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Pfälzer Bote für Stadt und Land (26) — 1891

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Nr. 1 - Nr. 10 (1. Januar - 14. Januar)
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Anzeige⸗Blatt für die Amtsbezirte Heidelberg,
Ladenburg, Weinheim, Schwetzingen PhilippSburg,
Wiesloch, Bruchſal, Bretten, Neckargemund, Mosbach,
Eberbach/ Buchen, Walldůrn, T.-Biſchofsh. Wertheim 2C,





















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%r ( — . Deidelberg, Freitag, den 9. Zannar 1091 — — 7, — | 4 —



| Beſtellungen
auf den „Pfälzer Boten für das 1. Quartal
1891 werden noch fortwährend bei ſämmtlichen Poſt-

auſtalten, bei unſeren Traͤgerinnen, ſowie in unſerer


genommen.







— 2

V 2 383 f A H I zey
de Eozialdemokratie uud der

Unter dieſer Ueberſchrift veröffentli
Bauer“ einen Artikel, den wir nachdr
achtung empfehlen, namentlich für den Fall, daß
Soͤzialdemokratie mit ihrem angedrohten Etoberungs-
zug auf's platte Land Ernſt macht. Er beginnt mit





be
folgendem Citat aus einem ſozialdemokratiſchen Blatte;
Der internationale Getreidehandel wirkt mächtig auf
die Zerſtörung des Bauernſtandes ein, ſo daß dieſes
letzte Bollwerk der geſchichtlichen und chriſtlichen Ge-
ſellſchaft raſch zu Grunde gehen muß. Die letzte
Stunde für den Bauer alten Schlages, der in ganz
vornirten, provinziellen und nationalen Vorurtheilen
aufgeht, rückt heran; wir haben nur Urſache uns
darüber zu freuen, daß das feſteſte Bollwerk der
eonſervatiden Beſtrebungen unterwaſchen wird.“ Dann
heißt es weiter: „Das waren unfreundliche, den
Untergang des Bauernſtandes preiſende Worte. Jetzt
vill die Sozialdemokratie dieſes Bollwerk der Ord-
nung ſelbſt in Angriff nehmen, es ihrerſeits zu zer-
ſtören. „Noch haben wir keinen ſozialdemokratiſchen
Bauern“, ſagte in Halle der Sozialdemokrat Blos;
aber alle Führer erklärten wiederholt, die ländliche
Bevölkerung für ihre Partei zu gewinnen, ſei jetzt
die erſte und wichtigſte Aufgabe. „Alſo Bauer, paß
up', damit alle Verſuche, alle Wühlereien an den


auch noch nach weitern Jahren die Sozialdemokraten
ſagen müſſen: „Sozialdemokratiſche Bauern haben wir
nicht.“ Die Sozialdemokratie erſtreht
den Umſturz der geſellſchaftlichen Ord-
nung, des Thrones und des Chriſtenthums;
vie Republik, die Aufhebung des Eigen-
thums, der Atheismus und Unglaube
ſind ihre Ziele.“ Dieſe Sätze werden dann mit
einer Menge von ſozialdemokratiſchen Geſtändniſſen
im Einzelnen begründet. „Das iſt“, ſchließt der Ar-
tikel „ohne Uebertreibung, nach Reden und Schriften
der Sozialdemokraten, deren geprieſener Zukunftsſtaat,






Eigenthums, eine Welt von Ruinen, und ſicher, im
Kampfe Aller gegen Alle,ein Meer von
Blut! Dies Unglüd von uns und unſeren Kindern,
von unſerem Vaterland abzuwenden, iſt unſere höchſte
Pflicht. Wie auch ſonſt berechtigte Klagen zu erheben,
Uebelſtände zu beſeitigen find: auf den Wegen der
Sozialdemolratie liegt die Hülfe und Rettung nicht.
Wie auch ſonſt die Meinungen auseinandergehen,
nüber dem an beſonders jetzt
auch auf die ländlich
ſinnten zur Abwehrtt ;
Mitglieder beider chriſtlichen Coͤnfeſſionen ſich die
Hand reichen, den Feinden des Chriſtenthums vereint
ent gegenzutreten.

















— K —
— Ruſſiſchee.

