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Pfälzer Bote für Stadt und Land (26) — 1891

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Nr. 161 - Nr. 170 (19. Juli - 30. Juli)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44149#0661

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Boßanflglag. Befelungen
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Vexanuw aft
guliut Jeder in Heidelberg.



— — —
Beſtellungen

den‘ „Pfalzer Boten“ fur die Monate

ga 1, September werden jetzt ſchon bei ſämmt-

Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen, ſowie in

Ter Expedition geidelberg, Zwinger ſtraße7

hegengenommen.

Verlag des „Pfälzer Bote.“
— — — 2



An}
ent



14 2

— Joſef Iſenmann legt die Anklage zur Laſt,
& fich durch falſche Vorſpiegelungen 2 Wechſel
— und zwar einen von Jofef Ackermann
* chmieheim über 550 Mk, den anderen von
4 Zaver Vella von Reichenbach über 550 Wt
* Deiden verbrauchte er den Erlös für ſich. Auf
Veiſe mwußte er ſich von Bernhard Kupferer
I9 enweier einen Wechſel über 500 M. zu ver-
rafim Auch hier zog er das Geld ein und ver-
4 es fuͤr fih, Kupferer mußte dann den Wech-
4* llen. Demielben Kupferer gab er bald darauf
4* zwei von demſelben acceptirte Wechſel über 400
mi D 450 Mt. follten derlangert werden, das
entfi-e bei Zeiten geſchehen, die neu auszuſtellenden
dielten die alten, jetzt nur ſpäter zu zahlenden
— Kupferer übernahm keine weiteren
* indüchlelen und veranlaßte richtig dieſen zur Aus-
UNg ztweier Wechfel üher 450 und 425 Mk., die
dann, ohne die alten Wechſel einzulöſen,
e ließ und welche dann von Kupferer hezahlt
$ tbe“_ mußten. Von Karl und Anna Schilli von
44* erlangte Sjenmann auf gleiche Weiſe zwei
SaMiel über 1000 M£. und 1200 M£. - Die heiden
X M mußten dieſelben einlöjen. Von G. Auemer
eer erlangte er auf gleiche Weiſe einen
84 über 80 M und von dem oben genannten
wußte er unter verſchiedenen falſchen Vor-
“Belungen zwei Wechſel heraͤuszulocken. Die Erlöſe
endete er immer für fich. . Außerdem iſt Ifen-
der Beihilfe zum Wucher zur Sache der Wittwe
* geleiſtel dem Hammel und Dreyfuß, be-
huhi wodon ſpäter noch die Rede ſein wird.
Ba e N mendete ſich einmal der Stil, aus einem
eietmg‚er wurde ein Betrogener. Ifenmann hatte aus
W Pferdeverkauf 1200 zu gut, er beauftragte










— —



für Stadt

— duiu den 2»4."Snli 1891.

den Moſes Kaſſewitz, das Geld einzuziehen; dieſer


brauchte es für ſich.

David Hammel iſt augeklagt, daß er ſeinem Vater
bei Ausführung eines Beirugs Beihilfe leiſtete, indem
er bei dem Verkauf eines Pferdes dem Käufer wie-
derholt verſicherte, das Pferd ſei vollſtändig geſund
und fehlerfrei, trotzdem er vom Gegentheil Überzeugt
war.

Nun kamen die Anklagepunkte, bei denen Zwei
oder Mehrere gemeinſchafllich gehandelt haben, und
zwar zuerſt Abraham Hammel und Wolf Dreyfuß.
Sie hängten vier Perſoͤnen Pferde auf, bei weichen
ſie vorgaben, welch' gute Eigenſchaften dieſelben hät-
ten, die Fehler verſchwiegen oder für nur vorüber-
gehend erflärten, dagegen enorme Preiſe verlangten
und erhielten.

