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Pfälzer Bote für Stadt und Land (26) — 1891

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Nr. 201 - Nr. 210 (5. Septmber - 17. September)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44149#0833

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Wiesloch, Bruchfal, Bretten, Nedar emänd, Mos

































#aufielag. Beſtellungen
— — —— — — — — 4 ——
&. 200 gr Aön mer | Seidelberg, Dienftag, den 15. September 1891 - — — —
* — — —

K Der Kampf zweier Beltanchauungen. *)

„Drei Tage lang (16., 17. und 18. April 1877)
währte und wogte der parlamentariſche Kampf iüber
EAntrage auf Abänderung der Gewerbeordnung.
Die Heftigften Angriffe richteten ſich gegen den An-
Tag Galen u. Genoſſen und die Rede, womit
Sraf Galen denfelben begründete. Vielleicht niemals,
Weder vorher noch nachher, ift der prinzipielle Unter-
ſchied in der Auffaſſung der ſozialen Frage! ſo ſcharf
orgetreten, als gerade bei dieſen Verhandlungen.
Wie zwei verjchiedene Welten {tehen wir von ein-
flqber entfernt und können uns nicht verſtehen“, er-
Härte Gerr Ricert. Und al8 ihn aus dem Cen-
Tum zugerufen wurde: „Ja, ſehr richtig! Sie find
Modern und wir nicht!“. — entgegnetete er in feiner
Tebhaften Weiſe und mit Dbekanntem Pathos: „Ja
wohl, ic bin ftolz darauf, Herr Yog. Windthorft,
aß ich ein Kind dieſer modernen Welt bin, die das
Refultat iſt einer tauſendjährigen Kulturentwickelung
Und ich würde es lebhaft bekflagen, wenn man un8
Vrhuͤnderte zurückſchtauben und uns die Refultate
der letzten Jahrhunderte menſchlicher Arbeit voren-
thalten wollte. “

Die Rede des Grafen Galen erſchien ihm als
„Die Negation der gefammten modernen Bildung, die
egetion der modernen ſtaatlichen Entwicdelung.“




und Sozialdemokraten Hhervorgerufen. Was ſoll
Man,“ meinte Rickert, damit anfangen, wenn Zemand
er im ReichStage aufiritt und jagt, die gegenwärtige
Wirthjchaftliche Geſetzgehung zerftüre Ddie - Ariftlich-


Oriftenthume getrennten Cgoismu3, es {ei eine Rüc-
ebr zu dem Organismuz erforderlich?“. Wo er den

Orredner (Graf Galen) verftanden, ſeier nicht ſeiner

einung; in dem größten Theile jeiner Auseinander-
Teßungen jet ‚er ihm aber unverftändlich geblieben.

„ Dr. Windthorſt ſah gerade in dem, was
Nidert und. der Mehrheit des damaligen Hauſes ſo
Unberftändlich und wie eine „fremde Welt“ erfchien,
Hauptbedeutung des Antrages und ſeiner Be-
Stündung durch Graf SGalen: „Die Aeußerungen
Meines Kollegen,“ hob er herpor, „Haben allerdings
In {ehr plaſtijcher Form den Gegenfaß dargeftellt zu
dem modernen Staate,

Ddne Gott, und wenn das den Trägern der mo-
\__._
*) VBergleiche letzte Nr. des „Rfälzer Bote“



dernen Staatsideen etyas gegen den Strich geht,
{o begreife ich das. Aber ich freue mich, daß Ddie
Proklamgtign der durch Gott geordneten Verhaͤltniſſe
des menſchlichen Daſeins in ſoͤlcher Weiſe unter uns
geſchehen iſt. Ich bin überzeugt, daß mit der vollen


luſſion gegeben wird, die fruchthringend werden kann,
wenn wir alle mit dem wahren ernſten Beſtreben
dieſe Diskuſſion aufnehmen und weiter fordern.“
Auch wies er den laut gewordenen Vorwurf zurück,
daß durch dieſen Antrag andere Parteien oder Ein-
zelne hätten verletzt werden ſollen. „Man iſt dann
nicht verletzend, wenn man die abweich-
enden Anſchauungen in ihrer vollen
Klarheit hinſtellt.“ Aehnlich, wie Rickert, hatte
auch Las ker gemeint, die Anträge ſeien ein „uner-
gründliches Etwas Darauf erwiderte Windihorſt:
„Sie ſind außerordentlich Mar und einfach . . . aber
allerdings verlangen ſie überall, daß in diefen
VBerhältnijfjen wie in den Verhältniffen
des Staatslebens überhaupt Gottund
ſeine Gebote wiederzu voller Anerkenn-
ung kommen.“

