Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Pfälzer Bote für Stadt und Land (26) — 1891

DOI Kapitel:
Nr. 151 - Nr. 160 (8. Juli - 18. Juli)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44149#0605

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext


















































































{ 8 m ugterbau?gtbd(;gc. —
ellungen
den —— 2 2 — 4 7

Berantmwortlidher Nedakteur :
Huling Jeder in Heidelberg.

z#







Beſtellungen
‚f den „Pfälzer Boten“ für die Monate
3?‘“‚ Auguſt September werden noch fortwährend
M Tämmtlichen Poſtanſtalten, bei unſeren Traͤgerinnen,
ſowie in unſerer Expedition veidelberg, Zwinger-

raße entgegengenommen.
Verlag des „Pfälzer Bote.“



Aus den Plänen des Fürſten Bismarck im
Jahre 1866.

i Anläßlich des Gedenkrages der Schlacht von K ör
dr STäß veröffentliht das „Wiener Tagblatt,“
en Gerausgeber, Morig Szep8, fich,im, Befibe o
feam?“ Hochinterefjanter Schrifiſtücke befindet, eine
Mittheilung, die nicht verfehlen wird,
Jeit? das größte Auffehen zu erregen. Ende Auguſt
S 0, {o berrichtet das Blatt, erſchien hei Herrn
reie}?ß General Türr, der, bekannilich früher Öfter-
35 DOffizier, in italieniſche Dienſte getreten und
denjelben zum General avancirt war.
Di Sn den verſchiedenen geheimen Machinationen der
em[})matie der fünfziger und ſechziger Jahre tief ein-
4* und zu maunlgfachen geheimen Mijfionen ver-
* hatte General Türr Belegenheit hinreichend,
* den damaligen Herrn v. B i àin axck in wieder-
4 Beziehungen zu fommen, Als der Krieg von
; O ausbrach, {tand General Tiü rr durch ſeine be-
Wers intimen Beziehungen zum Prinzen Napoleon
* auf Seite Fraͤnkreichs. Genexal Türr erſchien
U, wie ſchoͤn gemeldet, Ende Auguſt 1870 bei Herrn
* um die Veroͤffentlichung eiuͤes „Offenen Brief-
4 an den Grafen Bismarck, eines „Memento“,
* Tuͤrr ausdrückte, zu erwirken.
jeſes Schriftſtück gelangte indeſſen damals —
4* welchem — iſt gleichgiltig — nicht zur
öffentlihung. Heute nun, nach 21 Jahren, benuͤtzt
Cr Szeps den Gedenktag an die Kataſtrophe vom









Jull 1866, diefes Schriftftück zul Kenntnif wei-

* Kreiſe zu bringen. In dieſeni Schreiben Türrs

die Richtuͤng enthalten, welcher Art die Pläne

bare“‚ die Bismarck im Jahre 1866 gegen Oeſterreich

folgte, 3 hHeißt in Diejem offenen Schreihen:
An S, E den Grafen v. Bismaxck!

Eier Ereellenz erinnern ſich gewiß der Tage vom

m Kampf unr s Daſein.
Erzöhlung naͤch Hesba Stretton von H. v. Remagen.
Gachdrnck verboten)

„Wer iſt das, dieſer Herr Dudley ?“ fraate David.
wo $ in guter Herr, der gewiß ausfindig madjen würde,
fie 52 ehrlid Dein Brod verdienen Könnteit,“ antwortete
zoͤch „®anz gewiß wuͤrde er daz! Und es Könnte immer
'%uternä,qio ‚rechtichaffener Mann aus Dir werden, wie der

r.

holt „Cin rechtichaffener Mann, wie der Bater“.. .. wieder-
4 Dabvid, dabei der Worte der Muiter gedenkend, welche
—— nocdh am Tage vor der ⏑ ⏑ ihm
Hun DEn Hatte. „Nein, dazu 3 zu {pät; dafür.bin i®
ans U alt geworden. Ich bin an’s Trinken gerathen und
— und freib” Alles, waz fie, Ihledt heißen,
mein zr dit nichts Befjeres mehr zu machen; i bleib’
fiubn Sebtag, was ich nun einmal geworden bin: ein Spiß-
und © hab’ zu lange ſchon unter ſolchen Leuten gelebt
— nicht mehr unter ehrlide Menichen, wie der
f und die Mutter waren und wie Du biſt Die
War eine gute Frau, und wie iſt es ihr ergangen ?!
mit Mactett fagt, fie jei buchftäblich. verhungert; und da-
‘ ;Bett“f“”b er wohl Recht haben. Weil ich ſie mit meinem
* N Dor dieſem Schickfal bewahren wollte, bin ich in’s
ünqniß gefommen ; gut, ich weiß jeßt, woͤhin ich gehöre.“

