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Pfälzer Bote für Stadt und Land (26) — 1891

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Nr. 51 - Nr. 60 (4. März - 14. März)
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JEr

ffang
Uhr.




Efheint taglıd nır Muguahme der Sonit- und Feiertage,
GamfiagS mit‘ Unterhaltingsbeilage. , Preis vierleljahrlich
. 120 ohne Zrägerlohn m. Boftauffchlag, Beſtellungen
bei den Boftanftalten u. bei ber — — *





Berantwortlicher Nebakteur :
Juliut Yeder in Heidelberg.



























Beſtellungen
auf den „Pfalzer Boten“ für den Monat März
merden fortwährend bei fämmtlihen Poftanftalten,
@& unjeren Trägerinnen, ſowie in unſerer Expedition
Seidelberg, Zwingerfiraße 7 entgegengenommen.
} { — RR ET

Der Jeſuit P. Aſchenbrenner an dem Schlachtfelde.

Im letzten deutſch⸗franzöſiſchen Kriege war Le
Bourget ein wichtiger Punkt für die Belagerung3-
armee vor Paris und war von den Garden genom-
Einem mit weit überlegenen Kräften
gemachten Ausfall konnte die Beſaßung von Le
Bourget nicht widerſtehen und mußte diẽ Pofition
räumen. Der Ort mußte aber wieder genommen
werden und es erging an die Garde der Befehl, dies
mit ſturmender Hand zu thun. Die Franzoſen hat-
ten ſich in den Ort derart feſtgeſetzt, daß faſt jedes
Haus eine kleine Feſtung war. Bie Garde-Artillerie
hatte die ſchwere Aufgabe, durch ihr Feuer die Ent-






unter dem Feuer der gewaltigen Feſtungsgeſchütze
der franzöſiſchen Forts. Die Aufgabe war. noch
ſchwieriger für die hraxen Schwaͤrzkragen, da ſiẽ
einem etwaigen Angriffe franzöſiſcher Infanterie gegen-
über nur auf ſich felbſt angewieſen waren, weil die
Tämmtliche Garde Infanterie bereit ſtand, falls es
Noth that, den Sturmkolounen nachzurücken.

Ein deutſcher Schriftſteller, ein intimer Freund
eines hoͤheren Gardeoffiziers, wohnte der Schlacht
als Augenzeuge bei und ſchildert den Vorgang: Ain
Morgen dieſes Ehrentages der Garde bedeckte erſt
dichter Nebel die ganze Gegend und die Dispoſitionen
waren ſo getroffen, daß bei Schwinden des Nebels
jofort der Angriff beginnen follte. Der gedachte
Offizier ſagte mir, er habe niemals in ſeinem Leben
mit mehr Spannung dem Kampfe der Sonne mit dent
Nebel zugeſehen wie hier vor Le Bourget bei dem
Gedanken. daß der erſte Strahl der duͤrchbrechenden
Sonne auch das Signal zu einem mibrderiſchen
Kampfe ſein würde, aus welchem viele der braͤben
Gaͤrdiſten nicht lebend zurückkehren würden. In8be-
ſondere habe ihn die Garde-Artillerie intereffirt, die


hervorzubrechen und ihre Geſchoſfe auf die zum Ent?
ſatz von Le Bourget heranrückenden Frauzoſen zu

H%Hobhengerolösec.,
Ein hiſtoriſcher Roman aus dem 13. Jahrhundert
von Nachdr. verb.)
Aohavn Barl Kempf,
Dr. phil

Hoͤchſte Zeit, um nicht 'Derra}ben zu werden, war es
noch ein letzter Kuß und ſchluchaend trennten
e ſich.

„Ach, Scheiden, immer Scheiden,
Wer hat dich doch erdacht?
Haſt mir mein junges Herze
Aus Freud in Trauer bracht.
Nun muß dich Gott bewahren,
In aller Tugend ſparen,
Bis das ich wiederkomm.“

Altes Volkstied)

IN

€ iteht eine Lind in jenem Thal,

Darauf da ſitzt Frau Nachtigall.

Frau Nachtigall, kleins Waldvogelein !

Du fleugſt den grünen Wald aus und ein;

Ich wollr Dır ſoͤliſt mein Bote fein

Und Niegen zu der Heralerliebiten. mein.“
Altes Volkslieh.)