Feruer ſind dieſelben des erſchwerten Wuchers
angeklagt, indem ſie unter Ausbeutung der Nothlage,
des Leichtſinns und der Unerfahrenheit verſchiedener
Perſonen gewerbsmäßig, verſchleiert für Darlehen
Vermögensvortheile in der Weiſe ſich gewähren ließen,
welche den üblichen Zinsfuß erheblich überſchritten,
indem ſie für Diskontirung von Wechſeln, bei welchen
ſie ſich der diskontirenden Bank gegenüber für haft-
bar erklärten, dadurch übermäßig bezahlen ließen, daß
die Perſonen, welche die Wechſelſumme erhalten ſollten,
Pferde von Hammel und Dreyfuß kaufen bezw. ein-
tauſchen mußten, deren Ankaufspreis den wahren
Werth der Pferde ſehr erheblich überſchritt, ſo mußte
namentlich die Wittwe Schweiger von Oessbach, die
nahezu ruinirt wurde, ein Pferd zu 535 M. nehmen,
das 400 M, dann ein anderes zu S50 M., das die
Beſchuldigten um 490 M. gekauft hatten, dann die-
ſelbe wieder zwei Pferde, die höchſtens 700 M. werth
waren u. f. w. Auch durch verſchiedene Manipula-
tionen mit Wechſeln wußten ſie ſich bedeutende Vor-
theile zu verſchaffen.

Der ſiebente Anklagepunkt richtet ſich gegen Dur-
lacher, Kaſſewitz, Hammel und Iſenmann. Ihr Opfer
war Theodor Zentner von Ebersweier, durch längeres
Zureden und Anpreiſen in den ſchönſten Farben brach-
ten ſie es dahin, daß Zentner ein etwa 200 M. wer-
thes Pferd gegen ein 500 M. werthes umtauſchte,
aber noch 650 M. Aufgeld bezahlen mußte. Mit dieſem
Pferde operirten denn Durlaͤcher und Iſenmann wei-
ter. Sie brachten den Zentner dahin, daß er dieſes
Pferd für 700 M. an einen angeblich reichen Hof-
bauern verkauſte. Der Hofbauer hatte aber nichts als













Anzeige-Blatt für die Amtsbezirie Heidelberg,
Labenbnrg, Weinheim, Schwebingen, —
Wiesloch, Bruchfal, Bretten, Nedargemünd, Mosbac,
Werbach, Buchen, Wallbärn, T.-Bifdofah. Wertheimt 3,



Pferd um 300 M. im Beſitz, denn von diefem und
Dreyfuß ſtammte es her. Am 25. Auguſt v. . war
Durlacher wieder hinter Zentner. Er gab demſelden
vor, er, Durlacher, wolle ein angeblich dem Kaffetvib
gehöriges Pferd das 500 . werth ſei, kaufen, Zent-
ner fönne für ihn, Durlacher, bis 480 M, Dieten,
Bentner that diefes, alsbald ſchlug ihm Kaffewiß das
Pferd zu und ließ ſich einen Wechſel über 480 M.
ausſtellen. Alsbald gingen Durlacher, Kaſſewitz und
Sjenmann wieder an Zentner, ſpiegeiten deniſelben vor,
ein Pferd des Iſenmann, welches Hornſpalten hatte
und deffen Hufe zugeſchmiert waren, ſei fehlerfrei und
geſund und habe einen höheren Werth als das eben
für 480 RE gefaufte. Bentner ging auf den Leim,
vertauſchte ſein Pferd mit dem des Iſenmaun, das
etwa 300 . werth war, und zahlte noch ein Auf-
geld von 180M. Das franke, nunmehr für 660 M.
von Zentner eingetauſchte Pferd nahm Kaſſewitz einige
Tage ſpäter für 300 M zurüc, 2

Gegen Durlacher und Iſenmann liegt

Druc, Berlagu. Expedition von Gebr, Huber
in GHeidelberg, Zzwingerſtraße 7.



folgende


Oedsbach unter dem Vorgeben, ein von dieſer über
700 %. acceptirter Wechſel ſei durch Tintenflecken
heſchmutzt und von ihnen vernichtet worden, veran-
laßten ein Blankoaccept herzugeben, welches ſie aus-
füllten aber nicht mit 700 M, ſondern mit 1750 M. -
Der Wechfel wurde dann durch Dreyfuß bei der Vor-
jOußbanf diskontirt Ferner brachten dieſelben den
Joſef Schille pon Bollenbach dahin, ein von ihm von
Hammel um 680 M, gekauftes Pferd gegen ein höch-
iten8 300 M. werthes und noch ein Mufgeld von
225 M. zu vertauſchen. Dann wurde dem Schille
vorgeſpiegelt, Ifenmann ſei in der Lage, dem Schille
zur Zahlung ſeiner Schulden Geld zu verſchaffen,
Schille ſolle 3300 M. auf ſeine Liegenjhaften ein-
tragen laſſen, dann werde Iſenmann das Geld be-
ſchaffen und ſofort baar an Schille bezw. . an deſſen
Cläubiger auszahlen. Der Eintrag wurde gemacht,
Iſenmaun nahm Geld auf, verwendete aber nur ca
2100 %. zur Schuldentilzung, gab dem Schille ſtatt
Geld Vieh im viel zu hojen Anſchlag, über 400 M.
erhielt Schille aber überhaupt nicht.

