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Pfälzer Bote für Stadt und Land (26) — 1891

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Nr. 171 - Nr. 180 (31. Juli - 11. August)
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(Effighauß)
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— * ohne — — —

. BPreis vierteljährlih
Sei den Boſtauſtalten . ;









Beſtellungen

auf den „Pfalzer Boten“ für die Monate

ſowie inanjerer Expedition deidelberg, Bwinger-
ſtraße 7 entgegengenommen. ı
Verlag des „Pfälzer. Bote.“



Der heutigen Unmmer liegt ur. 32 der Anterhaltungs-
beilage bei



* Qchrer und Nlunililetiliuns

Ueber dieſe z. 3. oft erörterte Frage ſchreibt man
der Augzb. Boftztg. aus Baden: „Ie näher die Beit
der Waͤhlen heranruͤckt, um le ſehufüchtiger blickt der
Rationalliberalizmus nach Hilfe und Unterftübhung aus.
Neben den auf die Parteifahne eingeſchmorenen Be-
amtenthum, das zur rechten Zeit jedenfalls einſprin-
gen wird, iſt es vor Allem auf die Volksſchullehrer
abgejehen, die von jeher als die ureigenſten Vorkäm-
pfer der liberalen Partei, zumal auf dem Lande, an-
geſehen werden. Dieſe Herren, im Geiſte des Lihera-
keulus auf den Praͤparandenſchulen und Lehrerſemi-
narien. erzogen, haben zum großen Theil die Rolle
von lberalen Wahlagilatoren ebenſo ernſt aufgefaßt;
wie erfoͤlgreich durchgeführt; ſie haben für ihre Arbeit

elegentlich auch anerkennende Woͤrte ſowohl in der
— wie in Voͤlksverſammlungen gefunden, aber
diefe allein genügten ihnen nicht. Die Lehrer glaub-
ten auch auf einen klingerden Lohn Anſpruch
zu haben und als das neue Beamtengeſetz das Füll-
hoͤrl jeineS Segens über die Hohen und Höchſten er-
oß, da rechnetẽn auch ſie darauf, es würden einige
—4 — yom Tifche für ſie abfallen. Die Hoffnun-
gen wurden hitter getäuſcht, und als ſich die Lehrer
dermaͤßen, beim Landtage um Aufnahme in das Be-



„Ruthen“ zeſtrichen werden. E3 mar nicht
zu verwunderu, wenn die Lehrer ob folcher vbruͤtalen
Behandlung ſtuzig wurden und auz ihrer Berftimmung
feinen Heht machten. In der That haben die Lehrer
auch be der letzien ReichstagSwahl, die dem badiſchen
Liheralizmu3 eine Niederlage ohne Gleichen beibrachte,
eine verhaͤltnißmaͤßige guruͤckhaliung Dbeobachtet und
die Wahlagitation nicht mit jener Rückſichtsloſigkeit
getrieben, die man frilher leidet vielfach beobachten
fonnte. Die Liberalen hatten aus dieſen Vorgangen
die richtige Lehre gezogen und ſind jetzt eifrig heſtrebt.
den Lehrern ein Honighälmlein durch den Mund zu
ziehen. Die heftigen Ausfaͤlle Fiejer’8 werden als
angebliche... „Mißverftändnijje“ hingeftellt, und Kiefer
benützt jede — den Lehrern das Blaue vom
Himmel zu verſplechen, freilich fügt er auch ſtets die
Hedingung bei, daß die Lehrer nur dann auf das
Wohlwollen der Regierung zu hoffen hätten, ſowie
auf die Gunſt der fiber. Kammermajorität, _ wenn ſie
ſich voll und ganz der liberalen Sache anſchließen.
Diejer trocfene Hinweis auf den Brodkorb verraͤth
zwar wenig Fdealismus, im Gegentheil er kennzeichnet
ſo recht die wahre SGefinnung des vulguͤren Liberalis-
mu3, dem es vor Alem um die Erhaltung der ei-
genen Machtſtellung zu thun iſt. Aber auch die Lehr-
er {tellen ihrer Geſinuungstüchtigkeit kein ſonderlich
gutes Zeugniß aus, wenn ſie mir der Partei folgen,
welche ihnen. das Meiſte verſpricht Insbejondere
ſpielen da die badiſchen Schulzeitungen ein widerliches
Boppelſpiel: Auf der einen Seite ein ewiges Ge-
jammer über die materielle Zurückſetzung und unzeit-
gemäße geſellſchaftliche Stellung des Lehrers, auf der
anderen Seite eins uberquellende, angequälte und
darum unaufrichtige Dankbarkeit gegen den National-
fiberalismus, der doch dem Lehrerſtand dieſe unver-
aleichlich jchöne Stellung angewieſen hat Die Stell-
ung der Centrumspayter gegenüber den Lehrern und
ihren Forderungen * und Dieibt die alte. Fuͤr eine
materielle Befferſtellung, die den Auforderungen ihrer
geſellſchaftlichen Stellung, der Wichtigkeit ihres ver-
antmwortung3vollen Berufes und den beanſpruchten
Leiſtungen des Lehrerſtandes entſpricht, w erden
wirjeder Zeit eintreten, ohne indeß die
Rückjichtnahme auf die übrigen Schichten der Be-



