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Pfälzer Bote für Stadt und Land (26) — 1891

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Nr. 31 - Nr. 40 (8. Februar - 19. Februar)
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Bjeheint, Cagl de Gonns und deiertage.
Bantfags vltt Unterhaltikgsbeilage Breig pierteljährlig
ME 120 ehne Trägeriohn ı. Voßlanfihlar, Beftelungen

hetbesr Boflandtalten u. bei ver Erpebition Zwingerſuaßẽ 7.












| ; ißemm.mz&[iéer Redalteur:
Jultut Jecer in Heidelberg.












ote

Anzeige-Blatt für die Amtsbezirte Heidelberg
Cadenburg, Weinheim, Schwebingen, Philippsbura,
Wiesloch, Bruchſal Bretten, Nedargemünd, Mossach,
Eberbach/ Buchen, Waͤlldůrn, T.Biſchofoh Wertheim 2C.











den 18.







A Zubrg.

Drud, Berlag u. Expedition von Gebr. Huber
in Heidelberg, Zwingerſtraße 7.



Beſtellungen
auf den „Vfälzer Soten-- für die Monate
Februar und März werden noch fortwähren bei ſämmt-
lichen Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen, ſowie in
unſerer Expedition Heidelberg, Zwingerfirafe 7
entgegenzenommen

der Mnfturm der Brediger gegen die yrenß.
Sperrgeldervorlage

ſagt mit Recht ein rheiniſches Cenfrumsblatt giht zu
eruſtem Nachdenken Anlaß. Was in aller Welt konnte
eine ganze Anzahl Prediger aus ganz Preußen be-
ſtimmen, eine Agitation gegen die Rückgabe der Sperr-
gelder zu beginnen, wie ſie es gethan haben? Es iſt
in der That kein anderes Motiv zu finden, als der
blinde Haß gegen die katholiſche Kirche, welche ſich
bei Leulen die doch Vertreter der Religion der Liebe
ſein wollen, erbärmlich ſchlecht ausnimmt. Was gehen
die Prediger die Sperrgelder an? Iſt etwa einem von
ihnen auch nur ein Pfennig geſperrt werden? Wollen
fie eiwa die Gelder haben? Kennen ſie das ſiebente
Gebot nicht mehr? Oder gilt bei ihnen dasſelbe nicht
mebr gegenüber den katholiſchen Prieſtern und Jeſuiten?
Mit „allen Mitteln“, erklären ſie ſoll „angeſichts
der hoͤchgradigen Beunruhigung“ gegen die Sperr-
geldervorlage agitirt werden, gegen eine Vorlage,
nicht etwa des Centrums, ſondern * der Regierung!
Ei, wie regierungsfromm doch dieſe ſalbungsvollen
Talarbrüder ſind:
„Neid, du haſt ſo ſüße Augen,
Zorn, du haſt ſo ſanfte Zunge!“

„Mit allen Mitteln“, alſo auch mit ungerechten,
verwerflichen! Die letztern gehören doch auch
zu allen Mitteln“ Merken denn die Herrſchaften
nicht auf weſſen Mühle ſie Waſſer leiten? Wenn
man das Eigenthum der Sperrgelder nicht mehr zu
achten brauchi, ſondern dieſes mit allen Mitteln bekämpft
werden kann, dann dürfte auch anderes Eigenthum
ohne Schutz ſein mitffen, — dann haben die So-
ziaͤldemokraten Recht, die Unterzeichneten des Aufrufs
aͤber die Pflicht. \ zu werden.





ihrerſeitsGenoſſen“
Wie würde ein Beyſchlag, ein Lic. Weber, ein Zöckler
und wie die Prediger alle heißen, Lärm ſchlagen,
wenn ihnen das Gehalt entzogen würde! Würden ſie,


lich auszahlen wollte, ſich auch mit „allen Mitteln“
dagegen ſträuben? Aber wir glauben kaum, daß es

