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Pfälzer Bote für Stadt und Land (26) — 1891

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Nr. 181 - Nr. 190 (12. August - 23. August)
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* „Breis vierteljährlich
; 3Rt, 1.20 ohne Trägerlohn . Böftattfiglag. Beftellungen
* Betben Bofanfalten. da der

on erfiraße 7









Hulins Jedet in Heidelberg.







Beitelungen
auf Dden „Pfaͤlzer Boten“ für die Monate
Auguſt 1. September werden noch fortwährend bei
Vämmtlihen Boftanftalten, bei unferen Trägeriten,
Divie in anſerer Expedition Heidelberg , Zwinger-
aße 7 entgegengenommen.
Berlag des „Pfälzer Bote.“







des Dl Stuhles.

Aus der ,Chroͤnik der Hriftlichen Welt“ iſt, wie
9t einiger Zeit auch im Pfälzer Boten erwähnt
worden ijt, in die „Deutjche evangelifche Kirchenztg.“
die Nachricht übergegangen, es hHätte gelegentlich der

Dandlungen über den Dreibund Italien Sicherheit
Een die Wahl eines intranſigenten, frauzofifch ze-
linnten Bapftes gefordert und als Ge enleiftung die
Fortdauct des Garantiegeſetzes — Dentſch-
land und Defterreich - hHätten darauf die Zuſage ge-
geben, die Mohaltung eines Conclave auf ihrem
— nicht zu geftatten und einem auf außer-
Tömijchem Gebiele, etwa in Fraͤnkleich oder Malta

Snem etwa ſo gewählten Papſte den Einzug in den
atifan zu verwehren. In dieſem Falle würde bis
zum Zuſammentriit eines „gefeblichen“ Couelaves in
M der Vatikan unter dem Schutze Italiens und
Unter der Aufſicht der Gefandten der latholiſchen
Man ſoll ſogar den Fall erwogen
Yaben, daß der römifche‘ Stuhl - während.. der Dauer
AneS Krieges vacant würde! Dann folle die Papft-
Wahl entweder bis zum Friedensſchiuſfe vertagt oder
Heüfalls im Vatikan . voNlzogen werden, welcher in
diejem Talle unter dem Schuß der Gefjandten von
%euticf)[anb‚ Oeſterreich⸗Ungarn und Spanien geſtellt
Werden ſolle. Endlich ſolls auch Eugland zuͤgefagt
Daben, daß e& die Abhaltung eines Conclaves auf
Malta nicht geftatten würde. — Da ß Verhandlungen
M Bezug auf die Sedisvacanz des hl. Stuhles ſtaͤtt-
gefunden zu haben, ſcheint zieinlich ficher zu fein Ob
der Inhalt derſelben vorſtehend richtig angegeben iſt,
fann dahin geſtellt bleiben‘; wäre dies der Fall, ſo
fönnte man e8, wie‘ ein ’Mitarbeiter des Oberfchw.
Unz. richtig bemerkt, nur bedauern; denn ſie wären







2



1..vollitändig un n.öthig, 2, vollſtandig wir kun gs-
108, 3. geeignet ohne alle Noth die Latholijdhen
Kreiſe alfer Bölker der Welt in heftige Auf-
reg ung zu verſetzen. — . Sie. ſind für aͤlle Faͤile
unnöthig, denn ob das Concil in Rom oder ſouftio
ſtattfindet, iſt für die Papſtwahl gleichgiltig; Das
heilige Colleginin wird in Roni Denjenigen waͤhlen,
welchen es für den Wurdigſten haͤlt, und wenn: es
anderswo zuſammentritt. wird ſeine Wahl auch dort
don keinem andern Geſichtapunlte geleitet Jein. Wollten
die Mächte aber die Papſtwahl thaͤt faͤchlich be-
einfluſſen, ſo müßte nicht nur der Ort des Conclaves
innerhalb des beherrſchenden Staates feſtgehalten
werden, ſondern man müßte ſich auch brutale &Cin-
griffe in die Einxichtungen und das Ver-
fahren des Conclaves gefiatien. Deun wenn
das Conclave derart ftattfindet, wie es abhgehalten
werden foll, ſo iſt jede äußere Beeinfluſſung un-
möglich. Den Wählern iſi jeder Verlehr mit der
Außenwelt abgeſchnitien. Das Konelave iſt mitien in
der Weltſtadt Rom ebenſo vereinfamt, wie wenn es
in der Wüſte Sahara tagte.

