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Pfälzer Bote für Stadt und Land (26) — 1891

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Nr. 171 - Nr. 180 (31. Juli - 11. August)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44149#0709

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Eochu tagtic; mi Auönahme der Gonn und Feiertage-






— ; Breis vierteljährlich
B 1.20 "ohue ‚ Trägerlohn — Beftellungen
* — ꝛ 2 — — 7

— — —



er Nedakteur:







Beſtelluugen
WW den „Pfälzer Boten“ für die Monate
Luguft u. September werden noch fortwähreud bei
lmiutlichen Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen,
Olvie in anſerer Expedition Heidelberg , Zwinger-
aße 7 entgegengenommen. 2
Berlag des Pfälzer Bote.“

— —



Deutſches Reich.
* Berlin, 5. Augnſt. Miniſter Thielen empfing


IRg im Varortverkehr erbat. Der Minijter
rilärte {päteftenz am 1. April 1892, wahrſcheulich
NO früher, merde mit einer Vereinfachung des Fahr-
f‘3”tfi?lltl)eiens$ eine Ermäßigung des Fahrpreiſes flr
Boroͤrie eintreten, foweıt niht Mindereinnahmen
amit verbunden wären. —
== Fürft und Fürſtin Bizwarchk ſind wie-
der der Gegenſtand neuer „Enthüliungen“. Der
E fenjationeller Berichterftatter der „Times“ be-
Annte Fournalift v. Blowiz, ergänzt ſeine bereits
er gemachten. Mittheilungen, welche ihm der
deutiche Botfchafter Hraf Mün ſter gemecht haben
¶ Demzufolge foll Graf Münfter erzählt hahen:
Man weiß jehr wohl, daß ſich die Fürſtin Bis-
Mar immer für die von ihrem Gemahl befolgte Po-
Ütit interejfirt habe und daß fie immer lebhaften An-
Weil an ihr genommen. Sie betrachtete ihren Gemahl


Bluiſche und diplomaliſche Genie ſeiner Zeit. Sie
etrachtete ihn ais den wahren Begründer des deutſchen
eiches, und die ſeinem Vaterlande und ſeinem Herrn
Awieſenen Dienſte ſchienen ihr immer ſo groß zu ſein,
0ß ihr die ihm zugefügte kaiſerliche Ungnade wie
Äne That ungeheurer Ungerechtigkeit erſchienen Es
mar daher natürlich, daß ihr Unwille viel ſtärker war,
al8 der'iires Gatten; und, wenn man das in Auſchlas
Angt, wird man ſie vielleicht allerſeits entſchuldigen
Lin Diplomat — deſſen Namen ich nicht nennen will,
au8 Turcht ihın zu mißfallen, wie ich dem Grafen
Münfter miffallen habe — Hat mir ſebſt erzählt,
aßıfie, alz Kaijer Wilhelm 11 ſein Bildniß Ddem
Furſtel Bismarck alz Zeichen der Hochachtung üher-
Jandt habe/ das einfach Heuchelei genannt und das
Bildnik na Friedrichsruͤh gejandt habe damit e

Belehxt und Bekebhrf:
Erzählung von Gutmuth vom Walde.
12) Gaͤchdruck verboten)

7

Wiederum kam ein neuer Tag und wiederum ein Heller
Sonnenichein und friihes Leben in die Iluren. Anı frühen
Drgen war der alte Müler mit ſeixen Taglöhnern mit
Ausnahme des entlaffenen Matthiaz Reder aus Schauberg
in die Ernte gegangen. Ber dem alten Stollen ging man
gern in den Taglohn. Er war gerecht und leutſelig, zahlte
Sut und verabreichte Fräftige Koft: Lisbeth, weldhe das
Sieh nod vorher beforat hatte, erichien bald mit dem Zrüh-
Üüce auf dem Kur, um danı rültig an der Arheit Theil
u nehmen. AWuch Zoͤſe kam ſpäter nach; doch er arbeitete
Wenig und {prad gar nichts. Der VBater beopachete ihn
Mißtrauijh und {chüttelte ernit den Kopf, als des Mittags
Mmeinte, es möge wohl ein beſferer Gedanke bei Joſe
aB_greifen. :
Es 8 ſpäter Abend, bevor nach volbrachter Arbeit
auf dem deide das Vieh verjorat und Alles im Gehöfte in
Ördnung war. An diejem Nachmittage und AWbende batte
Tonft fein Mißton weiter daz Leben der Jamilie Stollen
Seltört, und man waͤr -übermüde vom hHeißen Tagewerk,
Atemlid) befriedigt zur Ruhe gegangen. Stille lagen Wohn-
au und Gehöfte: Der Nachtwind nur liſvelte Leije in den
Sanmaipfeln, und der Bach rauſchte nimmermüde Jein ein-
tönige8 Lied. Uın Himmel fHand die Mondfichel und einige
— zogen vor den wenigen Sternen geheimnißvoll
über