ſo weit kommen würde; es hat zwar Prediger ge-
geben, die ſich „ſperren“ ließen um des Gewiſſens
willen, aber von manchen der jetzigen dürfte man

wohl ein ſolches nicht erwarten. Wir wollen nicht
fürchten, daß es ſoweit kommt, daß die Prediger
regierungsſeitig vor die Wahl geſtellt werden, ent-
weder ihr Gehalt zu verliren oder Geſetze gutzu-
heißen, die ſie nicht im Gewiſſen billigen können;
aber wenn es ſoweit käme, wie würde e& dann aus-
ſehen? Ob wohl alle Prediger auf ihr Gehalt ver-
zichteten, mit Frau und Kindern darbten, um nur
das Wort“ „lauter und rein“ predigen zu können?
Man ſollte es meinen, denn ſie find ja bibelfeſt, und
in der Bibel heißt es: „Wer Vater und Mutter mehr
lieb hat, als mich, der iſt meiner nicht werth,“ und
um des ſchnöden Mammons halber — nein, den
würden ſie nach Sanet Paulus für Koth achten, um
Chriſtus zu gewinnen. Und wären ſie in dieſer Lage,
wir würden die Erſten ſein, um ihr gutes Recht zu ver-
fechten, damit ſie wieder in den Beſitz ihres irdiſchen
Gutes kämen; jetzt liegt zufällig die Sache ſo, daß
es katholiſche Geiſtliche ſind, denen ihre Gehälter ge-
ſperrt wurden, nun verlangen wir auch von den
Predigern, daß ſie für das Eigenthum ihrer kathol.
Amtsbrüder eintreten. Aber ſo — gegen die Rück-
gabe mit „allen Mitteln“ zu eifern, nein, das iſt nicht
ſchön, — — — jeſuitiſch, „wenn „der Zweck die
Mittel heiligt,“ iſt es — ſozialdemokratiſch, da die
Sozialdemokraten ja auch laut ihrem Programm gegen
die jetzige Geſellſchaft, beſonders das Eigenthum, mit
„allen Mitteln? vorgehen wollen. Ob nicht die
andersdenkenden Prediger die Unterzeichner des Auf-
rufs desavouiren werden? Wir wollen es hoffen.



— — —

Deutſches Reich.

* Berlin, 11. Febr. — 250 Millionen Reichsan-
leihe und 200 Millionen preußiſche Anleihen werden
emittirt. 70 Banken in allen Reichstheilen nehmen
Subſkriptionen an, dazu die 200 Reichsbankſtellen.
In ſechs Terminen bis November kann die Einzahl-
ung geſchen — Mehrere Diviſionsgeneräle werden
zurücktreten, da der neue Generalſtabschef jünger iſt.
— Der Miniſter des Innern, Herrfurth erhält wegen
der Landgemeinde⸗Ordnung den Adel.

— Ueber den, wie geſtern mitgetheilt, am Dienſtag
zu Mainz verſtorbenen Hochw Domdekan Heinrich
bringt die „Köln. V.=3tg.“ deſſen letztes Auftreten
auf der Koblenzer Katholikenverſammlung in Erinner-



ung Auf der Koblenzer General⸗Verſammlung, ſo
ſo ſchreibt das Blatt, iſt er am 28. Auguſt v Irs.
zum letzten Mal vor die größere Offentlichkeit ge-
treten. Mir — und gewiß all, den andern 6000
Zuhörern — wird es eine unvergeßliche Etinnerung
ſein, wie der vierundſiebenzigjährige Ehren-Praͤſident
zwiſchen der mächtigen Rede des Pfarrers Wacker
und dem Schlußwort Windthorſt's ſich das Wort zu
einer ganz kurzen Anſprache erbat Er hatte im
Frühjahr eine ernſtere Krankheit überſtanden, aber
der freundliche Greis mit dem friſchen Geſicht und den
weißen Löckchen machte einen faſt jugendlichen Ein-
druck, a 8 er mit heller Stimme die Rieſenverſammlung
apoſtrophirte. Da hat er ſich ſelbſt das Memento
mori geſprochen, welches am heuͤtigen Tage ſo ein-
dringlich ihren Kindern predigt; er haͤt daran erinnert,
daß ihm gerade im laufenden Jahre drei ſeiner liebſten
Jugendfreunde geſtorben ſeien, Moufang, Ohler und
Hettinger, und daß er in derſelben Woche, in der
Hettinger ſtarb, ſelbſt die Sterbſakramente empfangen
habe. Aber „melancholiſch zu ſein“, brachte er nicht
fertig, und in einem Gemiſch ven wirklicher Rührung
und echter Heiterkeit hörte die Verſammlung ſeine Er
mahnung zu, eifrig zu ſein und einig und freudig.
Es kam ihm gewiß alles voͤm Herzen, aber der letzie
Theil der Mahnung anſcheinend ganz befonders.
„Traurxigkeit iſt der Tod, Freude iſt Leben. Einen
fröhlichen Geber hat Gott lieb. Warum ſollten wir
denn nicht freudig ſein, wenn Gott mit uns iſt?
Einer, vor dem ich in vielen Beziehungen großen
Reſpeet habe, hat geſagt, wir Deutſchen fürchten nichts
als Gott allein. Es iſt nur die Frage, wie es mit
dieſer Furcht Gottes ſteht Gottesfurchi iſt Frbmmig-
feit, iſt die Liebe Goites: Die Furcht Goͤttes iſt der
Anfang der Weisheit. Man kann aber auch die Furcht
Gottes verſtehen als einen Schrecken vor einem Uebel
vor einem Feind, und in dieſer Beziehung fürchte ich
Gott nicht. Im Gegentheil, er iſt der Grund all'
meines Muthes.“ Dann kam noch eine kurze Er-
innerung an all' die ſchweren Zeiten, die er durch-
Vmacht, und die ſchließlich doch immer auch gute
Folgen gehabt, die Repolution, die Kriegsperiode und
der Culturkampf, und dann der Schluß: „Liebe
Herren! Wir wollen uns nicht fürchten, wir wollen
nicht traurig ſein, ſondern voll Freude woͤllen
wir wiedex an's Werk gehen und, ſo lange Gott es
haben will, darin muthig und freudig ausharren!“
Gott hat es nicht mehr lange gewollt: noch nicht ein
halbes Jahr ſpäter hat Goͤtt ſeinen treuen Diener,
der 74 Jahre lang ihm eifrig und freudig gedient,









