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Pfälzer Bote für Stadt und Land (26) — 1891

DOI Kapitel:
Nr. 251 - Nr. 260 (4. November - 14. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44149#1041

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Grimernt tagie mit Aucnogmo der Sonnze unb Feiertage

eyaßags mit Unterbaltungsbeilage, Bretg bierteljährlich
. 1.80° ohue Trägerlohn n Poßauffehlag. Beſtellungen
Bat ven Poſtauſtalien 1, bei der Grhebition Rmingerfiraße 7.




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für Stadi * *

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Ed
*



Anzeige-Slatt Mr die Amtebezirke Heidelberg,
Cabenburg, Weinhein, Schwevingen Philippaburg,
Wiesloch, Bruchfal, Bretten, Nedargemünd, Mosbacg
Eberbach· Buchen Waldiürn, T.Biſchofah. Wertheium 1C.














Ar. 260.

Verantworilicher Nedalteur:
guteuz Yador in veidelberg.


vrus, Berlag n. Erpebition von Gebr. guber
in Heidelberg, Kwineerſtraße 7.

4









2 —




— ——
Beſtelluugen

auf den „Pfälzer Boten“ für die Monate
Novemiber und Dezeuiber werden fortwährend bei
ſammtlichen Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen,


ſtraße 7 entgegen zenommen.
Verlag des „Pfälzer Bote.“





Mit dem 1. April 1892 tritt das neue Arbeiter-
ſchutzgeſetz in Kraft. Wer es durchlieſt, muß geſtehen,
wenuͤ er nicht von Vorurtheilen verblendet iſt: das
Geſetz iſt arbeiterfreundlich. Es darf denn
auch vom Arbeiter mit Vertrauen aufgenommen
werden. Es iſt ein ernſter Verſuch, berechtigten
Forderungen gerecht zu werden. Seit mehr als 20
Jahren ſind dieſelben Forderungen von den Katholi-
len Deutſchlands vertreten worden. Man denke nur
an den unvergeßlichen Biſchof Ketteler von Mainz.
Iſt auch noch nicht Alles erreicht, was vom Centrum
begehrt worden, ſo iſt doch ein bedeutender Fortſchritt
in der Geſetzgebung zum Schutze des Arbeiters ge-

ehen. ;
@ bfißa; will nun das Arbeiterſchutzgeſetz? In wel-
chen Beziehungen will e& den Arbeiter geſetzlich
ſchützen?

Das Arbeiterſchutzgefetz will vor Allem:

1, dem Arbeiter feine Sonntagsruhe ſchütz-
en Die frühere, bedeutungsloſe Beſtimmung der
Gewerbeordnung iſt durch ungleich ſtrengere Verord-
nungen erſetzt.

2 Das Arbeiterſchutzgeſetz will den Arbeiter, der
Familienvater iſt, in dieſer ſeiner Würde und
Gewalt gegenüber nicht volljährigen Kindern unter-
ſtützen und ſchützen. Die Dbetr. Beſtimmungen ſind
von gewiſſer Seite auf das heftigſte bekämpft worden.

3. Das Geſetz will den Arbeiter ferner ſchützen
gegen Lohnbeeinträchtigung durch geſetzliche
Kegelung der Lohnaus zahlung.

4, Will es die Fortbildung der Fabrik-
ju gend fördern.


ſchäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen gegen Gefähr-






Gefahren der Moralität und Sittlichkeit in
Schutz nehmen.

6. Das Geſetz will den Arbeiter ſchützen gegen
Vertragsbruch von Seite des Arbeitgebers, aber auch
umgekehrt den Vertragsbruch von Seite des Arbeiters
gegenüber dem Arbeitsherrn möglichſt verhindern.
Von ſozialdemokratiſcher Seite wolle man Aufhebung
aller Kündigungsfriſten)

7. Das Geſetz will den Arbeiter ſchützen gegen
Willkür, indem e& eine Arbeitsordnung
verlangt, vor deren Feſtſetzung die Arbeiter oder ein
Ausſchuß der Arbeiter gehört werden muß. Dieſe
Ordnung muß der Gemeindehehörde vorgelegt werden.
Das Geſetz will im Beſonderen Beſchränkung
der Strafen.