Es mochte nicht mehr weit von der Mitternachtsftunde
Jein, al 2 ekit des Erdgeihofies in der Muühle leife
difnete und-eine menichlidhe Geſtalt aus dem offenen


Über den Wi in den nahen Tannenbeftand. Dort

“!flurteteg?flfixien%ggng}emanb. Ein Beichen verſtändigte

beidẽ Nachtwandler. }

„Du famit nicht pünktlich,“ Iprach der Redermattes;

* er waͤr der Andere. Die elfte Stunde iſt ſchon länaſt
—7*

de
voruͤbe
















TT





——

dort im Pferdeſtalle aufgehaͤngt werde. Man könnte
ein ſolched Betragen verurtheilen, : wenn ſie ſich in
ihrer gewohnten Geiſtesverfaſſung befunden hätte.
Aber bei der tiefen Erregung und dem Zorne, die ſie
beherrſchten, könnte ja jede Heftigleit entſchuldbar
ſcheinen weil die Frau eiues Manne3 wie Biemarck
außer fich ſein mußte über die ihrem Gatten von dem
jungen Kaiſer — angeblich + zugefiügte Behandlung ! !
Die nat. lib.„Slraßb. Pojt“ - ftellt damitn jeine
Aeußerung zufammen, welche der bekannte Porträt: -
maler Leubach, ein Verktauier der Familie des
Fuͤrſten Bismarck gemacht haͤben ſoll. Sie geht dahin:
Die Fürſtin Bisniarck hat die ihrem Manne wider-
fahrene Behandlung viel ſchlimmer empfunden, als er
felbſt; ſie hat ſich noch mmer nicht davon erholt.
Sie fand {peziell, daß Molſte im Verhältuiß zu Ais-
marck viel beſſer behaͤndelt worden ſei. Man hat den
Feldmarſchall zum Praͤſidenten der Landesvertheidi
zungskorumifſion gemaͤcht und hat ihm Wohnung und
Gehalt gelaffen. Die Stellung/ die man ihm gegeben
hat! iſt in einer Beziehung der _ vorzuziehen, _ die er
früher hatte. Er hHat jetzt die Executive im Bereiche
von Feſtungen u { m. Früher hatte er der Behörde,
deren Chef er jetzt iſt, nur Vorſchläge zu machen.
Mein Mann haͤt 18 600 Penſion und iſt heraus.
der Marſchall aber iſt drin und hat eine würdige
Thätigkeit. Meinem Manne hat man nicht einmal
eine Wohnung in Berlin angeboten und hat ihn nit
der lunpigen Penfion ziehen laſſen. Freilich hat ihm
der Kaifer noch ſein Porträt gejchidt , .. das war
Alles.“ Bum Abdruck dieſer Mittheilungen he-
merft die „Straßb. Poft“ ſehr einfach: Man wird
zugeben, daß ſich dieſe Auslaſſungen SLenbach3 in
ganzen und gkoßen mit der Darſtelung von Blowis
decken. Der Bad. Landesztg.“ fährt der helle Zorn
in die Wer über die Veröffentlichung der „Straßb.
Poft“ ; ſie ſchreibt: „Wenn ein nat.-1ib. Blatt, _ wie
die „Straßb. Poſt“, einer folchen Leiſtung ſeine Spal-
ten öffnet und dieſelbe mit Woͤhlgefallen weifer ver-
hreiteh %o iſt dagegen ein enerziſcher Proteſt aller
Geſinnuugsgenoſſen am Platze. Die Wiedergahe des
Bloͤwiß'ſchen Maͤchwerts wirft auf die Denkweije der
„Boft“ ein etwas eigenthümliches Licht. — Die
„Candesztg.“ haͤt nicht ganz Uurecht. Eine Neußer-
ung, wie Diejenige über die Ausſchmückung der Pferde-
ſtalle gehört in keine deutſche Zeitung. Behe dem
Centrum3blatt, welches fie zu e x ſt veröffentücht hätte.

