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Pfälzer Bote für Stadt und Land (26) — 1891

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Nr. 11 - Nr. 20 (15. Januar - 25. Januar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44149#0045

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Erſcheint taglich mit Auskahme der Sonu⸗ und Feiertage.
GamfagS mu Unterbaltungsbeilage, Preis vierteljährlich
. 1.20 vhne Trägerlohn ı, Poſtaufſchlag. Beftellungen
Sei den Poſtanſtalten . bei der Ürpebikton Zwingerſtraße?.











Vereuwwortlicher Mebakteur :
| ı Qulins Yeder in Heidelberg.

— — — —


Anzeige-Blatt für die Amtsbezirke Heidelberg,
Ladenburg, Weinheim, Schwetzingen Philippsburg,
Wiesloch, Bruchfal, Bretten, Nedargemünd, Mosbad,
Eberbach, Buchen, Walldürn, T Biſchofeh Wertheim 2C.
— — — - — — ;














Beſtellungen
auf den „Pfälzer Boten? für das 1. Quartal
1891 werden noch fortwährend bei ſämmtlichen Poſt-
anſtalten, bei unſeren Trägerinnen, ſowie in unſerer
Erpedition Heidelberg, Zwingerſtraße 7 entgegen-
genommen

5 7 7 5

* 2 1
det Evangelifde Bund und das Vereinsgefeß.
Ueber dieſen Punkt erhält die „Germania“ eine
Zuſchrift welche alſo lautet:
„Nachdem der Evangeliſche Bund“ ins Leben ge-
treten iſt und ins beſondere auch die Bekämpfung
der „ans falſchen Paritätsbegriffen her-
fließenden Nachgiebigkeiten gegen römiſche



Anmaßung“ für ſeine Aufgabe lerklärt hat, iſt von
katholiſcher Seite unter Hinweis darauf, daß der

Bund auch nach ſeinen weiteren Aeußreungen mit
dieſem ſeinem Programmpunkte die verfaſſungs-
rechtliche Stellung der katholiſchen Kirche im Auge
habe bereits wiederholt die Frage aufgeworfen worden,
welche Stellung wohl die Behorden zu dem Bunde
einnehmen möchten, da derſelbe als ein politiſcher
Verein im Sinne des Vereinsgeſetzes
erſcheine, inſofern er auch auf „öffentliche Angelegen-
heiten einzuwirken bezwecke. Unter fernerem Hin-
weis darauf, daß die einzelnen ſogenannten 3 w e i g-
vereine des Bundes mit einer gewiſſen Selbſt-
ſtändig keit ausgeſtattet ſind, iſt ferner die Frage
aufgeworfen, ob der Bund nicht als eine Vereini-
gug mehrerer politiſcher Lereine anzu-
ſehen ſei, welche ſich, entgegen dem preußiſchen
Vereinsgeſetz, mit der Centralſtelle und
unter einander in Verbindung befänden.
Die ſtrafrechtlichen Verurtheilungen, welche über den
früheren Mainzer Katholiken-Verein und
über verſchiedene ſozialiſtiſch angehauchte
Vereinigungen verhängt worden, legten dieſe
Fragen beſonders nahe.

Von Seiten des Bundes wurde der ihm ſo
beigelegte politiſche Charakter beſtritten; die Behörden
Hüllten ſich in Schweigen. Nachdem jetzt aher die
Agitation für die Aufrechterhaltung des Jeſuitenge-
ſeßes in erſter Linie gerade von dem Bunde betrieben
wird, ſcheint uns der politiſſche Charakter deſſelben
noch greif barer hervorgetreten zu ſein, und dürf-
ten daher auch die Behörden nicht mehr Umgang

halten des Bundes für mit dem Vereinsgeſetz verein-
bar erachtet werden könne. Zum großen Theile iſt
die Agitation ja hinter den Couliſſen betrieben wor-
den; der eine oder andere Zweigverein aber iſt offen
hervorgetreten; ob eine Verbindung unter den ver-
ſchiedenen Zweigvereinen bezw. mit der Centralſtelle
ſtattgefunden, wird unſchwer zu conſtatiren ſein —
falls ſeitens der Behörden nur mit annähernd ſo viel
Eifer vorgegangen wird, wie das den obengedachten
„ſtaatsfeindlichen“ Vereinen gegenüber geſchehen iſt.