Eine Einmiſchung der Mächte wäre aber — ſo
führt das genannte Blatt weiter aus auch abjo-
lut wixkungslos. Die Geſchichte der Päpfte lehrt
die auffallende Thatjache, daß, welches immer die
perfönlidhe Anficht des Gewählten vor ſeiner
Wahl gewelen, dieſelbe nach ſeiner Wahl in den
großen Zielen und Zweden des Paßſt-
thums aufgeht. Wir haben Pius IX. und Leo
XII. die Kirche regieren ſehen — zwei Möänner, die
in ihrer Weiſe gleich groß, in ihren perfönlihen
Eigenſchaſten außerordentlich verſchieden, in Bezug
auf ihre Leßten und höchſten Ziele, die Freiheit
und den Frieden der Kirche, vollftändig iden-
tiſch ſind Wenn die Geſtaitung des deutſchen Kul-
turlampfes unter beiden Paͤpſten ſo verſchieden ge-
vorden iſt, ſo liegt das nicht an den Faͤp⸗
ſten, ſondern an der Haltung der deutſchen Regier-
ung. Das friedlichere Tempo, das heute herrſcht,
hätte man auch unter Pius 1X. haben Können, wenn
man fi an ihn gewendet hätte; aber das war ja
gerade der Nerv des Kulturkampfes, daß man die
firchlidhen Fragen ohne den Papft regeln wollte. Leo
VI. hält mit derſelben Energie die Rechte des heil.
Stuhles aufrecht, wie Pius IX. ' Mag-ein franzoſen-
freundlicher oder -feindlicher Papſt aus der Urne her-
vorgehen dieſe perſoͤnliche Faͤrbung muß verſchwin-
den, ſobald er ſich als Papyft fühlt; das iſt das
großartige Geheimniß des Papftthunis.



elehrf 1uns ä&e_&et}rt.

Erzählung von Gutmuth vom Walde.
17) aͤchdruck verboten)

q Sofe Hatte ein offenes Auge für diefes Walten der
Barmbherziateit, und e8 Hatte ihn ergriffen. Den milden

erten, diefer- Shweſteru ward. ſein Gemüth - zugänglich,
Und er lernie wieder beſen Wenn aber der Menich wieder

berkommen geweien. m Gebete vankt er fih wieder zu

Dott empor, ſchöyft Licht für ſeinen Geiſt aus Gott, wie

Blume das Licht der Sonne trinkt; athmet wieder

Öhere Lebensluft ein, welche ‚ihn mit neuer KXraft. ausrüftet.

’3 it wohi mahr, in der ſchweren Sünde, im Laſter ift
die Seele todt. Wenn, aber dieſe Seele beginnt, zu beten,
dann ijtdiejes das Hoffnungszeichen der Erwedung. Sit
da8 Gebet au noch nicht,das eigentliche Leben der Seele,
10 ift e doch ein Funke, an.weldhem das Leben {ich neuer-

IngS, entzündet. So war e3 bei Joſe. .

Eines Tage3, da feine Genefung ſchon werklich voran-
gefchritten, befam er auch ein Verzeichnig Derjenigen zur
Hand, welde heim Brande als todt vermißt wurden. Er
1a3 und fa3. ; Da begegnete er einem Namen, welcher ihn
Irüher mit. Haß exfüllte; e& war der Namen: Alereander

erberger, Schuftergejelle. Beben und Schauer erfaßte
V0je’3 Gemüth. „Mein Gott, der Unglückliche !” feufzte er.
— fward jeine Neugier gefpannt. Eine Verſon kam
\Dm wieder in’3 Gedächtnik, an Ddie er zu ſeinem jebigen
Staunen faſt nicht mehr gedacht hatte in leßier Zeit,

. Wa mag aus dieſer Leichtfinnigen Lina geworden
Tein 9“ Bittern% wandte er das Blatt und las weiter. Da,
D Graus, da fiand der Name des unglücjeligen Mädchens:
„Carolina Schramen, in Dieniten bei Rentner und Kom-
— Starker. Das Blatt entſank der Hand des

ünglings. —
Das aljo. mar ihr Ende,” ſeufzte er tief auf „Un
wie habe ich iiie nech kurz vorher erblidt? In welchem Um-
Aange ?“ — — „Ych, und an dieje Perfon konnte ich mich



Haften ? Khretwegen konnte ich {o verblendet jein, Vater,
utter * — zu verlaſſen, zu beſtehlen, diedeit



zum Tode zu betrüben?! Mein Gott, mein Gott, was habe
ich gethan ?