— Ein nettes Kleeblatt, die natAlib. Natidnal-
Ztg.“, die freiſinnige Voffiſche“ und der foztaldem.
Vorwärts?“ begegnen ſich heute in dem Gedanken,
Ruhig und zufrieden,“ pra FIofe.. „IH fürchtete,
entdect zu werden. Nun, wie ſteht es? Gehen wir zu-
Jammen ?“ }

„SGewiß,“ flüſterte der Andere, „E3 mangelt mir nur
an Geld, jonft wäre ich iede Stunde bereit,”

„Sür Geld jorge ih. Du jollit die beftimmte Summe
hHaben, wenn Du {o lange bei mir bleihſt, bis ich veſſende
Stelle habe; denn ich bin zu unbekannt in der Welt.

„Nun, ich bin deſts bekannter,“ lachte ziſchend der
Andere, das nächtlidge Duntel verbarg deſen böjen, ‚ ver-
rätheriichen Blick. „Alfo, Tein Vater wird Dir Geld geben?”

„WaZ geben? Ih nehme mir; e3 iſt ja mein Erbe !

Kecht {o,“ ſpoͤltete der RNedermattes. - „Ih fehe, Du
haſt mich begriffen. S3 iſt ja auch eine Orille, 10 {trenge
das Gewiffen zu fragen. Hat denn Dein Bater Geld?

„Ueber zweihundert Thaler liegen im Schrank!

Aber wie bekommen?“

Nun, übermorgen um dieſe Stunde findeſt Du Dich
an meinem Fenſter ein Mein Vater muß an Bormunds»
ſchafisgericht und kann unmöalich vor zehn Uhr Abendz
zurück fein Ich babe alſo den ganzen Tag BZeit, das Geld
zu nehmen. Iſt dann der Vater zu Haufe, dann forge ich
ſchon, daß man des folgenden Morgens Spuren eines Ein
bruchs wahrnimmt. Dir gebe iH hier durchs Jenſter das
Seld, damit man es bei mir nicht ſindet, und Du wirſt es
woͤhl ſonfiwo verbexgen können, bis wir ahzieben; denn
man fönnte ja bei Dir Hausjuchung Halten !”

Bei mir? Wieſo? Tforſchte der Andere.

„Mein Vater hat Dich nicht umſonſt entlaffen. Er
muß unjer Einverſtändniß bemerkt haben,“ fagte Joſe,

Der Redermaltes murmelte einen Fluch. Dann ziſchte
er leije; „Sut! Gut! Bei mir wird fiher nihtS gefunden.
Alſo denn, bis übermorgen! Aber hHalt, hier noch die Ant-
wort von der Lina. Sie läßt Dih grüßen !” —

Mit Hohnlachen auf den Lippen perſchwand der Ver-
führer im Gehölze.. Joſe erreichte fein Zimmer auf dem-
jelben Wege, auf dem er es verlaſſen, und las dort die
Zeilen der Lina





DaZ gewiffenloſe Mädchen ermunterte, den Zünalins,

















*

— — — — —
— — —



eine kleine JejuitenheBe in Scene zu ſetzen Die
beiden erſtgenannten Blätter nehmen dazu Veranlaffa
ung aus dem am Sonntag in dex Kirche gefeierten Feſttag
des hl. Ignatius, der im Jahre 1491, alſo vor 400
Jahren, geboren wurde; letzterer benutzt eine Be-
vrechung des vaterländiſchen Geſchichizunterrichts,
Alle dret aber finden ſich zuſammen in der alten Bers
leumdung/ der Zeſuitenorden habe den Grundfatz:
Der Zweck heiligt die Mittel". ‘ Beim „VBorwärts“
jhreibt - dazu die „Öermania‘‘, iſt das etwas ſehr
kühn, nachdem er erſt vor wenigen Wochen auf eine
öffentliche Aufforderung, dieſe Behauptung zu beweiſen,
einen kläglichen Rückzug angetreten hat. Wir wieder?
holen aber heute an alle drei Blätter die Aufforder-
ung, zu beweiſen, wo und wann der Zeſuitenorden
* Grundſatz gelehrt und ausgeübt hHabe. Wird
dieſer Beweis nicht erbracht und halten ſie troͤßdem
ſo werden ſie dem Vor-
wurfe nicht entgehen koͤnnen, daß ſie nach dem Gruͤnd-
ſatz verfahren: Verläumde nur friſch drauf los, es
bleibt immer etwas hängen.
* Bochum, 4 Aug. Folgende auffällige Mit-
theilung ‘ bringt die „Weftph. Voͤltsztg.“ des Hen Fus-
angel : „Wie man hört, iſt ſür die Zeit vom- 15.
Auguſt bis 15. September Herr Amtsrichter Neutamp
zum Unterſuchungsrichter beim Amtsgericht Bochurt
beſtellt, wird alſo auch die Baare ſche Unterſuchungs-
ſache bearbeiten müſſen. Herr Amigrichter Neukainp
iſt bei Herrn Baare Hausfreund und Dutzbruder ſei-
ner Söhne, Dieſer Umſtand iſt vom Herrn Land-
gerichtspraſidenten wahrſcheinlich überſehkn worden.
Selbſtverftäudlich wird Herr Amtsrichier Neukamp,
um über das Peinliche der Lage hinwegzukommen, ſo
viel Talt beſitzen, ſich für die Baare ſche Sache ais
Unterſuchungsrichter ſelbſt abzulehnen *
Bochum, 5. Auguſt. Der Staatsanwalt erließ
einen Steckbrief gegen den Redakteur Fußangel.



