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Pfälzer Bote für Stadt und Land (26) — 1891

DOI Kapitel:
Nr. 281 - Nr. 290 (10. Dezember - 20. Dezember)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44149#1157

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Ayiehring Ogl em wg Audmehang Der Mowwe wuD Keiertage
Kamihgd mi UarterDaltmuckbeilage, Prakg vierteljahrlich
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Kabenburg, Meinheun, Soroegingen, , Voilwppshurg,
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* , Eerbag, ran Waldlrn, T.-Bifhofeh, Wertbeint z









Fa abeue aur Kedattenr
AnLVaG, Sagr In Heidelbera:



| Bıng, Berlag . Grbedition von Gehr, guver
| m’ Seidelberg, Emwingerferake 7,










Och OOchchch
Beſtelluugen

üf ı ben BVlälzer Woten‘“ für die Mongte
Januar, Februar, März werden jetzt ſchon bei

ſammtlichen Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen,
ſowie in anſerer Expedition veidelberg / Zwinger-
ſtraße 7 entgegen zenommen.

Berlag des „Pfälzer Bote.“

— — ——
die Handelsverträge

bedeuten Feine Zexſtörung des Schutzzolles,
das freihändleriſche Prinzip haͤt in ihnen nicht geſiegt,
veikeinem der Staaten, die an den Verträgen be-
theiligt ſind.

Das beweiſen zunächſt die entſcheidenden Ziffern
der Tarife, in denen wirkſame Schutzzölle aufrecht-
erhalten ſind, auch bei den landwirthſchaftlichen Zoͤllen,
die auf deutſcher Seite die meiſten Opfer haben
bringen müſſen. Die Zollermäßigungen gehen bei
vielen dieſer Zölle nicht hinter die Erhöhungen von
1887 zurück, ſondern halten auch noch einen Theil




1879 1 Mk., 1885 3 Mk, 1887 5 Mk., nach den
jetzigen Verträgen 3,50 Mk., Hafer 1887 4 Mk., in
den Verträgen 2 80 M., vor 1887 1,50 Mk. u. ſ. w.
Auch wenn man die in den Verträgen aufrechterhaltene
Zollhöhe mit dem Preiſe der landwirthſchaftlichen
Produkte vergleicht, machen die Zölle, wie ſie erhalten
bleiben, vielfach einen Prozentſatz des Preiſes aus,
der bei den Indujtriezöllen als ein hoher und ſehr
hoher Zoll gilt. Am Einſchneidendſten treffen die
Veränderungen einige Produtte des Weinbaus. In
welcher Zwangslage ſich dabei die Regierung fand,
und von welchen Geſichtspunkten ſie dabei ausging,
iſt in der Begründung eingeyender motivirt, als irgend
eine andere der deutſchen Zolleonceſſionen, ſo daß man
ſieht, die Regierung iſt ſich ihrer Verautwortung klar
bewußt geweſen, hat aber nicht anders handeln zu
koͤnnen geglaubt. Wir hoffen, daß die erwartẽte
Ausbreitung und Hebung der Herſtellung von
Rothweinen in Deutſchlaͤnd durch Verwendung
italieniſcher Schnittweine und Keltertrauben eintreten
möchte, ſo daß an Stelle fertiger, meiſtens franzö-
ſiſcher Rothweine, die ebenfalls mit ſpaniſchen und
italieniſchen Schnittweinen und Keltertrauben vermiſcht
und fabrizirt werden, deutſche fertige Weine treten,

Schlechter Seumund.
16) Criminal⸗Novelle von Carl Ed. Klopfer.

Seine Füße waren ſchwer die Tragriemen des Ränzels
ſchnitten ihn in die Uchfelhöhlen, SEr nahm den Tour-
niſter ab, warf ihn zu Boden, hiyter einen Buſch, und
jegte ſich davauf, den Rücken ; erfchöpft an einen dicken
Baumftamm lehnend, Es war wirklich ein herrliches
Ruheplätzchen hier, inmitten der Buſchwände unter dem
grünen Dache der ſäulelnden Baumkronen, durch deren
ruheloſen Blätter die ſilbernen Mondſtrahlen auf das ver-
laſſene Menſchenkind niederzitterten

Leopold nahm einen kleinen Mundvorrath, beſtehend
aus Brod und Käfe, aus der Taͤfche Hholte auz
einer_nahen Wafferquelle einen erquidenden Trunk und
traf Anſtalten, auf dem weichen Mods fein Nachtlager auf-
zuſchlagen.

