Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Pfälzer Bote für Stadt und Land (26) — 1891

DOI Kapitel:
Nr. 131 - Nr. 140 (13. Juni - 24. Juni)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44149#0537

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ıng
y am
arr
{ ollen
d ver-
age 3#
* *
2
196.67
238.43
ſteube⸗ |
|
tadrinij
* @
DEr DE,
n,
ſeid ſſ
und laͤn

er

li ab
wenn

00
xped-







Srfheint.taglih mit Ansnahme her, Sonn« und Feiertage-
Samftag3 mit UnterHaltungsbeilage, Preit viertel;jährlid
. 1.20 vhne Trägerlohm u. Voſtaufſchlag Beftelungen
Bet deu Poſtanſtalten u. bei der Expedition Zwingerſtraße?.




vcrautwortlicher Nedalteur:




Beſtellungen
auf den „Pfälzer Boten für die Monate
Juli, Auguſt, September werden jetzt ſchon bei
ſämmtlichen Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen,
ſowie in unſerer Expedition Heidelberg, Zwinger-
ſtraße 7 entgegenzenommen.
Verlag des „Pfälzer Bote.“



——

Z. Die bündleriſche Zukunftsſchule.

Es gibt keinen ſo großen Unſinn, welcher
nicht ſchon von ‚einem — Bündler be-
haubtet worden iſt.“

So ungefähr müßte der alte Weltweiſe Eicero ſei-
Men bekannten Ausſpruch geſtalten, wenn es ihm ver-
Sönnt waͤre, einmal einen Blick auf die Leijungen
* vevangeliſchen Bündler“ zu werfen. An dieſen

M& pruch wurden wir erinnert, als wir die Bro-
IOüce eines gewiſſen proteſt. Pfarrers Gottfried
‚Omarz zu Binau a. N. laſen. Sie führt den
grofiartige‘n Titel: „Schulideal“ und iſt darauf be-
enet, die deutſchen Schulbuben (vorab die Binauer
Mölgle) zu Gelehrten erſten Ranges heranzubilden.

Mn wir dieſe Schrift dem „evaͤng. Bund“ auf's
ſetzen. ſo haben wir zwar die betr. Mitglieds-
4* Verfaſſers noch nicht geſehen, wiſſen aber,
A die erſte Eigenſchaft eines ächten „Bündlers“
5 hat, nämlih ungläubig ijt, d. b. nicht
te‘gen perjönliden weſensgleichen Got-
ſel eyn Jeſus Ehriſtus glaubt. Da un8 die-
g—üt@{aube aber als ein unverletzhares Heiligthum
* 10 müfjen wir offen dagegen Verwahrung ein-
* daß man dieſen Glauben, wenn auch im heuch-
— Sewand Jüßer Redengarten und unter dem
— Schule zu verbeſſern, dem chriſtlichen

Lraubt.
de 4* iſt es keine Verwäſſerung des Glaubens-
4 H wenn es heißt: „Der Glaube an Chriſtus,
* %Dn Gottes, beſteht darin, daß Chriſtus unſer
ande wird . ... Das Evangelium beabfichtigt nichts
als uns in Jeſu das goͤttliche Menſchheiis-

Brzuſtellen?!? Iſt es nicht eine Gottẽstäſter-
4 8* S hHeißt, der ungläubige Dieſterweg habe
144 eiſte Jeſu Chrifti“ gewirkt? Iſt es keine
— der Gottheit Chrifti, wenn die biblifhen
* * Alſo hat Gott die Welt geliebt, daß er ſei-


* Kampf unt’'s Dafein.
2 Ahlung naͤch Hesba Stretton von H. v. Remagen.
(Nachdruck verboten)