In der That lag und liegt heute noch gerade in
dieſer Betonung der chriſtlich⸗ſozialen Wellordnung
mit die Hauptbedeutung des Eentrumsantrages und
der dadurch hervorgerufenen Bewegung Es iſt dar-
rum wohl am Platze, an die weſentlichen Gedanken








wo wenigſtens theilweiſe erreicht iſt, was derfelbe
damals ſcheinbar hoffnungs- und ausſichtslos for-
derte.

Graf Galen hob einleitend hervor, daß Grund
und Quelle des Nothſtandes nicht ſo ſehr in der
momentan herrſchenden Kalamität, ſondern in dem
Prinzip zu ſuchen ſei, welches der Wirthſchaftspolitik
und der aus derſelben hervorgehenden Geſetzgebung
zu Grunde liege. Wie Gott der phyſiſchen Welt-
ordnung Geſetze und Normen vorgeſchrieben, die inne-
gehalten werden müſſen, ſoll nicht dieſe wunderbare Ord-
nung vergehen und in ein Chaos verwandelt werden, ſo
hat auch Gott der höheren moraliſchen Weltordnung,
von der die phyſiſche nur ein Abbild iſt, Geſetze und
Normen gegeben, die innegehalten werden müſſen, ſoll
nicht auch äͤhnlicher Verfall dieſer moraliſchen Ord-
nung bevorſtehen.“ Er mit ſeinen Freunden vertrete
„Dieſe Weltord-






— —


des Rechts, die Gott eingeſenkt hat in die Natur der
Menſchen und durch ſeine Gebote näher entwickelt,
feſtgellt und ausgeſprochen hat/ hat ihre Wurzeln in
der Familie, hervorgegangen aus der chriſtlichen
Ehe, und ihr höchſtes Gebot . Lautet: „Liebe Gott
über Alles und deinen Nächften wie dich felbſt! In
der Familie liegt der Keim der erganiſchen Entwickel-
lung. der Geſellſchaft; in allen Verhältniſſen, in Ge-
meinde, Provinz, Stamm und Reich und in ſo vielen
forporativen Verhältniffen findel wir den Typus der
Familie in ſeinen Einzelheiten wieder. Die Familie
ſelbſt mit ihren Gliedern die Rechte und Pflichten
haben, und hrem Abſchluſſe in der Autorität des
Familienhauſes gliedert ſich einem höhern Organis-
mus ein; bvon Organisnuz zu Organismus ſtei-
gend, entmicelt ſich das Reich. das gleichfalls ſeinen
Einigungsxunkt findet in der Autorität der von Sott
geſetzten Dhrigkeit Dieſe . Autorität fann uur von
Sott ausgehen, ſie findet eben deshalb Widerhall in
der Stimme Goͤttes - im Menſchen — im Gewiſſen
und fordert Gehorjam um Sotteswihen ſie iſt aus-
gerüftet mit Macht, um das Recht zu ſchützen, die
Ordnung aufrecht zu erhalten, Ueberhebuugen zu-
we Jede
Autorität hat ihren Richterſtuhl hinwiederun in
eigenen Gewiſſen, und ſo {Hübt in der chriſtlich⸗ſo-
zialen Weltordnung das Gewiffen Freiheit und Recht
ſowohl des Befehlenden wie des Gehorchenden. End-
lich ſind dieſe Glieder naturgemäße, von Gott gewollte
Organismen, gerade ſo, wie der Staat ſelbſt. Das
Recht liegt in ihnen, es wächſt im Organismus, es
lebt im Volksleben, es muß deshalb geſucht und ge-
funden und dann ausgeſprochen, es kaͤnn aber nie-
mals gemacht werden; denn Gott iſt der Urquell des
Rechts und nicht der Menſch