amtengejeß oder doch wenigſtens um eine entſprechende
Aufbeſjerung und Sicherſtellung der Lehrers⸗Wittwen
und Waifen vorſtellig zu werden, da wurden ſie hart
angelaſſen und ihnen Hochmuth, Begehrlichkeit, und
Achuliches zum Vorwurf gemacht. Der liber. Führer
Tiefer entblödete ſich nicht, zu, ſagen, die Lehrer
müßten mit „ei ſerner Fauſt“ angefaßt und

Zecetzet uwo Bekehrf.
Erzählung von Gutmuth vom Walde.
19 Nachdrud verboten)

„Schweige ſtill/ bat Foje, welchex doch noch ſopiel
Ehroefühl bejaß, des Diebitahls fih nicht zu rühmen. Ich
ärgere mich doch, daß ih das Geld in o dummer Beiſe
nahm; ich haͤtte es vielleicht beffer einrichten fönnen !”

„Si, wie denn?” h Sener. „Ölaubit Du wohl,
ein Änderer würde es für Dich geholt und mit Dir ge
£heilt haben? Du kannit o wie o noch froh ſein, daß ein
routinirter. Menich fich, dir unjchließt.” . .

SKoje ichwieg, indent er il vor fich hHinbrütete, End-
lich — er plößlih: Waͤs ijt aus dem Schuſter ge-
worden?

‚Aha, ſprach Mattes, Duͤ meinſt Deinen Freund
Herberger ?” | —

Aus Kofes Augen blitzte die Leidenſchaft. „Ja, den
Zump meine ich. C —

“Nun ja,“ höhnte Mattes. „Der Herberger hält ſich
vielleicht noch mehr werth, wie Du!”

„Muß ich jolde Worte von Dir hören,“ ſprach Joſe
und blite den Sprecher an. 22

„Nun beruhige Dich. Jeder muß gerecht fein“, Ficherte
der ÄÜndere. „Doch, damit Du es weißt, der Schufter {l
verjchwunden feit dem Markttage. Er wird Dir wohl nicht
— Bfift Harg durch —

in chriſer ang durch di

Ah, da find wir ja ſchon in Baden⸗Baden,“ bemerkte
Mattez. „Das ging rafd.“ — ,

Biſt Du au befannt hier ?” — —.. .

”Bekannt wie zu Haufe! Wo wäre ih nicht bekannt?
In ganz Deutihland und in der Schweiz bin ich befannt.
— SXo, jhaw’ mich nur an, ein Mann, wie ich, hat die halbe
Welt gejehen !” ;

Der überaus reizend gelegene Kurort Baden-Baden im
fieblichen Thale der Dos iit weltbekannt. Eine hHöchft trau-
rige Beigabe trug diefes herrliche Baden zwar In frühern
SKahren durch die berüchtigten Gliücks{piele, weiche zwar
Diele Gaite, aber auch viel Unheil herbeizogen. Gott ſei







völferung außer Acht zu laſfeu. Wir beanſpruchen
hiefür keinen Dank, ſondern laſſen den Lehrer
in politiſchen Dingen Freiheit und Selbſt-
ſlän digkeit; aber wir perwahren uns gegen den
tendenzibſen Vorwurf als hätten allein die Liberalen
ein Herz für die Sache der Lehrer. Was die Prin-

Dank, daß ſie Ende des Sommer3 1872 aufoeh oben wurden,
Damal3 wurde wohl die Befürchtung aut, die Bedeutung
des Badeortes miürde fiarke Sinbuke erleiden, Aber die
hHerrliche Lage, die hHohen Naturfjhönheiten und die kunit-
volen Anlagen werden bewirken, daß diejer Kurort auch in
Bukunft noch einen hevorzugten Rang {tet3 einnimmt. Von
Sndultrierittern und aNlerhand fraglichen Eiementen ijt der
Ort aber jebt mehr befreit, dagegen bietet ſich dem guten
Bürgeramann SGelegenheit, dort mit nicht gar zu hohen
Roften eine jhöne, edle Erholung zu finden. Daß joldhe
Städte auch von Schwindlern nie ganz verſchont bleiben
lönnen, iſt klar.

