vricheim saglıd au Augnahme der Honn, und Feiertage
Jauaſtags wit Unterbaliungsbeilage, . Brei® vierteljahrlich
3, 1.20 ohne Lragerlehn u. Hohauffchlag Beſtellungen
5 den Boftanfalten © er Grnahitine Amingerfiraße 7,
7*
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Wnzeige-WBlatt für bie Amtsbezirle Heidelberg,
Kadenburg, Weinheint, Schwegingen, Philippaburs
Mesloc/ Bruchſal Lretten, Nedargemünd, Mogbach-
Lherdach / Buchen, Wallduru/ T Biſchofah Wertheint 1c.
fr. 22
Berantmwortlicher Mebakteur ;
äpyiin8 Yodar in Geidelbera.
Vrne/ Berlag u. Expebition von Gebr. Huber
in Heidelberg, Awingerſtraßze 7.
26. Sabıe.
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Beſtellungen
auf den „Pfälzer Boten-- für die Monate
November und Dezember werden fortwährend bei
ſämmtlichen Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen,
ſowie in anſerer Expedition beidelberg, Zwinger-
ſtraße 7 entgegen jenommen.
Verlag des „Pfälzer Bote.“
Occchchchcchcchchchchcwlhloch
Von ewigen Frieden
ſchreibt die „Nat.-Ztg.“ u. A.: „In dieſer Woche
treten in der Hauptſtadt Italiens Mitglieder verſchie-
dener Parlamente zuſammen, um den unmittelbar be-
vorſtehenden Congreß der Friedensfreunde in der
ewigen Stadt vorzubereiten und einzuleiten. Im
Grunde könnte man freilich ſagen: ſie thım ein Ueber-
flüſſiges. Denn wer wagte es in unſerer Zeit, öffent-
lich aufzuſtehen und ſich für einen Freund des Krie-
ges zu erklären? Wer, wenn er die Macht hätte,
würde ihn unbedenklich aus den Falten ſeiner Toga
chütteln? In dem Wunſche nach der Erhaltung des
Friedens begegnen ſich die Friedensfreunde in Rom
mit der Regierung des Deutſchen Reiches, mit den
franzöſiſchen und den engliſchen, mit den italieniſchen
und den öſterreich ungariſchen, Miniſtern; es iſt
Weifellos, daß Hr. v. Giers ſich in Monza auf das
Wärmſte für den Frieden ausgeſprochen haͤt, gerade
wie der Papſt in ſeinen Breven und Anſprachen den
Frieden für die Welt von dem Himmel herabfleht.
Entichiedener als die Führer der deutſchen Sozial-
demokratie für den Frieden auf ihrem Paxteitag in
Erfurt eingetreten ſind, können auch die Parlamen-
tarier in Ram die friedliche Loſung nicht hetonen.
Auch ibrer Weisheit letzter Schluß wird das inter-
nationale Schiedsgericht zur Schlichtung
der Völkerzwiſte ſein. Nur in dem einem Punkte
werden ſie hoffentlich klarer als die Sozialdemokraten
ſehen, daß der Friede viel ſtärker von unten als von
oben her bedroht wird, daß wir nicht ſowohl den Ehr-
geiz und die Ruhmſucht der Fürſten als die Leiden-
ſchaften und den noch nicht uͤberwundenen Racenhaß
der Völker zu fürchten haben. Wenn die Dinge auf
Erden durch vernünftige Reden geleitet werden könnten,
ſo wäre der Friede, wenn nicht auf ewig, doch
größerer Einſtimmigkeit geprieſen, nie mit feierlichern
Betheuerungen gelobt woͤrden. Alle wollen ihn, Alle
verſprechen ihn zu vertheidigen, und der röm. Friedens-
Congreß wird dieſem allgemeinen Concert nur eine
neue Note hinzufüger. Um Kleinigkeiten führt man
jetzt keine Kriege mehr, eben weil es keine kleinen
Lriege mehr gibt. Fürſten und Völker jedoch zur
Friedfertigkeit zu ermahnen, ohne an die „unberühr-
baren“ Dinge zu ſtreifen, ohne die dunkeln Inſtinkte,
Triebe und Leidenſchaften zu verletzen, in denen die
verſchiedenen Volks⸗Individualitäten wurzeln — iſt
das etwas anderes, als die Luft mit klangvollen
Worten zu erſchüttern? In ſeinen Anfängen war der
Friedens Congreß, mit welchem die parlainentariſche
onferenz nicht identiſch iſt, beinahe ausſchließlich eine
Vereinigung republikaniſcher und kevolutionäker Ele-
mente. Gaͤribaldi und ſeine Freunde führten das
große Wort darin. Da man nicht ohne den Sturz
dex Tyrannen und des Papſtes zu dem ewigen Völk-
erfrieden gelangen könne, ſchloſſen die Friedenscon-
greſſe im Ausgang der ſechsziger Jahre folgerichtig
mit einem Aufruf an die Völter zum letzten heiligen
Lrieg. Der abenteuerlich⸗zweideulige Chaͤrakter dieſer
Verſammlungen wurde für den Beöbachier noch durch
die heftigen Reden verſtärkt, mit denen die Genofjen
gegen einander losfuhren. In Genf endete bekannt-
lich der erfte Friedenscongreß im Herbſt 1867 mit
Iner großen Schlägerei. Seitdem hat die Liga der
Friedensfreunde an Würde und Weisheit zugenommen.
