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Pfälzer Bote für Stadt und Land (26) — 1891

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Nr. 201 - Nr. 210 (5. Septmber - 17. September)
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erlohn ı, Loſteu y eNung
— — bei der wingerfiraße 7



Ar 26

Beſtellungen anf den „Pfälzer
Vote

ſind fortan alle Poſtanſtalten verpflichtet anzunehmen
und bitten wir unſere bisherigen Poſtabonuenten, die
Beſtellung möglichſt bald aufgeben zu wohen, damit
der ununierbroͤchene Bezug des Blattes geſichert wird.
Feruer bitten wir unfjere Leſer in Nähe und Ferne,
von unſerer Expedition Probenummern zur Ver-
theilung an Freunde und Bekannte verlagen zu wollen,
um dieſelben ebenfalls zum Abonnement zu veranlaſſen.
Es genügt, uns durch Poſtkarte mitzutheilen, wie viel
Cremplare gewünſcht iverden. Gerade zu Oltober tritt
die Leſezeit wieder in ihre Recht, bei der Wichtigkeit
der bevorſtehenden parlamentariſchen Verhandlungen
u ſaw. iſt es für jeden Haushalt dringend erwünſcht,
eine täglich erſcheinende Zeitung zu haben, welchem
Bedürfniſſe unſer Blatt durch ſeine Billigkeit bei
großer Reichhaltigkeit in beſonderer Weiſe entgegen-
Iommt. Neu eintretende Abonnenten erhalten gegen
Einſendung der Poſtquittung die Zeitung bis Ottober
frei zugeſtellt. Auch bei Jallen Briefträgern kann
Wonnirt werden, was für Orte ohne Poſtaͤnſtalt von
Wichtigkeit iſt. — Zu recht zahlreichem Abonnement
ladet freundlichſt ein
Die Erpedition des „Pfülzer Bote“.

der Lohn der Mrbeiter heute und in

Mittelalter. —

Unſer deutſches Voll hat das einzig daſtehende
Geſchick, daß e& nicht eine Geſchichte halt, ſondern
deren zwei. Die Reformation zerſchneidet ſein Leben
in zwel Stücken. Was vor der Reformation liegt, iſt
finfterer Schatten, was nach ihr geſchah, helles Licht.
Die mo derne Geſchichksforſchung weiß nicht eingehend
genug zu erzählen von dem heidniſchen Aherglauben,
Seifteszwang und der Schwärmerei des ittelalters.
ſie weiß nicht genug zu klagen über die Rohheit in
gunſt und Dichtung, über ſoziale Noth, Druck und

wang, dynaͤſtiſchen Uebernuith 2c. diefer „finftern“

eit. Wit deſto hellern Faxhen zeichnet ſie im Ge-
genſatze hierzu die Exrungenſchaften der Reformation
und der anderen Zeit. Dieſe falſche proteſtantiſche
Heſchichtsſchreibung in den wichtigſten Punkten durch-
brochen zu haben, iſt das Verdienſt der Arbeiten von
Seo, Gjörer, Menzel, Klopp u. A.. Die katholiſche
Wahrheit aber haben in ein immer helleres Licht ge-
ſtellt: Doͤllinger, Höfler, Hurter, Arneth, Hefele,

Das Geheimuiriß der Creolin.
22) Von Bernhard Derosne. Gaͤchdruc verb.)
(Autorifirte freie Ueberſetzung von Philipp Freidant)

Die Bäume zitterten in kleinen Zwiſchenxäumen, wie
Wenn auch fie bereits das Unwetter fühlten ; die durchfich-
tigen und ſchwaͤrzlichen , Meereswogen Höhnten beinahe,
wenn fie ſich in dem Üferfande des Strandes verloren ; die
erſchrecten Bögel früchteten fih in das Ddichtefte Gebüjch.
Arthur half Eveline, welche exſbrect um ſich Dblidte,
au3 dem Wagen fteigen. Ihren Blick auffangend, tröftete
Arthur mit den Worten: „Wir bekommen recht bald ein
Öivere3 Gewitter.“ Da es bald fieben Uhr war, beeilte
10 Eveline, um ſich in ihren Wohnräumen für das Abend-
Mahl umzukleiden. Sie überließ ſich den Händen ihrer
Kammerjungfer mit einem Seufzer der Ergebung — denn
Jeßt fonnte ſie den Brief ihres Großvater$ nicht lefen —
Und begab ſich dann hinab in den Speijefaal. Das Abend-
d ſen konnte in dieſer drückenden Schwüle nicht lange dauern.