Aber Leopold konnte nicht den erſehnten Schlummer
finden, fondern wälzte ſich unruhia hin und her und blieb
endlihH auf dem Rücken Liegen, die Arme unter dem Kopfe
die Augen zu einem dunklen Lebendigen Zeltdache empor-
gerichtet. Vielleicht wax es die übergroße Müdigkeit, die
den Schlaf von ſeinen Lidern {heuchte, oder die {türmifjch
in ſeinem Kopfe hin- und Herwogenden Gedanken über die
ganze greße, weite Welt — und ſeine bejammernswerthe,
unglücdjelige Rolle darin.

Er mochte wohl ſchon ziemlich lange da ſo unbewealich
gelegen ſein, auf dem ſternbefäten Fixmament herrichte
ichon [ängit völlige Nacht, er durch den Ton menjch-
ſicher Stimmen in feiner Nähe aus dem ihn umdrängenden
Sedankengewirre aufgefchrect wurde. Der Klang fam über
da3 Gebüjche herüber das zu feiner Rechten den großen
Harten einjäumte, welcher in weiterer Ertfernung ein
kleines, ſchniuckes Laudhaus umgab.

Hügel wollte in ſeiner erſten Empfindung aufſpringen
und davongehen, denn Wwenn er aucH nicht zu fürchten
brauchte, bemerkt und befrittelt zu werden, fo{Ohien ihm jeßt
1don die bloße Nähe don Menichen unerträglich in feiner
weihevollen Stimmung. Aber im Näherlommen der Stimmen
glaubte er eiwas Bekanntes aus ihnen zu vernehmen, be-










talieniſchen Material hergeſtelit werden, weldhe3 in
Frankreich theils einen noch geringeren, theits gar
keinen Zoll träͤgt. Vielleicht koͤnn aͤuch uͤnſere Wein-
geſetzgebung auf dieſe Verhältniſſe noch mehr Rückficht
nehmen, und auch ihrerſeits die Lage der betreffenden
deutſchen Winzer erleichtern.

Außer den Ziffern der neuen Tarife, die, wie
geſagt, im Wefentlichen wirkliche Schutzzollziffern ge-
blieben ſind, ſind aber auch die Geſichtspunkte, von
denen die Denkſchrift ausgeht, ſchutzzöllueriſche. Sie
preiſt ausdrücklich den Segen des bevorſtehenden
Schutzzolles, betont wiederholt, daß man die zur Er-


niſſe auf das thunlich geringſte Maß durchaͤus be-
{hränft habe,“ und daß man der deutſchen Induſtrie
Abſatzmärtte habe ſichern müſſen, eine Sicheruͤng aͤber
ohne Exmäßigung der landwirthſchaftlichen Zölle nicht
zu erreichen geweſen ſei. Die jetzige Herabminderung
dieſer Zölle wird dabei ausdrücklich als das Maß
des landwirthſchaftlichen Schutzes bezeichnet, das/ nach
Lage der Verhältniffe unumgänglich erſcheint,“ ſö daß
Aſo auch der Gedaͤnke, maͤn ſei jetzt auf die ſchiefe
Ebene getreten, ganz beſtimmt abgewieſen wird. Dabei
iſt auch noch das Monient in’s Auge zu faffen, daß,
falls der Induſtrie ohne die Verträge immer weiter
die Ausfuhr erſchwert worden wäre, ſie ihrerſeits mit


mit konkurriren zu können, erſtrebt haben würde, ſie
hätte alſo auf billigſte Lebensmittel hingedräugt und
wohl zum Theil eine Herabminderung der laͤndwirth-
ſchaftlichen Zölle erreicht, waͤhrend wir daͤfür jetzt
renigſtens vom Ausland ein Acquivalent erhaͤlten in
Minderung ſeiner Induſtriezolle.

Deutſches Reich.