Die Wittwe Schweiger übergab dem Iſenmann
ein Vechſelaccept über 2150 M, zum Diskontiren.
Als die Wittwe Schweiger den Wechfel wieder zurück-
verlangte, erklärte Iſenmann, der Wechſel jei zerriſſen.
Dem war aber nicht ſo. Den Wechſel ließ Hummel dis-
kontiren und theilten dieſelben den Erlös

Endlich iſt Kaſſewitz und Iſenmann beſchuldigt,
daß ſie durch falſche Vorſpiegelungen, ſie würden von



— —— — — —— — — — 2
4 Zelehrt unèò Bekehrf.
{ Erzählung von Gutmuth vom Walde.
Nachdruck verboten)

1

Durch ein ſchönes Waldthal, in welchem faftige Wieſen
4 Truchtbare Wecer fich auzdehnen, ſchlängelt ein Bäch-
— — munteren Wellen plaudernd und plätſchernd dem
Streden hin bewegt jidh daz Bächlein
uffießunben und frei, neßet ſpielend die Gräſer des ſchmalen
—*— Arüßet die Blumen und ſpiezelt in feiner klaren Helle
4 iGlanfen Erlen und ſchwankenden Weiden. Dann aber
* 8 4 ihm ſeinen freien, fröhlichen Lauf. Eingeenat

u
itfl“b_flßanbe eine& Kanals, wird e& gezwungen, feine Waffer
4 l Haffenden Schaufeln eines Mühlrad3 zu gieben,

‘be? Unter dieſer Gewaͤlt ſtetig und knarrend ſich bewegt.
®a dieſes Mühlrad jebt daz Radwerk einer Lühle in
%.?fl‚ welche den Namen . „Schwigmühle“ hat. Bei dieſer
@r%me Üt auch ein Bauerngehöfte, der „Schwighof“. Der
heigum des Gehoͤftes und der Mühle hat Schwitz ge-
jeßt . Sin Ur-Urenfel desjelben, Beter Stollen, i{t der
Nar Defiger. Doch Gehöfte und Mühle führen den alten
deg m Meiter, Der Erbauer und viele nachherige Befiger
* Anwejens ruhen in dem nicht weit entfernken Kirch-
Unter der Erde; auch die Eltern des jetzigen Beſitzers

Ummern {chon im @®rabe. Er jelbit, der in den fechs-

Zi0er Fahvren Heht iſt noch recht rüftig, doch, Anna ſeine
&?lefrap‚ fränfeg ſchon länglt. Bon fieben Kindern. find

Miüllersleuten zwei Ü { x .
} zwei am Leben geblieben, Jaſe, der Sohn,
4 Si®beth, die Tochter. Eriterer zählt, 23 Jabre, legtere
weniger. Die Lage der Schwitzmühle iſt maleriſch
r i®. Die Bergwände des Thales rücken hier faſt kreis-
— zuſammen Die Bergwände ſind hoch; alte, ver-
4 terte Feljen, mit Moos . und Farrenkraut überwuchert,
iäe“ da hHeraus; dann fommen Sichen-Buchen- und
nbeftände im Lieblichiten Wechiel.. Im Grunde des
mef‘leg' durch Wiejen und Wecder, rieſell der Bach. In
Oaegı , Deilen der Wiejen und befonder& in dem großen
„ örten, waͤcher dei dem Gehöfte liegt, itehen Obibäume








mit [")'x‘tverirf?r{—@r'bnen. Die Gedaͤulichteiten der Ruͤhle und

gut. An denſelben erkennt man die vorlichtigen und ſorg-
ſamen Beſitzer, welche nichts verfallen laſſen.

Die ſtille Lage der Mühle Iäßt die Bewohner derſelben
doch nicht vereinſamen. Es herrſcht viel Verkehr in der
Nühle aus den Dörfern und Gehöften, welche ringsumher
ſiegen im Thale und auf den Höhen; die Müllersleute
kommen auch pielfach in die Ortſchaften, befonders in das
nahe Kirchdorf.