veline, weldhe das Klima der Tropen gewohnt war be-
gab fid bald auf die Terraffe, um frifche Luft zu ſchopfen.
Das war für Arthur eine günitige Selegenheit. Heute
lächelte ihm bereitz Frau Fortuna, nachdem dieſe capricibje

ame ihn ſo lange ſchlecht und launig behandelt hatte
Mit lebhaftem Herztlopfen erhob er fich, indem er fich jelbit
Jagte, daß e3 nun die höchite geit fei, ſeinen Antraa zu
Üellen. Er erreichte fie in dem Augenblick, als ſie ſich über
das eiferne Geländer nach dem Meere zu neigte, um auch
€n geringften Huftzug. welcher daher kam, auszunüßen.

er Horizunt glänzte im Weſten noch in lebhaftem Roth,
Yahrend der ganze übrige Reit des HimmelSgewölbes wie
“Ane glühende, eherne Decke auf ihre Köpfe brannte. Edeline
€Chob ihre jhmwarzen Augen beinahe erfchredt zu Arthur,
Al8 diejer plößlih vor ihr auftauchte. „Wie warm ift es
Und wie jchrecklich fieht der Himmel au3,“ fagte fie. „Selb{t
das Meer jheint den Athem einzuhalten, wie wenn es
£twas Schrecliches erwartete.“ „Das Gewitter iſt nahe,“
Tagte Arthur, und der Himmel über un gleicht einem

tere von Blut! Es lag ein gewiſſes Etwas in ſeiner
Stimme, ‚weldes Eveline veranlaßte, anjtatt. der drohenden

Verantwortlidher Nedalteur:
Yulins Yoedker in Heidelberg.























Weiß, Floß, Hergenröther, Alzog, Brück, Holwarth
und vor Allem Jauſſen Wie groß nun die ſoziale
Noth des Mittelalters war im Vergleiche zu der
heutigen, der Errungenſchaft der Neuzeit, möge nach-
folgende Vergleichung ergeben

Der wirthſchaftliche Zuſtand einer Zeit und eines
Standes läßt ſich am beften ermeſſen aus der Schwie-
rigkeit oder Leichtigkeit, mit welcher die zum Lebens-
unterhalte nothwendigſten Bedürfniſſe, Nahrung,
Kleidung und Wohnung beſchafft werden können. Wie
ſteht und ſtand es nun mit dieſer Frage heute und
ehemals bei dem Arbeiterſtande? Haben alie, welche
heute arbeiten, auch genügend zu effen?

In London hat man in 10 Jahren 3292 Fälle
von Hungertod conftatirt. Das iſt gewiß eine ſehr
ernſte Thatſache für eine auf der Höhe der Cuttuͤr
ſtehende Zeit. Weiter hat man nachgerechnet, daß in
London 136,000 Menſchen ſtehlen müſſen, wenn ſie
nicht mit nüchternem Magen zu Bett gehen wollen.
Ebenſo iſt es eine Thatſaͤche, daß das Hunde⸗ und
Katzenfleiſch, welches in dieſer Stadt verzehrt wird,
ſich auf Hunderttauſende von Pfund beziffert. Und
dabei täglich doch noch ein Fall von Hungersnoth!
Nach amtlichen Erhebungen können 48 Prozent, alſo
die Hälfte der engliſchen Arbeiter, ſich keinen Tag
den Genuß von Bier, 28 Prozent nicht einmal den
von Milch verſchaffen. Die feſtgeſtellten belgiſchen
Arbeiterfamilien, in denen acht Hände ununterbrochen
arbeiten, nehmen jährlich um 44 Franes weniger ein,
als man im Zuchthauſe zum ſtandesgemäßen Unter-
halte eines Sträflings verrechnet. Daͤß es an andern
Orten beſſer um die Arbeiter ſteht, ſoll nicht geleugnet
werden. Daß namentlich bei uns viele Arbeiterfaͤmi-
lien ſich ſelbſt ihre traurige Lage zuzuſchreiben haben,
ſoll nicht verſchwiegen werden.

Vergleichen wir einmal mit den Löhnen unſerer
Arbeiter diejenigen des Mittelalters im Verhältniſſe
zu den Lebenzpreiſen, ſo müſſen wir doch über die
ſozialen Nothſtände“ des Mittelalters etwas anders
urtheilen.

In Südfrankreich verdiente zwiſchen 1330 und
1334 ein Handlanger 10 Pfenuige, d. h. etwa 40
Eier oder zwei Centner Brennholz an Werth. Um
1322 konnte man in Montpellier eine Fuhre Brennholz
um 8 Pfennige und den Seſter Weizen um 4 Sous
kaufen, ſodaß um den Tagelohn von 10 Pfg. der
Seſter Weizen in nicht ganz 5 Tagen verdient
war. Ein gewöhnlicher Maurer, Zimmermann oder
Steinbrecher hatte in Nimes um 1330 täglich 16
Pfg. nach jetzigem Gelde ungefähr 1 Fr. 15. Cent.