* Berlin, 14. Dez. Zur Beſprechung und Auf-
flärung der bei den Haͤndelsverträgen feſtgeſetzten
Veinzoͤlle hat ſich aus dem Reichoͤtage eine freie
Kommiſſion aus Mitgliedern der natioualliberalen und
Lentrumspartei Weft- und Süddeutſchlands unter dem
Vorſitze des Abg. Bürklin gebildet. Dieſelbe trifft
heute Abend zuſammen. Die Regierung eutſandte
mehrere Eommiſſarien zur Theilnahme — Geheimrath
Loepex, der bekannte Goetheforſcher, iſt geſtern g e
ſtoarben. Die Nordd. Allg. Zig erfährt zuver-
läſſig, der Koͤnig und die Königin von Württemberg
werden hier im nächſten Monat zum Geburtstag des
Kaiſers eintreffen.







* München, 14 Dez Im Januar wird Kaiſer
Wilhelm zum Beſuch des Prinzregenten hier erwartet.

Deutſcher KReichstag.
! Berlin, 14. Dez.

Der Reichstaa beaann, die zweite Leſune der San-
delsverträge, zunächſt des Vextraas mit Orfterreich.
Abg v Maffow (con].) begründete ſeine ablehnende
Haltung, alsdann wuxden die Artikel X u 2'angenommen.
gu Artitel wonach eine Srhöhung: der Vereinbarten
Tarife unzuläffig ift, wurde der ganze Zolltarif zur Debatte
geftellt. — Abg. Leufdhner (Reichsp.) ertlärte m Iroß
vieler Bedenken fur die Berträge. — Staatsjekretär
v. GB ötticher berief ſich aufein Urtheil der Frankfurter
HandelStammer, welche den Bertrag für die deuiſche In-
duftrie für günitig hielt, Die Regierung koͤnne von-Vefter-
reich die Abſchaffung der Zuderprämien nicht Verlangen,
ſo lange Deutſchland ſelbſt noch ſolche habe Refactien
ſeien ſchon durch Ubfommen über den internationalen
Eiſenbahn Frachtverkenr unterſaat, auch die von Belgien
verlangte Transport-CSrmäßigung nach Auwerpen fei von
Seiten Deutſchlands abgelehnt worden Die oardößere Er-
mäßigung des Haferzolles erfolgte tr‚n;}‘nterefie”beß Heeres.
— Wbg. v. Schalf H'a (Centr.) Fritifirt‘ draftiſch unter
vielfacher Heiterkeit. die Srmäßigung der Getreide-
Verträge .. ab.. —
Prinz Carolath (Keichspartei) befürwortete v Kieift-Reßow
(con}.) bekämpfte die Verträge. Letzterm trat der Staats-
jecretair v. Marſchall entgegen. aba. v. Pfetten be-
fürchtet, die baieriſche Landwirtſchaft komme in s Gedränge,
namentlich durch die Ermäßigung des Zolies fr Mühlen»
Fahricate Er wolle aber gleichwobhl im Interefje der
Gefamuntheit ein Opfer bringen. Wiſſer (freit.) erklärt ſich
für, Luß (conf.)‘ aegen die Berträge. Abg: Möler hätte
die Anhörung der Intereſſenten gewiinſcht Staats ſeeretair
v.. Bötticher erklärt letzteres fei auch gefchehen, uͤberdies
ſeien Special-Enquetien veranftaltet worden, beifpieldweije
in der Weinfrage. Ahg Menzer lehnte die Berträge
wegen der Schäbigung der Weindauern ab: NMedner bes


Frankreich nach Denijhland, hieit mindeſtens eine wirkfjame

Controle darüber für ſchwer durchführbar. — Bezüglich der

Controlmaßregeln ſaate Schraut Mittheilungen in der

Wein Commiſſion heute Abend zu. Fortfetzung morgen.
Ausland.