Dieſes Kirchdorf liegt hoch und träat nicht umſonſt den
Namen „Schauburg“. Denn weithin in der Umgegend ift


Hute Verkehrzwege führen nach Schauburg von allen um-
liegenden Ortſchaften weit und breit; deßhalb ſind befon-


ſehr beſucht.
beſucht iſt aber der ſogenannte Jakob3-Markt, welcher um
die Zeit des Jakobstages, alſo Ende Zuli fällt. Dann iſt
nicht bloß Handel im Vieh und Kram, dann wird auch ge-
ſpielt und getanzt, und das zieht an.



Der Tag des Jakobsmarktes für das Jahr 1880 war
gefoanmen. Stahlhlank und woltenlos war der Himmel
ſchon am frühen Morgen als die Juliſonne aufftieg; es
verrieth ANe3 einen gluthheißen Tag. Die Hohen waren
nebelfrei und hell, das Thal Iag noch im Grauen und
Kühlen. In und um die Schhwigmühle herrſchte aroße
Stille. das Mühlrad ſtand heute {tille ; denn die Waſſer
des Baches waren bei der langen Trockenheit ſehr zufant-
mengeronnen und mußten ÖfterS geſammelt werden, um
dem Mühlrad zu genügen. Da wurde dann auch der Markt-
taa dafür gewaͤhlt/ weil Joſe zum Markte gehen ſollte und
durfte. Das wenige Waſſer, welches den Teich durchbrach,
riejelte leiſe murmelnd über das Geſtein; in den Abhängen
der Berge zwitſcherten die Vögel; das war alles Geräuſch
im Thale; jonft war keines WL RE —

Peter Stollen, der Müller, iſt in ſeinem Garten an






rüſe Scharf geſchnittene Zu
verraihen in ihm den Augen, denfenden Mann,
freie Stirne, vom Mülerkäppchen etwas bedeckt, den grund-
ehrlidhen Charakter. Oefters blidt er über die Garten»
hede, an welcher ein Weg vorbeiflührt, hinab in’s Thal/
ob nodh nicht Leute fommen, welche zum Markte zieben,
Er fannte ja aug lanaer Erfahrung das Getriebe. &s
dauerte nicht lange, da kam Leben in’s Thal, denn die
Marktgänger zogen, theils alein, theilz Vieh treibend vor-
über, mandhe grüßten den Müler al3 gute. Bekannte.

„Si, guten Norgen, eter, ſhrach da plößlich eine
wohlflingende Stimme über die Hede Hıniber. „Wie, im
@grtm_ttgatxgl Nicht zum Marfte? Mäch' Dich fertig und
gehe mit. .

Tie. Stimme gehörte einem Manne in den Fünfzigern.
Ein breiter Strohhut dedte fein Geficht, der —
Enorrig, an der Seite hing eine Lederne-Markttajche in ver-
alteter Sorm, einer Jagdlaſche ähnlich.

„Srüß Dih Gott, VBetter Heinrich,“ entgegnete Stollen.
„Bletb’ nicht fo_ an der Hede, ftehen, fondern trete dort ein,
?a;‚shßborchen ‘ü(haur. * 4** wirſt Du immer noch
tuh genNug erreichen, denke ich. Oder haſt Du wichtige Ge-
{häfte dafelbit ? ; —

Geſchäfte? —2 die — — deſthen ſoll,“

dann muß ich jagen, daß ich gar
nichte auf dem Markte zu thun habe. Ih möcb?e%ahgb%tb
bon der Gewohnheit nicht laffen, hinzugehen, und wil Dich

„ Der Obredher war unterdeffen in den Garten getreten,
deſſen mufterhafte Ordnung und gute ääemärtbicba’%ämg *
{ gefielen. Er nahm mit Peter auf einer Bank unter
einem ſchattenreichen Baume Plag.

„ SO gehe nicht zum Marikte,“ ſprach Peter.

Mit großen Augen jhaute Seintich ihn.an. „Du nicht
zum SJatobsmarit ? Weßhalb denn nicht?”

„ ABeil i feine Gejhäfte dort habe, und nicht aus
müßiger Neugierde hingehen will,“ jagte der Müller.

Gortſetzung folgt.)


 
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