Lewitterwolten das anregende Antlig Arthur Sutherlands
zu vetrachten Arthur ging fofort auf die Angelegenheit
jeines Herzens über und bot Cveline in offener und ehr-
licher Freimüthigkeit Herz und Hand an.

Frau Sutherland ſaß inzwiſchen in der tiefen Fenſter-
nijche des Salons; ſie war zu abgeſpannt um fich an diejem
drücend heißen Iuni-AWbend nur Kühlung zufächeln zu
können; es wurde ein Beſuch angemeldet. Zu dieſex Stunde
und bei dieſem Wetter hätte Frau Sutherland keinen Be-
ſuch mehr erwartet; aber der Beſucher wurde nicht3 deſto
weniger eingeführt. Es war der Pfarrer Calpin Maſterton
aus St. Maxia, welcher Beiſteuern zur Anſchaffung einer
neuen Kanzel und einer Orgel für ſeine Kirche zu erheben
veyſuchte. Frau Suiherland zeichnete für Kirchen gerne
größere Summen, Da ſie wußte, daß auch Evelinens Börfe
für Iolche Zwecke ſtets offen war ſo drehte fie ſich um, um
ſie herbeizurufen. An ihrex Stelle trat Luch Sutherland
hervor, um ihrer Tante mitzutheilen, daß Eveline hinaus-
gegangen fei. „DBitte, Lucy ſuchen Sie diefelbe Sie wird
ſich gewiß auf der Terraſſe befinden.” Luch pilegte ſi
niemals ſehr zu beeilen; deshalb ging ſie auch jeßt lang-
jam die Faſtanien · Allee entlana, welche zur Terrafie führte.
Vange, ehe fie dort ankam, konnte ſie Eveline und Arthur
bemerken, welche auf eiger Bank ſaßen und ſich Lebhaft zu
unterhalten ſchienen. Wenn Luch noch den gerinaſten
Zweifel gehegt hätte, daß die Herzen der Beiden fich end-
lih gefunden ſo wurde dieſer durch folgende Woͤrte welche
ſie im Herannahen vernahm gründlich befeitigt. „Du er-
laubſt mir allo mein Lieb, mit Deinem Großvater zu
ſprechen ſohald er zurückgekehrt ſein wird ?” Vielleicht wurde
das blaſſe Heſicht Lueys, als ſie dieſe Frage Hörte, noch
einen Schatten bleicher; vielleicht zogen ſich ihre dünnen
Lipven noch entſchloſſener zuſanimen; aber das war auch
Aes Einen Augenblick nachher trat ſie vor das glücliche
Baar und meldete mit ruhiger Stimme die Boljſchaft Frau
Sutherlands ·„Was, Herr Maſterton? rief Arthur; „der
muß es ja Fhretklich eilig mit ſeiner Orgel haben wenn
er von St Maria zu ſolch ſpäter Stunde bierher kommi.“
Er zog die Hand Epelinens in ſeinen Arm und führte ſie
mit heiterem und glücklichen Gemüthe nach dem Herren-








2

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— u. exheduien von Gebr. guber
in Heidelberg,. Zwiugerſftraße 7,













Damit konnte er daſelbſt 4 Pfd. Pöckelfleiſch, oder
3,2 Lentner Brennholz, oder 8 Centuer Eiſen, oded
2,2 Pfund Käſe oder Kerzen, oder 64 Eier oder
3 Hühner bezahlen. In etwas mehr als 9 Tagen
war damals ein Hammel, in 5 Tagen ein Seſter
Weizen verdient In Sachſen verdiente zu Ende
des 15 Jahrhunderts ein Zaglöhner- in der Woche
ein Schaf und ein Paar Schuhe, in Aachen zu Ende
des 14. Jahrhunderts zwei Gaͤuſe in einein Tage, ein
Schaf in 5, einen Hammel in 7, ein Schwein in 8
Tagen. In Baſel betrug in der letzten Haͤlfte des
15. Jahrhunderts der Tagelohn 2 Schillinge bis 2
Schillinge 4 Pfg. Dabei koſteie ein paar Schuhe 2
Schilling, ein Viertel Korn, d. h. 2 Saͤcke, durch-
ſchnittlich 11, ein Klafter Buchenhoz ebenfaͤlls 11
Sch., das Pfd. Butter 12 Pfg. Ein Karrenknecht
in Suͤddeutſchland erhielt außer Koſt und Kleidung
trotz des damaligen Geldwerthes 19 Gulden, eine
Viehmagd 13, ein Oberknecht 23 Gulden Für den
Tagelöhner blieben nach Beſtreitung der nothwendigſten
Ausgaben für Lebensunterhalt immerhin noch zwei
Drittel bis Drei Viertel des Geſammten Lohnes übrig.

