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Pfälzer Bote für Stadt und Land (26) — 1891

DOI Kapitel:
Nr. 251 - Nr. 260 (4. November - 14. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44149#1005

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* billig






Wrldeint taglım auf Angnahme ver Gouu- nub Fetertage
Bamftags niu Umterhaltungsbeilage, Prats vierteljährlich
, 1.20 ohne Trägerlohn u. — ꝛ Beſtellungen

den Woftanfralien u baı der Mrbabitien Awingerfiraße 7.



für Stadt




Anzeige-Blatt Mr die Amtsbezirte DHeidelberg,
Sabenbnrg, Wembeur, Schwebingen, Pöilippabhnrg
WBiebloch, Bruchjal, E retten, Redargemünd, Mosbac,
Cherbach, Suchen Waldurn, T Biſchofeh. Wertkeim ıc













Beranzwocikkscher Kedakteur:
Hniıos Yeder in Heidelberg.

|





26. Jabur.






——
Beſtellungen

auf den „Pfälzer Boten“ für die Monate

November und Dezember werden fortwährend bei

ſämmtlichen Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen.

jowie in anſerer Expedition Heidelberg, Zwinger-

ſtraße 7 entgegen jenommen.

Verlag des „Pfälzer Bote.“

— — — ——

— — —— E —

* Qritilde Zullände in Deutih-Oitastila.

Die Nachrichten von einer Spannung zwiſchen
Major v. Wißmann und dem kaiferlichen Gouver-
neur, Frhrn v. Soden, hahen nach mehrfachen
Ableugnungen ſchließlich doch ihre Beſtaͤtigung erfaͤh—
ren. Wegen Meinungsverſchiedenheiten
mit dem Gouperneur hat Herr v. Wißmaͤnn ſeine
Entlaſſung nachgeſucht, wenn auch von manchen Sei-
ten die Unmbglichkeit, die Seen⸗Expedition zur Aus-
führung zu bringen, in den Vordergrund der auf
Wißmaͤnn's Entſchließungen wirkfam geweſenen Gründe
3u jchieben vecſucht wird Das mag infofern höch
ſtens berechtigt ſein, als der Gouverneur es gerade
ift, der die Ausführung der Erxpedition verhindert hat;
denn er hat, nachdem in Föize des Zelewskiſchen
Unglückes die Mehrzahl der Träger davon gelaufen
war, auch die europaiſchen Beamten bis auf einen
Ner nach anderer Meldung drei entlaſſen.

Rechte gehalten haben, da er der beauftragte Leiter
des Unternehmen? war; andererſeits * hat Herr v.
Soden ſich wohl auch in diefem Falle als Vorge-
ſetzten des Reichscomniſfars von Wißmann erachtet
Und um ſo mehr zu ſelbſtſtändigem Vorgehen berech-
tigt geglaubt, weil Herr v. Wißmann abwejend war.
Wenn letzterer nun wirklich feinen Abſchied aus dem
Reichsdienſt erhält, kann die
als {ogut wie, aufgegeben gelien. Zwar
ſchlägt die „Kreuzztg.“ für Wißmann’3 Stelle hereitz
Herrn Dr. Peters aͤls Leiter des Unternehmens vor,
mir glauben abex mindeſtens nicht an eine baldige
Verwirklichung ihres Wunſches. Denn einntal wird
man ſich bedenken, Herrn Peters von ſeiner erſt eben
angelangten Station Kilimandſcharg, wo es ihm nach
einem Pripatbriefe, den jetzt die „Nordd. Allg: Ztg.“
mittheilt, ſehr gut gefällt, zu eiüer Zeit abzurufen,
Das Geheimmiß der Creolitt.
Von Bernhard Derosne. achdruck verb.)
Autoriſirte freie Ueberſetzung von Philipp Freidant)

67)



}







Senvir,“ jagte eine jchrecklich bekannte Stimme; „ich habe

nicht das G

Es ijt der Teufel!“ rief Lenoir in ſeinem Erſtaunen, die

pecherin gerade ſo herzlich benrüßend, wie er es friher
&U thun gewohnt war. „Du bift e8, Rebefka ?“ — „Wirk-
lich, bin ich e8 !“ jagte RMebekka. feß
Lroß der Dunkelheit erkannt hahen Fräulein Sophie wird
wohl ſo freundlich ſein etwas Lichl zu machen.“