——

falls man ihnen einbehaltene Gehaltſummen nachträg-

HohengeroldöseR.
Ein hiſtoriſcher Roman aus dem 13. Jahrhundert
von (Nachdr. verb.)
ZIohann Rarl Renrpf,
Dr. phil,
Der Probſt von Lahr, im Hintergrunde ſitzend, konnte
nicht 84* 4 dieſe liebenswürdigen Aufforderungen
jeinen Becher zu erareifen und wortkarg, wie et ſonſt war,
erhob ſich der dicke Herr mühevall von ſeinem Sitze und
indem er den Schweiß von der Stirne wiſchte hub er an:

Einen fröhlichen Geber ſeanet Gott, darum ſei das
Haus, deſſen Gaſtfreundſchaft wir genießen, gefegnet, Treue
geloben wir ihm als aufrichtige Untertbanen und ſo lange
die Kloftergloden unjeres Ordens läuten, ſoll Geroldsed
unter dem Schuͤtze des Allerhöchiten ſtehen; liebe Brüder,
ſprach der Wbt ergriffen weiter, „LaBt uns nach gutem
altem Brauch unjerer Vaͤter die Kannen nehmen und auf
das Wohl des Hauſes einen urkräftigen Zug thun.“

Kurz und kraͤftig war die Rede des Probites und fie
Hatte Wuͤ ** verfehlt! Seiner Aufforderung
Hadhkommend, griffen alle, Männlein und Weiblein zu den
Bechern, Kannen und Keichen; die Deckel derſelben fuhren
geräufhvoll auf und das Geſundheittrinken mit den liebens-
wärdigen. HauSwirthen wollte kein Ende nehmen.

Mit vieler Mühe war endlih Bater Hyazinih dazu zu
bewegen gewejen, an der Unterhaltung im Garten theilzu-
nehmen, er durfte heute keine Musnahme machen.

Stumm und ſtill faß der Bater auf feinem Stuhle, die
Hände auf dem Schoke zujammengelent, die beiden Daumen
wirbelnd und darüber bhilolophierend, wiedoch die Men-
ichen al8 denkende perjonifisterte Geiſtex ſich von dem
dummen fimplen Kobold, der da heißt Durſt, ſo leicht,
meiiten8 obne allen Widerſtreit leiten und verieiten laſſen,
ie, ( zu jeder Tageszeit ihm eraeben. Und was iſt denn
eigentlih der Durit und wie kam er in die Welt ? , Der
gute Durft oder der Trunk in Ehren ‚fommbt vom Schoͤpfer-
aber der heiße Durit oder das böfe Trinken iſt Teufel8-

werk, Gott bewahre mich !
Nun Bruder Hyazinth,“ erweckte ihn freundlich der




„den Kopf nicht ſo hängen laſſen, ſchüttle deinen alten
Menſchen auf einige Stunden ab und nehme Art an, er-
zähle uns etwas ich weiß, du biſt viel gereiſt und weit in
der Welt herumgekonimen und haſt viele Erlebniſſe gekoſtet,
heraus damit.“