S Dabid, Dayid,“ jammerte ClSbeth. ;
— wohl, Heine EI8’,“ fuhr David mit frauriger
fort Das Beite für uns Beide iſt, wenn wir
Bla äteb von einander nehHmen für immer. Wenn der
bift ! ett Dich jebt {ähe, wie groß. und Hübfh Du deworden
4 Lein. nein Elsbeth geh‘ Fu Deinen Weg weiter und

* den meinen. So, num leb’ wohl, Elsbeth!'

ztr S03 Toll ich maden?” ſchluchzte, Eigbeth, während
%äbb‘e hellen Thränen die Wangen Herunterliefen. „D,
jeine 9yı Dih nicht von mir Lafjen“, — He prekte
Nicht 84 beide Hände, — * 8 Dich doch
‚MIr na Ü ſoll ich machen,
W3 {oll ich ban 2“ auſe nehmen as ſoll ich machen

„Siehſt Du“, verſetzte David, „daß wir für immer ge-



n z/,



für Stadt







— den .









10. und 11. Juni 1866, an welchen wir von den
Eventualitaten etnes Krieges gegen
Deſterreich geſprochen haben. Um dem Gedaͤcht-
niſſe E. E. zu Hilfe zu kommen, erlaube ich mir &.
E zu erinnern, daß wir den erſten Abend im Axbeits-
zimmer und den zweiten Tag unter dem großen Baume
des Gartens E. E. zugebracht haben. Ew. Exeellenz
waren ſehr beſorgt über den Ausgang
des Krieges, welcher eben anfangen ſollte. Eure
Excellenz ſagten mir: Ah! Wenn es nur der Kaiſer
Napoleon wollte, ſo wäre der Krieg leicht für uns.
der Kaifer Rapoleon könnte fehr leicht
Belgien ne hmen, ſogar auch Luxemburg
und die Grenzen Fraukreichs regultren.
Ich habe alles das dem Kaiſer Napoleon vorge-
ſchlägen, er wollte aber darauf nicht eingehen.
Wenn Sie nach Paris kommen, ich bitte Sie, ſagen
Sie alles das Sr. Hoheit dem Prinzen Napoleon

Nach einigen Säben mindex wichtigen Inhalts
ſchließt der offene Brief folgendermaßen:

„... In Belgrad traf ich bei dem Chevalier
Scobaſſo, den Conſul Italiens, den preußiſchen
Conſul, Herrn Lobareau, und den Präſidenten des
ferbiſchen Seuats, Herrn Marinovics. Mitten
im politiſchen Geſpräche ſagte der preußiſche Con-
ſul, indem er ſich an Hrn. Marinopies wandte,
daß Serbien fich energiſch rüſten ſollte, um
bei der erſten günſtigen Gelegenheit die Donau und
Save zu übertreten, um Kroatien, die Bacs
und das Banat zu nehHmen. . . .“

Die erſte Frage, welche ſich uns angeſichts dieſes
Briefes aufdrängt, iſt wohl die, oh die Behauptungen
Türrs auf Wahrheit beruhen. Nachdem im zwei-
t en Abſatze des offenen Schreibens die Namen der
damaligen Conſule von Italien und Preußen, und
auch jener des Präſidenten des ſerbiſchen Senats ge-
nannt ſind, ſo kann die Epiſode in Belgrad unmög-
lich vollſtändig erlogen ſein. Was den erſten Theil
betrifft, in welchem dem damaligen Grafen Bismarck
zugemuthet wird, er habe dem Kaiſer Napolebu Bel-
gien und Luxemburg angeboten, ſo befindet ſich
dieſe Behauptung Türrs in einer über-
auscharakteriſtiſchen Uebereinſti mmung
mit einer Unterredung, welche im Jahre
1866 der heuer verſtor bene Prinz Napo-
leon mit Bismarck gehabt haben joll, u.
über die der Marquis de Villeneuve im Pariſer
„Figaro“ berichtet Hat.ei dem Aufſehen, das der Brief
Türrs hervorrufen wird, iſt es als ſicher anzuneh-