Was z Äu z z
&R hab ich zu thunm?“ dieſe Frage wiederholte
ieir&m d‘;’“b[ Hındert Mal des Tages Eine neue Laft auf
Sedant e““ ohnhin überbürdeten Schultern zu nehmen, der
Ende da tülte ihn mit Schreden befonderS, da er jein
.&3@„„ * langjam herannahen fühlte. In den leßten zwei
Ü and AOlte er die Gebrechlichfeiten des Alter3 jehr merk-
die — Folae deſſen bemächtigte fich mehr und mehr
— jeiner Seele: e& möge mit ihm zum Sterben
Gtäbhnip” ebor er das Nöthige für ſein „anftändiges” Be-
dak %ifloä!liammengefpart haͤhe! Hätte er jehen koͤnnen,
FeM 9 um' ſo fortgeſchafft werde, mie die arme Frau
Yatte eyr3 > Ciner dunklen Ede des vbexn Treppen-Bodeftes
Tanhe weldher rohen Weije, die elende
Nennen “ — einen Sarg tonnte man ‚das Ding faum
Wurde al8 AuS dem Hauſe und die Straße hinab. gefchafft
Sein ßhneb‚aanäeé Trauergefolge nur Elspeth hintendrein.
ine 2* In Dbeforgtes Herz fühlte durch diefen Anblick
Derr zu prung, Alles aufzubiefen, um feines Schicjals
Wie fonnte eiben bis in @rab. Aber, wenn er das wollte,
Gine anders q O, Dann mit der Sorge für El8beth belaften?
Yur Mebr “ Sache wäre e8 {hon gewejen, wenn eS fich
TEl olgn ONM felber gehandelt Hätte und Viktoria be-
Wie feine im eigenen Sarge begraben geweſen wäre,
Tand fich. e VauSgegangenen Lieben alle. Viktoria aber be-
XO Befin leät nicht (hlimmer, als zu Anfang des Winter8:;
itehen ama oder vielmehr ihr Uebel, morin dasfjelbe auch
* Kräntel te, blieb auf demjelben Standpunkte, {o daß
Nein: * 7 l möglicherweije noch Iange hinziehen Lonnte.
ß}m“be * 44 das „anftändige“ Begräbniß der ihm im
4 fremden Waife nicht zum Opfer bringen.
Allein da ;age.@ßßetbl Alz fie bei wachſendem Dunkel {o
4* * In dem ausgeftorbenen und ausgeplünderten
644 5 üher der verwirrenden Sorge um ihre
ff ‚ da öffnete fih die Thühr und eben{o ſachit
* 4 ‚Al3 dann Elsbeth das Geficht ım-
ie Biktoria im Zimmer {tehen. Diejelbe war













2

— —
für $tadt ——



] Geidelberg, Stilund, den 17 Zuni 1001.

ausgelegt werden: „Unter dem eingeborenen Sohne
Gottes iſt zunächft nicht Jeſus verſtanden, ſondern
vielmehr das Idealbild des Menſchen, das Gott ſeit
ewigen Zeiten in ſeinem Geiſte trägt .. Dieſes
Urbild des Menſchen alſo, wie es in einziger Voll-
kommenheit von Ewigkeit her im Geiſte Gottes be-
ſteht, wird in der Schrift der eingeborene Sohn Got-
tes oder auch das Wort, d. h. der Gedanke Gottes
geuannt. Jeſus heißt deshalb aber auch der Sohn
Gottes, weil in ihm dieſes Ideal in einem Menſchen
verwirklicht worden und ſo der Welt erſchienen iſt.
Er hatte dieſen göttlichen Gedanken in ſeiner ganzen
Größe erfaßt und in ſich aufgenommen; er hatte die-
ſes Ziel der göttlichen Lebe zu ſeinem eigenen Le-
bensziel gemacht, ſo daß der goͤttliche Wille ſein ei-
gener Wille geworden war. Somit war das gött-
lide Weſen ihm eigen geworden und er alſo aus dem
Weſen Gottes gezeugt oder ein Sohn Goͤttes.“ —
Der Name „Sohn Gottes“ bedeutet alſo nach der
Verſicherung des Binauer Gottesgelehrten zunächſt
nur das Urbild (deah eines vollkommenen Menſchen,
und weil Chriſtus zufaͤllig dieſes Urbild oder Ideal
verwirklicht hat, deßhalb iſt ihm das göttliche Weſen
zu eigen geworden und verdient auch er den Namen
„Sohn Goͤttes oder „göttliches Menſchheitsideal?!
Dieſe Auſicht vom „Gottesſohn“ iſt jedenfalls ſo
„fojcher“, daß auch die Binauer Juden ſich leicht zu
ihr bekehren können!

„Indem nun dieſes Ideal, fährt der Gottesgelehrte
fort, auch des Menſchen eigenes Ideal wird, welches
ſein Wollen und Streben regiert, ſo iſt damit der
Geiſt Gottes in den Menſchen eingegangen und ihm
eigen geworden; es iſt damit im Menſchen ein eigenes
Wollen und Streben begründet, welches göttlich iſt,
ein Streben nach dem höchſten göttlichen Ziele. Dieſer
Geiſt ſchafft im Menſchen Leben und Seligkeit, dieſer
Geiſt Gottes iſt die Quelle alles Lebens u. | w.“ —
Wir haben hier dieſelbe Verwäſſerung der Begriffe:
„Geiſt Goͤttes“, „Leben“ und „Seligkeit.“ Nichts
als Unglaube im Gewande religiöſer Phraſen!