8. Das Geſetz will die ſchulpflichtige Fabrikjugend
gegen Ueberanſtrengung bewahren. Das Geſetz
will ebenſo die Arbeiterinnen gegen Ueber-
anſtrengung ſchützen. Es verbietet für dieſe die
Nachtarbeit, ſetzt einen Maximalarbeitstag für die
Arbeiterinnen feſt, verbürgt den arbeitenden
Hausfrauen auf ihren Antrag eine Mittagspauſe von
anderthalb Stunden.

9. Das Geſetz begünſtigt die Bildung von
Arbeiterausſchüſſen in Fabriken. (Daß dieſes
geſetzlich gefordert werde, dagegen haben im Reichs-
tage die Sozialdemokraten ſich gewehrt.)

IIMIIIIIIIII

Eines der Hauptſchlagwörter unſerer Sozialdemo-
kraten iſt „das Recht auf Arbeit.“ Das Berner
Organ dieſer Partei ſchlägt als künftigen Arbeits-
Artikel der Bundesverfaſſung Folgendes vor: „Das
Recht auf Arbeit iſt gewährleiſtet! Jeder Schweizer
kann verlangen, daß ihm die zuſtändigen eidgenöſſi-
ſchen Behörden eine Arbeit zuweiſen, die ſeiner Leiſt-
ungsfähigkeit ſoweit irgend möglich entſpricht und
mindeſtens den für dieſe Arbeit im Lande üblichen
Lohn einbringt.“ In dieſem Vorſchlag zeigt ſich die
Nichtigkeit des Wiſſens und des Könnens dieſer Welt-
verbeſſerer. Mindeſtens müßte in die Verfaſſung mit
dem Artikel auf das Arbeitsrecht ein zweiter aufge-
nommen werden, der die Verpflichtung zur
Arbeitsleiſtung ausſpräche. Die Uebergehung
dieſer Kleinigkeit iſt begreiflich, denn davon würde
die richtige ſozialdemokratiſche Arbeiterſchaft nichts
wiſſen wollen. Ein demokratiſches, nicht etwa ein
„maſtbürgerliches“ oder arbeiterfeindliches Blatt der
Weſtſchweiz zeigt an einigen humorvollen Scenen, die










Das Geheimiriß òex Creolin.
Von Bernhard Derosne. Nachdruct verb.)
Autoriſirte freie Ueberſetzung von Philipp Freidant)

Laſſe mich alſo nicht als Zeuain vorladen, Arthur.“
; „Du brauchſt Dich
daruͤber gar nicht zu beunruhigen, daß Du als Zeugin
aufgerufen wirft. C e mir, e$ 1 {
hHanden ; aber ich hitte Dich inftändig, thue meiner. Frau
leine Erwaͤhnung, ſohald Du von dem Tode dieſes Mannes
ſprichſt Luch jenkte bejahend ihr Haupt und wurde zu
gleicher ‚Beit von einem nervöſen gittern befallen. „Was
nun das Geheimniß zwiſchen meiner Frau und dem Er-
niordelen betrifft,“ fuhr Arthur Sutherland fort, betraf
dies die Chre der fremden Perjonen — nicht die Evelinens.
Ich kann Dir dieſe Angelegenheit nicht auszeinander ſeten;
eg ijt auch nicht nöfbig. Du weißt wie ich, daß Eveline

75)


guch ſtammelte einige Worte, welche Arthur Suther-
land nicht verſtand; ſie erhob dabei nicht einmal ihren auf
den Tiſch geſtuͤtzten Kopf. Es iſt beffer, wenn Du, nicht
in Deinem Z.mmer bleibſt, damit die Dienerſchaft nicht
unndthig über die Abweſenheit Evelinens ſpricht. Bitte,
begebe Dich
wenn einer der Bedienſteten nach ihr fragen follte, kannſt
Du ja beliebige Antwort ertheilen! „Ia,“ erwiderte Luch
mit leijer Stimme.. „Wenn die Unterſuͤchung beendigt ſein
wird,“ fuhr ihr Better fort, „ſo werde ich Waphwood
vielleicht für immer verlaffen, jedenfalls aber ſo lange, bis
ich meine Frau wieder gefunden hHabe. Mögen die vergif-
teten dungen St. Marias übex uns ſprechen was ſie Luſt
hHaben. Vaͤs nun Dich betrifft, meine HNeine Intendantin,
jo,wirjt Du ſo lange hHierbleiben und die Sorgen für mein
Vaterhaus übernehmen. Dann bitte ich noch, ſei meinem
Kinde eine gute Mutter, bis Eveline wieder gefunden iſt.
Willit Du das Lucy?“ — .IH thue Ages gern für Dic.
Arthur.“ ; — „Ich , danke im Voraus. Luch IhH. wüßte
nicht, was außs uns werden ſohte, wenn Du nicht hier
wäreſt. Hewahre das Geheimyiß von der Z!ucht meiner
Frau und waͤche ſorgfältig über mein Kind. Wenn ich