Ueber die Zuſtände innerhalb der ſozialrevo-

lutionären Partei Rußlands bringt das
Organ der deutſchen Revolutionäre, das „Vorwärts“

(früher Berliner Volksblatt) einen „Simen Petreff“
unterzeichneten Artikel, dem wir Folgendes entnehmen:
„Seit dem Verſchwinden des Executiv-Comitkes fehlt
es an jeder Organiſation, um ein einheitliches plan-
volles Vorgehen der zerſteuten ſozialiſtiſchen Kräfte
herbeizuführen. Kein Zweifel, myſteriöſe Hausſuch-
ungen fortgeſetzte Verhaftungen in verſchiedenen Städten
des Reiches, zahlreiche Ueberführungen nach Sibirien,
in den meiſten Fällen ohne Urtheil, einfach auf ad-
miniſtrativen Befehl, das ſind für den aufmerkſamen
Beobachter ebenſoviele Anzeichen, daß in Rußland
eine tiefe Gährung weiter und weiter um ſich greift,
ohne daß die Polizei ihrer Herr zu werden vermöchte,
Indes das Schweigen der loyalen Preſſe, der von
der Regierung der Maulkorb angelegt ift, das Ver-
ſchwinden von Organen der kuſſiſchen und aus-
ländiſchen geheimen Preſſe, mochten ſie auch weniger
bedeutend und einflußreich ſein, das alles ſcheint
Zeugniß abzulegen von einer allgemeinen Schwäch-
ung der oppoͤſitionellen Bewegung. Man könnte
glauben, die Polizeiwillkür triumphire unbeſtritten in
Rußland, die Geiſter gäben ſich damit zufrieden und
wählten Entſagung gegenüber dem lnlbnderlichen
Weitere Symptome ſind geeignet, dieſe Anſicht zu be-
ſtärken. Eines der maͤßgebenſten Mitglieder des
Executiv⸗ Comitees, das ſozuſagen ſeine „Feder“ war, iſt
mit Sack und Pack in das Lager der allerextremſten
Reactionäre übergegangen; Flüchtlinge, mehr oder
weniger bedeutende, die den Ruf großer politiſcher
Feſtigkeit und Unbeſtechlichkeit genoſſen, haben ſich



heit zu erbitten und ſo nach Rußland heimzukehren;
uuter den ruſſiſchen Kevolutionären fonnte ein
Organ entſtehen, konnten Perſönlichkeiten auftreten,
die ihren Entſchluß verkündigten, „für den Augen-
blick“ und aus taktiſchen Gründen jedes ſozialiſtiſche
Prinzip fallen zu laſſen; andererſeits wieder betrachiet
die Majorität der revolutionären Jugend die terrori-
ſtiſchen Attentate nicht nur als ein „nothwendiges
Uebelt, wie das Exeeutib-Comitee von 1880—1884
erklärt hatte, ſondern entſprechend den Anſchauungen,
die in den alten, vom Comitee abgewieſenen Bro-
ſchüren von Morozof und Tarnowsky bertreten wurden,
als das beinahe einzig mögliche Syſtem des politiſchen
Kampfes; ja, e& haben ſich unter den ruſſiſchen Flücht-
lingen Kroteſte erhoben, gegen das einſtmaͤlige Prin-
zip dieſes Comitees, keine terroriſtiſchen Attentate
außerhalb der Grenzen des ruſſiſchen Reiches zu be-
gehen, und ein Glied der polniſchen Partei, die der
ruſſiſchen verbündet und gegenwärtig viel feſter or-
ganiſirt iſt, als dieſe, hat auf eigene Verantwortung,
ohne ſeine Partei zu befragen, alſo thatſächlich dem
Prinzip des extremſten Anarchismus folgend, in Paris
einen Poliziſten ermordet. Dieſer Mangel jeder Or-
ganiſation, der bis zur Anarchie führt, dieſer Mangel
jeder klaren Auffaſſung der Prinzipien, der es er-
möglicht, daß bald der Sozialismus, bald der Kampf
gegen die Willküx verleugnet wird, dieſer Mangel an
Taktik, der an Stelle des ſozialen und. politifchen
Zieles etwas ſetzt, das höchſiens ein Mittel ſein
könnte, wahrhaftig das ſind traurige Symptome und
man kann ſich in die Seele Derer hineinverfetzen, die
da überzeugt ſind, daß die Politik der Miniſter Alex-
ander's ‚II die Feinde der Autokratie vernichtet haͤt,
und auch Diejenigen begreifen, die an einer beſſern
Zukunft ihres Vaterlandes verzweifelnd ihr Haupt

*





Deutſches Reich.
Berlin, 7. Jan. Die Großherzogin von Baden
iſt heute früh 8 Uhr hier eingetroffen.