Nach einigem Zögecn exklärte Hyazinth befcheiden : „der
Erſte, lieber Bruder, mag ich nicht jein, ich fürchte, daß der-
jenige Stoff, den ich zu erzählen beabſichtigte, am Ende
Tangweilig für die thatendurftige, kriegskundiae edle und
hohẽ Geſellſchaft ausfallen könnte aber du Bruͤder Zhriak,

du bift-befannt als Geſchichtsforſcher, haſt por nicht langer
Zeit einen Gegenſtand behandelt, der gewiß vor allem das!
lebhafteſte Intereffe, hier in Anfpruch nehmen dürfte,“ und {
zu den Herren ſich wendend fuhr Hyazinth fort‘: „Wenigen ;
dürfte der Urfprung und die früheren Schifjale des Haujes |
Geroldseck betannt ſein, hier in dem hochwürdigen Probſt
Byriak befißen wir ein darüber Kunde bringende3 leben- }
diges. Buch, das aufzuſchlagen Sie gefälliaſt belieben.“ „Fn |
der That, das wäre für ung fo ein Thema,“ munterte
Walther auf, „mir felbſt iſt manches über meine Altvordern
unbekannt und umjomehr würde es mich freuen aus dem
Munde eines ſo Schriftkundigen die Geſchichte zu ver-
nehmen! —
Daͤraufhin konnte der Probſt nicht anders und er fing

nächdenkend an, ; nachdem er ſein Sammetkäpplein etwas
mehr gegen den Nacken gerückt hHatte. .
„Im Namen der heiligen Dreifaltigfeit, Amen. Vom

Urſpruͤng und Herkommen der wohl- und hochgeborenen
und hochgemuthen Hertn von Geroldseck.

Die Vorfahren, Grafen in Schwaben und Elſaß, haben
ihren Urjprung von den edlen Römern und Senatoribus,
wie dies uͤns die Chroniken, Schriften und Stammbänme }
aufs Glaubhafteſte beweiſen Nicht minder aber geht dies !
au8 den Katferlichen RKechten und Bevorzugungen zur Ge-
nüce Herbor, die das hochedle Geſchlecht von jeher be-
ſeſſen hat

Bu Beiten Karls des Großen
ſchlechler von Kom mit Papſt A
Deutſchland gezogen und unter

ſind viele treffliche Ge-
il und dem Kaiſer nach
°n befand ſich auch ein








edler Herr, SGerold-genannt, der hernach ſeinen Wohnſitz
auf dem Bufjau, unweit Riedlingen nahm und ſich Herzog
zu Schwaben. Hraf zu Buſſau nannte. Dies iſt auch ur-
fundlih in den Ehroniken von der Reichenau und an andern
Orten nachgewieſen, aufgefunden worden. Genaunter Ge-
rold iſt ſpäter auch ein Herr und Markgraf in Oeſterreich
geworden ‚er hotte zwei Söhne, Gexold Berchtold - genannt,
die beide den Titel Herzog von Schwaben und Graf von
dem Buſſau führten.- Fn ſelbiger Zeit führten iedoch viele
Fürſten den Titel Herzog von Schwaben,, . fo etlidhe in
Zürich, etliche auf Sankt VBitsberr, der jeBt Ravensburs


und Einigunds Eltern.

ganzen Landes Schwaben geweſen ift. Außer dem vielge-


der Kanzler Kailex Ludwig I, daß ſich auch-zwei Fürften,
Hildobrandum und Thalition, im Gefolge des Paͤpftes und
Kaiſers von Rom befanden, die nach Schwaben und Bayern
geſetzt wurden, damit fie mit dieſen Völkern dem Maifer in
den an vielen Orten des großen rbmiſches Reches ent-
brannten Kriegen zu Hilfe kommen. Wie dieſe, that eben-
falls der als Graf zum Buſigu und Kapitener in Schwaben
und Bapern genannte Gerold. Etliche find auch der Mei-
nung, Gerold ſei Hildebrandus Sohn und.ein Bruder
Adolindis, der Stifterin des Gotteshauſes und freien
Stiftes zu Buchau und St. Hildegards die Kaifer Karlius
Hausfrau geweſen ſei.

Weiter geſchieht in der Chronik von Reichenau, *
aben,


vold, welcher dem Gotteshaus Reichenau beſonders geneigt
gewejen, bei dem Kaiſer die Ermächtigung für die Ronvent»
hexren auf der Reichenau und in St. Gallen erlangt hat,

wie xorher ein Rö-

(Fovtſetzung folgt)


 
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