len, das Unpraktiſche der ſozialiſtiſchen Forderung.
Wir machen einen kurzen Auszug. Es werden Uhr-
macher aus Neuenſtadt angemeldet. Ihr Sprech er
ſagt: „Herr Miniſter, der Leiter der nationalen Uhr-
macherwerkſtätten verweigert uns Arbeit unter dem
Vorgeben, er habe ſchon einen Vorrath fertiger Uhren
für den Bedarf der nächſten zehn Jahre, wir aber
ſagen, die Verfaſſung ſtehe über allen ſolchen Erwäg-
ungen, und verlangen von Ihnen Arbeit, denn ſteht
das Recht auf Arbeit nicht in der Verfaſſung?“ Der
Miniſter ruft ſeinen Schreiber und beauftragt ihn,
ein Geſetz auszuarbeiten, durch welches eine neue
Nationalwerkſtaͤtte für Uhrmacher errichtet wird. Der
Schreiber wendet ein: „Aber das Budget, die Steuern?“
Der Miniſter: „Geht mich nichts an, dafür ſollen
andere ſorgen, ich walte meines Amtes.“ Es treten
hierauf ein die Schuhmacher von Trüllikon. Ihr
Sprecher trägt vor, ſeit dem Sieg des Freihandels-
prinzips habe die eingeführte ſchwäbiſche Schuſter-
waare das nationale Handwerk lahm gelegt, aber die
Schuſter müßten auch gelebt haben und verlangen nun
Arbeit auf Grund des , . Der Arbeitsminiſter:
„Bedauere, aber für den Augenblick kann ich mich
mit Euch nicht beſchäftigen, es ſchlägt eben 5 Uhr,
ich habe nun 8 Stunden gearbeitet, mein Tagwerk
iſt vollbracht, Ihr könnt morgen wieder kommen.“
Der Sprecher der Schuſterabordnung: Herr Miniſter,
Sie verletzen den Artikel 4 der Verfaſſung, indem
Sie uns ohne Arbeit laſſen!“ Der Miniſter: „Kann
nicht helfen, bedaure ſehr.“ Der Sprecher: „Wir
werden Sie vor den Kammern und vor dem Bundes-
gericht zu belaugen wiſſen.! Der Miniſter: „Gott
ſei Dank, da kann ich endlich den Advokaten Arbeit
verſchaffen, die mir nachgerade die Stiege abtreten.“



Deutſches Reich.

Berlin, 12. Noa. In einer geſtern Nachmittag
ſtattgehabten zahlreich beſuchten Verſammlung beſchloſſen
die ſtreikenden Buchdruckergehilfen, auf ihren Forder-
ungen zu beharren und erſt nach Bewilligung derſelben
die Arbeit wieder aufzunehmen.

Berlin, 12 Nov. Nach den „Pol. Nachr.“
ſollen zwecks Studiums der neueren Sprachen unter
den Offizieren in den nächſtjährigen Militär-Etat
Mittel eingeſtellt werden. ; 4

Berlin, 12. Nov Die Matrikularbeitraͤge für
das kommende Etatsjahr ſollen ſich nach hieſigen
Blättern auf 316 Millionen Mark belaufen.

Breslau, 12. Nov. Die ſtreikenden Buchdrucker

— *





Luch erwiderte kein Wort. Als Arthur weggegangen


überall die Zugänge von innen ab.