men, daß es an der erforderlichen Klarſtellung nicht

ſchieden ſind? Du ſelbſt räumſt ja ein, daß nicht Staat
vor andern Leuten mit mir zu machen ift! Du fannſt
Nichts für midhy thun — e& iſt zu ſpät Küffe mich nur
ein einziges Mal zum Ahſchied für immer. Ich bin ein
verworjener Menijch, ein Dieb, und hab’ nur noch eine
Ausſicht von mir: die aufs Zuchthaus Die Berührung
mit mir, würde guch Dich Ihänden für’3 ganze Seben,
lieine EI8’! Sag’ mir nur nidht, wo Du wohnſt damit
ich aar nicht zu Dir kommen kann Aber mandmal an
mich denken kannjt Du dodh, ich war ja doch früher
Dir. ein guter. Bruder. Und nun aib mir den Abſchieds-
kuß, und dann laß’ mich weiter! i }

Mit niederqeſchlagenen Augen, und zitternden Lippen
hob ůch das hHübjhe Madchenantlitz zu ihm empor und
fühlte dann den Brand ſeines fieberhaft glühenden Mundes.
m jelben Augenblide hatte er aber auch Ihon den Arm
don ihren Händen frei gemacht, und war, feitwärts {pring-
end,- 'gleich darauf ihren Auger unter der Menge, die
{tet3 die London⸗Bruͤcke hinuͤber⸗ und herüberwogt, ver-
ſchwunden.

XVIII.

Auch Herr Zohn Dudley, der ſonſt doch {o morchen
Abend, des ſchoͤnen Sonnenumfergangs, über, dem Fluſſe
wegen, auf der London Brücke ſich erging, bedauerte es
al8 einen böſen Zufall, daß er bei der Begegnung der
Elsbeth mit David nicht in deren Nähe gekommen war ;
gerade an dieſem Tage unter {o vielen hatte er geglaubt,
dringlicher Obliegenheiten halber ſich die gewohnke Ex-
Holungsitunde nicht günnen zu dürfen. So war das ſe
lange, feit er David’s Geſchichte kennte, ihm var der Seele
ſchwebende Ziel, des Knaben habhaft zu werden, leider
unerreicht geblieben.

Aber neue Hoffnung, ſchöpfte er aus der Erzählung

Elabelhs doch. E3 erſchien ihm leichter, den ſchon ſeit
Jahren übel, berüchtigten Bladett ausfindig zu madhen,
al3 den David, der die von der Polızei überwachten Wege
Verſündigungen erſt vor Kurzem betreten

atte. —



e.
Der folgende Tag wurde ein Tag, welchen Viktoria
und Elsbeth als einen der denkwürdigſten ihres Lebens in



ofe

— — * —

adenburg. Weinheint, webingen, : Philippsbura,
Wie8loch, Bruchfal, Greiten, medaggemfinb‚ Mosbach
Werbach, Brchen, Wallbärn, T.-Bifhofah. Werthein sc.

A. duu.

— E

Dme, Berlag ı. Exrpebitivn von Gebr. Yuber
in Heidelberg, Zwiugerſtraße 7.







fehlen wird. Speziell für uns Oeſterreicher wäre es
von hoͤchſtem Intereſſe, ſicher konſtatirt zu wiſſen, ob
denn Bismarcks geheime Pläne wirklich darauf hin-
ausgingen, Oeſterreich gänzlich zu zer tümmern.

Gin , Evangelifder‘“ - Gundes-Familienadend.

Das amtliche Blatt für den Kreis Kreuznach er-
zählt über den letzten am 29. Juni ſtattgehaͤbten
Cpangeliſchen Bundezabend — Das um iſt ſomeht von
Intereſſe da die Herten Familienabende gern mit
Ausſchluß der Oeffentlichkeit abhalten Wir berichten
nach dem Amtsblatt, weil wir ja wahl ſicher ſein
fönnen, daß ein königl. preußiſches Amtsblatt vor
Allem nicht übertreiht und dadurch deutſche Reichs-
* beleidigt. Alſo folgendermaßen tagten die

erren:

„Für den am geſtrigen Abend von 8 Uhr ab
ſtattgehabten Familienabend, veranſtaltet vom Evangel.
Verein zu Ehren der Gäſte, erwies ſich das groͤßte
Lokal der Stadt, der Saal des „AWiejenzelte3“, faſt
zu klein In drangvoll. fürchterlicher Enge fanden
ſich dort weit über 1000 Perſonen zuſammen, die den
auserleſenen Reden und den dazwiſchen geſtreuten
Chorgeſangen trotz einer faſt überwältigenden Schwüle
aufmerfjam lauſchten. . Unjere Leſer kennen das ge-
miithliche und gemüthvolle Treihen, das ſich auf den
alljährlichen ahnlichen Feſten des Evangel Vereins
entwickelt Wie wäre es anders möglich, als daß
dieſer durch die Anweſenheit zahlreicher werther Gäſte
verſchönerte und durch geiſtvolle Reden gewürzte
Wend ebenfalls in der erhebendſten und anregendſten
Weiſe verlaufen wäre! In ſeiner Begrüßungsrede
gab der Herr Pfarrer Neighard einen Ueberblick über
die abwechfelnden, düſteren und freundlichen Geſchicke
des evaugeliſchen Kreuznach, das ſich glücklich ſchätze
heute die erleſene Provinzial-VBerjammlung des Evangel.
Bundes in ſeiner Mitte begrüßen zu dürfen. Herr
Superintendent Thönnes⸗Lenney dankte für die warmen
Begrüßungsworte des Vorredners und ſchilderte in
auſchaulicher Rede die Geuugthuung der niederrheiniſchen
Gäſte, nach einer Reiſe durch zwar ſchöne, aber der
evangeliſchen Sache vielfach fernſtehende Gegenden in
verkrauteni Kreiſe pon Geſinnungsgenoſſen weilen
zu dürfen, Herr Prediger Giejede-Solingen verbreitet
ſich über die Stellung des Bundes zu R om in Ver-
bindung mit der gegenwärtig ſo brennenden ſocialen
Frage In ſcharfen Worten wendet ſich Redner nicht
gegen den harmloſen kathaliſchen Bürger, ſondern
gegen die römiſche rieſterſchaft, die
heimathtoſen Fremdlinge im deutſchen
— — anftreihen durften. Schon feit Wo-
ſie ihm mit geſpannter Erwartung —

en.

Zohn Dudley hatte ihnen nämlich verſprochen {i
dieſem Tage abzuholen und auf das 2——
zu geleiten, auf welchem ſeit anderthalbd. Jahren Roger
jeine Ausbildung erhielt Man hatte Anfanas fjeine liebe
Noth mit dem Iungen gehabt; ‚er war unqufrichtig und
träge ‚gewejen, obaleich ein guter Kern in feinem Wejen
mc{;t@svuiberfertmeä war.

ieſer gute Kern war aleichſam in ſeiner Keimfähig-

keit erhalten werden durch das, 4
Mutter gehört hatte; was dieſe Frau von der Ehrlichteſt
und dem Fleiße ihres Gatten zu rühmen nicht müde ge-
worden war das war bei Roger zwar zwiſchen Steine
gefallen, ſchlieslich aber doch aufgegangen. Die Offiziere
des Schiffes verſtanden eS; dieſe guten Keime mit Sorg-
falt, Frenndlichteit und thelluehmender Behandlung zu
7* ** —2 in dem Weſen des
naben: die Neigung zur Verſchlagenheit und z tüßig-
gang wurden glücklich überwunden. — —

Dieſes erfreuliche SrziehungSrefultat würde freilich
ſofort wieder in Frage geſtellt worden fein, wenn man
den Knaben var der Feftigung ſeines Charakters wieder
von dem Schulſchiffe entlaffen haben würde. Bon der
Umgebung, die ihm_ in Lanzon offen geſtanden hätte,
würde auch er, wie Dayid Fell, auf die abſchuſfige Bayn
gexathen und {qließlidH im Arbeitshaufe oder im Gefängs
niß 4 *

er Sonnenaufaang war ſo ſchön wie der Unter,

am Abend vorher. Euklid rief, als er vom —
brach. ſeinex Vittorja noch von der Stxaße ins Haus zue
rüd, daß es der prächtiaſte Morgen jei, den man bisheran
im Jahre noch gehabt habe Schen lange vor Dder zur
Abfahrt _ Teitgejeßten Zeit landen Bictoria und E{3beth
am Koyfe der „Sondon-Brüde“, um ihren Begleiter, Herrn
John Dudley zu erwarten.

Fortſetzung folgt.)








 
Annotationen