Seit, der letzten Rüdkunft von Hohenageroldaed aing
eine merkliche Nenderung in dem Gemiith des jungen Rit-
ters Hans von Schnellingen vor ſich Sonit fröhlich,
wunter und auter Dinge, wurde er erniter, nachdenklicher
und wortfarger; man fah es ihm dentlich an, e8 mußte
ihm ctwas befjonders Wichtiges im Kopf herum gehen.

Man haͤtte glauben ſollen, daß er ſich in feiner Lage
glüclich Ihäbe, einent Hern zu dienen, deſſen Namen. und


ben ‚Verbreitet par Ein Ritter desjenigen ‚zW-fein, den die
Seijtlichteit und. nicht minder der Adel hoch ſchätzte der
bei den Bürgern und Bauern das größte Bertrauen bejaß
und den übermüthigen Freiherrn von Regensbers und die
Mäüchtigen ränkeſüchtigen Grafen von Toggenburg gede-
nuthiat hatte. Aber all dies kettete Hans nicht mehr an




























— — — — —

MM


















Bewegung, und in vollem Galopp ſen beſonders die
Garde⸗Artillerie davongeritten und habe eine zwar
ſehr geeignete, aber auch ſehr gefahrpolle Stellung
genommen Die Forts feuerten ſofort mit ihren
Rieſengeſchützen auf die Garde-Artillerie, welches dieſe
mit ihren Feldgeſchützen nicht erwidern konnte. Es
blieb ihr auch keine Zeit dazu, denn von allen Seiten
eilte franzöſiſche Infantexie herbei, theils die gefähr-
dete Beſatzung von Le Bourget zu verſtärken, theils
die ihnen — Poſition der Garde⸗Artillerie
mit Sturm zu nehmen 8

Oftmals ſammelten ſich franz Sturmkolonnen, um
die Artillerie anzugreifen, jedesmal aber wurden ſie
durch ein furchtbar verheerendes Schnellfeuer zurück-
geworfen Allein die tapfern Artilleriſten litten auch
ſelbſt unter dem Feuer der Forts, dem ſie ohne
Deckung ausgeſetzt waren, und immer zaͤhlreicher
wurden die ſchwer Verwundeten, welchen P. Aſchen-
brenuer auf dem Schlachtfelde mitten im Granatfeuer
die Tröſtungen der Religion ſpendete. Da kam ein
kritiſcher Augenblick.
ſetzte ſich gegen die Garde-Artillerie , in Bewegung,
und der tapfere Oberſt entſandte einen Adjutaͤnten,
um Infanterie zur Deckung herbeizuholen. Der Ad-
jutant rief vorbeireitend dem im vollen Kugel-
regen amtirenden Pater Aſchenbrenner
zu: „Herr Pfarrer, ziehen Sie ſich zurück, in
wenigen Minuten können die Franzoſen hier ſein.“
Pater Aſchenbrenner entgegnete, ohne in ſeiner Arbeit
inne zu halten: „Was ſſchadet'ſs? Fangen
ſie mich, dann komme ich nach Paxis, ſchießen
ſie mich todt, dann komme ich in denHimmel.“
Der Adjutant lachte laut auf und galoppirte weiter.
Allein auch dieſer kritiſche Moment ging vorüber, das
verheerende Schnellfeuer der unerſchrockenen Artillerie
trieb auch dieſen Angriff zurück. und Le Bourget
wurde von der Garde wieder beſetzt.

Es iſt dieſer furchthare Kampf um Le Bourget,
wie gefagt, ein ruhmreicher Ehrenkranz für unſere
tapferen Garden geworden. Die Unerſchrockenheit u.
der kihne Muth des ſchlichten Paters, ſowie ſeine
treffende Antwort wurde im Offizierskorps der Garde-
Artillerie viel beſprochen und noch auf dem Schlacht-


Der Adjutant der Artillerie, ein Sprößling eines hoch-
angeſehenen, proteſtant. Geſchlechts, hatte den ſchlichten
Vater ſo lieh gewonnen, daß er mit ihm vör dem
Einzuge in Berlin das Zimmer theilte, weil ralles








Angeige-Blatt Y⏑⏑ ⏑ eb
„ Ladenburg;, Weinheun;, — —
Miesloch, Bruchfal, Bretten, ! 4
— 4 *



Drud, Berlag ı. Cxpedition von Gebr. Huber
in Heidelberg, Zwingerſteaße.