Dieſe chriſtlichſoziale Ordnung iſt nun tief ge-
ſchädigt und faſt Di8 zu Unkenntlichkeit —
zwar /durch den Geiſt des vom Chriſtenthume und
jeinen Geboten getrennten menſchlichen Egoismus
Diefer Egoismus, der ſich ſelbſt von Gott trennt,
Lennt mit Nothwendigkeit auch den Menſchen vom
Menſchen und muß ſoͤmit jeden Organismus zerftören,
und nachdem er durch die vollſtaͤndige Frelzügigkeii
und die ungebundene Gewerbefreihẽit die letzten
Schutzmauern des Organismus hinweggenommen/
greiſt er jetzt die Wurzeln der ganzen chriſtlich⸗ſozia-
len Ordnung, die Familie in der chriſtlichen Ehe aͤn.“
Was jetzt noch zuſammenhält, ift die äußere mech-

aniſche Macht, das Rechl des Stärkeren, das ſi
hauptſächlich im Gelde, im Kapitale zeigt. *





Nan abonnire!













Das SGebheimniß der Creolin.
25) Von Bernhard Derosne. Gochdrus verb.)
Autoriſirte freie Ueberſetzung von Philipp Freidant)

Dort angelangt ſetzte ſich Luch nahe ans offene Jenſter
heenn in die dunkle Nacht hinauszublicten. Fernes
eiterleuchten erhellte alle Augenblide mit feinem ziltern-
Lichte die vom Sturme beweaten ſchwarzen Woͤlken
d entferntes Donnerarolen bildete die ſtimmungsgemaͤße
gleitung. Daz Gewitter keruhigte ſich nach und nach.
H Sutherland, welche in ihrem Zimmer, {tille daſitzend,


Serzens häßliche Freude und ‚ein Gefühl des Triumphes
ihug Geihoß, weldes der Himmel Herniederfandte, hatte
Te Nebenbuhlerin mitten im @Glanze ihrer Jugend und
Öönheit getroffen Ohne Unterlaß wiederholte fich Lucy :
5 ie kann daran ſterben! Sie kann daran fterben!“ Qucy
4* hrend der ganzen Kaͤcht an derfelben Stelle fiben,
fiere Augen auf die ſchworzen Bäume des Varkes gerichtet ;
buß“er‘}flf)m das Geräufh von Schritten auf der Trephe,
4 leije DOeffnen und Schließen von Thüren, ohne fich
erf“m &u befümmern, was man von ihrer Abwefenheit
* ©N mocbte; fie war einzig und allein befchäftigt, ihren
—44 Sedanken yachzuhängen. Sie fragte fich dubend-
Oder n urde Eveline in der That vom Blik getroffen
jn Jatte fie vielleicht der geheimnikvole Brief nur {D er-
muregt;‚„ aB fie von einer längeren Ohnmacht befallen
QeIr ©7 Dor ihrem geiftigen Ange erfchienen die von ihr
icbreje"m Säßhe des geheimnikvolen Briefes riefengroß ge-
* leben. Sie wiederholie Ddiejelben: „Nehme. Dich vor
eg m AManne in Acht, liebes Kind. IO weiß nicht, ob
manüd_) lebt oder Bereit® geftorben ift, aber dieje Furcht

* die Hoffnungslofigkeit meines LebenZ ; fie wird viel-



leicht die Geißel des Deinigen werden ... .“ Diefe felt-
jamen Vorte tanzten in der Dunkelheit vor ihren Augen
und c$ war ihr gerade, al3 ob ſie den Brief nöch in ihren
Händen hielt, Sie wußte, daßz derſelbe von dem Großvater
EvelinenS gejhrieben war. Sie hatte nämlich auch die
Unterfchrift gelefen, welche Iautete : „Dein Großvater, deffen
Herz gebrochen ift, Suftav Rogan.“ Welch {hredliches
SGeheimnik mochte der Brief wohl enthült haben! „Wenn
i mich nur des Briefes verfihern Lönnte,“ dachte fie, „wenn
ic ihn nur fünf Minuten in meinen Händen halten dürfte !
Es iſt klar, daß der Greis Biele8 zu verbergen hat, was
das Lehen ſeiner Enkelin beeinfluffen muß. Waͤs mag daͤs
ſein? Und wie mag wohl der Mannn heiken, vor welchem
Cveline gewarnt wird und welcher fie ganz in feiner Ge-
walt hat? Wenn ich diefes Geheimniß enthüllen kKönnte,
Wwürde aus der Heirath zwiſchen Arthur und Cveline nichtz
werden. Denn, wo Geheimniffe zu verbergen find, findet
man gewöhnlich auch geheim gehaltene Berbrechen. Arthur
Sutherland wird aber niemal3 die Berbindung mit einer
Familie eingehen, deren Ehrenſchild befleckt ift. D, wenn ich
mich nur dieſes Briefes bemächtigen fönnte !“