* Qondon, 14 Dez. Aus Tientſin wird gemel-
det, General Tſao habe 5000 Emphrer geſchlagen,
und deren Anfihrer, einen Lamaprieſter, gefangen
genommen. Die Empörer haben die Abſicht, die
Ming Dynaſtie wieder einzuſetzen. (Aljo troͤtz umt-
licher Ableugnung doch eine anti dynaſtiſche Bewezung)

* Sofia, 14. D;3. Da die bulgariſche Regleruug
die vom franzöſiſchen Geſchaͤftsträger {cHriftlich ge-
forderte Geſtaͤttung der Rückkehr eines hier verhaftelen
erklärte
der frauz. Vertreter die Beziehungen Franfreichs zu
Bulgarien als ab gebrochen.



jonderS war e& eine /einer wetblidhen Nehle an-
gehörend, die ihn auf dieſe Stelle feſſelte und in ihm ein
**— erweckte, das ihn faſt wie ein heißer Schreck durch-
rieſelte.



die weibliche, in früheren Zeiten oft vernommen Haben;
beitätigt : ja, er erfannte diefe Stimme ſehr wohl, wie er

ſcheinerhellten Garten hinüberſah auch die beiden Perſonen
erkannte. denen dieſe Stimmen angehoörten.

&3 war ein Herr und eine Dame. die, nebeneinander
hergehend, die W.Na _ verließen und im Geſptäch den SGarten
Ddurchtwanderten, juſt nach der Richtung zu, die an den
Ort führte, wo der verborgene Lauſcher Hockte, magnetifch
auf die Stelle gebannt durch die kleine Scene, die er mit
Auge und Ohr beobachtete. *

Biſt Du deſſen wirklich ſo gewiß ?”. fjagte die Dame



* und das reiche blonde Haar in den Nacken ſchüt-
elte.

„Ja, mein Kind,“ antwortete der Herr, mit ſelbſtzu-
friedenen Laächeln den wohlgepflegten ſchwarzen Vollbart
ſtreichelnd, „ja, ich bin deſſen gewiß. Ich bin Deine erfie und


ung entwickeln.
Es Iag aber etwas Ironie in dieſen Worten, die die


* den Ausdruck ihrer Miene offenbar luſtig über dieſẽ
ede.

„ vermag Dir in der That nicht meine Bewunder-
ung dorzuenthalten über Deine unerſchüttexliche Sicherbeit
de du {o ziemlidh, in alen Dingen entwickel{t.. Ich finde
4 viel Nachahmungswerthes in dieſem felfenfeſten Selbft-

ertrauen.

Ja/ {yotte Du nur! Wenn du mich recht verſtehen
wolltelt, mügßteit Du mir wirkiich KRecht geben, Du große
Philoſophin.



Sie ſchwicg einen — — ſah ihn —

an.

„Wahrhaftig ſo aut ich Dich auch zu kennen glaube
Fexdinand — zuͤweilen erſcheinft Du mir doch jehr räthjel-
a

„Aba! Da haft Dus ja! Erſchiene Dir mein Cha-


die Mühe nehmen, ihn zu ſtudiren Und dieſe Forfchungs-


was man bei ir Liehe nennen muß; einer anderen bifi
Du überhaupt nicht fähig.“

Wieder erichien ein ſakraſtiſches böſe, ſpottendes Lächeln
— ſchmalen Lippen, das ihr entging. Sie zuckte die

eln

„Du haft Dir ein wunderbares Bild von mir zurecht
geſchnitzt, Ferdinand.“ —

‚ „So ahſonderlich, wie Du wirklich biſt — und wie Du
mir dadurch gerade gefällit. In, wir paſſen zu einander
und es giebt nicht leicht Femand, der dies Jonit ſo Könnte!
Öbder e& ift nicht gleidh jehc apart und originell, daß

zu ironiſiren, und mit unferen Gefühlen zu erberimen-
tiren ?”

„Ah, Ddas ift Deine Schuld und Deine Erfindung.
Aber du haſt mich wirklidhh dazıu vermocht, diejer Urt und
Weiſe auch einigen Geſchmack abzugewinnen. Ich begreife

empfindendes Gemüth {chwört und f{idh in die Herrlich-
ſten Träume von unjerem zufünftigen Glüc wiegt.

„ Terdinand blieb ſtehen und faßte lachend beide Hände
jeiner Begleiterin, die ſie ihm nicht dhue Widerfireben


„Geh! Du Näxchen, als ob Du nicht auch davon
überzenat ſein könnteſt!! ſagte er aͤllmaͤhlich zum Tone
—— — dumpfen Leidenſchaftlichkeit Über-
gehend.

Fortſetzung folat)

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