtorbenen Geiſtlichen kein einziges gebrauchen,
im günſtigſten Falle das eine oder daͤs andere; die
Bücher werden alfo verkauft, verkauft um jeden Preis
an cinen Antiquariats Buchhändler — einen chriſt-
lichen, oft auch an einen jüdiſchen. Die ſchöne Biblio-
thet, auf deren Beſchaͤffung und Ausſtattung der ver-
florbene geiſtliche Herr ſo viel Geld und Fleß ver-
wendet, die ihni {o Lieb.und theuer war, wird für
wenige Mark losgeſchlagen und der Nutzen, der
daraus erzielt wird, iſt für die Erben ſelbſt in mas
terieller Beziehung ein ſehr geringer. Die Bibliothek
eines Geiſtüchen kann aber nach deſſen Tode ſogar
noch Unheil anrichten. Wie ſo? In der Bibliochel








eines Geiſtlichen finden ſich Bücher, die in die Hände
von Laien, insbeſondere in die Hände von Laien,
welche keine höheren Studien gemaͤcht haben, nicht
gehören. Wegen ſerner ſeelſorglichen Thaͤtigkeit war
er entweder zůr Anſchaffung ſoͤlcher Bücher genöthigt
oder ihr Befitz war doch wünſchenswerth und zweck-
dienlich. Ferner: Der Geiſtliche erhält vom Biſcho

— — — — —
zauchte mit verdoppelten Eifer und betrachtete drohenden
BlickeS. die unerhöpjflichen Regenwolken, als vor ſeinem
geiftigen Auge das Bild der hochgewachfenen Kammerfrau
Eveline Sutherlands erſchien. Ich dachte ganz mit mir
fertig‘ zu Tein,” ſagte Lenvir in Gedanken verfunken, - „als
ich fie in New-Orleans: im Stiche gelaſien hatte. E? war
ein {tolzes MädHen, und ich hHätte niemals gedacht, daß fie
mir dis bierher nachlaufen würde. Der Teufel aber ver-
itebt: die Frauen!. Sie hat mi baher verfolgt. Und
während ich fiebeinahe vergeffen‘ hatte, überrafchte Ke
mich: hier-und i{t im.Stande, mir die ſchlimmſten Streiche
zu {pielen.. Ich bin nur erftaunt darüber, wie rafd) ®
mir gelang, fie an jenem Abend zu befhwichtigen, al8 fie
micd im Gaͤrten don Maphmwood wie ein Geiſt üherraſchte
— „SchH muß- für dieſes alte, kluge Frauenzimmer ba
unten,, meine zukfünftige Schwiegermama, irgend eine Ge-
jchichte erfinden, welche meinen Hlöblidhen Reichthum glaub-
würdig macht ; ich werde dann ihre Einwiligung und ihren
Segen erhalten, dann aber nichts ſchleunigeres thun müſſen.
al8: der alten Tigerkaße die Wege zu weiſen. Was aber
Jebelta betrifft, o hat dieſes Maͤdchen den Teufel im
Leibe und ich muß ſehr vorfichtig gegen ſte vorgehen. Wenn
diefe FMeine, unglüclihe Sveline nur die geringjte Spur
der Energie Rebettas bejäße,: ‚ würde ecS _ MI ſehr ſchwer
fallen, fie auszuplündern... Ueberlege ich NNes, jo darf i
Rebefka nicht zum Außerkten Teizen. E3 bleibt mithin
nicht3 anderes übrig, als daß Sophie und ich durch die Flucht
deu hiefigen Hinderniſſen aus dem Wege gehen.“
Waͤhrend Lendir ſeinen Heirathägedanken_ derartig
Audienz gab;, faß die jchöne Sophie alein im Salon des
Erdgeichofies, und eine XluthH von Thränen benegte ihre
runden . Wangen. Der Grund ihrer Iraurigkeit war
3weifelhaft. Bieleicht Hatte.ihn das Regenmwetter, vicleicht
auch die Thatfache verfhuldet, daß Haſton Lehoir ſie den
ganzen Tag allein : gelajfjen hatte Sie war immer noch
beichäftigt, ihr Hochzeitstaichentuch zu ſticken, welches die
Bewunderung Lucy Sutherlands ſeiner Zeit erreat

hatte.
(Fortſetzung folgt.)








 
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