„Was uns zu dieſer „Denunziation“ veranlaßt,
haben wir oben bereits angedeutet; es iſt nicht die

Abſicht, den Bund zu vernichten — derſelbe hat bis-
lang wohl dem confeſſtonellen Frieden, nicht aber der
kath. Kirche Schaden zugefügt, ſondern die Abſicht,
auch in dieſem Falle klargeſtellt zu ſehen, daß in un-
ſerem Staatsweſen gleiches Rechtfür Alle gilt,
und ob und wie der Bund ſelbſt die Staatsgefetze
reſpektirt.“

— o find die Villiarden geblieben!

Ein ſummariſcher Nachweis, wo die ſeit 1871 von
von Frankreich als Kriegsentſchädigung bezahlten 5
Milliarden gebieben ſind, darf wohl auf einiges In-
tereſſe rechnen. 5 Milliarden Franes ſind bekannt-
lich genau gleich vier Milliarden Mark, und ſoll da-
her letztere Summe zu Grunde gelegt werden. Wir
wollen mit dem erfreulichſten Theil beginnen: Nahezu
den vierten Theil oder eine Milliarde beſitzt das
Deutſche Reich noch gegenwärtig in 5 Fonds, dem
Invalidenfonds, welcher allein mit 561 Millionen
dotirt iſt, dem Reichs-Feſtungsbaufonds, dem Reichs
Eiſenbahnbaufonds, dem bekannten Kriegsſchatz im
Juliusthurm in Spandau (120 Millionen) und dem
Fonds für das Reichstagsgebäude (24 Millionen,
wozu ſtets die beträchtlichen, ſeit 1873 aufgelaufenen
Zinſen treten) Die zweite Milliarde iſt lediglich
durch die Hände des Reiches gegangen, indem mit
derſelben ſofort die drei Kriegsanleihen von 120
Millionen, 100 Millionen und 120 Millionen preuß.
Thaler == 1020 Millionen Mark getilgt worden ſind.
Von den beiden letzten ſind ſind etwa 1'/4 Milliarden
verwandt zum Erſatz der direkt durch den Krieg er-
wachſenen Schäden; wir nennen nur die Haußtru-
briken; für die Wiederherſtellung der geſamnten im
Feldzuge verſchliſſenen Herresausrüſtung (das ſogen.
Retabliſſement) 320 Millionen, die Vergütung ſämmt-
licher Kriegsſchäden in Elſaß Lothringen und Baden
Kehl) . Jänuntlicher Schäden der deutſchen Rhederei





reich verjagten Deutſchen, die Erſtattung ſämmtlicher
Triegskoſten der deutſchen Gemeinden (Einquartirung,
Fuhren), die Transpoͤrtkoſten der Eiſenbahnen für
Beförderung ſämmtlicher Truppen, Vorraͤthe, Gefange-
nen. Ueber die dann übrigen %4 Milliarden iſt zu
einem kleineren Theil für beſtimmte große Reichs-
zwecke verfügt, namentlich die Koſten der Einführung
der Münzeinheit, alſo der Prägung der gejammten
neuen Münzen; ferner die Reichsbeihilfe zur Gott-
hardbahn und die hekannten Dotationen des Fürſten
Bismarck und der Generale (12 Millionen). Eine de-
ſcheidene halbe Milliarde endlich iſt zur Austheil-
ung an die einzelnen Staaten gelangt und in
der mannigfachſten Weiſe verwandt zur Schuldentilg-
ung, zu Steuererläſſen. Verbeſſerung der Beamten-
gehälter, in Preußen ſpeziell auch zuͤr Dotation der
Provinzialverbände.

So haben die franzöſiſchen Milliarden allerdings
uns vielfachen Nutzen gebracht, aber auch großen
Schaden Denn ſie waren die nächſte und direkte
Veranlaſſung zu dem rieſigen Gründungs-Bör-
jen- und Großwucherſchwindel, 'der nach
dem Kriege über das deutſche Volk hereinbrach und
ihm vielleicht mehr gekoſtet hat, als die Milliarden
uns nutzten. Die Rieſenſummen, welchẽ bei jener ge-
waltigen Verſchiebung der Vermögen den mMittleren
und kleinen Ständen entzogen wurden, um ſich in
gang wenigen Händen anzuſammeln, hat noch niemand
ernftlich geſchäzt Sie werden aber auch in die
Milliarden taxirt. Und nachdem der große Krach
vorüber war, lag es noch jahrelang wie Lin ſchwerer
Alp auf dem Erwerbs- und Wirthſchaftsleben unſeres
Volkes. Die Verluſte, welche die Nachkrankheit im
Gefolge hatte, muß man ebenfalls zu den Wirkungen
der Milliardenzeit rechnen

Deutſches Reich.