Sovhie war bereits im Begriff, die Lampe anzuzünden.
Gie bemerkte beim Niederfeßen der Lampe, daß ibr Ver-
lobter fahlen Antlitzes unſicheren Blickes daftand, während
die fremde Befucherin mit ihren funkelnden, ſchwarzen Augen

enoir zu durchbohren ſchien Abex die Berwirrung Lendirs

rt nur eine Sefunde, Der Er-Sänger ließ ich nicht
leicht au3 Dder Faſſuna, bringen und faßte raͤſch wieder
Muth. „Sage mir, Sophie,“ ſprach er zu feiner furdhtjamen,
I Thränen gebabeten Berlobten, „wer iſt denn diefe Frau ?

le fcheint ja dem Irrenhauſe entfprungen zu jein.“ Re-
beffa richtete ſich hoch auf, trat vor Lenovir und maß ihn
Mit flammendem Blide wie eine gereizte Tigerin, 10 daß

Zoir zurückwich Gaſton Lenvir”, fagte ſie ihre Worte
Mehr zijhend als ſyrechend, „Sie fennen wich eben fo
Nais. wie ih Sie Lenne. o halte Sie für einen
Sügner,. für einen Gauner, für einen Spieler und einen
Atoßen Schurken. Wofür halten Sie mich ?“ — „Für eine

eufelin, wie niemal3 eine ähnliche exiftirte,“ fagte Lenoir.
éinaem‚mmen‚ ich kenne Sie, wie fönnen Sie — mwie fonnen


AD dieje junge Dame {o zu erjhrecen, daß fie erbenzu-
Tälle befommt !“. — „O, @ajton,“ vief Sophie, ſich an ihren
I?eflvbten — und aufs Neue in Thränen aus-
Yechend, „dieje. Sremdehat- mir iveben die erſchrecklichſten
AMge erzählt. Sie jagte, daß Du ung Beide getäufcht
bätteit.“ — „Daß ich Didh getäuiht hätte ?“ frug Lenor






wo er dort erſt die Anfänge ſeiner Wirkſamkeit gelegt
hat; ſodann aber wird man ſobaͤld nicht wieder die
nöthige Zahl von Trägern beifammen haben und an
eine Abgabe von Soldaten der Schutztruppe endlich
iſt nicht zu denken, bevor die durch den Untergang
der Zelewoki ſchen Expedition verurfachten bedeutenden
Vexluſte wieder ausgeglichen find Daß alle Waaren-
beſtellungen für die Expedition rückgängig gemacht
vorden. ſind, beweiſt, daß man auch an amtlicher
Stelle das Unternehmen vorlaufig aufgegeben hat.
Damit wollen wir nicht behaupten, daß man den
Gedanken, Dampfer naͤch den Seen zu ſchaffen, gänz-
lich fallen gelaſſen habe; wir glauben vielmehr, daß
man zu einem günſtigen Zeitpuͤnkt darauf zurückkom-
men wird. Aber wir glauben allerdings, daß dieſer
Zeitpunkt noch in weiter Ferne liegt.

Mehr aber als das Schickfal der Seen Expedition
muß aus Anlaß des Wißmann ſchen Entlaffungsge-
ſuches das Verhältniß zwiſchen den deut:
ſchen Beamten und.Offizieren an-der oſt-
afrikaniſchen Küſte das öffellliche Intereſſe in An-
Pruch nehmen, Wir konuͤten ung ſchon früher der
Empfindung nicht erwehren, daß in Ddiefer Beziehung
nicht alles in Ordnung ſei. Ber Fall Wißmann
zeigt uns nun in der That Reibungen zwiſchen dem
boͤchſten Verwaltungsbeamten und dei tüchtigſten
Offizier des Schutzgebietes Daß aber überhäͤupt
ein ſchaxfer Gegen[aß, zwifchen den Civilbehör-
den und den Offizieren befteht, ergibt ſich aus ber-
ſchiedenen der „Kreuzztg.“ zugegangenen Briefen, von
denen ſie aus einem eine. Lrobe mittheilt. Darin
wird, offenbar von einem Militär, der Gouver:
neur befjchuldigt, in der kurzen Zeit ſeiler Amts-
thätigkeiten bereits alleSchichten der Bevölker-
ung gegen fih aufgebracht zu haben, die
Weißen durch Begiinſtigung ſeiner Beamten, die Ara-
ber und Inder durch verfrühte Erlaſſe und Steuern, die
Neger aber hätten ihm den Spottnamen „der große
yapierene Herr“ gegeben. Auch das Verhalten
Emin Paſchas ſcheint uns darauf hinzudeuten,
daß er der neuen Civilverwaltung mindeſtens kühl
gegenüberſteht.