Xhränen, heiße Thränen rannen über die Wangen des
Unalüclichen, Frampfhaft falteten ſich feine Hände zum Ge-
bete, ſein lautes Schluchzen machte die dienende Schweſter
auf ihn aufmerffam.

Sie ſind ſchmerzlich bewegt, mein Freund Sie haben
Kummer ſprach die Schweiter.

„ ja, tiefen Kummer,“ eutgeanete der Kranke. „Ich
möchte Sie um Eines bitten, Schweiter.“

„Was wäre denn das?“

„Wollten Sie die Güte haben, mir einen guten Beicht-
vater zu beforgen ?“ 4

Gewiß. von Herzen aern,“ ſprach freudig die Schweſter.
„Für wann wünſchen Sie den Yrielter ?“

„Für morgen !“

So gejdhah es. Joſe wurde in ein beſonderes Zimmer.


ab über fjein ganzes Seben. Den Prieiter ‚bat er . jodann,
er möge an den Vater jhreiben, um deffen Verzeihung 3u
erwirfen. Auch möge der Vater die Mitter jenden, damit
ihm, dem verlorenen Sohne, die Heimtehr möglich werde,
ſobald er geneſen ſei.

t tiebexoner Sorgfalt entlediate der freundliche
Geiſtliche ſich desfelben Tages noch diefes Auftrages. Ain
Folgenden Morgen ſodann brachte er dem Sünglinge die hl.
Kommunion, €3 war ein weihevoller Augenblik, als Zoͤfe
die himmlifdhe Speife empfing. IJeßt war er Gott dem
Herrn ganz wiedergegeben. Er war-völlig bekehrt.!

Wie wohl iſt mir, wie unendlich wohl!“ ſprach er
tief bewest.

u30 alaub’ e3 Ihnen, mein Belter,“ ſaate ernit der
Lrielter, „Nun bewahren Sie auch diefen Frieden! Fragen
Sie Jih felbit, welch ein Abitand ijt zwijchen der Ruhe des
SGewifjens, der Ruhe in Gott, . und den efelhaften (türmi-
jhen Freuden der Welt! „Sin ruhiges Gemith,“ jagt die
Schrift, „ift wie ein fortdauerndes Gaftmahl.“ Bewahren
Sie Dieje RUDEN A — —

Der Prieſter ſchied, indem er dem Jüngling die Hand










ote

— —⏑ E






— — — — —
— 8 HZwingerfraße 7,











Wenn ſpeziell das Conclave in Matta zuſammen-
tiäte ſo wiſſen wir im Augenblick nicht, ob in Malta
cnaliſches Geſetz gilt; aber wenn..es gilt, dann
konnen ſich die Kardinäle unter dem S® ı 8 diejes
agliſchen Geſetzes verfammeln,. ohne daß irgendwie
ein Engländer ſeine Zuftimmung gäbe, dieſes Geſetz
zu verletzen und das Conclave zu ftören. Wenn ſich
des Conelave in den Vereinigten Staaten von
Amerila verſammelt, ſo werden die dortigen Behoͤrden
leine Notiz von ihm nehmen, ſo lange es die Geſetze
der Union nicht verleßt, was durchaus nicht zu er-
warten. ſteht Alle Abmachungen des Dreibundes
werden nicht im Stande fein, dDort die orduungs-
mäßige Wahl eines Papſtes zu verhüten