Der Redermattes hatte ſich nun im öffentlichen Leben
zu wenig auf dem Laufenden gehalten ; denn er wußte noch
nicht, daß die Shiele ſhon ſeit adt Jahren nicht mehr be-
jtanden ; war er doch feit neun Sahren nicht mehr dort ge-
wejen, und der Gedanke, mit dem Unglücsgelde des Zoſe
3u {bielen, haͤite ihn nach Baden getrieben. In einem der
fleineren Hotel8 hHatte er mit feinem Genoffen Sogis ge-
nommen, und wir finden die beiden Burichen des folgen»
den Tages, wie fie im füßzen Nichtsthun durch die Lichten
tbaler Alnee ſchlendern. Dieſe Allee. in welcher uralte
Eichen’ mit ihren weitragenden Aeſten den Weg anmuthig
und jchattig fih überwölben, ift ein überaus Yrachtvoller
Spaziergang, den von beiden Seiten noch die geſchmackvoll-
ſien Anlagen umrahmen, ;

Doch dieſe Schönheiten, welche hier Natur und Kuyſt
darbieten, konnten unmöglich eine Bedeutuna bagen für
Menichen, wie der Revermattes und Fole waren. Seßterer
war an und. für fih wohl noch nicht gegen alles beffere
Sefühl abgeltumpft, aber ſein Sinnen und Denken ward
zur Beit von der „Stadimamjell“ beherricht. Mattes aber
grollte dem „böjen Deichick' wie er's nannte, daß er nicht
ſpielen konnte, ; j

„Berwünfcht!“ rief er aus. „Da Hätten wir leict
Tanjende gewinnen und lange Heit ein NotteS Leben führen
fönnen. So aber werden die Thälerchen nicht gar lange
zahlreich bleiben !“ }

„Aber waͤs dann?” fragte einigermaßen bejorgt Zoſe








Anzeige-Blatt ür dbie Amtsbezirie Heidelbe
Ladenburg, Weinheim, SchHwebingen, PhEHpshurg,
ieslodh, Brucfal, Breiten, Nedargemilnd, MoSbaß,
— Expedition von Gebr, Huber 7*
Heidelberg, Zuoiuserhrabe 7.





zipienfrage angeht, ſo wird das Centrum auch nicht


Die Simultaͤnſchuͤle ſteht im Wider-
ſpruch mit den Erundſaͤtzen der kath. Kirche und der
Kampf gegen dieſelbe wird ſolange daueru, als die
beſtehenden Zuſtaͤnde andauern. ;




Fuͤnfundzwanzig Jahre ſind im Leben der Voͤlker
eine- kurze Spanne Zeit, im Leben des einzelnen
Nenſchen ein großer Theil der irdiſchen Wirkſamkeit.
Es iſt darum jeit 2 Jahrzehnten die ſchöne Praxis
in unjerer Erzdibeeſe, diejen Gedenktag, das 25jährige
Priefterjubiläum, - gemeinfam zu begehen. Gewöhnlich
findet es in Freiburg ſtatt; mandımal beging man
es auch in Koͤnſtanz — 1891 das erſte Mal in der
Erzabtei Beuron. Schon der Gedanke, in den fried-
lichen Räumen eines ſtillen Kloſters ſich zu ſammeln,
hat etwas Sympathiſches: Beuron aber die einzige
Abtei in unſerer großen Erzdiöeeſe vereinigt Alles,
was des Prieſters Herz anziehen und begeiftern kann.
Die Anregung zur Feier ging von den beiden
Freiburger Codven (AlterSgenofjen) Profeſſor Dr.
Krieg und Strafanſtaltepfarrer Krauß von Freiburg
au3, die in einem klaſſiſch ſchönen Circular die Blicke
ihrer Collegen nach St! Martin in Beuron richteten.
Von den 26 noch lebenden Mitbründern kamen folgende
21: Pfarrer Wilhelm Anſelm in Bamlach, Pfarrer
Theodor Brüſchle in Rheinheim, Andregs Degen in
Sutenitein, Joſef Frey, in Worndorf, Leopold San
in Karlsdorf, Franz Gög in Herbolzheim, Richard
Graf in Gailingen, Wendelin Jörger in Bictigheim,
Eugen Karlein in Käferthal, Joſeph Klotz in Heiligen-
zimmern, Karl Krauß in Freiburg, Profeſſor Dr.
Krieg an der Univerfität in Freiburg, Emil Mayer
in Sberſpitzenbach, Wilhelm Rudolf in Schöllbronn,
Profeſſor Dr. Bernard Schäfer in Münſter Weſt-
falen), Pfarrer Karl Auguſt Schmidt in Steinhilben,
Alsis ScHneider in Neuhaufen, Wilhelm Störk in
Bleibach, Karl Volk in Eberbach, Friedrich Vollmar
in Eigeltingen und Monſignore Friedrich Werber in
Radolfzell. *