Mag nun auch von dieſer einmal geſündigt wor-
den ſein, mag namentlich auch der voreilige Erlaß
vun Steuern von übler Wirkung geweſen ſein: ſoviel
iſt doch gewiß, daß geordnete Zuſtände in Oſt-
afrika nur durch eine
durch eine fortgeſetzte Militärdiftatur herbeige-
führt werden köunen. Vielleicht empfliehlt e& ſich aber,
die Militärverwaltung don der Civilverwaltung noch




mehr als bisher zu trennen, indem man namentlich
den Zollwachtdienſt der Schutztruppe abnimmt.
Außerdem wird man nicht mit der Ernennung eines
Nachfolgers für Herrn v. Zelewsti in dem Com-
mando der Schutztruppe ſäumen dürfen; Herr von
Soden, der jetzt „nebenbei“ dies Amt verſieht, mag
als Civiliſt den Offizieren kaͤum al8 Vorgeſetzter
geweſen ſein. Endlich aber iſt der Cipilverwaltung
ein langſames und woͤhlbedachtes Vorgehen zu em-
pfehlen. Jür ſeine jetzige Ueherſtürzung muß es ſich
Herr v Soden nun gefallen laffen, daß man die
jüng{t von ihm ausgeſchiedene Handelsſteuer in Berlin
wieder aufhob. Einer ſolchen Maßnahme wird ſich
Herr v. Soden wohl in Zukunft nicht mehr ausſetzen
wollen. Möchten die Behoͤrden in Afrika überhaupt
weniger decretiren und mehr für die wirthſchaftliche
Erſchließung des Landes und Bebauung des Bodenz
wirken!



Deutſches Reich.

* Berlin, 2. Nov. In Anweſenheit des Kaiſers
wurde geſtern Nachmittag, wie ſchon kurz erwähnt, der
von der Stadt Berlin dem Kaifer gewidmete Brunnen
auf dem Schloßplatz enthüllt. Der Kaiſer gratulirte
dem Oherbürgermeiſter von Forkenbeck nachträglich
zu deſſen ſiebzigſten Geburtstage. Die Anſprache
Forckenbecks veaniwortend, rühmte der Kaiſer deſſen
erfolgreiche Amtsthätigkeit und wünſchte derſelben
noch eine recht lange Dauer. Er fei al8 geborener
Berliner beſonders über den neuen Schmuck Berlins
erfreut Der Kaiſer gab dem Brunnen den Namen
Schloßbrunnen“; im Geſpräch mit dem Stadtbaurath
Hobrecht belundete er ein lebhaͤftes Intereſſe für die
ſtädtiſchen Angelegenheiten.

— Zur Löſung der ſog übrigens nur in recht
bornierten Köpfen vorhandenen „Frage der Zuge-
hörigkeit Elſaß⸗Lothringens zu Deutſchland wünſchte
der „Temps! ein Plebiszit der dortigen Einwohner.
Ein Statiſtiker der „Straßb. Poft“ fendet einen Bei-
trag zu dieſem Plebiszitvorſchlag, der vielleicht Manchem
zu denken geben wird:

Staatsſchulden der verſchiedenen Länder:

auf den Kopf

Belgien: 2 Milliarden 200.000, vder 366 Ftes
Frankreich: 32 * A
England: 17 * 870000, „ 470 S
Dejterreich: 14 A — , . 318

ı Rußland: 18 5 420 000,' „ 164 *
Italien: 12 Ö —— : 4 430077

Deutſchland: 9 * u19
Spanien: 6 “ 70

2





mit bohriſchem Lächeln Ich möchte gern wiſſen, wie ſie
dies entdeckt hHat.“ — „Sie fagte . ..“ ſchluchzte Sophie,
„Sut,“ jagte
„„jeBen wır den Fall, daß ich dies gethan hätte,
2a8 wäre daraus zu folgern ?” i
Er betrachtete Rebelta verdächtlich von dex Seite
während Dbei diefen Worten der Ansdruc alühenditen
Haſſes und tiefiter Berachtung ſein hübſches Geſicht ver-
zerrte. Rebetta blieb unbeweglih. wie eine Marmorita-
tue, blaß und ftarr; nur ihre ſchwarzen, flammenden Kuͤ—
„Ja, wiederholte Rebetta
fangjamı, was ift nun daraus zu folgern ?“ — Einfach,
daß ſie wieder zur alten Mik zurückehrt, wenn es ihr be-
liebt !“ antwortete der or Troubadour {pdttijch. „Sophie,
mein Siebling, weine dod nicht mehr. Die Thränen ent-
itellen Dein Gefichtchen und röthen Deine Augen : dadurch
wirſt Du aber nicht hübfcher Rebetkka Iſaaks oder Stone,
welden Namen immer nur Sie führen mögen, ich mache
Sie darauf aufmerkfam, daß der Abend recht dunkel und


auf den Heimmeg zu begeben.