Aber: „Die Kegierungen des Dreibundes werden
dann den Papſt nichi anerkennen heißt es in einer be-
ſtimwten Preſſe. Wer ſo ſpricht/ der überſchätzt bedeutend
die Macht, welche der Dreibund befibt... Die Mächte des
Dreibundes haben allerdings etwa. S, Millionen. Sol-
daten, aber Papſt für die katholiſche Welt
iſt derjenige, welchen dasz Conclave
wählt, und penn die Regierungen ihn nicht aner-
kennen wollen, ſo hat das denſelben Werth, als wenn
ſie durch einen Vertrag ausmachen wollten, den Lauf
der Sonne in einer nach ihrer An ſicht
günſtigeren Weiſe abzuändern. Die Somne
wird doch ihr an Weg gehen, und der Bapft bLeibt
Papſt. Der König.. von. Stalien koͤnuͤtẽ allerdings
dem gewählten Papſte den Einzug in den BVatikar
verwehren. Aber was würde dieſe Einzugsverwehr-
ung erzielen.? : Man haͤte dann den Mittelpunkt der
latholiſchen Welt hoͤchſtens aus Europa.in. einen aln
deren Erdtheil verſetzt Wir glauben vorerſt nicht,
daß genaue Abmachungen, wie oben erwähnt, getroffen
wurden Wäre es aber der Fall, ſo würden fie nicht
zu ‚einem wirklich ernſten Ziele führen,.. Schon der
Verſuch, den künftigen Papſt zum Stuͤrmbock irgend
einer politiſchen Auffaſſung zu machen, wird in den
Herzen aller Katholiken einen zwar nadhhaltigen, für
die hetreffenden Politiler aber ganz gewiß nicht be-
friedigenden Eindruck Hervorbringer.

dit YKiede des Frhen. von Schorlemer-Alfi
in Düſſeldorf hat etwa folgenden Wortlaut:

Ich danke Ihnen für die freundliche Bewillkomm-
nung, ich nehme ſie an nicht für meine Berjon, ſon-
dern als Ausdruck Ihrer Zuſtimmung mit den Grund-
Jäßen, die ich vertrete und denen ich bis zum lebten
Athemzug treu bleiben werde; es iſt die von uns











reichte. Thränenden Blides {Haute diejer —Y—Y
und verfenkte ſich dann in ſein Gebet. :

10.

„ „Saß’ den Mahlinedht das Gangwerk der Mübhle ab-
jtellen, Sisbeth.! S83 ift heute {tiler Samftag, und wir
wollen das hHohe, Heilige: Ofterfeit mürbdig beginnen!“ -

Nit diejen Worten lehnte. der. alte Befiber der Schwis-
mühle in den alten. Lehnftuhl fich zurüe, weldjer am Ofen
in der Wohnſtube ftand, {chob das Müllerkäppchen etwas
beffer zurect und fhaute wieder finnendvor {ich hin. Sine
behagliche Wärme verbreitete fich in der- Stube und fie
that noch fehr wohl, troß des Keimenden Frühlings, weldher
i%d;gt überall ſeinẽ Knospen trieb in Wald und Wieje und

e

‚ Ddem Mabltnecht wird das lieb ſein, Vater, ſprach
die Lochter; denn er will ja dych diẽ Feiextage bei feinet
* Nutter zubringen Er kaun dann bei Beiten fort-
gehen.“

Sisbeth ging hinaus, den Auftrag auszuführen und
bald hörte man, wie das reichlidhe Wofjer bramfend hinab-
ihoß neben das Rad, noch ; einiges Stöhnen und Aechzen
des Gangwerks; da ging das RKad nicht mehr !“ .

Der alte Beter Stollen {aß weiter finnend und ſchweig-
jam an dem Ofen; durch feine matten Finger glitten die
Berlen de Rofenfranzes. Kummer und {hwere3 Leid
hatten in die alternden Wangen dieſes bhraven Mannes
tiefe Zurchen gezogen. Noch nicht drei Monate waren e3
her, da hatte man fjeine Frau, die ſlets {o treue Anna, zu
Crabe getxagen Sie war zwar fortwährend ſchwächlich
und kränklich gewefjen, aber die Kümmernifie um ihren
Sohr hatten dieß Mutterherz doch gebrochen. Still und
fromm und gottergeben war fie geftorben. Ul8 er ihr di
Augen zugedrüdt, da hatte er gemeint, man müffe auch ibg
auf’® Todienbett leach und mit feiner treuen Ehehälfte
hinaustragen ; dann würde ihm wohl jein Doch, er war
auc) glaubensitart genug, die vebenzbuͤrde muthig weite
zu frugen. Da fam nun bald nach dem Tode Anna’z dir
fir das Vaterherz einerfeit® höchft betrübende, anderſeitoͤe
aber auch tröſtliche Botfchaft aus Wien

Schluß folat)


 
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