„Man erſieht daraus, ſchreibt P. A M Weiß,
in ſeiner Apologie, Bd. 4, der wır dieſe Angaben
entnommen, „daß die Welt kaum zu Gruͤnde gehen
würde, wenn die alten ſtrengen Gruͤndſaͤtze in Bezug
auf Kapital und Arbeit wieder zur Geltung kämen.
Die Arbeit würde dabei entſchieden unverhaͤltiißzmaßig
beſſer fahren.“ Ja, möge wieder etwas mehr der
gläubige Geiſt des Mittelalters zur Geltung kommen
dann würden wir nicht mehr in der Art und Weife
wie heute mit der ſozialen Frage zu rechnen brauchen

Deutſches Reich.

Berlin, 9. Sept. Das Programm der Ma-
növerreije des Kaiſerpaares iſt wiẽ folgt feſtgefetzt:
Das Kaiſerpaar trifft am 13. September, Abends
in Erfurt ein. Am 14. September iſt Vormittags
Parade des IV. Armeekorps ſüdweſtlich von Gam-
ſtedt. Auf, dem Paradefelde ſind die Krieger-
vereine aufgeſtellt. Nach der Paradetafel im Rath-
hauſe zu Erfurt findet Abends Zapfenſtreich {ftatt,
Am 15. September findet das Corpsmandver des
IV. Armeekorps bei Tröchtelbor und Zimmernſupra
ſtatt. Nach der Abendtafel im Rathhauſe zu Erfurt
bringen die Geſangvereine eine Serenade. Am 16.
September iſt kriegsmaͤßiger Marſch. Der Kaiſer
fährt Vorgens früſ über Gatha in der Richtung
nach Mühlhauſen. Nach dem Manbverſchluß nimmt
der Kaiſer Quartier in Mühlhauſen. Die Kaiſerin









— — — — —C — — — — 2 2
hauſe. Lucy folate ihnen langſam nach; ihre Lippen wareu
noch immer feſtoeſchloſen und ihre Augen Leuchteten in
diüfterem Ölanze. Sie kehrte nicht mehr in den Salon zu-
rück ondern begab ſich fofort auf ihr Zimmer und jeBte
ſich an das offene Fenſter von wo aus fie von den wenigen
Sternen, deren Licht das düſtere Himmel8gewölbe durch-
hrach bald einen nach dem andern verfchwinden fah Eine
Stunde ſpäter kehrte Reverend Calvin Majterton zurük
und, als eS zehn Uhr auf der Thurmuhr ſchiug, Hörte
Such wie Exeline, Augufta und Arthur fich auf ihre Zimmer
begaben „KReverend Vaſterton wird in der dunklen NMacht
einen ſehr gefährlidhen Nachhauſeweg Haben“, meinte Arthur

„ieden Augenblick kann das Gewitker IoSbrehen.”

7. Kapitel.
Vom Blitz erſchlagen.

Eveline war von der Terraſſe direet in ihr Zimmer
zurüdgefehrt; fie ſchwebte in voller Wonne und durchlebte
in Hedanken nochmals die köſtliche Freude, welche fie em-
bfunden, als Axthur ihr ſein Herz Öffnete. Sie Hatte vis
zu dem Augenblick als Arthur Sutherland ihr fich erklärte,
noch nimals empfunden, wie fehr ſie ihn liebte, Sie war
ſich ibxer tiefen Liebe zu Arthur noch nicht bewußt zı
jener Zeit, als fie die Hand des armen Vbilipp Suther»
land ausgejdlagen hHatte; aber ietzt wußte jie, wie innigq
e Arthur liebte, und fie fühlte ſich jehr — fehr glüclich.
Die Lichter, welche dikbadige Umoretten in der Form von
Leuchtern trugen, waren. als fie ihr Zimmer betrat, alle
angezündet und ihre Kammerjungjer machte fi& bereit,
ihrer jungen Herrin beim Auskleiden behülflih zu fein.
Edeline {pürte noch keine Suft, ſich zur Ruhe zu begeben
ugd verabſchiedete dieſelbe haldigjt. Sie jagte: „E3 ift
viel zu wmarm, um fofort zu Bette zu gehen, ich werde noch
einige Zeit aufbleiben; da ich Wweiter nichts nothwendig
habe, ſo fönnen Sie gehen. Sute Nacht.“ Die Kammer»
jungfer ſchritt hinaus und Ebeline feßte ſich anz offene

Fenſter.
Fortſetzung folat)




 
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