* Berlin, 13. Jan. Von den 600,000 M der
für die Vorbereitung der Berliner Dompläne bewil-
ligten Gelder wurden nur 120,000 M. aufgebraucht.
Die neuen preußiſchen Etatvorſchläge woͤllen vom
Reſt eine Interimskirche bauen, welche das Abgeord-
Uetenhaus im vorigen Jahr einhellig verworfen hat.
Man erwartet deshalb wiederum eine Ablehnung.
Sonſt bietet der Etat wenig bemerkenswerthe Neuerungen
— Das deutſche Repetixgewehr erhält künftig Patro-
nenhülſen randlos. — Es wird beſtaͤtigt, die Nachricht
der Hamburger Nachrichten“ ſei richtig, daß über die
Sperrgelder und den Welfenfonds eine Einigung da-
hin erzielt wurde, daß beide Fonds ausgezahlt werden.







davon nehmen können, zu unterſuchen, ob das Ver-



MNachd. verb.)

Ein adeliger Sproß.
Novelle von Autonie Haupt.

Inzwiſchen halten die beiden Profeſſoren in der Mor-
genfrühe einen Gang nach dex Waldburg gemacht Ehen
trat Adalbert in feierlicher Stimmung gus dem ſtillen
Heiligthum der Kapelle Seine Seele glühte von Morgen:
andacht und Frühlingsluft.. Dicht unter ihm raufchten die
mächtigen Eichen und Buchen, vor ihm erhob ſich in grünen
Bellenlinien das heimiſche Waldgebirge, his es allmählich
in blauem Duft am Horizont verſchwand Ueher der ganzen
unendlichen Ausſicht Iag ein leichter Schmelz, und hoch
dben blaute der Himmel in mildem Glanz.

Auch Habeſch der an dem zerfallenen Vortale lehnte,
war tie} erariffen von der SchönhHeit der Waldeseinſamkeit.
@S3 war eine ALOße, reiche Stunde, welche die Freunde in
S$tummer Andacht zufjammen feierten. ;

Ein weithin (dallendes „Haloh,” bem ein Iuftiaer Zod-
ler folgte, unterbrach jeßt friſch und fröhlich die ſtille Ruhe
des Waͤldes

„Das$ war Ehrhardts Stimme!“ rief Wdalbert, und
ſchneil eilten die Beiden den Hügel hinunter, der Stelle zu,
wo die röniſchen Alterthümer zu finden waren. ;

Mox famı ihnen mit einem Schwal gutgemeinter Vor-
mürfe entgegen, in die eine Weile ſpäter fein Onkel und
Herr Brand von Herzen einfiimmten. Sie verlangten
Furchaus eine Srilärung für die abſonderliche Laune, auf
dem Huͤnsrücken zu wohnen.

Haͤbeſch ſchwies ſchadenfroh im Bewußtſein ſeiner Un-
jchuld, und Waldburg wußte fich nicht anderS aus der
Klemme zu ziehen, als daß er die Aufmerkfamkeit auf die
Trümmer zu fenfen ſuchte ; ;

Das Erſcheinen des Forſtkandidaten in dieſem Augen-
blick lam ihm zu Hülfe und irug weſentlich dazu bei daß
ibm die Beaniworlung der Jrage vorläufig erlaffen wurde.

„Und nun.frijch an's Wert!“ rief er, „auf daß wir
uns mit den Ruinen vertraut gemacht haben, ehe die Ar-
beiter fommen, die ich zum eiwaigen Nachgraben hieher be-
ftellt habe.“

31)

durch die Kaperei, die Entſchädigung der aus Zrank-

Habeſch unternahm mit großem Eifer eine genaue Be-
ſichtigung der Ueberreſte und fagte dann freudig! „Es
ſcheint mir, daß wir hier ein ziemlich anſehnliches römi-
ſches Wohnhaus vor uns haben, das vielleicht zum Som-
meraufenthalt gedient hat. Ich müßte mich ſehr täuſchen,
wenn das Mauerwerk, welches ſich unſern Blicken darbietet,
nicht der obere Theil des Gebaͤudes ift, das vielleicht noch
wohlerhalten in der Erde verborgen liegt; doch darüber
4 uns die Nachgrabungen bald genauere Aufſchlüſſe
geben.“