Jedermann begrüßt das Wachsthum der Frieden3-
gedanken, die Verbreitung friedlicher Geſinnung, die
Abſchwächung der nationalen Empfindlichkeiten, die
Einrichtung der internationalen Schiedsgerichte. Wenn
durch die parlamentariſche VBereinigung in Kom dieſe
Keime weiter gefördert werden, ſo wird ihr die Welt,
die ſo friedensbedürftig und friedensſehuſüchtig iſt,
Dank wiſſen. Aber die Friedensfreunde ſollen ſich
und die Andern nicht in den Wahn wiegen, durch
ſchöne Reden den Krieg aus der Geſchichte fortzu-
ſhaffen und das goldene Zeitalter heraufzuführen.
Früher, wo die Eniſcheidung über Kriẽg und Frieden
in dem Willen einzelner mächtiger Menſchen lag, war
die Möglichkeit nicht ausgeſchloſſen, ſie durch Ver-
nunftgründe zu beſtimmen; die erregte Volksleiden-
ſchaft, aus der jetzt allein der Krieg 'entſpringt, iſt
ſolchen Gründen unzugänglich. Man bringt der Ge-
hervorgegangen iſt, ihren Beftrebungen immer weitere
Kreiſe an ſich heranzuziehen und in den Parlamenten
leicht ein Mal bei drohender Kriegsgefahr kräftig
genug zur Beſchwichtigung des Sircites erweiſen
könnte, die verdiente Sympathie entgegen. Aber kann
ſich die kühle und nüchterne Betrachtung diefen ſchwaͤr
meriſchen und phantaſtiſchen Wünſchen und Hoͤffnun-
gen gegenüher der Furcht entſchlagen, daß ein unbe-
ſonnenes Wort vom Capitol herab in der gefpannten
Lage der Welt die Gemüther noch mehr reizen möchte ?.“
die Friedens-Conferenz.?
* Yom, 3. Nov. Die Er öffnungsfigung
der Friedenskonfexenz in der feſtlich geſchmückteuͤ Aulaͤ
des Capitols verlief in vielverheißender Weiſe Außer
zahlreichen Deputattonen waren Vertreter der Diplo- .
matie und Damen anweſend. Deutſchland iſt durch
11 freiſinnige und 4 natalib. Abgeoroͤnete vertreteu.
Die deutſche Deputation hat Baunibach zum Präſi-
denten, Boͤttcher zum Schriftführer und Hirfh zum
Redner gewählt. Frankreich iſt relativ am ſchwächſten
vertreten; außer Labiche, dem Präſidenten der franz.
Sektian, iſt auch Frederie Paſſy anpeſend.
Biaucheri, neben dem Herzog Sermoneta, dem
Miniſter Fexrari, Bonghi, Odescalchi uſw. Platz
nehmend, eröffnet die Sitzung mit einer ſchwungvollen
Rede, die mit einem brüderlichen Gruß an die Gäle
beginnt und die Arbeit des Kongreſſes als ein Werk
der Gerechtigkeit und der Menſchlichkeit charakterifirt,
das für immer die Kriege unmöglich machen foll.