%: —

überfüllt war, und nicht duldete, daß der Pater auf
dem Sopha ſchlief, ſondern ihm das einzige Bett ein-
zäumte und ſich ſelbſt auf dein Sopha fehlafen legte.
Der zeitige Kommandeur der Artillerie
Yolte in ſeiner eigenen Equipage den
Rater zum Feſteffen am Einzugstage ab.
P. Aſchenbrenner lebt noch, als tüchtiger Miſſionär
bekannt, durch Geſetz über die Grenze ge-
wieſfen Gegea folche Maͤnner eifern heiltzutaͤge
die Leutchen vom' Evaͤnget Bunde“, - die wohl mei-
ſtens nie einen ZJeſuiten gefehen, jedenfalls aber in
ener Zeit, wo es galt, dem bedrohten
VBaterlande zu dienen; ruhig hinter dem
Ofen jaßen.: Was ſagen die proteſt. Mitglieder
der Kriegervereine dazu? (Soll das Eiſerne Kreuz
des B Acchenbrenner ſollen die achtzig andern fai-
jerlichen Dekorationen an andere Jeſuiten wegen
eTreue im ‚Kriege“ im Auslandẽ bleiben weil e8 den
Hetzern des ſogn Evang Bundes {o beliebt?)

Deutſches Reich.

+ SBerlin, 3. März. Die Abſage Caprivi's an
den Freiſinn ſteht im Vordergrund des Intereſſes.
Die freiſinnige Preſſe findet den Jubel der Cartell-
preſſe übermäßig, wozu kein Grund vorliege. Die
Boſſ. Ztg.“ nacht den Berfuch,: den Abgeordneten
Fichter, nux für deſſen Perſon als Ziel der Angriffe
Caprivi's hinzuſtellen. Caprivi habe uur vom Fort-
ſchritt, nicht von Freiſinn geſprochen. Der Verſuch
ſt mißglüct. , Die „Kreuzztg.“ faßt die Sache etwas
humoriſtiſch auf um in einem ernſten Schluß zu ſagen:
Das ſtehe bei ihr feſt, daß nur diejenigen Richtungen
in Staat und Geſellſchaft Anſpruch haben, als gleich-
berechtigt augeſehen zu werden welche dazu beitragen,
Die „ Germania“
findet, es werde aus der Abſage etwas zu viel ge-
macht und meint, der Jubel der Kartellpreſſe ſei über-
rieben; ſie glaubt allerdings, es ſei Zudringlichkeit
des Freiſinns vorhanden ‘







Deutkher Reilistan..

— M Berlin,3 März,

m HKeichstag-murde die Berathung: des Militäretats
zu Ende geführt. Die einmaligen Yusgaben. fomie der
außerorbenilide Stat"gelangten zur Annehme:, Nächite
Sigung Mittwod 12 Ühr: Eijenbahnekat: ;

Ausland.
Rom. Aus Italien iſt diesmal etwas Erfreuliches











die Schaar des Habsburgers
Sallen, der auf Rudolfs Selte ſtund und einige Beit. hei
ibm in Enfigheim meilte, hatte ebenfals den jungen Ritter
Hans von Hölzlın lieb gewonnen. Die Beränderung in
feinem Welen konnte dem Abt nicht entgehen und er ließ
ihn eixes Tages auf ſein Gemach vufen,

„ „Derr Kitter von Hölzlin,“ redete er ihn an, „wie
ſeid Ihr ſeit einigen Tagen ein Trußfopf gemworden, Faum
daß ur Euren Gruß noch entbietet, ei, et, Shr ſahet vor-
Her Doch 10 friſch und munter drein und jebt iſt Euer Ge-

;t abgebärmt und finſtere Falten ziehen i auf - Curer
Siirne zujammen, faget mir, was iſt Euch?“

Hochwuͤrdiger Herr,“ verfetzte Hans hierauf „etn
Taa iſt nicht demandern gleich, e& giebt trübe und ſchöne,
pft aher hält das ſchlechtẽ Wetter wochenlang an undD e8
brauct einen Fräftigen Sonnenftrahl, damit fich. die diüftern




Ihr verſteht Euch trefflich auf das Bhrajenmachen,“


! nicht mehr. Wo könnt Ihr $ aber‘ beffer
finden ? Hlücklich derjenige, der einem ſolch erYabenen Haufe
dient Die befien Ansfichten ſtehen Euch offen, Rudolf {0-
wohl wie ſeine erlauchte Gemahlin und ich haben das beite
Zutranen zu Euch gefaßt, aber das Sprüchwort faat:

Geht es der Gals zu gut, ſo kratzt ſie bis fie übel
4 Oder iſt es gar heimliche Liebe, die am ‚Herzen
naaͤt?