Nachdem wir nun (6 1) die Art und Weiſe ge-
ſehen, wie der Herr Goͤttfried Schwarz von Binau
aus dem „göttlichen Idealbild“ den „Sohn Sottes“
hervorzaubert und in das Menſchenherz den „Geiſt
Sottes“, „Leben und „Seligfeit“ hineinzaubert, wol-
len wir den Einfällen ſeines Gehirns weiter folgen,
bis wir auf den Höhen des „Schulideals“ glücklich
angelangt ſind.

Der „lebendigmachende Geiſt“ verträgt ſich nicht











die hohen Stiegen heruntergekommen — was ihres Erin-
nernS da leßte Mal vor vier Monaten, im Herbſte ge-
ſchehen war — um Elsbeth zu tröſten Sie konnte aber
nicht ſofort ſprechen ſondern ſetzte ſich vorerſt, um zu
Athem zu konimen, jchweiaend neben Elsbeth nieder. Es
war eine grauſige Stille in dem Gemache während von
draußen her das Getöſe des Straßengewirres dumpf her-
übertönte.

Ich bin Heruntergefommen, um Dich zu uns hHerauf-
zuholen,“ ſagte Viktoria freundlih. „Wenn Du einmal bei
un8 biſt, wirdis dem Vater fchon recht ſein Du kannft
ihm lieb und gnt werden wie eine Tochter, wenn ich ein-
mal daheim bin, und das kann hald kommen. Ex iſt au-
genbliclich ein wenia nachdenklich und verdrießlich; aber
Dda3 wird ſich geben, wenn einmal Alles in Ordnung iſt.
Hilf mir ietzt die Treppe hinauf, Elsbeth; und wenn der
Bater hHeimkommt, wird ſich ſchon Zemand finden, der ihm
hilft die Bettitatt nach oben ſchaffen zum Lager für Dich
und mich; ich werde dann beſſer ausruhen als auf dem
platten Boden.“

Als Lullid, eine Stunde ſpaͤter heimkehrte, hielt er
einen Moment ſtille vor Frau gells Thür, wie noch unent-
jhloffen, was er thun ſolle, Dann kiopfte er an. Keine
Antwort. Er verſuchte zu öffnen, aber die Thür war ver-
ſchloſſen. Wo konnte Elsbeth ſein von dem Begräbniß
der Nutter war ſie doch ſicher heimgekehrt? Solte ſie
möalicherweiſe bei Blackeſt ünterkunft gefucht haben? Das
xerwitterte, Geſicht des Alten zuckte in allen Falten und
die ganze Geſtalt ſchüttelte ſich wie im Fieber als diefer
Sedanke ihm durch die Seele fuhr. Aber weſſen Schuld
wäre e& dann geweſen? Ex batie die vater- mutter- und
bruderlofe Watje ihrem elendigen Schickſal uͤbertaffen. Shr
feichter SGang und ihr hübjches SGefichtchen traten ihın bei
deijem Nachfinnen vor die Augen, gleich als ob fie, wie
Norgens üblich. neben ihHm Herichritte. Daß fie ihm {o
Lor anz Herz gewachfen ſei, das wuͤrde er erjt inne in
dieſem Auhgenbfick, wo er fürchten mußte, fie fei in der
Gewalt des alten Bladett. Daz fahle und mürrijhe Ge-
ſicht des Alten wurde nocH ein gut Theil fabier und grim-
miger. Gewiß: der Meinung war er auch jebt noch, daß








Kunzeige=-Blatt für vie Auusbezirle Heidelbe

Sabenburg, Seinfeim, ⏑—
Wiesloch, Yruchfal, Bretten, Nedargemünd, Mosbas,
— Buchen, Walldürn, T.-Bifhofah, Werthein 1





in Heidelberg, Zwingerſtraße 7.