Die meiften Feftgenoffen trafen ſich in Immen-
dingen, und war das Wiederſehen ein freudiges und
herzliches; denn Viele hatten ſich ſeit 25 Jahren
nicht mehr geſehen und man gedachte gleich in liebe-
voller Erinnerung der + Mitbrüder: Amann. Fritz,
Bardorf, Braun, Reiſchmann, und Karl Theodor
Schmidt In Beuron ſelbſt logirten Alle im Pellican,
ein Gaſthaus, das des Kloſters Eigenthum iſt, und




geſſen und getrunken! Nachher kann dann auch nochmals
Schmalhans Küchenmeiſter ſein

Das flotte Leben ward nun freilid einige Tage _ hine
durch geführt; dann abex drängte Joſe dazu, eine Stadt
aufziluchen wo es eine Stellung gaͤbe

Der Redermatte3 wehrte dagegen; eS paßte ihm noch
nicht in ſeine Pläne. „AWir müfjen ja noch den Brief von.
Sina_abwarten ; fie verjprach hierhin zu {Mreiden,“ fagte er.

Zoſe war natürlich damit einverjtanden. Sr wäre in
ſeinem ‚Leichtfinn_ am liebſten ja nach Wies daden ſtatt nach
Baden gereiſt. Doch davon hielt ihn der Redermattes ab.
Joſe war eben ein Opfer dieſes ſauberen Burſchen; er war
aber zu dumm oder zu verblendet, das Gewebe zu durch-
4 — — 4

„Eins möchte ich Dir noch ſagen, Matte3,” ſprach er
faſt ichüchtern *

„Und das mwäre ?" forjchte der Andere.

Ich möchte mein Geld jeßt jelbit verwalten und Dir
die verfprochene Summe davon geben.“

„Weßhalb ?“ fragte Mattes. Trauſt Du mir nicht?

War Ich bi3 jeßt treulo3? Und wie würde e& Dir gehen,
der Du ſo unbekannt mit dex ſcblechten Welt bift — {a
die Welt iſt ſchlecht. Zoſe! Ha ha! Dir würde das SGeld
bald aus der Taſche hexaus geftohlen jein! Und übrigens,
wir hahen ja noch nicht viel ausgegeben!”
Zoſe ſchwieg und füate ſich Aber ein SGefühl Iag im
ihm, das ihın nicht behagte. E3 war allerdings das Ge«
fihl der Unficherheit, welches wie ein böfer Schatten jedem
Menſchen nachſchleicht, deſſen Seele mit Schandthaten be-
iaſtet, iedoch noch nicht ganz verdorben iſt Dann aber
auch war es ein Whnen,.er werde ſichex einmal von dieſem
Redermattes betrogen.

Es vergingen {o einige Tage. Mattes war ſehr Iufltig,
Ueberall trieb er fih hHerum im Kurorte, fehlen Ließ er i
nicht3. Zoͤſe machie mit, fremd, nicht froh, Da kam end-
, lich der Brief aus Wiesbaden. Die Mamnt/ell jArieb taus
jend Grüße, und fie reife bald mit ihrer Herrichaft nach
Wien; dort gäbe es Wintexauartiex und viel Bergnügen,
Schade, daß Joſe nicht mitgehen könne.





“Bab, zunächjt mal einige Tage luſtis gelebt, aut ge-

Gortſetzung folgt.)











































 
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