*
* *

Dank dieſer Vorfichtsmahregeln war die Flucht Eve-





Unterſuchung über den Mord Lenoirs beendigt war. Ur-
thur war halb wahnſinnig vor Aufregung, und er würde
ſich noch denſelben Abend auf die Verfolaung ſeiner ge-
lohenen Frau begeben haben, hätte ſein Zuſtand, der in
Folge der Aufreaungen der zwei letzten Tage ein ſehr
elender waͤr dies geftattet. Er fühlte ſo ungeheure Kopf-


es ihm unmöglich war, dieſen Wbend noch abzureiſen Er be-
ſchloß dehhalb die Nacht im Maphwood zuzubringen und
in der früheſten Stunde des nächſten Tages Maphwood zu
44* um Nachforſchungen nach ſeiner Frau anzu-
ellen.
Er begab ſich in das Bibliothekzimmer,, und überließ
fich in einem Lehnſtuhle feinen düſteren Gedanken. Er
verfiel in einen Halbſchlummer, in welchem er ſein armes
geliebtes Weib, von Allen verlaſſen, ohne Schutz und ohne
Hülfe in den Stratzen einer aroßen Siadt umherirren
jah. Sr erblickte fie in ſeiner Viſion wie ſien ſchmachtend
vor Durſt und Hunger, irgendivo im Weiten Felde lag
und wie ſie zitternd vor Froſt und Näſſe um Hülfe rief.


e3 hatte an der Thüre geklopft „Herein,” rief er, un
Roſa erfchien : Verzeihen Sie, Serr Sutherland, Fräulein
welche Sie zu ſprechen
Der Name Sophie Weldons erinnerte ihn daran,
daß noch andere Menſchen in der Welt ſolches Herzeleid
erfahren hatten, wie er. Gleichwohl überraſchte ihn der
Beſuch, weil ex heute Morgen erfahren hHatte, daß dieſelbe
nicht im Stande ſei, das Zimmer zu verlaſſen. „Führen
8 arme Kird ſofort hierher,“ gebot Arthur Suther-
and.




— — — — — — 8 r
| Nach einigen Minuten erſchien Sophie Weldon in der
Biblothel. „Arme Sophie, Sie armes Mädchen,” tröftete
Arthur Sutherland, indem er ihr größend entgegen ging.
Bei ihrem Anblick wich er unwillfürlih zurüd — und
einer mit ſtärkeren Nerven verfehene Perſon wäre das
Gleiche yafficrt — denn das früher in blühender Schönheit
prangende Maͤdchen alich einem lehendigen Leichnam Da-
hei triefte das arme Kind von Waffer, jeine Kleider waren
über und üher mit dem Kotb der Straßen beſchmutzt und
die durchnäßten Locken fielen ihm wirr auf die Schultern.
Das Antlitz des jungen Mädchens war blaß wie der Tod,
und ſeine Augen alänzten in irrem Feuer Arthur Suther-
land hatte tiefes Mitleid mit dem armen jungen, Geſchöpf,
„Arme Sophie.“ ſagte er, indem er ihre beiden Hände er-
griff und ſie ans wärmende Feuer führte „Um Gottes-
willen, was führt fie bei dieſem ſchrecklichen Wetter nach
Mophwood ?“ — „Man weiß nicht! daß ich hierher ge-
gangen bin,“ ſagte Sophie, zuſammenſchauernd und ſich
dem brennenden Kamin nähernd. „IQ habe aber fagen
hören/ daß er morgen begraben werden ſolle, und ich fühlte, ich
müßte {terben, wenn ich iha nicht vorher noch einmal ge-
ſehen hätte. Oh, Herr Sutherland, ich ſolte ja ſeine Frau
werden !” Dies alles ſagte ſie unter Vexgietzung eines
ſolchen Stromes von Ehränen, daß er ſeinen eigenen
Schmerz über dem der Fremden vergaß Niemals würde
ich ihn der Erde übergeden laſſen können, ohne ihn noch
einmal aeſehen zu haben,“ fuhr das bedagernswerthe
Mädchen unter Schluchzen fort, „und deßhalb bin ich zu
Zuß von St Maria Hierhergegangen, um ihm zum letzten
Male Adien zu Jagen.“ „Zu Zuß“, rief Arthur Suther-
ı Yland mit Entjegen. „Ia,” fagte Sophie, indem fie einen
Biick auf ihre vom RKRegen vollitändig durchweichten Kleider
warf: Ich bin Ihnen entiprungen, denn fie würden mich
nicht gehen laſſen Ob, Herr Sutherland, Sie wiſſen nicht,
wie ſehr ich ihn Liebte!” ;

Sie hrach aufs Neue in bittere Thränen aus. „Armes
Mädchen,“ jagte Arthur, „mwie bedaure ich Sie. Es iſt
hart Jemanden zu verlieren denn man gern hat, und er
nahm in der That ein ſo ſchreckliches Ende !“ —

Fortfetzung folgt.)




 
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