„Erzählteſt Du nicht geſtern, daß Du als Knabe den
Eingang zu einem unterirdiſchen Gang oder Gewölbe ge-
kannt? wandte ſich Ternau mit einem lauernden Blick an
Adalbert.
ſuchen und ſich im Innern zu orientiren, ehe man mit dem
Ausaraben begänne,“

Der Vorſchlag leuchtete ein, und nach nicht gar zu
langer Zeit rief Adalbert freudig, daß er den Eingang ge-
; funden, wobei er auf eben dieſelbe Spalte hinwies, aus
welcher vor einigen Stunden der Jäger mit ſo augenſchein-
lich auaenehmen Empfindungen emporgeſtiegen waͤr. Ver-
muthlich hatte er nur darüber ſtillgeſchwiegen, um Adalbert
nicht die Freude der Entdeckung zu rauben, denn — als





regeln da hineinzubegeben, kam er näher.

Dieſen Gana kenne ich,“ verſicherte er, „ich habe ihn
kürzlich als Zufluchtsſtätte bei einem Gewitter benutzt: er
iſt ſo hoch, daß ein Mann aufrecht darin ſtehen kann. Bei
der ſchwachen Beleuchtung eines Zündhölzchens alaubte ich
ſogar Fresken an der Wand zu erkennen. Gefahr iſt beim
Hinabſteigen keine zu befürchten.“

„Nun, dann wollen wir auch nicht mehr tänger zögern,“
ſagte Habeſch ungeduldig und zündete die mitgebrachle Laͤ—
terne an.

„Laſſen Sie doch lieber erſt Waldburg, der mit dem
Terrain bekannt iſt, allein hinabſteigen, Herr Profeſſor,“
bat Ternau eindringlich.

‚_ „Seien Sie ohne Sorge,” lächelte Habeſch „idh werde
mich eben ſo leicht als diefer in dem alten Gemäuer (zu”
! rechtfinden.



j







Der gute Ternau mußte wohl ein Waidmann vo
twas aäraſtlicher Natur fein, denn als Haͤbeſch feinem
Freunde Adalbert in den unterirdiſchen Gang feißen wolte,
ſuchte er mit aller ihm zu Gebote ſtehenden Beredfamikeit
hn davon abzuhalten erreichte aber nur, daß der Pro-
feſor faſt erniilich böje ward und nun erft recht auf jeinem
Borhaben befland. Als er ebenfalls in der Spalte ver-
ſchwunden war, entfernte ſich der Zorftkandidaͤt, um, wie er
jagte, die heſtellten Arbriter Herbei zu rufen.

Die übrigen Drei warteten gefpannt auf das Ergebniß
der Nachforſchung als vlötzlich ein donnerähnlidhes Getöje
dröhnend an ihr Ohr ſchlug: zugleich erzitterte der Boden
worauf ſie {tanden. Mit einer furchtbaren Ahnung rief
Mar erbleidhend.: ' „Um Gotteswillen wenn die Beiden ver?
unglüct wären !”

Wie auf. ein Zanberwort flogen alle Drei zu der ver-
höngniBvollen Spalte, woraus jeßt ein dichter, weißer
Qualm emporſties. Es war unmöglich, einen Blick in das
Inunere zu Werfen, da der hervorquellende feine Staub
förmlich erſtickend wirkte!

Ehrhardt rief flehentlich ſeine beiden Freunde beim
Namen und beſchwor ſie, ein Lebenszeichen zu geben. Doch
— alleS blieb ſtill, — nur ein leiſes Rieſeln war vernehm-
lich. Waren ſie zu weit entfernt, ſo daß man ihre Stimmen
nicht hören kennte? Oder — die Seele empörte ſich bei
dieſex Boritelung, — waren Sie verſchüttet und lagen in
der Tiefe, vielleicht zerſchmettert und unter den Trummern
begraben? Rathlos, verzweiflungsvol ftanden die Männer
da, zur Hülfe fehlten ihnen alle Mittel. S

Da wie vom Himmel geſandt, erſchien eilig - ein
Trupp Arbeiter mit Shaten, Schaufeln, Leitern und Seilen.
Der Herr Forſtkandidat hHätte ihnen geſagt, ſie follten fich
ſputen, erzählte der Foͤrſter.

Nachdem Ehrhardt den Leuten kurz berichtet; was ſich
ereignet, begann man vorſichtig die Oeffnung zu erweitern
und blickte bald mit Schandern in Dieichmarze Naͤcht eines
tiefen Abarundes, in deſſem Ddunklen Ehabs jedoch Nichis
zu erkennen war. }

Fortſetzung folgt.)


 
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