„Hier auf dieſem Capitol“, fuhr Bianchert dann fort,
„wo einſt Jahrhunderte lang Zwietracht geherrſcht,
kerathen wir heute, wie die Kriege zu vermeiden find,
Viele ſagen, es ſei eine Utopie, aber Utopiſten nannte
man auch Kolumbus, Galilei und Lincoln, deren
Ideen heute Gemeingut Aller ſind. So iſt zu hoffen,
daß in nicht ferner Zeit auch die Idee der Schieds:
gerichte und des Friedens von allen Voͤlkern bekannt
wird.“
Als dann ſprach der Sindaco von Rom, Herzog
von Sermoneta, den Wunſch aus, daß von Rom, von
wo die Beziehungen des Glaubens geregelt wurden,
auch diejenigen unter Völkern in friedlichem Sinne
geregelt werden möchten.
Von den fremden Deputationen ſprach zuerſt
Baumbach, der die Friedensliebe der deuiſchen Völker
verſicherte; anknüpfend an das Wort Moltke's, daß
heute die Stimmungen der Völker die Kriege verur-
ſachen, forderte er die Anweſenden auf, daͤheim den
Geiſt des Friedens zu fördern. Dieſe Worte erregten
lebhaften Beifall.
Europa's einen Einfluß zu gewinnen, der ſich viel-
auf lange Jahre Fhinaus geſichert. Nie iſt er mit
—— — *
Das SGeheimniß der Creoliu.
Von Bernhard Derosne. Nachdruck verb.)
Autoriſirte freie Ueberſetzung von Philipp Freidant)
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daß Sie in Dder Anwendung der Mittel dazu gar nicht
wählerifch find. Ich verlange nicht, daß Sie meine Un-
nahme beftätigen, Ihr Stillſchweigen genügt mir dazu“
— „Sie ſind fehr verwegen, Rebekka !“ wendete Luch Sn-
therland ein. „SFa, Fraͤuléin Sutherland, eine Frau iſt
immer verweaen, wenn fie aufs Aeußerſte beleidigt und
ihr Glück wie das meinige brutal vernichtet iſt Sie haben
e ja geftern Abend jelbit gefagt. Vielleicht empfinden Sie
ſolche Demüthigungen nicht jo ftark wie ich; aber eine Frau
eine Kaxte gejeßt und den Einjaß verloren hHat, durchaus
nicht, über ihren Schmerz ſich auszuſprechen und ihre
aßregeln zur Sache zu treffen alſo einfach — zu handeln
enn es Ihnen alſo paßt, ſpiele ich meine Rolle als Ram-
merzofe weiter hier ; wir können uns ja in unſerer Sache
gegenfeitig unterftüßen. Gefällt es Ihnen nicht ſo, iſt es
mix auch recht. Ich weree dann meine Schritte irgend wo
Wders hinleuken Wie Sie richtig vermutheten, Hräulein
Sutherland, bin ich nicht. hierhergefommen, um mein Leben
als ®ammerfran zu frilten, fondern um andere Zwece zu
werde wahrfcheinlich ſehr bald meine Stelle verluffen.“ . —
„Rebeffa“, rief Luch Sutherland . mit „unüberwindbarer
äy}eugierbe‚ „mwas geht vor, was haben Sie denn eigentlich?
Ich habe gar Feine Luft, ein Geheimniß zů verbergen,
Ind mein Leben hat nichts mit meinem Stamme gemein,“
jagte Kebekfa. „Ich bin Jüdin und duro meinen Vater,
er mit Gaſton Lenoir Geſchäftsverbindungen hatte, lernte
denſelben fennen. SKegt Habe ich weder Bater noch Mutter.