— — — —







Ausland.

* Mom, 5. Auguſt. Der Oſſervatore Romano
erflärt die Blättermeldung für Falfch, wonaͤch der
Vatikan an der neuen franzöſiſch⸗tatieniſchen Cre-
ditanſtalt betheiligt ſei oder irgendwelchen Einfluß
auf die Ernennung des Verwaltungsrathes ausube

* Paris, 5. Auguft. Das franzb ſi ſche Ge-
Ihwader des Wmirals Gervais wird auf ſeiner
Rückfahrt von Rußland nicht in Plymouth, wie An-
fangs beabſichtigt war, fandern nur in Portsmouth
aulaufen und dann nach Frankreich zurückkehren
binnenm einigen Tagen Schauberg verlaffen, da fie eine
Stelle bei einer vornehmen Familie, welche zur Zeit inr
AWiesSbaden fei, erbalten habe. Sie werde ihm zeitig ihre
Adreſſe zukommen Laffen.“ ;

„Nun um ſo eher fort,“ murmelte der Verſtockte und
langſam verbrannte er den Zettel an der Lafıpe.. Indem
er auffaute, ſah er das Bild des Gekreuzigten an feiner
Vard Noch einmal reote ſch der gute Engel mahnend in
ſeiner Seele. Doch er verfheuchte dieſe Mahnıung, indem
er mit ſündhaften Ged anken ſeinen Geiſt erfüllte:

Am dritten Taae nach dieſem Vorgange gab es in der
ſtillen Schwitzmühle eine gewaltige Aufregins Der Müler
war Tags zudox an’3 Gericht gegangen in Vormundſchafts-
jachen wegen der Kinder einer derſtorbenen Schweſter.
Abends um die zehnte Stunde war er müde nach Haus
gelommen und hatte fih, da Alles in Ordnung ſchien ſo-
fort zur Ruhe geleat. gisbeth. war die Erſte am foigen-
den Norgen. welche ihre Arbeit beainnen wollte. Die
Taglöhner waren Alle auf einige Tage entlaffen, weil die
erite Ernte Arheit vollendet war. Sin lauter Schrei des
Vädchens weckte den Müller, und als er angekleidet im
Wohnzimmer erſchien, ſtand er eben[o erſchrocken wie ſeine
Tochter Denn an einem offenen Feuſter war eine Scheibe
zerbrochen, der Schrank im Zimmer ftand offen, und ein
Staͤck Eiſen lag dayor. Sofort erkannte Peter daß er be-
tohlen worden war, und ein einziger Hlick in ein geheimes
Fach des Schrankes überzeugte ihn, daß all’ ſein baares
Held verſchtzunden fei. Unterdeſſen war auch die Haus-
frau voller Anaſt im SZimmer erſchienen.

Vas iſt geſchehen? fraate ſie unruhig

Bir ſind beſtohlen worden,“ ſprach finſtex der Müller.

„Beitohlen ? Um Himmels wilen, wann?

In dieſer Nacht, oder vielleicht geſtern ſchon, ſagte
ſehr ernſt der Müller, in deſſen Seele plötzlich ſehr eigen-
thümliche Bermuthungen aufitiegen.

„Geſtern {hon ?” fragte Lisbeth, den Bater verwun-
dert anblidend. „Wie meint Ihr das, Vater?“

(Fortſetzung folgt.)


 
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