— Der im Kulturkampf“ unterdrückte hieſige
katholiſche Gefellenverein iſt wieder er
richtet worden, nachdem der Polizei-Präſident die
Statuten jüngſt genehmigt hat. — Zu Neujahr
waren von hier allein 2'/4 Millionen Siadtbriefe zu
befördern, dann die Fluth von außerhalb.

Limburg a. d. Lahn, 6. Zan. Die heutige
unter dem Vorſitz des Abg. Cahensly tagende Ver-

ſammlung zu Gunſten der eonfeffionellen Schulen iſt















Umſturz von Altar und Thron, Vernichtung des ! dazu herbei gelaſſen, Amneſtie für ihre Vergangen- glänzend derlaufen unter ſtarker Betheiligung aus
26) — Sproß. — (Madd. versy | — E8 war noch Niemand in der Wohnftube, al er die- y zu zeriprengen drohen. Sie fol Ales wijen, was idh em-

Novelle von Antonie Haupt.

„Sie kommen meinem Wunſche zuvor,“ fliſſterte er
Haltig ; „ich waate es nicht, Sie darum zu bitten.“

Ais jebt Ehrhardt ſich erhob, um den Rückpeg anzu-
treten, ſaate er zu diejfem: „Ich begleite Sie nicht, ſandern
werde, der freindlichen Einladung des Herrn Direktors
eingedenk, die Nacht über Hier bleiben, um morgen in der
Fruͤhe mit Doktor Waldburg nach B. zurüdzukehren.

Die Wirkung dieſer Worte war eine unbeſchreibliche.
Anfangs glaubte man, er wolle einen ſchlechten Scherz
machen! aſs er aber ernſthaft, faſt melancholiſch, bei ſeiner
Ausſage blieb, ſtürmte ein wahres Kreuzfeuer von Fragen
Bitten und Beſchwöxungen auf die Beiden ein.

Nur Liane ſagte Nichts; tief erblaßt hatte ſie ihre
großen Augen fragend auf Adalbert gerichtet, dex mit einem
jeltjamen Ausdruck von Entſchloſſenheit die Behauptung
des Profeſſor beftätigte.

Als alle Bitten und Vorſtehlungen die Freunde von
ihrem plötzlichen unerwarteten Beſchluße nicht abbringen
fonnten, ging Mar zuletzt ganz verdrießlich weai ſeine
heitere Lgune hatte einen bedenklichen Stoß erlitten. Auch
auf den Zurückgebliebenen laſtete die Abichieds Stimmung
mit bleiernem Druck; es war, als ob Jeder Etwas guf
dem Herzen habe. was er jagen müſſe Und dennoch ſaßen
Alle ſchweiaſam da, und ein fließendes Geſpräch kam nicht
mehr in den Gang obaleich man möalichſt lange bei ein-
ander blieb

Das Morgengrauen des folgenden Taaes fand Adal-
bert noch angefleidet, bleich und durchwacht Es war eine
ſchreckliche Nacht für ihn gewejen. ‚Bu Bett war er nicht
gegangen; warum follte er der alten Gewohnheit fröhnen?
Erjt Hürmte er ganz außer ſich im Zimmer auf und ab,
dann flüſterte er Lianen’3 Namen, im Ton der zärtlichſten
Qiebe dann wieder ſchalt er ſich ſelbſt unmännlich und
ſchwaͤch Zetzt aber war es vorüder — der tobende Schmerz
Hatte einer ruhigen Wehmuth Vlas gemacht. Erhobenen
HaupteS ging er leiſe hinunter, um die letzte Stunde vor
jeiner Wbfahrt mit den Freunden zu verbringen.

ſelbe betrat; bald nach ihm aber kam der Profeſſor, der
gleichſam, als ob er ahne, was in ſeiner Seele vorgegangen,
mit mildem Lächeln ſich ihm näherte.

Es taugt Nichts für uns Beide — das zauberiſche
Moſelland, ſagte er weich, „und es iſt gut, daß wir in eine
andere Atmoſphäre kommen.”

