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Pfälzer Bote für Stadt und Land (26) — 1891

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Nr. 91 - Nr. 100 (24. April - 5. Mai)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44149#0373

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Etcheutt taglıd mut Kugnahme ver Gomm- und %ege}ta e.
— 8 * Unterbaltungsbeilage. Preis vierteljährlic
Lit. 78 ohue Traͤgerlohu ı. Voſtanfſchlag. Beſtellungen

del den Poſtanſtalten u. bei der Exhebition Zwingerſtraße?





Yuling Jecer in Heidelberg.








Ner heutigen nummer liegt ur 16 der Unterhaltungs
beilage bei



-—
Moltke +.

* Berlin, 25. April. General⸗Feldmarſchall
Graf von Moltke iſt geſtern Abend um 9 Uhr
40 Minuten einem Herzſchlag erlegen, nachdem
er Nachmittags noch den Sitzungen des Reichs-
tags und des Herrenhauſes beiwohnte.

Noltke, Helmuth Karl Bernhard,
Sraf v, preußiſcher Generalfeldmarſchall und Chef
des großen Generalſtabs, geboren 26. Oktober 1800
u Parchim in Mecklenburg, Sohn des däniſchen
Benerals Bictor v. M. ſſtarb 1846), brachte 6
Jahre (1811—17) im Cadettenhaus zu Koppenhagen
zu, trat 1822 in preußiſchen Dienſte. Er avancirte
langſam, wurde 1827 als Lehrer an der 5. Diviſions-
ſchule, von 1828 —30 bei den topographiſchen Ver-
neſſungen des Generalſtabs verwendet und in denſelben
aufgenoͤmmen. 1835 nach der Türkei commandirt,

Truppen behülflid zu ſein, wohnte er den Gefechten
gegen die Kurden und der Schlacht bei Niſib bei,
Durchforfchte ſpäter einen großen Theil Kleinaſiens

1835 Hauptmann, 1842 Major, wurde er 1845
Adjutant des Prinzen Heinrich, den er nach Rom be-

Bon 1848—55 Chef des Generalſtabs des L Armee-

Prinzen Frkedrich Wilhelm, 1856 General-
Major, 1858 Chef des Generalſtabs der ganzen preu-
iſchen Armee, 1866 General der Infanterie, 1871
Leneralfeldmarſchall. Seine Thätigkeil im Kriege von
1866 und 1870—71 fichert ihm einen Platz in der
orderreihe der großen Strategen aller Zeiten. Schriften:
Leſchichie des italienijchen Feldzugs von 185ö des
Kieges von 1866 ; de8 deutſch⸗franz Krieges 1870—71
das unter ſeiner Leitung geſchr. Werk des Generalſtabs);
der ruſſiſch-türkiſche Feldzug in der europäiſchen Türkei
don 1828 bis 1829 (1846) ; Briefe aus Rußland (1856
geſchrieben 1877 als eigene Schrift herausgegeben.)









— —

Ein modernes Aſcheubrödel.
Autoriſirte Ueberſetzung aus dem Engliſchen

28) von Gachor. verb.)
Luiſe Roch.
8 Kapitel.

Das Vergnügen hatte ſeinen Höhepunkt erreicht, und
das Terrain des Ballſpiel Clubs von Trentham bot in dem
Aänigen Septembernachmittage ein bunteS, intereffantes

Hd von _ vornehmem Gepräge. Die Elite der Nachbar-
Haft war in großer Zahl vertreten. Frau Miles Mowbray’z
cßeflenmurt genügte, um Viele hHerbeizuloden, welche ſonſt
30 Haufe geblieben wären, und nicht wenige Herren kürzten

„ Sagen ab, um ein freundliches Lächeln aus der
I9önen Dame blauen Augen zu gewinnen, Magda und
re Schülerinnen fuhren dicht an das ®itter Heran, durch
welches der Einaang zum Spielplaße führte.