„Im letzteren Punkte mögt Ihr recht behalten, hoch-
würdiaer Herr, vergebt mir. da der Pfeil Amors hHat zu
tief in mein Herz getroffen, es thut noth, einen. lindernden
Balſam darguf zu gießen und dieſen kann ich hier in dein
Habsburgiichen nicht finden, ich muß bitfen, ntir heute noch
freien Laufpaß gewähren zu wolen.“. .. ;

„So, {9, da lieat der Hal’ im Pfeffer, Ihr habt's aber
jehr' eiltg, ‘ nın bei der Iugend woͤllen die Hörner abge-
Hoßen ſein, doch ich fage CEucd: „Schöne Weiber find Irr-
wiſche die beim hellen Tage irreführen.“

. 30 danke Cuch, Herr Abt, für Eure Lehren, erlaubet
mir aber zu bemerfen, daß ich reiflich üherdacht und er-
wogen, was ich als Kitter zu thun hHabe.“




zu berichten; auch dort dämmert dem Volke! nachdem

Ohue ein, weiteres Wort von dem anf einehd tief ge-
Eränkten Ahte abzuwarten, verließ Hanz * —*
jelben. Cinige Zeit nachher, wie er gedanfenvoll über die
Sihuäémfgcfg ngr,bbegeg‚?tcte ftbm ägbvif mit eini-
AeN Aeiligen Dahergeritien kam und von dem Borfall
Kenntniß t%uicb den * * hatte. —

ur mir Techt leid,“ - vedete Graf Rudolf Ha
an, ELuch entlaffen zu mülen, Dwie. Shr e8 nerlanät:b
verliere Euch ungern und ich verfihere Euch, Ruhn und
Chre . gebt Ihr Breis, aber was der Menſch ſich felbit
1qafft, das behagt ihm am beften und jo/ziehet: in Gotteg
Yamen in Cure Heimath zurüd, möget. Ihr dort Eure
liebe traute Braut in die Arme ſchließen und wohl und
aufrieden fein. Unter dem Ansdruc des Herzlichiten Dankes
idied Hanz von dem Orafen. Nur von iwenigen Bekannten
nahm er, um kein Auffehen zu erregen, Abſchied, Ließ fein
Fferd Jatteln und port mit leichten Sepäck galphhierte er
Colmar zu. Al8 Enfisheim außer Sicht lag, ließ er ein
lanajameves Tempo anıdlagen und dabet hatte er vollauf
Gelegenheit au Teine geliebte Elja: zu denfen.

Ein Eiſer Wind 30g über dıe Auen, der Spätfommer
madte © Idon bemerfbar, gelbe Blätter flogen zur Erde
und da und zort löſte ſich ein überreifer Apfel oder . eine
Birne * Baum.

Föflich grüßten die fleißigen mit Vilügen und Cogen
beihäftigten Ackexzleute den fremden Ritter ' und *
unlerliceh nict, {ich mit diejfem und jenem Bauern - über
den Stand der Sandmirthfhaft zır unterhallen.

Vie glüclich und zufrieden {ind doch die Bauersteute
unter einem vernünftigen Herrn,“ dachte Hans im Veiter
reifen hei ſelbſt „fie kennen dieSorgen - und Mühfeligkeiten
des Mitterthums und, des Städters nicht. Der Himmel
gewährt ihnen was fie brangen und ſie haben nicht nöthig,
ſich um die Ounit Taunenhafter Kreiherrn zu bewerben.“ ”

„ Elfa, für dich opfere ih-alles 0a8 .ich habe, ich
fonnte e$ nicht über wich bringen, einem Herrn zu dienen
44 * * * er auf mit dem Haufe
meint, Delen Zochter ich ſo leideuſchaftlich Kiebe,
ich ſie je wiederſehe?“ * —

Fortſetzung folgt)






 
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