Der Wein, welchen Lendir genojen, hatte ihn zur
Tollkühnheit verleitet, zu welcher er ſich im nüchternen Fuͤ—
ſtande niemals verſtiegen haben würde. Kebetta verharrte
auch bei dieſen hHochverleBenden Worten in ihrer unheil-
berfündenten Ruhe und heftete nur ihre wilden Blie auf
Lenoir „SIft das Ylles, was Sie mir zu ſagen haben,
Safton — mir, Kebetta SIaatz?" — „Alles, Rebetta”,
— „Troßdem Sie mir vor wenigen Abenden erſt ge-
Icmworen, haben nur mich allein heitalien?- 8
Der That habe ich dies gethan ? Nun gut!. Ih ertläre,
daß das nur geſchah um Sie zu beruhigen. Ich habe aber
micht die geringjte Lui{t, Wort zu halten. Und damit Sie
e8 wiffen, wiederhole icdh eS nocdhmals:“ — „Sie wollen
wirklich dieſes Mädchen Heirathen ? frug Rebetka.

Lenoir ſchlang ſeinen Aım um Sophie, zog ſie an ſich
( Ö gebabetes Antlif _ weldhes fie an
feine breite Bruft {dmiegte. „ Meine hübjche, Keine Sopbhie !
Natliılih hHabe ich die Äbficht, nur Didh zu heirathen“. und
mit bitterem Hohne frug er: „Bewundern Sie meinen










dieles hübihe Wefen ausgezeichnet zu mir paßt?“

Siaafs vandte fih zum Gehen. Die Alinge der Thür in

ber Hand, drehte fie ſich nodhmals um und mag Lenvir

mit bligenden Augen vom Kopf bis zur Zehe. Was für

ein {Aredlicher Blic war das. So kannn nur ein mit

%ü%en getretenes Weih blicken Die weinloje Frechheit
enDirS wich tiefer Beitürzung.

„Sie haben ihre Wahl getroffen, Gaſton Senvir,“
jagte Rebekka mii der ihr eigenen ruhigen und fiefen
Stimme ; „„DaS einzige Mal in ihrem Leben haben Sie
die Wahrheit gefagt! Fräulein Weldon, ich gratuliere Ihnen.
Haben Sie Feine Angft, daß i wiederkomme, um Sie
auf’3 Neue zu exſchrecken Ich weiß nun, was ich er-
fahren wollte Und bin Ihrem zukünftigen Seniahl für
ſeine Sreimüthigkeit fehr verbunden. Gajfton Senvir, ich
wünſche Ihnen gute Nacht.“ — „HRebefta“, . {agte Lenvir,
indem er den Verfuch machte, fie zurückzurufen —. alein
ſie hörte die Worte nicht mehr und war plötzlich in
Yacht und Nebel verfhwunden. Der Ton, in welchem
Rebelfa gefprochen und die droͤhenden Blicke ihrer funkeln-
den ſchwarzen Augen waren nicht geeignet, dem treuloͤfen
Exſänger eine geruhjame Nacht zu verſchaffen

22. Kapitel.
Eintiefes Geheimniß.

Der exſten Unterredung zwiſchen Luch Sutherland und
Rebekka, der Kammerfrau Epelinens/ folgte Tags darauf
eine zweite Zujammenfunft. Die leßtere war von Rebekfa
felbft veranlaßt und führte zu einem volitändigen Einvers
ſtändnitz zwoͤchen den Beiden. Die Kammerzofe ſprach
mit großem Freimuth und, obwohl die {tolze Luch an-
fänglich darüber die Stirne runzelte. nahm das Zwiege-
praͤch ein gutes Ende. „S3 ift beſſer, daß wir ung vol-
ltändig verjtehen,“ Jagte Rebetta; „ich weiß ja doch, welche
Beweggründe Sie dazu treiben, dem SGeheimniß, welches
3wijden Haſton Lenvir und Fran Sutherland befteht, auf
den Grund zu Lommen.

(Sortfeßung folgt.)

Kebekta


 
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