Nehrere Wagen hielten unter einem Dache, das von
Berrlichen Birken - gewölbt wurde. Einige der Infaffen
Aften ihre Sauipagen verlaffen und fich unter die Zu-

Auermenge begeben, andere hatten ihre Vläße behalten,
8 von hier aug befjer die Spieler und daͤs Treiben der
14 beobachten zı fönnen. Frau Mowbray’s Equipage
SaND (eer, der @room hatte die Pferde ausgejpanut. Im
‘b‘“ferflrunbe des Platzes erhob ſich ein Kiosk, in welchem
“ine MufitfapeNle concertirte; daneben wurde in einem
toßen, weiß und roth geftreiften Belte, Thee geſchänkt.
oFite war ein kleineres Zelt erxichtet, das, auf einer
j ““b“‚ng liegend, weit und breit ſichtbax war; *n diefem
b”.afe die Breisvertheilung ftattfinden. Bon dem dunklen,
b!‘btm‚ ſauber gefhorenen Kafen in Dder Mitte hohen ſich
* hellen, farbigen Kleider der Damen wie bunte Blumen



M eS nicht reizend hier, Fräulein Lockhart?“ fragte
dee Schülerin, während fie an deren Hand
A jenem Theile des Blabes ging, wo Krau Mowbray
Niedergelafjen hHatte. ; .

8 zada antivortete, daß auch ſie von dem Anblick er-
4 fet, und in der That übte diefe ANbrwechfelung, nach
er Eintönigkeit..des Schwlzimmers und der DHede Ddes











und








*Volitiſche Vochenüherſicht.
Heidelberg, 25. April.

Sehr beängſtigende Nachrichten ſind in den letzten
Tagen aus den verſchiedenen Kohlenrevieren zu
uns gedrungen. Trügen nicht alle Anzeichen, ſo ſtehen
wir, wie im vergangenen Jahr vor einem ernſthaften
Streik der Bergarbeiter. Von welchen Folgen ein
ſolcher Ausſtand für die Arbeiter ſein wird, dürfte
nicht zweifelhaft ſein. Wir glauben nicht, daß die
verführten Maſſen einen Nutzen von ihrem Vorgehen
haben werden. Dagegen einen großen Schaden für
ſich und ihre Familien.

Der Abſchluſß der Reichstagsſeſſion, der ſchon
wieder mehrfach eröxtert wird, iſt noch gar nicht vor-
auszuſehen. In dieſer Woche wird vom Reichstag die
Arbeiterſchutzvorlage in zweiter Leſung berathen, wo-
mit man vorgeſtern fertig geworden iſt! Dann kommen
der Nachtragsetat, die Vorlage über die Zuckerſteuer-
reform, die Abänderung des Branntweinſteuergeſetzes
und über den Muſterſchutz, ſowie das Reichsſchuld-
buch an die Reihe. Wie lange die Berathung dieſer
Vorlagen dauern wird, iſt unbeſtimmt. Am 10. Mai
beginnt die dritte Berathung der Arbeiterſchutzvorlage,
welche man noch vor Pfingſten beendigen will; oh's
gelingt, bleibt dahingeſtellt! Es wird wahrſcheinlich
ſo kommen, daß ein Theil der obengenannten Vor-
lagen, ſowie der Arbeiterſchutzvorlage naſh Pfingſten
noch den Reichstag beſchäftigen wird und der Abbruch
der Seſſion vor Pfingſten nicht möglich ſein wird.
Die Krankenkaſſenovelle ſoll überhaupt liegen bleiben;
damit man aber die Berathungen über dieſe Vorlage
da wieder beginnen kann, wo fie jetzt aufhören, wird
der Reichstag nicht geſchloſſen, ſondern nur vertagt.
Bekanntlich müſſen beim Reichstagsſchluß alle uner-
ledigten Vorlagen noch einmal eingebracht werden, ſo
daß die Berathung wiederum von Vorne beginnen
muß.

Die Kolonialdebatte erſcheint größeren Styls
am Horizont. Der dem Bundesrath neuerdings zu-
gegangene Nachtragsetat für 189192, der demnächſt
auch dem Reichstage zugehen wird, bringt nämlich
unter den verſchiedenen Nachfor derungen, die ſich größ-
tentheils nur als finanzielle Rückwirkungen neu er-
laſſener Geſetze charakteriſiren, auch eine Forderung
von 1,425,000 Mk für die „Veförderung von Kultur
und Handel im Schutzgebiete von Kamerun. *. @8
liegt auf der Hund, daß dieſe Neuforderung im Reichs-
tage nicht ohne heftigen Widerſpruch bleiben wird.
Charakteriſirt doch der Abg. Richter dieſelbe in ſeiner.