Mehr. Wenn mein Vaͤter das Vermögen Hinterlafjen hätte,
das alle Welt in feinem Belig vermuthete, wäre ih längit
die Frau SGajton Lenbirs. Leider war ich aber keine Erbin
und deßhalb verließ mich derfelbe.” — „SFa”, fagte Lucy
„um dieſer Sopbie Weldon willen,
chenfalls nichts befißt.“ — „Ich werde micdh bald davon
überzeugen,“ fiel Rebekka ein, ohne ſich im geringjten aus
ihrer Unheil verkündenden Ruhe bringen zu laſſen.„Was
i Ihnen ſagen wollte, Fräulein Sutherland, iſt nur das,
et Sie mir exlauben, fernerbin meinen Dienſt weiter zu
verſehen und dabei auch Ihren Zwecken zu dienen. Darf
Was ſolien das für Zwede {fein?“ — „Daz Verderöen
der Frau ihres Betterg!* — „Rebefka!” —
„D, Fräulein, ih durchſchaue Alles! Wenn Sie mir
zu bleiben befehlen, bleibe ich hier. Wenn Sie meine Ab-
reiſe wünſchen reiſe ich ab! Ich bin alein in der Welt
und gegen Alles vollſtändig gleichgültig. Aus meiner Zu-
funft mache ich mir gar nichts, nır möchte ich noch die
mir geſtellte Aufgabe hier (öfen!‘ — „Was haben Sie
denn noch hier zu thım, Rebekka? Ich verſtehe Sie gar
iſt auch gar nicht nothwendig, daß Sie
ſach: Holl ich abreilen oder bleiden ?“ — „Bleiben Sie,”
jagte Sucy Sutherland „und Handeln Sie (
Sutdünken. Das Eine aber bitte ich mir ane: Möge
fommen, was da wolle, ich bin Ihre Mitidhuldige nicht!
Ich weiß nichts von Ihrem VBorhaben, win auch gar
nichts davan wiſſen. Mögen Ihre Bermuthungen,
mich betrifft,
VBermuthungen.
Ich gebe gar nichts zu, von dem Sie
gehen und zu kommen, wie es Ihnea beliebt. S3 dürfte
keinen Anlaß zum Klatſch zu geben. Haben Sie mich ver-
jtanden, Kebekta ?“ — „D, ich begreife Aſtes fehr gut,
mein Fräulein.
Ihnen ſehr verbunden.“
Rebetka neiate ihr Haupt und verließ nach dieſen
Vorten da? Zimmer. Sie erfüllte die Pflichten ihres
Dienftes auch von dielen Tage an in yeinliher Hewiffen-
haftigkeit — nichts wurde überſehen, nichts vergefjen. Bei
— —
Bedienſteten des Hauſes ſehr wohl, daß der GefichtSaus-
druck der ſo wenig mittheilſamen Kammerfrau u0ch um
einen Zon finſterer war wie ſonſt — aber Niemand
wagte e8, darüber eine Bemerkung zu machen. TFeder
hielt ſih in achtungsvoller Entfernung. ‚ Später, am Nach-
mittag, kleidete ſich Rebekka an und ging, ohne um Er-
laubniß zu bitten Hinaus, um trotz des {trömenden Regens
einen Ausgang zu machen. Luch faß auf ihrem Beoacht-
gngöéaogten und errieth ſehr wohl den Zweck des Auszganges
er Zofe.
Der Abend kam endlich heran. Er war, der Jahres-
zeit angemeffen, windig und regneriſch. Lucy befchaͤftiate
O in Gedanken immer mit dem Ziwede der Abwe-
jenheit der Kammerfran.“ Jeder Windlloß, der die Bäume
des Varkes ſchüttelte und die diden Kegentropfen die
Fenſter des alten Hauſez erklirren Ließ, erfüllte Lucy mit
einem Schrecken ſonder Gleichen. „Welch ſchreckliche Nacht
und. welch wühevollex Weg für Rebekka!“ dachte Lucy.
Ohne Zweifel hat ſie ‚eine Zufammenkunft mit Gaͤſton
Lenoir gehabt, dennm nur zu diejem Zweck fonnte fie aus-
gegangen fein.” „Ohne Zweifel bekaͤmen fie Streit, er
folgte vielleicht auf dieſem dunkeln, derlaſſenen Wege und
die geheimnißvole Kammerfrau perſchwand vielleicht auf
dieſelbe geheimnißvolle Weiſe, wie fie angekommen war.
Einen Monat daͤter fand man den Leichnam einer Frau
mit hoffender Wunde in der Bruſt, und einige Ueberrefte
von Kleidern lieferten der Leichenjury den Beweis, daß e3
Sutherland erbleichte bei dieſem Gedanken und erwartete
mit einer Aenaſtlichkeit! welche fie nie zubor in ihrem
Leben empfunden Hatte, die Rückkehr der Kammerzofe.
Es war neun Uhr und der Sturm wüthete in Beftig-
keit, als Rebekka zurücfehrte. Luch empfing ſie an der
Trepbe, wie /ſie triefend vom Regen mit Schmuͤtz bedeckt
und einem beinahe greiſenhaften Ausſehen die Hinter-
heit vollſtändig verſchwunden.
Fortſetzung folgt.)