und prüfen, was Wahrheit iſt. Daher fort mit denr
Gewiſſens? und Glaubenz zwang und * —
her! „Iſt es Aufgabe des Chriftenthums, geiſtiged
Leben zu pflanzen, ſo muß in ſeinẽm ’ Narmen ver-
langt werden, daß jeder Menſch ſo viel Bildung er-
halte, um 3zu felbftftändigem Urtheil über Wahrheit
und Irrthum in ſeiner Zeit befähigt zu fenn ($2.)
— Bisher hatten wir geglaubt, die religiöſen Waht
heiten ſeien von Gott gegeben, geoffenbart und älter,
al8 der einzelne Menjchengeift, “ 3. B. die Hoͤlle ſei
eine keſtſtehende Thatſache ob der einzelne Menſch
gebildet oder ungebildet iſt Nunmeht aber werden
wir von Binau aus belehrt, daß die Wahrheit vom
zufälligen Bildungsgrad der Menichen abhäugt €
kann alſo etwas, was nach dem frühern Bildungs-
grad der Menſchen eine Waͤhrheit war 1nd nach der
niedern Bildungsſtufe eines Menſchen noch eine
Wahrheit iſt, je nach der fortſchreitenden Bildung
aufhöxen, eine Wahrheit zu ſein, 3 B. die Auferfteh-
ung Chrijtt kann zu gewiſien Zeiten und bei gewiſſen
Nenſchen eine Wahrheit und zeit= und platzweiſe auch
keine Wahrheit ſein! Das iſt ja der purſte Unfinn !
DasS heißt ja: die goͤttliche Vahrheit vor den Cin-
fällen jedes irrthumsfähigen Kopfes abhängig machen !
Oarmſeliger Gottesfohn, wenn dır- dich nächflens
bon unreifen Schulbuben auf deine Wahrheit fon-
trolliren und corrigiren laſſen mußt! Schluß folgt.)

Ftienrih II. yon renfen über Studenten



2

lymile

Recht paſſend bringen die „Akademiſchen

blätter“ (Organ des Verbandes * —
Studentenvereine Deutfhlands) gerade jetzt in ihrer
ueueſten Nummer einen Erlaß Friedrich II *
Preußen über die von den Univerfitatsftudenlen ein-
zuhaltende Conduite, vom 9 März 1750, in Crinner-
ung. Offenbar von allerlei naͤngeilehnen Etfoͤt
ungen Lusgehend will der König durch 2
„allerlei ungebührliche und X ſchädliche Freiheit derer
Studenten auf dero Sandesuniverfitäten etwas mehr
einſchränken“, zum Theil auch zu dem Zwecte daß
ederen Eltern und Vormünder verſichert fein tunct
* fie auf ihre Söhne oder Unmündigen waͤhrend
krer Univerſitätsjahren verwandte Koſten nicht ver-
geblich angeleget, fondern fie joldhe von daher wohl-
geſittet zurücbefommen. “ Daher wird unter 2
derordnet: E5 ſoll ein jeder Student ſich einer ehr-
baren und ayſtändigen Lebensart befleißigen, fich über-
all be{cheiden und friedlich betragen und alle (ieder.

— —



e& eine gar traurige Sache fei, wenn er feme erer semem
z z er ia-i
g;ä?g Qgcré\f_niarg bette — aber nunmehr —
— das DBewußtfein, e8 berfchuldet zu
* ** ie Elgbeth ins Straßenleben hinausgeworfe
6 * 4 — — — Er war mit einem —
Abſt, daß er hätt i D
äßi%„ E thun, wenn er —— —
— 5* Dieſe Stimme redete vernehmlıch, *
4 * 4 ihr zu folgen? Bei Blackett — 8
Löwen 24 — * 8 * e A
* 4 4 * 2
R0° _WILD mir das rechte Wort auf di s
äggten 2 — er 7 * — —
ie
trat * 77 Finger 2— vor Blacketts Thür
„Herein!” fünte der {Onarrende Ruf Blackett
— 7* * *
übrigen im Haufe, aber ein tD"” — —
Die Mutier der drei — — — a al
ladett’S hatte ſich längfl
auf und davon gemacht, und m ta'g i 44
ſchwachen Begriffe von Ord * 8 ——
Bladett’8 Haushalt mit we —224 —
ichlechtem Tabat und fuieü%gnä%el}' ——
D [ un twein firömte d
nüdternen Euklid {tidend — dett jaß rauchend
am Herde, der fußhoch voll üfcb' ı —
Ü, an Händen und Füßen mit 4 4
tricken gefeſſelt i
— Sala olgn
Auodrac feines Gefichtes mer‚ — —
4 8— En 5„8%3{;;. zwiſchen Furcht und
£rein und fchließt die Thür, rie (
8 * Bladett,“ fagte Cullid, indem er ſo —
* lelleicht der Frau Zell Heine E{8beth gefehen ? Cuklid
4 — jtellen, Heiße eine brennende Lunte an
n ulverfaß Halten, aber jein lange ſchlafendet

uth w i {
ar von der ihn bewegenden Gewiſſenoͤfraͤge gewedt

(ortſetzung folgt.)


 
Annotationen