Schloßgartens von Mowbray-Hall, einen wohlthätigen
Cinfluß auf ſie aus. Langſam durchwanderte fie die Wege,
aber kein Geſicht leuchtete in freudigem Erkennen auf, wenn
Die zarte, ſchwarz gekleidete Geſtalt mit den flachshaͤarigen








wellſchuhen nahte. 7*—

Sthel {pielte foeben eine Bartie mit einem ſchönen,
bunfeläugigen Maͤdchen, welches in die Clubfarben, car-
dinalroth und arau, gekleidet war. Beide Damen {fpielten
ausgezeihnet und zogen die Aufnerkfamteit der nanzen
Umgebung auf fih. In Ethel’8 Nähe war ein Stuhl leer
und Magda ließ ſich auf demſelben nieder. Die drei Hei-
nen Mädchen ſtanden neben ihr.

* hoffe, Tante Ethel wird gewinnen,“ ſagte Mar-
aareihe.

Ich auch, anwortete Magda, das Spiel aufmerkſam
verfolgend. — *

Dort drüben iſt Mama!“ rief Lily Mowbray eifrig.
„Sieht fie nicht bezaubernd aus, Fräulein Lodhart ?”

Magda bligte guex über den Platz nach der Stelle
hin, wo Frau Mawobray Hof hielt. Sie war von Kopf bis
Fuß in prachtvollen, grünen Sammt gekleidet, welcher
ihren zarten Teint und das goldige Haar wuhderbar her-
vorhob. Grazibs ruhte ſie in einem Schaukfelftuhle und,
ſcheinbar gelangweilt, lieh fie der Conperſation von drei
bis vier Herren nur widerwillig ihr Ohr.

„ He nicht reizend? fragte Lily eifrig weiter. „Ift
das Kleid, welches fie trägt, nicht prächtia? Nöchten Sie
nicht auch ein ſolches haben, Fräulein? 8309 moͤchte es
ichon. Aber Sie tragen ja immer Schwarz!” In dieſer
Weiſe xlauderte das kleine, lebhafte Gefchöpfchen weiter,
ohne zu bemerfen, daß 3 keine Autwort erhielt. „Tante
Ethel hat nie ſo ſchöne Kleider, wie Mama,” fuhr fie fort,
„audh nicht halb ſo viel. IO glaube, Mamna tbnnte an
jedem Tage des ganzen Zahres ein anderes Kleid anziehen,
wenn ... Sräulein vochart — rief ſie pLOßlih in ver-
ändertem Tone, mit ängitliden Blicken — „was iſt Ihnen?
Sind Sie Irank?“ —

Nein/ zwans ſich Naada 4 iprechen, oheleich ſie
das Gefühl hatte, als ſchlügen Wellen haushoch über ihr








Anzeige-Blatt für die Amtsbezirke Heidelberg
Ladendurg, Weinhein, Schwetzingen Philippsburg,
Viesloch Bruchfal, Bretten, Nedargemünd, Mosbach,
Eberbach/ Buchen, Walldürn, TBiſchofsh Wertheim ꝛc

— —








Drud, Berlag u. Expedition von Gebr. Huber
in Heidelberg, Zwingerſtraße 7.













„Freiſ Ztg.“ bexeits als „eine Uebertragung des
Geſchäftsriſikos der Herren Hörmann und Genoffen
bei einer Kapitalanlage in deren Geſchäftsiuterkffe
auf das Reich.“

Dazu kommt noch etwas anderes. Seit Kurzem
liest man in Kolonialblättern, daß die Errichtung
einer „deutſchen Schutztruppe für Kamerun ein
gleiches Bedürfniß ſei, wie es ein ſolches für Teutſch-
oſtafrika war, und daß die Kolonie nur dann auf
wirthſchaftliche Ertragsfähigkeit zu rechnen habe, mwenn
das Heich mit militäriſchen Machtmitteln den Zwijchen-
handel dex eingeborenen Stämme zwiſchen dem Innerır
und der Küſte von Kamerun unteroͤrücke Wie die
Heichsxegierung zu dieſem Schutztruppenprojekt ſteht,
iſt noch unbefanut; die neue Etatsforderung fpricht
nur pon der Herſtellung beſſerer Verkehrswege, nament«
lich im Süden, wo ein Pfad für die Rarawanen
durch den Urwald gehauen werden muß, fowie voͤn
der zur Sicherung und Unterhaltung dieſer Wege
nöthigen Anlage von Stationen, die den Karawanen
zugleich als Ruhepunkte dienen ſollen. Dazu folen
ſich dann noch Verkehrserleichterungen an der Külte
geſellen, die wahrſcheinlich in neuen Hafen- und Schiff-
fahrtseinrichtungen beſtehen ſollen.