Adalbert nickte nur {tumm und reichte dem Freunde
die Hand, welche dieſer mit Wärme ergriff.

Leiſe, ganz leiſe erſchien jeßt Liane, ein wenia bleicher
* * doch mit reizendem Lächeln den Morgengruß
ietend.

Liebes Fräulein,” ſagte Habeſch in elegiſcher Stimm-
ung, „wollten Sie uns nicht ein Abſchiedslied mit auf die
Reiſe geben?“

Recht gern,” war Lianens Antwort. Damit trat ſie
zum Inſtrument und ſchlug die Taſten an.

Adalbert erſchrak Sollte er ſich noch einmal der be-
ſtrickenden Gewalt ihrer Töne ausſetzen? — Nein, das
konnte, das durfte nicht ſein! Er wollte ſich entfernen, doch
wie feitgebannt blieb er, als die erſten Klänge des Feska
ſchen Abſchiedsliedes ſein Ohr berührten:

Mit tiefer Wehmuth begann Liane:

Ich joll ein Lied zum Abſchied ſingen,
Und freudig ſoll mein Rufen ſein,
Den tieſſten Schmerz ſoll ich bezwinaen,
Und lächeln ſoll mein Auge drein.“

„Sirne, verführeriſche Sirne!” flüſterte Wdalbert, der
ſo weit als möalich von ihr entfernt am Fenſter lehute.

Sch ſeh Dir bangt, den Schmerz zu fühlen,
Den Schmerz, der auch in Deine Seele dringt.“

Er lachte bitter vor ſich hin Wie ein rührender,
flehendlicher Angſtruf toͤnte es jetzt:
O wole nicht mit Liebe ſpielen,
Was Liebe will bezwinge nicht!”
Die letzten Worte hatte ſie faſt unhörbax gehaucht.

„Was Liebe will bezwinge nicht,” flüſterte auch Adalbert;
dann fuhr er auf: „Nein! ich will meine Gefühle nicht





mehr länger im Innern verſchließen, da ſie mir die Bruſt



pfunden, was ich gelitten, dann mag —

„Saß mir die Freud, in meinem Herzen,

Daß ich Dich 1ıebd’. O lebe wohl!

Laß mir die ſchönſten meiner Schmerzen,

Eie lacheln auch. Leb wohl, Ieb’ mwohl !”

ſang ſie ietzt mit einem unbeſchreibiichen Augdrud von
Schmerz und Entjagung.
NN doch wahr! Sie lieht mich ſie liebt
mid) doch! Wie koͤnnte ſie mit ſo wahren erfhiltternden
Tönen einen ſolchen Schmerz heuchein !“

Er itürmte vor — an ſein derz wollte er ſie ziehen in
Liebe und Verehrung.

„Thor, der ich bin,“ ſtand er plötzlich ſtill, „eS war ja
nur en Lied, das ſie aut vorgetragen! Und — Mar ver-
gib mir,“ flüſterte er.

Das legte Lebewohl war traurig verhallt. Bewegt
trat der Brofefior zu Lianen und reichte ihr, die Hand.
Walbert aber ſtand wie eine Bildſäule ın der Mitte des
Zimmers.

„ danke Ihnen,” murmelte er tonlos. ;

Keiner von den Dreien ſprach mehr, auch der Direktor
und Frau Leſſepich brachten eine jo wehmüthige Stimmung
mit, dab. Adelbert förmlich aufathmete, al der langgezo>
2 „Boot kommt!“ eine rafhe Trennung Herbei-

rte.
Ter alte Herr gab ſeinen jungen Freunden das Ge-
leite bi$ an den Kahn! Frau Lrfjenih und Liane aber
verabichiedeten ſich bereits an der Gartenthüre.

. Mit ſtarrer Ruhe trat Adalbert vor die geiſterhaft
bleiche Liane hin. ; x

„Seben Sie wohl und glüclich!, ilüſterte er.

Sie legte automatenbaft ihre eifig, falte Hand in die
jeine, — da drohte die gewaltjam errungene Fafjung ihn
zu — N

‚„Mögen Sie nie in Wahrheit den Schmerz an ſich er-
fahren, den Sie in Ihrem Lied {o ergreifenb‚äaumhüußfl
druck gebracht hHaben !“ fagte er mit bebender Stimme.

(Sortjegung folgt.)




































































 
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