Sie hHörte Arthur mit dem Arzt zurückfehren und be-
aab fich leile auf einen Treppenabfaß, um zu horchen. Die
Himmerthüre Eyelinen's blieb Halb. offen, {odaß Lucy jedes
Aort veritehen fonne, al3 wenn fie ſich im Zimmer jelbit
befunden hHätte, Der Arzt {tand vor derfelben Verlegenheit
wie die übrigen und feine Bemühungen, das vhnmächtige
junge Wäddhen wieder. ins Leben zurüczurufen, waren
ebenfalls vergeblich. „Wenn ſie wirtlich vom Blig getroffen
wäre, müßte doch der Struhl. irgend ein Zeichen zurlücige-
laflen hHaben”, bemerfte der Arzt. Aber alles war an der
Geitalt des jungen MädchenZ unverlegt. . Sie faß noch
beint grauenden Morgen in ihrem fjeidenen, mit Spigen und
Juwelen geſchmückten Keide, mit den unbeweglichen Zügen

— — —





und den offenen, ſchwarzen Augen da, wie einige 2
zuvor und alle }I{htte[ erwiejen ſich al8 mirfugf;ä%%ngäg
* — in’3 3urüczurufen. „Dies ift einer
berbmerfmurbtgfler; Sälle,“ fagte Denovar, „Den ich jemals
eobachtet hHabe. Ich habe {hon ähnliche Zälle gehabt, wo
großer Schreden vder undorhergejehene Schidjals{chläge
dieſelhe Erjheinungen herborgebracht haben. F kannn
beShalb nicht annehmen, Ddaß e3 der Bliß war, der eine
{o„lcbe„flßgrfung 3ur Jolge gehabt hat. Wiffen Sie viel-
leicht“, frug er Srau Sutherland, — „ob-die junge Dame
iraend eine ftarfe Äufregung bhatte?“ E3 gibt nämlich
%}rauen bon einer derartigen Erregbarkeit, daß Ddiefelben
urch lebhafte Semüthsbewegungen ın einen folchen Zu-
itand verſetzt werden fönnen.“ — Nein fagte Frau Su-
ä}äri%nb ; „10 viel i meiß, nicht. Zräulein Rogar hat den
— bei un8 zugebracht und fich gegen zehn Ubr auf ihr
l‘;j[finme@rj aurncfg‘egggen; al8 dies gejdhabh, befand ſie fich in
7 * efundheit.“ — „Sürchiete jie fih fehr vor Gewite
* d Ylrzt weiter; „eine Beftige Anaſt vor
8* * Flis * 5 —— Folgen nach fich

meba 7230 , fiel da Uugufta ein, „Coeli

8 ſtets —— Ichrecken vor lle * *
eB ſich ** jolde ſo fehr in Furcht jagen, wie ich e8
* lemanden beobachtet habe.“ — Dann tann Liel-
* — — bor dem Gewitter die Urfache der Ohn-
mäbntea% 3 “7Dlederte der Doktor. „Wie ich bereitZ er-
4 Eec e 1 {hon mehrfach Batienten gehabt, welche
* en in den aleichen Ohnumachtszuijtand verfebt

ie Einen wurden geheilt, bie Andern tonnſe man

Dden Ungenblif nicht abgeben. Vor alle

. 4 ; n D
—— — —— — das arme Kind
HND 3U Bette zu hringen. Wenn dies

iſt, wollen wir einen fleinen %er%afi — *

Fortſetzung folat.)


 
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