Der Wechſel im preußiſchen Kultusmini-
ſterium iſt jetzt erſt perfekt, nachdem ein Unterftaat8=
jefretär für dieſes Miniſterium gefunden ift Der
neue Kultusminiſter Graf Zedlitz und ſein Unter-
ſaatsſekretär Dr. v. Weyrauch ſtellen ein erhebliches
Abweichen von der Goßlerſchen Politik dar, beide find
konſexpativ und gehoͤren der ſtrenggläubigen Richtung
des Proteſtantismus an. Die Iulturlämpferiiche na-
tignalliberale „National-⸗Zeitung“ bemerki denn auch:
„Einen Grund, den an der Spitze des Kultus- und
Unterrichts⸗Neſſorts jüngſt eingelretenen Wechſel mit
vertrauensvollen Erwartungen aufzunehmen wird
man nach der nunmehrigen Ernennung des Unter-
ſtaatsſekretärs von unſerem Standpuntte aus noch
weniger erbliden koͤnnen, als vorher Herr v. Wey-
rauch muß der konfervativ⸗hochkirchlicher Rechten zu-
gezählt werden.“ Wenn die Nationalliberalen keiuen
Grund zum Vertrauen haben, ſo iſt das jedesmal ein
günſtiges Zeichen.

Die Nexwahlen für die rumäniſche Kammer,
welche am Dienſtag begonnen haben . und drei Tage
dauerten, dürften mit einem Siege der Regierung enden.
Wie aus Bukar eſt gemeldet wird, ergaben die bis-
her vorgenommenen Kammerwahlen im erſten Diſtritto-
wahlkollegium folgende Reſultate: 34 Kandidaten der
vereinigten Liberalen und Konſervativen und 13

aufamımen. Ich alaube, Fräulein Danecourt hHat ihr
Spiel gewonnen,” fügte fie hinzu, und das Mind wandte
jeine Augen ven dem ajchfarbenen SGefichte Magda’s ab
und {dhenkte feine ganze Aufmerkjamtkeit den Spilenden,

Würde fie ohnmächtig werden? Magda wunderte fiQ,
daß fie noch ſo viel Befinnung batte ſich dieje Frage. vor-
zulegen. Sie bedurfte einer fait übermenfchlichen Anftreng-
ung, um ſic aufrecht zu Halten. IJhre Wugen wurden
trübe, ihre Lippen. bebten, der Raſen die Zelte, die farbi-
gen Sleider, Alles ſchien durcheinander zu tanzen. Die
ANufik tönte wie gus weiter Ferne an ihr Ohr, und uur
des Cine ſtand Har vor ihr, das eine Bild des Ihönen,
jungen Mannes, welcdher, eine Hand auf Frau Mowbray’s
Stubhl geitäßt, mit ſchwachem Sächeln in den tief traurigen
Augen die Spieler beobachtete. E3 war das Angelicht des
Brinzen, den ſie vor einem Zahre auf der Eijenbahnjtation
zuerit gefehen, welcher fie in dem eichengetäfelten ‚Bimmer
in jeine Urme gefhloffen, welder ihr in weicdhen, Innigen
Tonen zugeflüftert daß er fie liebe, und weldher ihr einige
Stunden {päter auf der vom Mondichein beleuchteten Ter-
Taffe zugerufen batte, e8 ſei ſein einziger Wunidh, e nies
mals wiederzufehen.

‚ Er fa fie nicht, das war für den Augenblick ihr ein-
ziger Troſt und fahe er fie, {o würde er fie fiher nicht
wieder erfennen, ſie hatte fich ja ſo fehr verändert. Wber
ihr Herz ſandte e,n heißes Gebet zum Himmel, daß ſie ſich
nicht begegnen möchten.

Nachdem fie eNmählidh wieder xuhiger geworden war,
betrachtete ſie einen Moment fein Untlig und e jab, daß
audh er fih bedeutend verändert hHatte. Seine GefichtSfarbe
war nidt nur dunkler geworden, wie von einem längeren
Aufenthalte in Heißen Zonen, er fah auch magerer und vor
AUllem tief befümmert aus. Dennoch, wıe {hön war eı —
ihöner und größer als alle dıe Männer in der Runde, er
ſchien ein Xönig unter ihnen!

‚ Er beobadchtete aufmertam das Spiel, wie Magda lau
Seine Augen wandten fich kaum von Sthel’8 grazidjer Ge-
8 ab und mehrere Male wechfelten die BYeiden einen

lick freundſchafilichen Sinverftändniffes.

Jortſetzung folgt)











 
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